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Jesus wird begrüßt wie ein König, geht aber den Weg des Leidens

von Christian Rust (Rockenhausen)

Predigtdatum : 28.03.2021
Lesereihe : III
Predigttag im Kirchenjahr : Palmsonntag
Textstelle : Hebräer 11,1-2(8-12.39-40); 12,1-3
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Wochenspruch: Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. (Johannes 3,14b.15)

Psalm: 69,2-4.8-10.14.21b-22.30 (EG 731)

Lesungen

Reihe I: Jesaja 50,4-9
Reihe II: Markus 14,(1-2)3-9
Reihe III: Hebräer 11,1-2(8-12.39-40);12,1-3
Reihe IV: Johannes 17,1-8
Reihe V: Johannes 12,12-19
Reihe VI: Philipper 2,5-11

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 314 Jesus zieht in Jerusalem ein
Wochenlied: EG 351, 1-3 Ist Gott für mich
Predigtlied: EG 137 Geist des Glaubens
Schlusslied: EG 377 Zieh an die Macht

Predigttext Hebräer 11,1-2(8-12.39-40);12,1-3

1 Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.
2 In diesem Glauben haben die Alten Gottes Zeugnis empfangen.

(8 Durch den Glauben wurde Abraham gehorsam, als er berufen wurde, an einen Ort zu ziehen, den er erben sollte; und er zog aus und wusste nicht, wo er hinkäme.
9 Durch den Glauben ist er ein Fremdling gewesen im Land der Verheißung wie in einem fremden Land und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung.
10 Denn er wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.
11 Durch den Glauben empfing auch Sara, die unfruchtbar war, Kraft, Nachkommen hervorzubringen trotz ihres Alters; denn sie hielt den für treu, der es verheißen hatte.
12 Darum sind auch von dem einen, dessen Kraft schon erstorben war, so viele gezeugt worden wie die Sterne am Himmel und wie der Sand am Ufer des Meeres, der unzählig ist.

39 Diese alle haben durch den Glauben Gottes Zeugnis empfangen und doch nicht die Verheißung erlangt,
40 weil Gott etwas Besseres für uns vorgesehen hat: dass sie nicht ohne uns vollendet würden.)

1 Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns umstrickt. Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist,
2 und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.
3 Gedenkt an den, der so viel Widerspruch gegen sich von den Sündern erduldet hat, dass ihr nicht matt werdet und den Mut nicht sinken lasst.

Predigt

Liebe Gemeinde,

heute möchte ich uns alle, mich selbst mit dazu genommen, mit einem Wort aus der elektronischen Datenwelt begrüßen; es hat nämlich mit dem Bibelwort zur Predigt viel zu tun:

Liebe Cloud!

Der Palmsonntag erinnert uns daran, wie Jesus in Jerusalem eingezogen ist. Sein Ritt auf dem Esel in die Hauptstadt Israels war anscheinend für eine große Menge von Menschen ein Signal. Wie sie Palmzweige und so manches Gewand auf den Weg geworfen haben, war ein Fanal. Hier reitet nicht irgendeiner auf einem Lasttier; nein, gerade erleben wir den triumphalen Einzug eines Königs! Dabei wussten die Leute das nicht; sie hofften es aber aus ganzem Herzen, und darum glaubten sie auch mit aller Kraft daran und schufen so eine eigene neue Wirklichkeit: Das muss ein König seinglaube ich wenigstens!

Mit dem Begriff Glaube ist es ähnlich wie mit dem Wort Liebe: beide werden viel benutzt. Jede und jeder meint bei uns zum Thema Liebe etwas sagen zu können; das gilt auch für das Glauben. Das hängt natürlich mit der Bandbreite der Begriffe zusammen; sie können so viel bedeuten. Heute soll schwerpunktmäßig insbesondere das Glauben betrachtet und bedacht werden.

Immer wieder höre ich Menschen sagen: Glauben heißt nicht wissen. Und ich kann mir dann den daraus folgenden Gedanken nicht verkneifen: wenn Glauben mit Nichtwissen gleichzusetzen ist, dann ist Dummheit die beste Voraussetzung zum Glauben. Na, sagen wir, etwas abgeschwächt: Unkenntnis. Und anders herum: Wer einen Sachverhalt genügend, am besten wissenschaftlich, durchdrungen hat, der weiß etwas; das braucht er – oder sie – also nicht mehr zu glauben. Wer aber so manches nicht begreift, der kann sich in aller Seelenruhe dem Glauben hingeben.

Diese Sicht auf den Glauben habe ich aber nicht bloß bei freundlichen - oder auch unfreundlichen – Gegnern des Glaubens getroffen; diese Art Erkenntnis haben auch Menschen, die den Glauben durchaus schätzen und als gutes Instrument ihres Glaubenslebens verstehen.

Heute lesen wir nun im Bibelwort zur Predigt am Palmsonntag noch eine andere bedenkenswerte Auskunft: Der Glaube ist eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. Der Glaube ist eine Zuversicht; er hat mit der Hoffnung zu tun. Diese Beschreibung öffnet uns die Augen in eine Richtung, die wir, fokussiert auf den Begriff Wissen, überhaupt nicht im Blick hatten!

Insofern waren die Leute im damaligen Jerusalem schon auf der richtigen Spur. Sie hatten vor allem anderen eine Hoffnung. Sie wussten nicht; aber sie hatten keinen Zweifel. Sie sahen keinen König einziehen, mit Herolden und großem Gefolge, mit triumphaler Musik, mit Trommeln und Fanfaren; aber trotzdem gab ihnen ihre Sehnsucht die Überzeugung ein: da ist kein Irrtum möglich; hier kommt der lang ersehnte König! Diese Menschenmenge war absolut gewiss: Gott selbst schickt uns diesen Jesus, der hier einzieht, als König und Retter.

Der Hebräerbrief stellt die Schar der Christen nun in genau diese Reihe von Menschen, denen Gottes Offenbarung zuteil wird. Er gibt ihnen auch einen Namen: es ist eine Wolke, eine Wolke von Zeugen.

Damit führt er uns auf eine sehr modern erscheinende Spur: Die Cloud; das ist der englische Begriff für Wolke. Ist kein bisschen modern. Eher, so habe ich das Empfinden, aus der Bibel abgekupfert, genauer: aus dem 12. Kapitel des Hebräerbriefs, eben aus dem Bibelwort für unsere heutige Predigt.

Da ist doch die Rede von einer Wolke! Und die ist kein bisschen wolkig, kein Schäfchen am blauen Himmel, keine Ansammlung von unzähligen Wasserdampf-Tröpfchen. Sie ist auch nicht ein federleichtes Gebilde, das von den Winden hierhin und dorthin getrieben wird. Sie ist vielmehr so etwas wie ein riesiges Netzwerk – von dem ja auch gern so gesprochen wird, als sei es eine Erfindung unserer Tage. Dabei, so dürfen wir nebenbei bemerken, spricht schon die Bibel von der Schöpfung, in der alle, wirklich ausnahmslos alle, Geschöpfe aufeinander bezogen erschaffen sind, miteinander zu tun haben und auf vielerlei Weise füreinander da sind.

Im Gegensatz zur heutigen Cloud, die in erster Linie dem Datenaustausch und im besten Sinn dem Gewinn an Wissen dient, hat aber die biblische Wolke von Zeugen vor allem andern eine andere Aufgabe. Mit den Worten des Hebräerbriefs selbst gesagt: Umgeben von dieser Wolke, und dann auch selbst ein Teil dieser Wolke, können wir geduldig und ausdauernd laufen in unserm Kampf des Lebens. Voller Vertrauen können wir das tun; wir sehen dabei auf zu Jesus: Er ist der Anfänger und Vollender des Glaubens. Die Menschen damals in Jerusalem haben in ihm den König gesehen. Das wird so geschildert: Wir sind gewiss: er hätte Freude haben können, aber er hat das Kreuz erduldet; er hat die Schande gering geachtet, die der Tod am Kreuz damals bedeutet hat. Und in dieser Kraft von Gott hat er sich zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt.

Der Brief fasst diese Gedanken, die ja ein Zeugnis und ein Bekenntnis darstellen, zusammen. Und fordert Leserinnen und Leser, also die Wolkenchristenmenschen, auf: Gedenkt an ihn! An Jesus, den König und Herrn eures Lebens. Er hat so viel Widerspruch gegen sich von den Sündern erduldet. Erlebt Ihr so etwas auch? Dann schaut auf ihn und werdet nicht matt, und der Mut soll euch nicht sinken.

Sein Beispiel sagt deutlich: Er wusste, worauf er sich einlässt; er wusste, dass Leben Kampf und Anstrengung und ganz gewiss kein Zuckerlecken ist. Aber er hat sich darauf eingelassen. Er hat gekämpft, und seine Waffen waren sein Glaube, sein Vertrauen in Gott und die Gewissheit, von Gott gehalten und geliebt zu sein. Erkennt ihr das wieder? Dann schaut auf ihn, damit ihr nicht müde werdet! Orientiert euch an ihm, damit euer Mut nicht sinkt! Führt in seiner Liebe euer Leben! Lasst ihn Herr eures Lebens sein! Werdet auch ihr Bekenner und Zeugen, ein lebendiges Teil der Wolke! Tragt auch ihr dazu bei, dass alle, die im Glauben sein Heil bekannt, erhofft und gelebt haben, vollendet werden in Gott. Amen.

Verfasser: Christian Rust, Pfarrer i. R.


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