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Keine Angst

von Elke Burkholz (Messel)

Predigtdatum : 22.03.2020
Lesereihe : II
Predigttag im Kirchenjahr : Lätare
Textstelle : Jesaja 66,10-14
ggf. Homepage, auf der die Predigt verzeichnet ist : http://www.elkeburkholz.com
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Wochenspruch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. (Johannes 12,24)

Psalm: 84,2-13

Predigtreihen

Reihe I: Johannes 6,47-51
Reihe II: Jesaja 66,10-14
Reihe III: Johannes 12,20-24
Reihe IV: 2. Korinther 1,3-7
Reihe V: Jesaja 54,7-10
Reihe VI: Lukas 22,54-62

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 398 In dir ist Freude
Wochenlied: EG 396 Jesu, meine Freude
Predigtlied: EG 372 Was Gott tut, das ist wohlgetan
Schlusslied: EG 79 Wir danken dir, Herr Jesu Christ

Predigttext Jesaja 66, 10 - 14

Heil und Gericht

10 Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid.
11 Denn nun dürft ihr saugen und euch satt trinken an den Brüsten ihres Trostes; denn nun dürft ihr reichlich trinken und euch erfreuen an ihrer vollen Mutterbrust.

12 Denn so spricht der HERR: Siehe, ich breite aus bei ihr den Frieden wie einen Strom und den Reichtum der Völker wie einen überströmenden Bach. Da werdet ihr saugen, auf dem Arm wird man euch tragen und auf den Knien euch liebkosen.
13 Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet; ja, ihr sollt an Jerusalem getröstet werden.
14 Ihr werdet's sehen und euer Herz wird sich freuen, und euer Gebein soll grünen wie Gras. Dann wird man erkennen die Hand des HERRN an seinen Knechten und den Zorn an seinen Feinden.


Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und unserem Herrn Jesus Christus!

Liebe Gemeinde am heutigen Sonntag Lätare: Freuet euch. Unser Predigttext mitten in der Passionszeit fordert uns zur Freude auf oder zum Ausblick auf die zukünftige Freude. Ich lese Jesaja 66,10-14 (Gute Nachricht):

(Predigttext)

Liebe Gemeinde, das passt ja wie die Faust aufs Auge. Mitten in der Coronakrise, inmitten von Hamsterkäufen und sich ständig zuspitzendem Drama, die erste Predigt, die ich nur für die E-Mail schreibe, weil wir keinen Gottesdienst feiern dürfen – und dann eine solche Freudenbotschaft. 

Die Botschaft heute ist: Es wird eine Zeit nach Corona geben. Und wir werden dann anders auf die Welt schauen.

Wir werden es genießen, einander zu begegnen und einander wieder die Hand zu geben. Wir werden die Freiheit genießen und die gefüllten Regale und dass wir reisen dürfen und Sportveranstaltungen stattfinden. Dass wir ins Kino und ins Theater gehen dürfen. Dass wir uns für Beerdigungen in den Trauerhallen treffen dürfen. Dass wir uns im Evangelischen Gemeindehaus treffen dürfen. Nichts mehr werden wir für selbstverständlich halten. Dankbar werden wir sein, wenn alles vorbei ist. 

Unser Predigttext möchte genau das sagen. Mitten im Unglück sagt er den Menschen: es wird anders werden. Gott wird euch trösten wie eine Mutter tröstet. Es wird genug für alle geben: Fülle, nie versiegend, Mutterbrüste. 

Reicht das, um die Ängste zu begrenzen und die Panik einzuhegen? 

Selbst ich, der ich sehr gelassen bin und gut im Verdrängen, werde angesteckt von der großen allgemeinen Aufregung. Wie wird es werden? Wie schlimm wird es noch werden? Wie lange wird es dauern? Werden auch Menschen sterben, die wir kennen? Oder gar welche, die uns nahe sind? Werden wir selbst krank werden und wie schwer?

Wir wissen es nicht. Wir haben es nicht unter Kontrolle. Das macht uns Angst. Das ist eine große Unsicherheit, in uns und um uns herum. Die Welt nach Corona wird nicht wieder die alte Welt sein.

Wenn wir nicht die Kontrolle haben – dann bleibt uns nur, das anzunehmen, was ist und was geschieht.

Die durchgeknallte Aktion nützt ja nichts. Selbst wenn ich 300 Rollen Klopapier zu Hause habe, wenn Bargeld und Goldmünzen horte – ist das ein Schutz vor einem Virus? Ist das ein Schutz, wenn die gesellschaftliche Ordnung beeinträchtigt wird?

Das Erschreckendste an der ganzen Situation finde ich die Hamsterkäufe. Offensichtlich glauben zu viele Menschen nicht mehr dem, was offiziell verkündet wird. Sie sind voller Misstrauen und nur noch an der Sicherung ihrer Grenzen interessiert. So viel Angst. So viel Panik. So wenig Grundvertrauen.

Was hilft uns gegen die Angst? 

Durchatmen. Sich Ablenken. An das Danach denken. Heldenhaft an andere denken, auch wenn die egoistisch mit Hamsterkäufen Stress auslösen!

Meine Frau und ich haben ein Lied, das uns hilft. Es ist so schön altertümlich klagend. Es ist das Lied 524 aus dem Evangelischen Gesangbuch. Besonders empfehlenswert ist die dritte Strophe: 

Denn gleich wie die Rosen stehen
unter spitzen Dornen gar,
also auch die Christen gehen
in viel Ängsten und Gefahr.
Wie die Meereswellen sind
und der ungestüme Wind,
also ist allhier auf Erden
unser Lauf voller Beschwerden.

Wenn wir das lauthals zusammen schmettern, dann haben wir auf jeden Fall schon einmal die Atemübung gemacht und beruhigen uns. Und die erste Strophe geht gleich den Hintergrund aller Angst an: die Angst zu sterben. Nur ist das Sterben hier nicht das Erschreckende, das zu vermeiden ist, sondern das, was das Elend hier beendet:

Freu dich sehr, o meine Seele,
und vergiss all Not und Qual,
weil dich nun Christus der Herre,
ruft aus diesem Jammertal.
Aus Trübsal und großem Leid
sollst du fahren in die Freud,
die kein Ohr hat je gehöret,
die in Ewigkeit auch währet.

Hiermit fordere ich alle auf, erst diese beiden Liedstrophen auswendig zu lernen, bevor Sie nach neuen Infos zu Corona suchen. 

Sie haben doch sicher eh allmählich die Nase voll davon. Wie hat jemand zu mir gesagt: Nur noch Corona die ganze Zeit. Da hat man das Gefühl, der Corona liegt neben einem im Bett.

Also, lernen Sie diese alten Strophen auswendig. Es gibt viele Vertonungen, die Ihnen dabei helfen können. Und wenn Sie Klopapier brauchen, melden Sie sich. Wir haben welches. 

Verbreiten Sie Gelassenheit, Mut und Hoffnung, so gut Sie können. Pflegen Sie Ihre sozialen Kontakt per Telefon, Whatsapp, E-Mail, Facebook oder wie auch immer. Nur halten Sie körperlich Abstand, mindestens 1,50 m. Seien Sie christliche Helden. 

Sie  sind versorgt. Wir alle sind versorgt. Gott sagt uns zu: Ich werde euch trösten, wie eine Mutter tröstet. Neuer Lebensmut wird in euch erwachen, so wie im Frühling das frische Grün sprosst.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere menschliche Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus zum ewigen, seligen Leben.

Verfasser: Pfarrer Albrecht Burkholz und Elke Burkholz