Leben aus der Taufe
von Marilott Grosch (63329 Egelsbach)
Predigtdatum
:
03.07.2005
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
5. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle
:
5. Mose 7,6-12
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Wochenspruch:
So spricht der Herr, der dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ (Jesaja 43,1)
Psalm: 139,1-16.23-24 (EG 754)
Lesungen
Altes Testament:
Jesaja 43,1-7
Epistel:
Römer 6,3-8 [9-11]
Evangelium:
Matthäus 28,16-20
Liedvorschläge
Eingangslied:
EG 452
Er weckt mich alle Morgen
Wochenlied:
EG 200
Ich bin getauft auf deinen Namen
Predigtlied:
EG 320
Nun lasst uns Gott dem Herren
Schlusslied:
EG 590
Herr, wir bitten: Komm und segne uns
Hinführung:
Die Wüstenwanderung geht zu Ende und das Volk Israel zieht in Kanaan ein. Dabei soll sich das Volk von der heidnischen Bevölkerung und deren Kult fern halten. Strikte Absonderung ist nötig, da die Verführung sehr groß ist. Zum Schutz des Glaubens an den einen Gott sollen die fremden Götterbilder und -altäre zerstört werden.
Liebe Gemeinde,
mit dem Alten, dem Ersten Testament verbinden wir oft Vorstellungen von einem zwar gerechten, aber harten, ja manchmal vielleicht sogar von einem unerbittlichen, meist jedoch von einem strengen Gott, der auch wütend sein kann. Menschen machen sich Bilder von Gott und projizieren menschliche Eigenschaften in den Himmel. Doch nicht nur das Neue Testament und Jesus, sondern auch das Erste Testament berichtet von Gott und von der Liebe, die beide dasselbe sind. Gott handelt aus Liebe, so steht es auch in unserem Predigttext, 5 Mose 7, 6-12:
6 Mose sprach zum Volk Israel: Du bist ein heiliges Volk dem HERRN, deinem Gott. Dich hat der HERR, dein Gott, erwählt zum Volk des Eigentums aus allen Völkern, die auf Erden sind. 7 Nicht hat euch der HERR angenommen und euch erwählt, weil ihr größer wäret als alle Völker - denn du bist das kleinste unter allen Völkern -, 8 sondern weil er euch geliebt hat und damit er seinen Eid hielte, den er euren Vätern geschworen hat. Darum hat er euch herausgeführt mit mächtiger Hand und hat dich erlöst von der Knechtschaft, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten. 9 So sollst du nun wissen, dass der HERR, dein Gott, allein Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten, 10 und vergilt ins Angesicht denen, die ihn hassen, und bringt sie um und säumt nicht, zu vergelten ins Angesicht denen, die ihn hassen. 11 So halte nun die Gebote und Gesetze und Rechte, die ich dir heute gebiete, dass du danach tust.
12 Und wenn ihr diese Rechte hört und sie haltet und danach tut, so wird der HERR, dein Gott, auch halten den Bund und die Barmherzigkeit, wie er deinen Vätern geschworen hat.
Ein heiliges Volk bist du deinem Gott, sagt Moses zu dem Volk Israel. Das Attribut „heilig“ bleibt im Wesentlichen Gott vorbehalten oder wird zumindest mit Gott in Verbindung gebracht. Heilig ist Gott und was zu Gott gehört. Gott selbst heiligt ein auserkorenes Volk. Israel ist von Gott angenommen und aus allen Völkern der Erde erwählt. Gott hat dieses Volk nicht gewählt, weil es größer wäre als andere Völker, nein, sondern Gottes Beweggrund ist die Liebe. Es ist weder eine Auszeichnung, noch eine Würdigung für große Taten oder gar geschicktes politisches Taktieren. Gott liebt Israel und hat es deshalb angenommen und erwählt.
Mit den Vätern und Urvätern dieses Volkes hatte Gott damals einen Bund geschlossen. Aus ägyptischer Knechtschaft hatte Gott das Volk Israel befreit und durch die Wüste geleitet, durch karge Zeiten begleitet. In Treue und voller Liebe bewahrt Gott den Bund mit dem Volk Israel, mit den Nachkommen der Väter, mit dem aus der Sklaverei befreiten Volk.
Liebe ist auch das Motiv für die 10 Gebote, für das Geschenk der Gesetzestafeln. Sie beginnen im ersten Gebot mit der Zusage Gottes: „Ich bin dein Gott“. Ich bin, ich führe dich heraus und befreie dich. Deshalb brauchst du keine anderen Götter. Du brauchst deshalb auch nicht zu töten, zu stehlen, zu lügen oder neidisch zu sein. Wenn ihr diese Gebote haltet, könnt ihr gut miteinander leben und ich behüte euch. Wichtig ist auch, dass ihr diese Gebote liebevoll euern Kindern übermittelt, und die sollen euch im Alter dafür gut behandeln. Mit diesen Geboten heilige ich euch. Wenn ihr sie jedoch nicht haltet, wird euer Handeln Folgen haben. Euer Tun und Lassen bleibt nicht geheim, sondern es wird offenbar und hat Konsequenzen.
Heilig bedeutet dem ursprünglichen Sinn nach „abgesondert“. Indem Gott das Volk Israel erwählt hat, wurde es von anderen Völkern der Erde abgesondert, wurde etwas Besonderes. Besonders zu sein heißt auch gleichzeitig anders zu sein. Aus leidvoller Erfahrung wissen wir, dass das Andere immer wieder bekämpft wird. Das beginnt oft im Kleinen, geht zum Teil über in Mobbing, z.B. Verhauen von Kindern, die keine Markenkleidung tragen, und eskaliert in Diskriminierung von Minderheiten, in Mord oder sogar Massenmord - wie die Geschichte unseres Landes zeigt und was erst 60 Jahre her ist. Wie schwer Israel und das Volk der Juden an der Erwählung, an der Abgesondertheit zu tragen hat, lässt sich von uns kaum ermessen. Ein Israeli hat einmal gesagt: „Ach Herr, hättest du dir doch ein anderes Volk ausgesucht.“
Mit der Erwählung ist ein Auftrag verbunden, ja Erwählung ist dem Sinn nach „Auftrag“. Bei der Erwählung trägt Gott dem Volk auf, nach bestimmten Regeln und den 10 Geboten miteinander zu leben. Dieser Auftrag ist jedoch keine Willkür, sondern stellt sich als Liebestat Gottes heraus.
Das in das heilige Land eingezogene Volk Israel soll sich im Glauben festigen und sich gegen andere Götterverehrungen abgrenzen.
Wie schwer das Abgrenzen ist, wissen wir Christen nur zu gut: Zu leicht verfallen wir immer wieder den Verlockungen des Wohlstands, des Gewinnstrebens, der Macht und des Reichtums, den wir auf Kosten anderer Völker und Menschen ausleben. Doch unsere Persönlichkeit entwickelt sich nicht durch Schwimmen in der Menge, Untergehen in der Masse, nicht durch Flattern wie ein Fähnchen im Wind, sondern Persönlichkeit entwickelt sich durch Abgrenzung von anderen. Mit Gottes Hilfe entstehen im Volk Gottes unter Juden und Christen Persönlichkeiten, die auf einem starken Fundament gründen. Wer auf Gott vertraut, hat nicht auf Sand, sondern auf Felsen gebaut.
In freier Entscheidung hat Gott Israel erwählt - dies ist eine bleibende Erwählung, die niemand Israel absprechen kann. Und in freier Entscheidung ist Gott mit Israel einen Bund eingegangen. Gott bindet sich an dieses kleine Volk, nicht an eine große, glänzende Weltmacht, sondern an das Kleine, an das der Gefahr ausgesetzte. Gott ist frei in Entscheidungen und bindet sich trotzdem. Ähnlich wie Menschen, die sich bei freier Wahl an einen Partner, an eine Partnerin binden. Deshalb wird Gott - und später im Neuen Testament auch Jesus - mit dem Bräutigam verglichen und Jerusalem mit seiner Braut. Aus Liebe handelt Gott. Aus Liebe erweckt Gott auch Christinnen und Christen in den Völkern der Erde. Gottes Liebe ist so groß, dass sie aus dem kleinen Volk Israel überschwappt in die große Völkerwelt. Durch Jesus Christus und über Paulus und weitere Missionare erwählt Gott treue Dienerinnen und Diener. Wir Christen feiern in der Taufe die Aufnahme in die Gemeinde Gottes. Am heutigen Tauferinnerungssonntag besinnen wir uns auf die Wurzeln unseres Glaubens. Wir gründen im Volk Israel und in dem Juden Jesus Christus. Dem Volk Israel hat sich Gott offenbart, nicht nur am Sinai mit den Gesetzestafeln und den Leben schützenden und Frieden schaffenden Richtlinien. Diese Gebote machen es uns leichter, auf unsere Mitmenschen zu achten und den Weg zu Gott immer wieder einzuschlagen.
Gott befreit aus Verstrickungen und Knechtschaften, in die wir uns manchmal sogar freiwillig oder aus Unachtsamkeit begeben. Gott befreit uns und lässt uns trotzdem Freiheit. Gott bindet sich, aber nicht uns. Immer wieder wirbt Gott liebevoll um uns, zwingt uns aber nicht, sondern lässt uns die Freiheit, sogar auch in unseren Entscheidungen für oder gegen Gott. Dies ist der wesentliche Unterschied zu anderen Gottheiten und kommt aus der Schöpferkraft Gottes. Gottes Liebe ist kreativ, wie z.B. an der Artenvielfalt in der Natur zu sehen ist. Gottes Liebe zeigt auch immer neue Wege, wie wir aus Verirrungen zu Gott kommen können. Gottes Liebe schafft Geborgenheit, setzt aber auch Grenzen. Paulus schreibt im ersten Brief an die Korinther (1 Kor 13, 4-8a): Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, ... sie freut sich aber an der Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf. Amen.
Verfasserin: Prädikantin Marilott Grosch, Erich-Kästner-Str. 66, 63329 Egelsbach
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