Leben aus der Taufe
von Edelgard Richter (04838 Doberschütz)
Predigtdatum
:
27.07.2003
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
5. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle
:
Matthäus 28,16-20
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Wochenspruch:
So spricht der Herr, der dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ (Jesaja 43,1)
Psalm: 139,1-16.23-24 (EG 754)
Lesungen
Altes Testament:
Jesaja 43,1-7
Epistel:
Römer 6,3-8 [9-11]
Evangelium:
Matthäus 28,16-20
Liedvorschläge
Eingangslied:
EG 452
Er weckt mich alle Morgen
Wochenlied:
EG 200
Ich bin getauft auf deinen Namen
Predigtlied:
EG 210
oder EG 259
Du hast mich, Herr, zu dir gerufen
Kommt her, des Königs Aufgebot
Schlusslied:
EG 170
Komm, Herr, segne uns
16 Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte. 17 Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten. 18 Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. 19 Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes 20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
Liebe Gemeinde!
13x wurde dieser sogenannte „Missionsbefehl“ im vergangenen Jahr 2002 in einem kleinen Pfarrbereich gelesen; 13x bei 13 Taufen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.
(Eventuell lässt sich die Zahl für den eigenen Pfarrbereich erfragen.)
Und jedes Mal, wenn wir taufen in unseren Gemeinden, egal ob Kinder oder Erwachsene, schwingt dabei die Hoffnung mit, dass sich auch durch die neu Hinzugekommenen unserer christlichen Gemeinschaft das Wort Gottes weiter ausbreiten möge in unserer Welt.
Und nicht nur die Hoffnung ist da, dass dies funktionieren möge, sondern auch der Anspruch, dem Missionsbefehl in unseren Heimatorten gerecht zu werden. Als große Landeskirche haben wir diesen Anspruch festgeschrieben in unserer Grundordnung der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen. Im Vorspruch heißt es: „Sie (die Landeskirche) ist gesandt, die Botschaft von Jesus Christus, dem Heil der Welt, allen Menschen auszurichten. In der Gesellschaft, in der sie lebt, hat sie durch die Verkündigung und ihr Handeln den Zuspruch und den Anspruch des Wortes Gottes in Gesetz und Evangelium zu bezeugen.“
Halten wir uns das vor Augen: eine große Hoffnung und ein hoher Anspruch - bei nur 13 Taufen in einem Jahr! Das ist die Wirklichkeit, die dem so sehr zu widersprechen scheint. Kommt dem einen oder der anderen da nicht der Satz aus unserem Predigttext in Erinnerung: „Einige aber zweifelten“? Aber warum sollte es auch heute anders sein als damals vor 2000 Jahren. Immer, wenn Jesus vor Menschen hintritt, meldet sich auch der Zweifel zu Wort. Wer ist er; mit welchem Recht kann er sich so einfach hinstellen und Menschen in seinen Dienst nehmen? Mit welchem Recht nimmt er uns in seinen Dienst? Wir lassen uns doch nicht von jedem Befehle erteilen!
Wir könnten unsere Zweifel auch so anmelden: Lässt sich heute denn wirklich noch ein Mensch für Jesus gewinnen durch unsere Arbeit in der Kirchengemeinde, im Chor, im Gemeindekirchenrat, im Posaunenchor, in der Frauenhilfe, ...? Unsere Fragen helfen uns hier nicht weiter. Damit drehen wir uns immer wieder im Kreis. Weiterhelfen können nur Jesu Antworten. Und die sind eindeutig. Er diskutiert - auch mit den Zweifelnden - gar nicht darüber, warum Mission sein soll, ob sie überhaupt sinnvoll und ab wie vielen Taufen im Jahr erfolgreich sei, oder was es da sonst noch für Fragen gibt. Er sagt: „Geht hin, macht zu Jüngern, tauft und lehrt!“
Jesus erteilt seinen Auftrag nicht nur denen, die niederfallen und ihn anbeten, denen, die fest im Glauben stehen. Sein Auftrag gilt auch den Zweifelnden, die noch nicht recht wissen, wie sie mit ihrem Gegenüber umgehen sollen. Man muss Jesu vorhergehenden Satz sogar so verstehen, dass er seinem Befehl noch Nachdruck verleiht. „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ Wer sich an dem Befehl des auferstandenen Siegers über alle Mächte vorbeidrücken wollte, als ob er ihn nichts anginge, sollte schon bedenken, mit wem er sich da einlässt.
Aber auch der ängstlich und verzagt fragt, ob der Herr denn wohl mit ihm etwas anfangen könnte, mit seinen bescheidenen Möglichkeiten, soll wissen, wer ihn in den Dienst ruft. Er ist der Herr, der für jede und jeden Einzelnen gegen Sünde, Tod und Teufel gekämpft und gesiegt hat. Nicht für sich hat er gekämpft, sondern für das Heil der Menschen. Dieses Wissen kann uns Mut machen. Es ist sozusagen unsere Rückendeckung, wenn wir nun - seinem Auftrag gemäß - Christus in der Welt bezeugen.
„Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ Eine gewaltige Aussage! Aus dem Mund von Jesus ist es gleichzeitig eine großartige Zusage an alle, die in seine Fußstapfen treten wollen. Aber sie kann für uns auch ganz abstrakt und unwirklich bleiben. Uns fehlt mitten im Alltagsgeschehen oft genug der Zugang. Der Versuch, dieser Zusage zu vertrauen, scheitert immer wieder an den Tatsachen, die unser Leben prägen. Jesu Herrschaft ist nur im Glauben fassbar. Wie oft spricht jedoch der Augenschein dagegen!
„Wenn Jesus wirklich alle Gewalt hat, dann müsste doch..., dann könnte..., dann würde nicht...“ Wann haben Sie das letzte Mal so gedacht oder es vielleicht sogar ausgesprochen? Es gibt viele Dinge, die uns Angst machen und die den Blick auf Jesu Herrschaft verstellen: Kriege, Naturkatastrophen, menschliche Bosheit und Brutalität. Aber auch persönliche Nöte und Krisen: Krankheit, andauernde Arbeitslosigkeit, das Scheitern von Beziehungen, der Tod mehrerer Freunde kurz hintereinander, die kleinen, aber penetranten Gehässigkeiten unserer Mitmenschen. Wird so nicht täglich widerlegt, dass ein liebender Gott diese Welt und unser Leben in seiner Hand hält!
Eines Tages wird seine Macht allen Menschen offenbar werden, aber noch ist sie verborgen. Mit unserem Vertrauen müssen wir daher gegen den Strom der Zweifel, Fragen und des Augenscheins schwimmen. Und das macht oftmals große Mühe.
Wer sich Jesus anvertraut, wer diesem Herrn gehorsam ist und mit seiner Macht und seinem Eingreifen rechnet, kann gewiss sein: was er zusagt, gilt auch für uns heute. „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Ich kann mich jederzeit an ihn wenden und darf mit ihm rechnen, wenn ich mit jemandem nicht zurecht komme, wenn eine schwierige Entscheidung zu treffen ist, wenn eine Krankheit belastet, wenn die Weltpolitik die Kehle vor Angst zuschnürt. Das Vertrauen zu Jesus Christus geht nicht ins Leere.
Mit dieser Gewissheit und Erfahrung im Glauben können wir dann auf andere zugehen und von ihm erzählen. Auch dann ist er bei uns. Nie lässt er uns mit seinem Auftrag „geht hin, macht zu Jüngern, tauft, lehrt“ allein. Das kann alle Zweifel und alle Fragen in uns überwinden. Wir dürfen uns fröhlich und voll Zuversicht seinem Auftrag stellen und ihm so unser Vertrauen und unsere Dankbarkeit für seine Nähe zeigen. Amen.
Verfasserin: Pfrn. Edelgard Richter, Lindenallee 20, 04838 Doberschütz/ OT Sprotta
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