Leben aus der Taufe
von Ronald Höpner (04931 Mühlberg/Elbe)
Predigtdatum
:
15.07.2007
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
5. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle
:
Jesaja 43,1-7
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Wochenspruch:
So spricht der Herr, der dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! (Jesaja 43,1)
Psalm: 139,1-16.23-24 (EG 754)
Lesungen
Altes Testament:
Jesaja 43,1-7
Epistel:
Römer 6,3-8 [9-11]
Evangelium:
Matthäus 28,16-20
Liedvorschläge
Eingangslied:
EG 451, 1-6 oder EG 168, 1-3
Mein erst Gefühl sei Preis und Dank Du hast uns, Herr, gerufen
Wochenlied:
EG 200, 1,2,4
Ich bin getauft auf deinen Namen
Predigtlied:
EG 372, 1,2,4
Was Gott tut, das ist wohlgetan
Schlusslied:
EG 168, 4-6
Wenn wir jetzt weitergehen
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit uns allen. Amen.
Liebe Gemeinde,
„Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.“ So schreibt Dietrich Bonhoeffer (in seinem Buch „Widerstand und Ergebung“).
Das möchte ich auch glauben. So möchte ich auch auf Gott und seine Wege für mein Leben vertrauen können.
Das sind große Worte. Es gibt Zeiten in unserem Leben, da kann man solchen Worten sicher zustimmen. Aber es gibt auch Zeiten, und die scheinen mir häufiger zu sein, da zweifle ich an solchen Worten. Da fällt es mir schwer zu glauben, dass Gott aus allem Gutes entstehen lassen kann. Dietrich Bonhoeffer sagt dies 1943 aus dem Gefängnis der Gestapo heraus. Er hatte die Kraft, auf Gott zu vertrauen. Er hat die Hoffnung auf Gottes tröstendes Wort und sein hilfreiches Eingreifen nicht aufgegeben.
Als Predigttext hören wir heute solche Worte des Trostes, wie Gott sie durch den Propheten Jesaja seinem Volk sagt:
1 Und nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! 2 Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen. 3 Denn ich bin der HERR, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland. Ich habe Ägypten für dich als Lösegeld gegeben, Kusch und Seba an deiner Statt, 4 weil du in meinen Augen so wertgeachtet und auch herrlich bist und weil ich dich lieb habe. Ich gebe Menschen an deiner Statt und Völker für dein Leben. 5 So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir. Ich will vom Osten deine Kinder bringen und dich vom Westen her sammeln, 6 ich will sagen zum Norden: Gib her! und zum Süden: Halte nicht zurück! Bring her meine Söhne von ferne und meine Töchter vom Ende der Erde, 7 alle, die mit meinem Namen genannt sind, die ich zu meiner Ehre geschaffen und zubereitet und gemacht habe.
Liebe Gemeinde,
das Volk Israel ist gefangen in Babylon. Es lebt im Exil, in der Verbannung, fern von der Heimat. Umgeben von Fremden mit ihren eigenen Riten und Bräuchen. Das israelitische Volk musste sich, so gut es ging, anpassen. Das gelang nicht immer. Sie blieben Fremde.
In diese hoffnungslose Situation hinein schickt Gott den Propheten Jesaja, der das Volk wieder trösten soll. Ihnen neue Hoffnung schenken soll.
Wie geschieht das hier? Wie soll der Prophet, der nichts hat, als das Wort Gottes, wie soll er ein ganzes Volk trösten?
Er kann doch die Situation der Menschen nicht wirklich ändern. Er kann doch das Volk nicht wieder heimführen, dorthin, wo sie sich wohlgefühlt haben, wo sie zu Hause waren.
Liebe Gemeinde,
was kann uns trösten, wenn wir uns allein gelassen fühlen? Wenn wir das Gefühl haben, nicht verstanden zu werden? Wenn wir uns inmitten bekannter und verwandter Menschen fremd und einsam fühlen? Was kann uns trösten, wenn wir um uns herum Mauern bauen, die uns schützen sollten, nun aber doch nur trennen?
Eine Antwort auf diese manchmal quälenden Fragen finden wir im ersten Vers unseres Predigttextes: Und nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!
Gott bringt sich bei seinem Volk wieder in Erinnerung. Er ruft den Menschen in ihrer Einsamkeit seine Nähe zu. Gott tut dies, indem er das Volk Israel daran erinnert, zu wem sie gehören. Woher sie kommen und wer sie geschaffen hat. Er führt sie zurück auf den Grund, auf dem sie stehen. Er gibt ihnen erst einmal wieder festen Boden unter die Füße. Wenn sie nun erkennen, wer dieser Gott ist, wenn sie sich wieder an die großartige Geschichte mit ihrem Gott erinnern, dann können sie die dann folgenden Worte auch als eine große Hoffnung hören. Können darauf vertrauen und daraus Zuversicht für ihre Situation gewinnen. Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!
Es ist wichtig zu wissen, zu wem man gehört. Aber es ist auch wichtig, zu spüren, dass ich dem anderen wertvoll bin. Manchmal brauchen wir auch eine solche Erinnerung wie das Volk Israel. Dass jemand zu uns kommt und uns sagt: Du gehörst zu mir. Du bist mir wichtig. Ich will für dich da sein und dich beschützen. Wir Menschen können das auf so vielfältige Weise erleben. Und immer wo uns ein solcher Zuspruch begegnet, können wir Trost erfahren. Sei es ein freundliches Wort, ein lieber Blick oder eine freundliche Berührung unserer Hände oder unserer Schulter. So viele Möglichkeiten haben wir, Trost zu erleben oder auch Trost zu spenden. Jede dieser Gesten baut dann ein Stück der uns einengenden Mauer ab.
Liebe Gemeinde! Gott bringt sich damals durch den Propheten Jesaja seinem Volk wieder in Erinnerung und sagt jedem einzelnen: Du bist mein. Du gehörst zu mir, darum vertrau’ auf mich, denn ich will für dich da sein.
Auch uns will Gott heute daran erinnern, dass wir zu ihm gehören. Er hat uns gemacht und will uns darum auch bewahren.
An dem heutigen Sonntag denken wir besonders an unsere Taufe. Wir erinnern uns an das einmalige Geschehen. In der Taufe, die sichtbar durch Wasser geschieht, nimmt Gott uns an und nennt uns beim Namen. In der Taufe schenkt Gott uns ein für allemal ein Zuhause. Seit diesem Geschehen wissen wir, wohin und zu wem wir gehören. Egal ob wir in der Fremde leben oder uns fremd geworden sind: Gott kennt unseren Namen. Durch die Taufe gilt auch uns dieses wunderbare Wort: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!
Uns heute an diese Zusage Gottes zu erinnern kann wirken wie ein unerwarteter Brief von Freunden, die an mich denken. Es kann sein wie eine Oase in der Wüste, unerwartet, aber doch da. Eine Überlebenshilfe, ein Strohhalm, ein Hoffnungszeichen.
Ich kann dann wieder Mut schöpfen, auftanken, kann noch lange davon zehren. Das kann mein Leben verändern.
Nicht die äußere Situation, die bleibt; aber mein Verhältnis in und zu dieser Situation. Ich sehe sie dann anders als zuvor. Die augenblickliche Lage ist dann nicht mehr Herr über mich, denn ich habe einen anderen Herrn. Ich muss nicht verzweifelt sein. Wenn ich jemandem anderen wichtig bin, jemand an mich denkt, dann kann sich mein Leben ändern. Ich bin angenommen, ich kann Hoffnung haben. Meine Einsamkeit ist durchbrochen.
Wir wünschen uns immer eine ganz praktische Hilfe von Gott, dass er unsere Situation ändert. Dass er einfach wegwischt, was uns das Leben so schwer macht. Das tut Gott nicht. Aber seine Zusagen sind dennoch keine leeren Worte. Denn er hilft nicht immer gleich aus einer schweren Situation heraus, aber er hilft uns hindurch: Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, daß dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen.
„Denn ich bin der HERR, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland“, ...weil du in meinen Augen so wertgeachtet und auch herrlich bist und weil ich dich lieb habe
Diese Verheißung kann uns nicht nur trösten, sondern sie kann uns Mut machen, nicht aufzugeben. Sie will uns Kraft verleihen, loszugehen. Den ersten Schritt zu wagen, denn Gott ist da.
Das Volk Israel konnte sich erinnern, wie Gott sie trockenen Fußes durch das Schilfmeer geführt hat. Sie haben Beispiele aus ihrer Geschichte, aus ihrem Leben gefunden, in denen sie erfahren haben: Gott ist da.
Schauen auch wir in unser Leben, in unsere Geschichten, und suchen wir nach den Erfahrungen, die wir mit Gott gemacht haben. Manchmal haben wir vielleicht gar nicht gemerkt, wie Gott uns bewahrt hat, aber er war da. Denn er hat seine Zusage noch nie gebrochen. Vertrauen wir auf sein Wort, dann können wir vielleicht einmal mit den Worten Dietrich Bonhoeffers unseren Glauben bekennen: „Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will.“ Schenke Gott uns seinen Segen für solches Vertrauen. Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus unserem Herrn. Amen.
Möglichkeit zur praktischen Tauferinnerung nach der Predigt:
Wir wollen an dieser Stelle miteinander unserer Taufe gedenken, die uns miteinander verbindet:
„Nimm deine Taufe als sichtbares Zeichen von Christus, als Hinweis auf Gottes Liebe, die dir gilt, wie allen Menschen, dem Tod zum Trotz.“
Niemand soll sich gedrängt fühlen, aber alle sind herzlich eingeladen, jetzt zum Taufbecken zu kommen und sich bezeichnen zu lassen mit dem „Wasserkreuz“:
„Du bist getauft. In dir lebt Christus, auferstanden von den Toten. Darum: Fürchte dich nicht.“
(währenddessen evtl. Musik)
Fürbittengebet
- Herr, unser Gott, wir bitten dich für alle, in deren Leben Angst und Not das Bestimmende sind. Zeige du ihnen den Weg der Hoffnung, den du uns durch Jesus Christus gegeben hast.
Wir rufen zu dir: HERR, ERBARME DICH.
- Herr, unser Gott, wir danken dir, dass du uns immer wieder fähig machst, Mauern zwischen uns wahrzunehmen und abzubauen. Gib uns Kraft und Mut auch in Situationen, in denen wir uns bedrängt und alleine fühlen.
Wir rufen zu dir: HERR, ERBARME DICH.
- Herr, unser Gott, wir bitten dich für unsere Gemeinde. Lass uns die Menschen nicht vergessen, die traurig und einsam sind. Lass uns die Menschen nicht vergessen, die am Rande stehen. Erinnere uns immer wieder daran, dass du zu ihnen gegangen bist.
Wir rufen zu dir: HERR, ERBARME DICH.
- Wir danken dir, dass du uns durch die Taufe miteinander verbindest und uns zu deinen Kindern machst.
- Im Vertrauen beten wir zu Gott:
VATER UNSER ...
Verfasser: Pfarrer Ronald Höpner, Schulplatz 3, 04931 Mühlberg/Elbe www.kirchemuehlberg.de
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