Menü

Leben aus der Taufe

von Wolfgang Hartmann (Halle/Saale)

Predigtdatum : 31.07.2011
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 5. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : 5. Mose 7,6-12
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Ihre E-Mail

Wochenspruch: So spricht der Herr, der dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! (Jesaja 43,1)

Psalm: 139, 1 - 16.23 - 24 (EG 754; Bayern/Thüringen EG 791)

Lesungen

Altes Testament: Jesaja 43, 1 - 7

Epistel: Römer 6, 3 - 8 (9 - 11)

Evangelium: Matthäus 28, 16 - 20

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 165, 1 - 3.8 Gott ist gegenwärtig

Wochenlied: EG 200, 1 - 2. 4 - 6 Ich bin getauft auf deinen Namen

Predigtlied: EG 401, 1 - 4 Liebe, die du mich zum Bilde

Schlusslied: EG 171, 1 - 4 Bewahre uns, Gott

Liebe Gemeinde,

unser Gottesdienst heute steht ganz im Zeichen der Taufe. Alle Texte und Lieder haben mit ihr zu tun und beziehen sich auf sie. Durch die Taufe gehören wir ganz zu Gott. Er hat uns erwählt und angenommen. Seine Liebe zu uns ist die frohe Botschaft der Taufe.

Unser Predigttext entführt uns in die bewegte Welt des Alten Testaments. Hinter dem Volk Israel lag schon der Auszug aus Ägypten. Ganz dramatisch hatte Gott sein Volk befreit. Plötzlich waren die Menschen frei und konnten losziehen. Dann waren sie auf dem Weg durch die Wüste. Sie hatten gute Erfahrungen mit Gott gemacht. Die Befreiung wurde zu dem entscheidenden Erlebnis. Der Dank dafür war ihnen gegenwärtig. Er gehört bis heute zu dem Grundbekenntnis Israels. Doch es gab dann auch die andere Seite. Menschen murrten vor Gott, weil ihre Mägen knurrten und der Durst sie quälte. Mose trat hier als Fürsprecher für sein Volk vor Gott ein. Obwohl sie Sehnsucht zurück nach Ägypten hatten, schenkte Gott ihnen die Nahrung auf dem Weg. Sie empfingen das Manna als Brot und dazu die Wachteln. So konnten sie gestärkt weiterziehen. Der Weg war das Ziel. Sie waren mit Gott unterwegs. In allen Konflikten zeigte er sein Wohlwollen.

Nun tritt in unserem Predigttext Mose vor sein Volk. Gott spricht durch ihn zu seinem Volk. Vorher war Mose mit bebendem Herzen auf den Berg Sinai gestiegen. Gott hatte ihn gerufen und Mose empfing die Gebote oder besser Weisungen für das Leben. Es sind die über das Judentum und Christentum weit hinaus bekannten 10 Gebote.

Nun war er zurück und redete zu dem Volk. Deutlich waren es die Worte Gottes an sein Volk. Es wird eine große und aner-kennende Rede. Er sagt: „Du bist ein heiliges Volk dem HERRN, deinem Gott.“ Bei „heilig“ muss man nicht an einen Heiligenschein denken. So werden ihn vielleicht die Kunst und die Malerei ausdrücken. Auch helles Licht mag für ihn ein Bild sein. „Heilig“ bedeutet hier, dass sie von Gott extra gewürdigt werden. Sie sind für Gott ein besonderes Volk. Ihnen sagt Mose: „Dich hat der HERR, dein Gott erwählt zum Volk seines Eigentums und das aus der Vielzahl der Völker, die auf Erden sind.“ Das ist ein großes anerkennendes Wort an das ziehende kleine Volk Israel. Es war nicht sesshaft, sondern unterwegs. Sie zogen von Ort zu Ort. Am Berg Sinai machten sie Station an einem festen Ort. Gott hatte den Weg bis dahin vor ihnen frei gemacht. Sie hatten auf dem Weg sicher gesehen, wie die ande-ren lebten. Manches mag sie angezogen haben. Vielleicht präsentierten sie sich mit gigantischer Macht. Vielleicht strahlten ihr Luxus und ihre reiche Götterwelt. Das kleine Volk zog aber weiter auf dem frei gemachten Weg. Es gab auch keine andere Möglichkeit. Nun spricht Mose hier die Anerkennung Gottes aus. „Du bist erwählt und angenommen vor allen Völkern auf Erden.“ Das ist die Würdigung einer Minderheit in der Welt, der aber sofort die Chance einer Überheblichkeit genommen wird. Gott hat sie nicht erwählt, weil sie die größten wären, sondern sie sind das kleinste unter allen Völkern. Nicht die besondere Qualität hat Gott dazu bewogen, sein Volk zu erwählen, sondern weil er es geliebt hat und liebt. Warum Gott sein Volk geliebt hat, wird in der Bibel nicht beantwortet. Die Frage steht auch gar nicht. Er kommt auf den Menschen zu. Ihm kann dann nicht mehr ausgewichen werden. Unser Text sagt, dass er sein Volk geliebt hat. Es ist aus reiner Liebe geschehen.

Liebe entsteht und wächst. Man kann oft nicht erklären, wie es gekommen ist. Vielleicht kann etwas Einzelnes genannt und erzählt werden. Vielleicht waren es Momente, in denen man sich besonders nah gekommen ist. Dann kommt der Zeitpunkt, wo sich die Liebenden sagen, dass die Liebe auf Dauer verbinden soll. Der verbindliche Bund der Ehe ist dann die Folge. Sie wird vor Gott geschlossen. Sie folgt seinem Vorbild und seiner Zusage. Liebe ist sensibel. Sie sieht, was in bestimmter Zeit für den anderen notwendig ist und tut das auch für ihn. Darin werden die Liebenden füreinander aktiv. Sie gehen ganz darin auf. In der Liebe geht es um den ganzen Menschen. Er ist als ganzer wichtig. Dazu gehören seine guten und schönen Seiten. Liebe hält aber auch die anderen Seiten aus. Die Liebenden kön-nen einander enttäuschen und verletzen. Sie können sich voneinander entfernen. Das Liebevolle wird nicht angenommen oder nicht gesehen. Dann mögen die Liebenden auch aneinander vorbei leben und der Weg zurück fällt schwer. Krankheiten und Unglücke mögen bedrücken. Ganz anders braucht Liebe auch Konsequenz. Aus Liebe kann dem anderen vielleicht besserer Weg gewiesen werden. Erziehung ohne liebevolle Konsequenz verliert sich. Die Aufzählung könnte hier weiter fortgesetzt werden. Doch die wahre Liebe hält aus, auch wenn es manchmal harte Prüfungen geben mag.

Gott hatte mit Israel viel auszuhalten. Er hielt sich an den Eid, den er den Vätern Israel geschworen hatte. Er sagte zu Abraham: „Ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“ Er versprach ihm Fruchtbarkeit und den damit verbundenen Segen. Deutlich wurde diese Liebe wieder, als er sein Volk in so dramatischer Weise aus der Knechtschaft unter dem Pharao befreit hatte. Sie konnten aus Ägypten ausziehen. So sollst du nun wissen, dass der HERR, dein Gott, allein Gott ist.

Das setzt voraus, dass es andere Götter gegeben hat und gibt. Götter beanspruchen. Sie werden verehrt. Sie sind von Menschen gemacht, doch auf sie gesetzte Hoffnungen zerbrechen, wenn es darauf ankommt. Sie mögen in Idealen aufgehen, aber vergehen dann auch schnell wieder. Unsere Welt heute ist nicht arm an solchen Erscheinungen. Sie stehen dann zwischen Gott und den Menschen. Sie können den Blick so verengen, dass der Blick darüber hinaus nicht mehr frei wird. Bei Israel war es beim Zug durch die Wüste. Sie wussten zwar von Gott und hatten ihn so wunderbar erlebt. Sie wurden befreit und zogen mit großen Zusagen aus. Doch dann verblasste die Begeisterung des Anfangs. Das Vertrauen verließ sie auf dem Weg. Sie murrten vor ihm. „So kann es Gott mit uns nicht gemeint haben?“ Sie fühlten sich im Stich gelassen. Mose trat dann für sein Volk vor Gott ein. Gott reagierte und das Volk konnte weiterziehen. Ent-täuschte Liebe gibt nicht auf, sondern findet neue Möglichkeiten. Im Alten Testament gibt es zum Leben Gottes mit den Menschen spannende Geschichten.

„So sollst du wissen, dass der HERR, dein Gott, allein Gott ist.“ In diesem Wort gipfeln auch die Worte der Weisungen. Sie sollen das Volk im gemeinsamen Leben zusammenhalten und das Leben miteinander regeln. Sie sind Ausdruck seiner Liebe zu den Menschen. Liebe kann nicht im leeren Raum stehen. Das Leben in ihr braucht Orientierung. Dies hat Gott dem Volk Israel und der Menschheit insgesamt gegeben. Daran macht er seine Verheißungen fest. Sie sind vernünftig. Unter ihnen wird das Leben funktionieren.

Gottes Weisungen betreffen das ganze Leben. Sie betreffen die Politik und die Wirtschaft, alle Lebensbereiche in denen ver-antwortliche Entscheidungen getroffen werden. Sie berühren so auch unseren Alltag. Ein so gestaltetes Leben trägt Verheißungen in sich. So heißt es dann weiter. „Der alleinige Gott, der den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten.“ Er wird barm-herzig sein und sich den Nöten seines Volkes öffnen und sie hören und für sie sensibel sein. Israel in der Wüste hat dies erleben können, als sie Wachteln und das Manna empfingen und entdeckten. Wir können darauf hoffen, dass auch uns die Augen für die sensiblen Gaben Gottes geöffnet werden. Das erste Gebot hält sie alle zusammen. Wer an Gott glaubt und an ihm festhält, für den sind die Gebote selbstverständlich. Das kommt nicht von selbst. Luther beginnt zu Recht deshalb seine Erklärung der 10 Gebote immer mit dem Satz. „Wir sollen Gott fürchten und lieben“

Mose spricht am Ende von denen, die die Gebote nicht anneh-men, die Gott hassen. Sie verleugnen ihn und können nicht an ihn glauben. Sie werden vergehen. Sie werden vernichtet. Das klingt hier wie ein rachsüchtiger, verletzter Gott, der den um-bringt, der sich nicht an seine Bedingungen hält. Das mag man so denken. Wer aber nach den Weisungen Gottes nicht lebt und leben will, wird sich selbst schädigen. Die eigene Schuld fällt auf den Schuldigen zurück. So hat sich z.B. Kain durch den Mord an Abel schuldig gemacht und musste die Konsequenzen tragen.

Liebe Gemeinde,

Gott spricht: „Ich habe dich erwählt.“ Wie wir dazu gekommen sind, kann uns so wenig wie bei Israel keiner sagen. Es ist seine Liebe zu uns. In ihr sind wir geborgen, wie sich Israel als kleines Volk unter den großen und mächtigen Völkern geborgen wissen konnte. Seine Liebe wird sich entfalten, wenn wir seine Weisungen, die Gebote annehmen. Dann gehen wir in den Bund mit Israel hinein. In Christus ist Gott uns so entgegen gekommen. Er hat zerstört, was uns vom Leben trennt. Wir sind getauft. Wenn wir uns an ihn halten, dann ist er bei uns bis an das Ende der Welt. Möge Gott uns den Glauben schenken, der uns für ihn öffnet und mit Kraft und Zuversicht auf unseren nicht immer geradlinigen Wegen erfüllt. Amen.

Verfasser: Pfarrer i. R. Wolfgang Hartmann

Edelweißweg 19, 06118 Halle (Saale)


Herausgegeben vom

Logo Zentrum Verkündigung

Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de

in Kooperation mit dem

Logo Gemeindedienst der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland

Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97

Logo MÖD – Missionarisch Ökumenischer Dienst
Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
76829 Landau
Telefon: 06341.928912
E-Mail: info@moed-pfalz.de
Die „Predigtvorschläge“ sind auch auf CD-ROM (Text- und MS WORD-Datei) erhältlich (Bestellformular).