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Leben aus Gottes Gnade

von Susanne Wildberger (67655 Kaiserslautern)

Predigtdatum : 08.09.2019
Lesereihe : I
Predigttag im Kirchenjahr : 12. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Apostelgeschichte 3,1-10
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Wochenspruch: Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. (Jesaja 42,3)

Psalm: 147,3-6.11

Predigtreihen

Reihe I: Apostelgeschichte 3,1-10
Reihe II: 1. Korinther 3,9-17
Reihe III: Markus 7,31-37
Reihe IV: Apostelgeschichte 9,1-20
Reihe V: Jesaja 29,17-24
Reihe VI: Lukas 13,10-17

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 452, 1-3 Er weckt mich alle Morgen
Wochenlied: EG 289 Nun lob, mein Seel, den Herren
Predigtlied: EG 638 Ich lobe meinen Gott …
Schlusslied: EG 562 Segne und behüte

Predigttext Apostelgeschichte 3, 1 - 10

Die Heilung des Gelähmten

1 Petrus und Johannes gingen hinauf in den Tempel zur Zeit des Gebets, es war um die neunte Stunde
2 Und da war da dieser Mann, der herbeigetragen wurde; von Geburt an war er gelähmt. Tag für Tag setzte man ihn an das Tor des Tempels, das man die Schöne Pforte nennt, damit er um Almosen bitten konnte bei denen, die in den Tempel gingen.

3 Als er Petrus und Johannes sah, die gerade ins Heiligtum hineingehen wollten, bat er, um ein Almosen zu bekommen.
4 Petrus sah ihm in die Augen, und mit Johannes zusammen sagte er: Schau uns an!
5 Er sah sie an in der Erwartung, etwas von ihnen zu bekommen.
6 Petrus aber sagte: Silber und Gold besitze ich nicht. Doch was ich habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, des Nazareners, steh auf und geh umher!
7 Und er fasst ihn bei der rechten Hand und richtete ihn auf. Sogleich kam Kraft in seine Füße und Gelenke.
8 Er sprang auf, konnte stehen und gehen und ging mit ihnen in den Tempel, lief und sprang umher und lobte Gott.
9 Alle Leute sahen ihn umhergehen und Gott loben.
10 Sie erkannten ihn auch, dass er es war, der vor dem Schönen Tor des Tempels gesessen und um Almosen gebettelt hatte; und Verwunderung und Fassungslosigkeit erfüllte sie über das, was ihm wiederfahren war.

Liebe Gemeinde,

Verwunderung und Fassungslosigkeit erfüllte die Leute damals über dieses Erlebnis.
Zurecht.
Diese Geschichte ist an vielen Stellen und in mehrerer Hinsicht erstaunlich.
Da war dieser Mann.
Jeden Tag wurde er vor ein Tor des Tempels getragen,
um dort zu betteln.
Von Mutterleibe an war er
gelähmt,
gebrechlich,
unvollkommen.

Ein Mensch, der nach allgemeiner Ansicht, für sein Leben keine großen Erwartungen hegen durfte. Von seinem Platz an diesem einen Tempeltor, das „die Schöne Pforte“ genannt wurde, erwartete er vielleicht ein bisschen mehr Bettelgeld als es an anderen Plätzen der Stadt geben dürfte.
Die „Schöne Pforte“ macht die Tempelbesucher vielleicht besonders freigiebig.

Er sieht Petrus und Johannes daherkommen – und bittet sie um Geld.
Petrus sieht ihm in die Augen und fordert ihn auf:
Schau uns an!
Seltsam, oder?
So wie eine Lehrerin in der Schule:
„Kinder schaut mal alle her!
Ganz genau – schaut auf mich!
Was jetzt kommt, ist wichtig!
Der beeinträchtigte Mensch schaut Petrus und Johannes an.
Erwartungsvoll.
Was erwartet er?
Geld natürlich. Was denn sonst??
Vielleicht, wenn er Glück hat,
bekommt er von den beiden sogar etwas mehr
als von anderen, die ihn nicht so feierlich anreden.

Petrus enttäuscht die finanzielle Erwartung.

Silber und Gold besitze ich nicht.
Doch was ich habe, das gebe ich dir:

„Im Namen Jesu Christi, des Nazareners,
steh auf und geh umher.“

Der Petrus traut sich was!
Ich habe noch nie gewagt,
so einen Satz auch nur zu denken.
Ich habe noch nie zu einem Rollstuhlfahrer gesagt:
„Steh auf und geh umher!“

Doch HALT!  

Bei diesem Satz eben fehlt ja die Hälfte!
Und Genau die Hälfte, auf die es ankommt fehlt.
Petrus sagt:

„Im Namen Jesu Christi, des Nazareners,
steh auf und geh umher.“

„Im Namen von Jesus Christus“
Das ist der Jesus, der sagte:
Ich möchte, dass ihr lebendig seid.
Ich will euch helfen, Leben zu spüren.
Ihr sollt Leben in Fülle haben.

Der gebrechliche Bettler in unserer Geschichte ist auf seine Art unvollkommen: Er kann nicht laufen.

Unvollkommen zu sein ist das Wesen des Menschen –
es ist die menschliche Natur.
Jeder von uns ist unvollkommen,
in dem was er oder sie kann, macht und tut.
Wir haben unvollkommene Kräfte –
körperlich und psychisch auch.

Wir können nur in unvollkommener Weise
unser Leben gestalten und bewältigen.
Wir können nur in unvollkommener Weise
lieben – und glauben.

Gott ist vollkommen.
Der Mensch ist es nicht.

Im Namen Jesu Christi können wir über uns hinauswachsen.
In Jesu Namen können wir uns an Gottes Liebe und an seine Kraft „andocken“.

Ich habe den Petrus-Satz zwar noch nie so gesagt –
und das habe ich auch künftig nicht vor.
Aber meine Überzeugung und mein Gebet für andere – wie für mich selbst – ist dem Petrus-Satz ähnlich.

Aus dieser Geschichte möchte ich etwas von der Entschiedenheit in der Überzeugung des Petrus in mein Denken und Beten mitnehmen.

Petrus sagt so sicher und selbstverständlich:

„Im Namen Jesu Christi, des Nazareners,
steh auf und geh umher.“

Mit anderen Worten: Ich bin davon überzeugt,
dass Jesus dir helfen will und dass er das auch kann.
Jesus wird dir helfen.
Steh also auf und geh!

Nennen Sie es Kleinglauben,
aber ich glaube nicht, dass ich mit diesem Satz
die Orthopädieabteilung unseres Krankenhauses leer
räumen kann.

Aber ich bin davon überzeugt,
dass wir alle im Namen Jesu Christi uns aus unseren
allzu kleinen Erwartungen an unser Leben
und an Gott herausheben können.
Und eine Lebendigkeit an uns erleben werden,
die wir nicht für möglich gehalten haben!

Im Namen Jesu Christi: Gott will, dass du lebendig bist!

Dann fasst Petrus den Menschen bei der rechten Hand
und augenblicklich bekommt dieser Kraft.
Er spürt die Kraft in seinen Füßen und Gelenken.
Da, wo er sie noch nie gespürt hat.
In seinem ganzen Leben noch nicht!

Wie geht es dann weiter?
Wider alle Erfahrung wird nun aus dem ehemaligen
Gelähmten kein Reha-Patient, der langsam und ängstlich kleine Schritte lernen muss.

Wir sehen einen glücklichen Menschen vor uns,
der aufspringt – und stehen – und gehen kann.

Und was macht der als Erstes?
Wo will er als erstes hin?

Er geht mit Petrus und Johannes in den Tempel.
Er läuft hinein –
und im Tempel hin und her und springt herum,
Und: lobt Gott.

Er lobt Gott.
Der eben noch Gebrechliche läuft und springt herum
und lobt Gott.

Alle Leute sehen ihn herumlaufen und hören und sehen,
wie er Gott lobt.

Sie erkennen ihn wieder:
Das ist doch der Bettler, der immer vor dem Tempel saß.
Der, den man dahin tragen musste.
Jetzt schaut mal, wie der springen kann!

Und sie wunderten sich sehr. Sie waren fassungslos.

Wir sollten langsam aufhören, uns darüber zu wundern!
Wir sollten uns erinnern, dass genau das die Pointe von
etlichen Jesus-Geschichten ist:

Ein Mensch erfährt, dass für ihn ein ganz anderes Leben möglich ist, als das, welches er meinte bis zu seinem Tod führen zu müssen.

Der blinde Bettler Bartimäus
und auch der Zöllner Zachäus
spürten genau diesen Gedanken, diese Überzeugung,
als Jesus in ihre Nähe kam.

Der Gelähmte, den die vier Freunde vom Dach abseilten und dem Jesus vor die Füße legten,
wusste anscheinend nicht, wie ihm geschah.
Er hatte niemanden um Hilfe gebeten,
weder die Freunde noch Jesus.
Er hat sich auch bei niemandem bedankt,
weder bei den Freunden noch bei Jesus.
Es kommt ihm auch nicht in den Sinn, Gott zu loben.
Was aus ihm wird, wissen wir nicht.
Er kann am Ende dieser Geschichte, die Markus erzählt,
auch laufen – so wir unser Tempelbettler.
Ob es ihm was nützt, wissen wir nicht.

Als Fazit unserer Geschichte nehme ich mit:

  • Wir dürfen Gott zutrauen, dass er in unser Leben eine neue und ganz besondere Kraft bringen kann.
  • Wir sollen nie aufhören, Gott für unser Leben zu danken. Ihn zu loben und zu preisen.

Amen

Verfasserin: Pfarrerin Susanne Wildberger, Apostelkirche Kaiserslautern


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