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Lebendige Hoffnung

von Anne-Kristin Flemming (98711 Schmiedefeld)

Predigtdatum : 03.04.2016
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Ostermontag
Textstelle : 1. Petrus 1,3-9
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Wochenspruch:
"Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten." (1. Petrus 1, 3)

Psalm: 116, 1 - 9 (EG 746)

Lesungen
Altes Testament: Jesaja 40, 26 - 31

Epistel: 1. Petrus 1, 3 - 9

Evangelium: Johannes 20, 19 - 29

Liedvorschläge
Eingangslied: EG 166 Tut mir auf die schöne Pforte
Wochenlied: EG 102 oder
EG 112 Jesus Christus, unser Heiland oder
Auf, auf, mein Herz, mit Freuden
Predigtlied: EG 358 oder
EG 398 Es kennt der Herr die Seinen oder
In dir ist Freude
Schlusslied: EG 100 Wir wollen alle fröhlich sein
Predigttext 1. Petrus 1, 3 - 9
3 Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten,
4 zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel für euch,
5 die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, die bereit ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit.
6 Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen,
7 damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus.
8 Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude,
9 wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.


Vorbemerkungen
Die Geschichte vom Missionar in Papua wurde zitiert nach Willi Hoffsümmer, Gottes Spur in der Schöpfung, 200 Ideen für Feriengottesdienste und Freizeiten, Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz, 2. Auflage 1993, S. 21.
Die GottesdienstbesucherInnen sollten schon bei der Lesung der Epistel darauf aufmerksam gemacht werden, dass dieser Bibelabschnitt die Grundlage für die Predigt ist.
Die Predigt gewinnt, wenn sie durch aktuelle Beispiele aus dem Umfeld der Gemeinde erweitert wird.

Predigt

Liebe Gemeinde,

wie oft sagen wir im Alltagsgeschehen: „Das glaube ich nicht!“ Uns verblüfft, zu welchen Taten einer fähig ist. Wir staunen über mache unerwartete Wendung eine Geschichte. Wir erleben gewaltige Naturereignisse und hören von großartigen Forschungsergebnissen. Mit dem Ausruf „Das glaube ich nicht!“ kann freudiges Erstaunen, aber auch Fassungslosigkeit und Abscheu gemeint sein.

Die Welt ist voller Dinge, die wir uns nicht vorstellen können. Wenn wir nur glauben würden, was wir sehen und anfassen können, was wissenschaftlich bewiesen ist, wäre unser Horizont sehr eng. Wovon sollte sich da die Hoffnung nähren?

Im Evangelium haben wir vom Jünger Thomas gehört. Als sich der Auferstandene seinen Jüngern zeigt, ist Thomas nicht dabei. „Jesus lebt. Er war hier. Wir haben ihn gesehen.“, berichten ihm später die anderen Jüngern. Das übersteigt natürlich sein Vorstellungsvermögen. Seine Reaktion ist absolut nachvollziehbar, wenn er sagt: „Wenn ich das nicht mit meinen eigenen Händen spüren kann, dann glaube ich es nicht.“ Wer will ihm so eine Einstellung verdenken. An die Auferstehung eines Toten zu glauben ist schon eine Herausforderung.

Genau diese Herausforderung ist das Herzstück unseres Glaubens. Wir feiern zu Ostern, dass Christus von den Toten auferstanden ist. Christus hat den Tod besiegt. Und dieser Sieg öffnet allen, die an ihn glauben, neue Lebenswege. Wir Christen glauben – mitten in dieser Welt – an eine Hoffnung, die weit über die Grenzen dieser Welt hinausreicht. Das ist wirklich nicht leicht zu fassen.

Es wird erzählt: Ein protestantischer Missionar, der schon jahrelang bei den Papuas in der Südsee arbeitete, hatte bei seiner Bibelübersetzung in die Sprache der Einheimischen lange Schwierigkeiten mit dem Begriff „Hoffnung“ – bis ihm ein trauriger Anlass weiterhalf: Er musste sein eigenes neugeborenes Kind zu Grabe tragen. Ein Papuajunge fragte ihn nach der Beerdigung: „Warum hast du nicht geweint?“ Und der Missionar antwortete: „Weil ich mein Kind wiedersehen werde: Es ist bei Gott!“ Da sagte der Junge für sich: „Ja, ich hörte es. Ihr Christen schaut über den Horizont hinaus.“

Was für ein schönes Bild für das Wort Hoffnung: „Über den Horizont schauen“. Wenn wir an Gott glauben, dann geht es um mehr als das, was wir sehen und anfassen können. Mit der Hoffnung, die wir in Gott setzen, wird alles weit und offen.

„Ja, ich hörte es. Ihr Christen schaut über den Horizont hinaus.“, ist die Reaktion des Papuajungen auf den Glauben an die Auferstehung. Nicht immer fällt die Reaktion der Anderen auf diesen Glauben so offen und nachdenklich aus. Wir wissen von Spott und Verachtung, Ausgrenzung und Verfolgung.

Schon die ersten Christengemeinden hatten es schwer, mit ihrem Glauben anerkannt zu werden. Ihr Glaube nährte sich vom dem, was ihnen überliefert wurde. Sie selbst hatten den Auferstandenen nicht gesehen. Wie sollten sie sich gegen alle Zweifler und Spötter verteidigen? Woher sollten sie die Kraft nehmen, sich gegen alle Anfeindungen zu behaupten?

Der 1. Petrusbrief, aus dem wir vorhin einen kleinen Abschnitt gehört haben, wurde geschrieben, um diesen bedrängten Christen Mut zuzusprechen. Seelsorgerliche Stärkung brauchten sie dringend. Am Anfang des Briefes steht ein überschwängliches Gotteslob. Kein Wort der Klage, kein Bedauern. Von lebendiger Hoffnung ist zu lesen, von Wiedergeburt, Freude und Seligkeit. Hier schreibt einer, der wirklich über den Horizont der alltäglichen Mühen hinausschaut. Sein Herz ist voller Lob und Dank. Sein Mund fließt nun über. Seine Worte haben Kraft. Sie reißen heraus aus den Mühen des Alltags.

Gewiss leugnet er es nicht, dass die Christen in den römischen Provinzen Kleinasiens unter schwierigen Bedingungen leben und gesellschaftlich an den Rand gedrängt werden. Doch diese Situation lässt bei ihm keinen Zweifel an der Richtigkeit des Glaubens aufkommen. Diese Anfechtungen sind nach seinem Verständnis folgerichtig. Christsein in dieser Welt bedeutet, den weltlichen Wertmaßstäben gegenüber fremd zu werden. Wer von Gott erwählt ist, der wird in dieser Welt ein Fremdling.

Der Briefschreiber schaut über die damaligen Schwierigkeiten hinweg. Er ist Gottes geliebtes Kind. Und für alle anderen Christen gilt das ebenso. Das gibt ihm Geborgenheit. Daraus zieht er die Kraft für jeden neuen Tag hier in dieser Welt. Und deshalb stimmt er ein Loblied an, wo andere klagen würden.

Wenn wir heute als Christen in Deutschland diese Briefzeilen lesen, können wir gleich noch Lob und Dank anschließen dafür, dass wir nicht verfolgt und ausgegrenzt leben. Manche werden sich noch an andere Zeiten erinnern, in denen sie als Christen bedrängt und benachteiligt wurden. Christen sind ein Teil der Gesellschaft (geworden) und bringen sich ein. Evangelische Religion an den Schulen ist ein ordentliches Lehrfach. Diakonische Einrichtungen haben einen guten Ruf. Christliche Lebenswerte werden sogar von denen geschätzt, die selbst nicht zur christlichen Gemeinde gehören.

In anderen Ländern dieser Erde sieht das ganz anders aus. Da müssen auch in unseren Tagen Christen um ihr Leben und ihre Sicherheit fürchten. Die Anfechtungen, von denen der 1. Petrusbrief schreibt, sind dort mit aktuellen Erfahrungen unterlegt. Worte der Hoffnung sind in solchen Situationen lebensnotwendig.
Was sich die Christen in den bedrängten Gemeinden damals und heute sehnlichst wünschten und wünschen, das erleben wir: gesellschaftliche Akzeptanz, Ruhe und Frieden. Doch auf dem Hintergrund des 1. Petrusbriefes müssen wir uns fragen: Ist das vielleicht auch eine trügerische Ruhe?

Wer von Gott erwählt ist, der wird in dieser Welt ein Fremdling. So hat es der Briefschreiber im ersten Jahrhundert nach Christus verstanden. Gilt dieser Satz heute noch?

Wir gehören gern dazu. Wir freuen uns über einen anerkannten Platz in der Gesellschaft. Den gefährden wir allerdings immer dann, wenn wir unbequeme Wahrheiten im Namen Gottes ansprechen und lebensfeindliche Entwicklungen beim Namen nennen.

Glaubwürdigkeit wird von uns gefordert. Danach werden Christen beurteilt. Glaubwürdig werden wir als Christen, wenn wir uns da einmischen, wo Leben bedroht und behindert wird. Wir erleben, dass die Starken die Schwachen an den Rand drängen, mit allen Mitteln. „Das ist heute so“, sagen viele und richten sich darin ein. Dem haben wir etwas entgegenzusetzen.

Es kann uns nicht gleichgültig sein, wenn unserem Nächsten das Notwendige zum Leben fehlt.
Wir Christen können hier von der Hoffnung sprechen, die über den Horizont hinausschaut. Wenn gesagt wird: „Das ist heute so.“, können wir sagen: „Das muss aber nicht so bleiben.“ In uns ist der Glaube an ein Leben, in dem alle ihren Platz und ihren Wert haben, weil jeder und jede ein besonderes Geschöpf Gottes ist. Wir leben als Gottes geliebte Kinder. Das gibt uns den sicheren Boden unter den Füßen. Und dieser Glaube soll und kann ausstrahlen.

Wir glauben an ein Leben, in dem jeder geachtet wird und alle das Notwendige und das Schöne zum Leben haben. Dieses Leben beginnt hier und findet seine Vollendung bei Gott. Und deshalb muss hier und jetzt nichts so bleiben, was Leben bedroht. Wer sich dafür einsetzt, stört gelegentlich Ruhe und Frieden in der Gesellschaft und wird zum Außenseiter. Manche werden vielleicht auch über unseren Mut staunen und sagen: „Das ist ja unglaublich!“ Andere werden diesen Satz aus lauter Ärger sagen.

Außenseiter zu sein, belächelt zu werden, das muss uns keine Angst machen. Wir müssen der Welt nicht nach dem Mund reden. Wir sind Gottes Kinder und Erben. Und das kann uns die Welt nicht nehmen. Dieses Erbe ist unvergänglich.
Amen

Tagesgebet
Gott, wir haben deinen Sohn Jesus Christus nicht mit eigenen Augen gesehen und unsere Hände haben seinen Leib nicht berührt. Und doch wagen wir, an ihn zu glauben.
Wir bitten dich, rüste uns aus mit deiner Kraft und sende uns deinen Geist, der uns in alle Wahrheit leitet. Durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
(Nach Evangelisches Gottesdienstbuch S. 325)

Fürbittengebet
Lasst uns beten und Gott bitten
um das Notwendige und das Schöne,
um das Selbstverständliche und das Besondere,
um das, was wir brauchen und
um das, was wir uns von Herzen wünschen.

Um das Brot auf dem Tisch jeden Tag
um Gesundheit und Lebenskraft,
um einen sicheren Weg, ein schützendes Dach,
einen fruchtbaren Tag
und eine friedliche Nacht bitten wir dich.

Um das Licht unserer Augen,
um die Luft, die wir atmen,
um die Zukunft unserer Kinder
und glückliche Tage für unsere Alten bitten wir dich.
Um Freude an unserer Arbeit und
Gelassenheit bei vergeblicher Mühe,
um Zeiten zum Reden und Zeiten der Stille,
um Tage der Hoffnung
und Momente des Glücks bitten wir dich.

Um eine neue Chance für die Gescheiterten,
und Vertrauen für die Enttäuschten,
um Genesung für unsere Kranken und
Frieden für die Sterbenden bitten wir dich.

Noch ehe wir bitten, weißt du, Gott was
wir brauchen, was wir hoffen.
Mache uns bereit für alles, was von dir kommt.
Durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Amen
(nach Huub Oosterhuis)



Verfasserin: Pfarrerin Anne-Kristin Flemming
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