Menü

Lesegottesdienst vom Gottesdienst-Institut Nürnberg unter Berücksichtigung der Corona-Pandemie

von Gerhard Weinreich (95463 Bindlach)

Predigtdatum : 07.06.2020
Lesereihe : II
Predigttag im Kirchenjahr : Trinitatis
Textstelle : 4. Mose 6,22-27
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Ihre E-Mail

Wochenspruch: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. (2. Korinther 13, 13)

Psalm: 113

Predigtreihen

Reihe I: 2. Korinther 13,11-13
Reihe II: 4. Mose 6,22-27
Reihe III: Johannes 3,1-8(9-13)
Reihe IV: Römer 11,(32)33-36
Reihe V: Jesaja 6,1-8(9-13)
Reihe VI: Epheser 1,3-14

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 445,1.5-7 Gott des Himmels und der Erden
Wochenlied: EG 140, 1-5 Brunn alles Heils, dich ehren wir
Predigtlied: EG.B 570,1-3 Der Herr segne dich und behüte dich

Predigttext 4. Mose 6,22-27

Der priesterliche Segen

22 Und der HERR redete mit Mose und sprach:
23 Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet:
24 Der HERR segne dich und behüte dich;
25 der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
26 der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
27 So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen, dass ich sie segne.

Der Gottesdienst

[Eingangslied]

Eingangswort

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
Der Herr sei mit uns.

Heilig, heilig heilig, ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind deiner Ehre voll.
So singen die Engel im himmlischen Thronsaal. Die Zahl drei steht für die göttliche Fülle, die uns im liebenden Vater, im gnädigen Sohn und im Gemeinschaft stiftenden Geist begegnet und im Segen zugesprochen wird. Dass Gott uns sein Geheimnis der Dreifaltigkeit offenbart, das feiern wir heute am Trinitatisfest.

Gebet

Gott,
Vater, Sohn und Heiliger Geist,
du bist bei uns.
Umgib uns mit deiner Gegenwart,
durchdringe uns mit deiner Liebe
und erfülle uns mit deiner Kraft,
dass wir leben und wirken können
aus deiner Fülle;
der du dreieinig lebst und regierst
von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.

Epistel: Römer 11,32-36

Denn Gott hat alle eingeschlossen in den Ungehorsam, damit er sich aller erbarme. O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! Denn »wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen«? (Jesaja 40,13) Oder »wer hat ihm etwas zuvor gegeben, dass Gott es ihm zurückgeben müsste?« (Hiob 41,3) Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen.

Evangelium: Johannes 3,1-13

Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern mit Namen Nikodemus, ein Oberster der Juden. Der kam zu Jesus bei Nacht und sprach zu ihm: Rabbi, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er denn wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden? Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht geboren wird aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist. Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von Neuem geboren werden. Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist ein jeder, der aus dem Geist geboren ist. Nikodemus antwortete und sprach zu ihm: Wie mag das zugehen? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du bist Israels Lehrer und weißt das nicht? Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wir reden, was wir wissen, und bezeugen, was wir gesehen haben, und ihr nehmt unser Zeugnis nicht an. Glaubt ihr nicht, wenn ich euch von irdischen Dingen sage, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch von himmlischen Dingen sage? Und niemand ist gen Himmel aufgefahren außer dem, der vom Himmel herabgekommen ist, nämlich der Menschensohn.

[Evtl. Apostolisches Glaubensbekenntnis (EG Seite 1150)]

[Wochenlied]

Predigt

[Predigtwort]

I.

„Bleiben Sie gesund“, das hört man zurzeit öfter als sonst. „Corona“ hat uns gezeigt: wir sind – egal in welchem Alter – gefährdet, jedenfalls nicht gefeit gegen ein solches Virus. Irgendwo, ganz weit im Hinterkopf, war uns zwar bewusst, dass keiner von uns unsterblich ist und Gesundheit nicht auf alle Zeit gepachtet werden kann. „Gesundheit“ – das war ein Thema für Senioren und „Risikogruppen“. Aber jetzt ist das anders.

„Bleiben Sie gesund“, das ist fast wie ein Segenswunsch. Denn – wie soll man das schon „machen“: gesund bleiben? Gesundheit kann man ja nicht befehlen. Ein Imperativ ist da im Grunde fehl am Platz. Es bleibt ein Wunsch. Ein Wunsch dazu, den ich niemandem erfüllen kann.

„Pfuiti“ – heißt es in einem Dialekt. Die Abkürzung für das hochdeutsche: „Behüt dich Gott“. Da ist – unausgesprochen – der „Urheber“ noch mitgedacht: Behüten, mit Gesundheit segnen, das kann nur Gott.

Für viele Gottesdienstbesucher und -besucherinnen ist darum der Segen fast das Wichtigste. Für sie ist es mehr als eine liturgische Formel am Schluss des Gottesdienstes. Für sie ist es „Segen to go“ – Segen zum Mitnehmen, ein Zuspruch für die neue Woche.

II.

Der Segen am Ende des Gottesdienstes ist älter als jeder christliche Gottesdienst. Er ist schon weit über 3.000 Jahre alt! Erstmals geschah dies am Ende eines feierlichen Gottesdienstes, bevor das Volk vom Sinai aufbrach. Mose hatte seinen Bruder Aaron und dessen Söhne beauftragt, ihn in Gottes Namen über dem Volk Israel auszusprechen.

„Der Herr segne dich“ – Du wirst gesegnet. Das „Du“ meint Gottes erwähltes Volk Israel. Doch auch wir und jeder und jede Einzelne sind gemeint. Das ist bei unserer Taufe geschehen, da wurden wir mit aufgenommen in das Volk Gottes. Wir wurden mit dem Kreuz seines Sohnes gezeichnet und jedem von uns wurde zugesagt: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein![1]

Das Wort „segnen“ kommt aus dem Lateinischen: „signare“. Wir kennen das vom Fremdwort „signieren", „mit einem Zeichen versehen“. Wann und wo immer wir gesegnet werden, werden wir mit dem Kreuz, dem Zeichen des Christus signiert.

Früher zeichnete man die Schafe mit den Anfangsbuchstaben ihrer Besitzer. So wussten die Hirten immer, wem das einzelne Schaf gehörte. Genauso empfangen wir im Segen das Eigentumszeichen Gottes! Ein Gesegneter gehört Gott – zu seinem Machtbereich, ins Kraftfeld seiner Liebe. Dieser Segen gilt: ohne Vorbedingung, ohne Vorleistung.

Das Wort „segnen“ kann im Neuen Testament auch anders übersetzt werden: Im griechischen Urtext des Neuen Testaments steht da, wo wir „segnen“ lesen: „das gute Wort sagen.“ Segnen – das geschieht, wo Gottes „gutes Wort“, wo seine Liebe weitergesagt wird. Und das muss nicht immer mit Worten geschehen: segnen, das tun Eltern am Abend am Kinderbett; das tun Ehrenamtliche in der Gemeinde – die ist dann „gesegnet“ mit vielen Engagierten.

III.

Der HERR segne dich und behüte dich.

Damit gehen wir einen Schritt aus der Kirche hinaus. Aus der Gemeinschaft unter Gottes Wort hinaus in die Einsamkeit und Gemeinsamkeiten dieser Welt. Nach Hause, in unseren Alltag als Single, oder in unsere Ehe und Familie. Wir gehen an unseren Arbeitsplatz oder nach den Ferien in die Schule – auf die sich vielleicht gerade ausnahmslos viele freuen. Überall warten Aufgaben auf uns, aber auch kleine und große Sorgen und Nöte. Oft fragen wir uns da, ob und wie wir sie meistern werden. Wie gut, wenn dir und mir dann sonntags für die neue Woche zugerufen wird:

Der HERR behüte dich!

Gottes Hand reicht weiter als nur bis an die Kirchentür! Er geht mit uns. Von ihm signiert mit dem Zeichen des Kreuzes brauchen wir nicht zu resignieren, aufzugeben oder gar zu verzweifeln. Wir sind behütet!

Anders als beim Wunsch „Bleiben Sie gesund“, schließt der Segen das Scheitern, das Krankwerden nicht aus. Der Segen ist keine Versicherung gegen Krankheit oder Unfall. Dieser Segen gilt in allen Zeiten: den guten und den schweren.

IV.

Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Von der Kindererziehung weiß man, wie wichtig das strahlende Gesicht von Mutter oder Vater, von anderen Menschen ist. „Das hast du gut gemacht!“, „Ich bin stolz auf dich!“, „Ich liebe dich“ – jedes Kind, jeder Mensch braucht dieses Strahlen. Ein Lob, wenn etwas gelingt – das baut auf und spornt an. Da wird man „einen Kopf größer“.

Gottes Angesicht leuchtet über seiner Gemeinde, seinen geliebten Kindern. Manchmal fällt sogar zu dieser Zeit in „geosteten“ Kirchen das Licht durch die Altarfenster auf die Gemeinde. Wie ein Zeichen dafür, dass Gottes Angesicht leuchtet über jeden und jede, die in Christus ein Kind Gottes sind. Jesus ist das uns zugewandte, voller Liebe leuchtende Antlitz Gottes. In ihm leuchtet Gott über uns wie ein „glühender Backofen voller Liebe“, wie Martin Luther gesagt hat.

V.

Der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.

In diesen „kontaktlosen“ Zeiten merken viele, wie wichtig so alltägliche Gesten wie der Handschlag sind. Nun suchen manche nach Ersatz für ein Zeichen bei der Begrüßung: eine erhobene Hand mit den ausgestreckten fünf Fingern ist ein Versuch, mit Abstand „Hallo“ zu sagen.

Auch der Segen ist so ein „Handzeichen“ auf Abstand. Es unterstreicht die Worte, die ja auch so für sich allein reichen würden. Aber mit der Segensgeste wird sichtbarer, ja fast spürbarer, was mit dem Segen gemeint ist: dass er sich auf dich und mich lege und Friede werde.

Auf jüdischen Friedhöfen sieht man auf manchen Grabsteinen zwei Hände zur Segensgeste gespreizt. Es ist das Zeichen, das hier ein Mensch aus dem Priestergeschlecht begraben ist.

In der christlichen Tradition sind alle Nachfolger und Nachfolgerinnen dieses Priestergeschlechts. Martin Luther hat darauf in besonders bildhafter Sprache hingewiesen: Alle Christen sind wahrhaft geistlichen Standes, und ist unter ihnen kein Unterschied dann des Amts halben allein. ... Demnach so werden wir allesamt durch die Taufe zu Priestern geweiht. ... Was aus der Taufe gekrochen ist, das mag sich rühmen, dass es schon Priester, Bischof und Papst geweiht sei, obwohl es nicht jedem ziemt, dieses Amt auch auszuüben.

Segnen dürfen alle Christen, auch mit der Segensgeste, den erhobenen Händen und den offenen Händen. Die offenen, leeren Hände des Segnenden sagen dabei bildhaft: „Ich habe euch nichts zu geben. Der Segen kommt allein von Gott!“

VI.

Mindestens 6 Meter, besser 10 Meter sollte der Abstand zwischen dem Liturg, der Liturgin und der Gemeinde in diesen Zeiten sein. Da kann man schon fast von „Fern-Segen“ reden. Dennoch: der Segen wirkt auch auf diese Distanz. Ja, der Segen erreicht sogar die, die gar nicht da sind: die ganze Gemeinde. Denn im Gottesdienst wird eine besondere, eine abgewandelte Form des Segens gewählt.

Der sogenannte „aaronitische Segen“, wie er uns in der Bibel überliefert ist, steht im Singular, in der Einzahl: Der Herr segne dich und behüte dich …

Im Gottesdienst aber lautet der Segen fast unmerklich anders. Eine Kleinigkeit ist anders. Der Segen hier wird im Plural, in der Mehrzahl formuliert: Der Herr segne euch und behüte euch …

Es geht nicht nur um mich. Gesegnet werden auch die Menschen neben, vor und hinter mir. Der Segen reicht weiter als die Segenshand, weiter als der Blick der Segnenden. Wir sind gesegnet: als Einzelne und als Gemeinschaft – und die geht weiter als 6 oder 10 Meter, weiter als der Kirchenraum, weiter als die Grenzen der Ortsgemeinde. Der Segen reicht „urbi et orbi“ – für die ganze Stadt und den Weltkreis.

So unbeschreiblich groß ist der Segen des dreieinigen Gottes! Deshalb können wir ihn gar nicht oft genug für uns selber hören oder ihn über andere sprechen:

Der HERR segne dich und behüte dich;
der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.

Amen.

[Predigtlied]

Fürbittengebet

Behütender, gnädiger und Frieden schaffender Gott,
wir suchen deinen Segen für uns und für diese Erde.
Wir bitten für alle, die anderen zum Segen werden,
für deine ganze Kirche, die einzelnen Gemeinden,
die verschiedenen Dienste, Einrichtungen, Gemeinschaften und Kommunitäten, – und für alle, die darin mitarbeiten.
          Herr, erhebe dein Angesicht auf sie.
Wir bitten für alle, denen in Politik oder Wirtschaft ein Amt
anvertraut wurde,
dass sie anderen zum Segen werden.
          Herr, erhebe dein Angesicht auf sie.
Wir bitten wir für alle,
die sich um das Ende von Kriegen bemühen,
für ein Schweigen der Waffen und einen dauerhaften Frieden.
          Herr, erhebe dein Angesicht auf sie.
Wir bitten für alle, deren Lebenspläne durchkreuzt wurden,
für alle, die krank oder vom Leben geschlagen sind,
lass dein Angesicht leuchten in ihre Dunkelheit,
schicke Menschen, die ihr Angesicht auf sie erheben und sie begleiten.
          Herr, erhebe dein Angesicht auf sie.
Herr, wir lassen dich nicht, du segnest uns denn.
So bringen wir in der Stille vor dich,
für wen wir im Besonderen Segen erbitten.
Stille
          Herr, erhebe dein Angesicht auf sie.
Du schenkst uns deinen Segen.
Du machst uns selbst zu einem Segen.
Dir sei Dank in Ewigkeit.
Amen.

Vaterunser

Bitte um Segen

Der Herr segne uns und behüte uns.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns + Frieden.

Verfasser: Von Sabine Meister und Gottfried Greiner aktualisierte Lesepredigt von Pfarrer i. R. Gerhard Weinreich, Im Koppler 8, 95463 Bindlach

______________
Anmerkung:
[1] Jes 43,1