Wochenspruch: Aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es. (Epheser 2,8)
Psalm: 73,1-3.8-10.23-26
Reihe I: Matthäus 9,35-10,1(2-4)5-10
Reihe II: Lukas 5,1-11
Reihe III: 1. Korinther 1,18-25
Reihe IV: 1. Mose 12,1-4a
Reihe V: Johannes 1,35-51
Reihe VI: 2. Korinther (11,18.23b-30);12,1-10
Eingangslied: EG 452,1-3.5 Er weckt mich alle Morgen
Wochenlied: EG 241,1-4.8 Wach auf, du Geist der ersten Zeugen
Predigtlied: EG 346,1-3 Such, wer da will, ein ander Ziel
1 Es begab sich aber, als sich die Menge zu ihm drängte, zu hören das Wort Gottes, da stand er am See Genezareth.
2 Und er sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze.
3 Da stieg er in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus.
4 Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!
5 Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen.
6 Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen.
7 Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und ihnen ziehen helfen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, sodass sie fast sanken.
8 Da Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.
9 Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst und alle, die mit ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten,
10 ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen.
11 Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.
[Eingangslied]
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
Der Herr sei mit uns.
Der Ruf in die Nachfolge klingt aus allen biblischen Lesungen dieses Tages.
Gott ruft auch uns. Er ruft uns auf seinen Weg. Und er will uns helfen auf diesem Weg. Ihm wollen wir vertrauen. Mit ihm wollen wir es wagen.
Herr Jesus Christus,
du hast uns in deinen Dienst gerufen.
Dafür danken wir dir und bitten dich:
Gib, dass wir auf dich hören,
deinem Wort alles zutrauen
und unverzagt den Weg gehen, den du uns führst.
Du bist für uns da, der du mit dem Vater
in der Einheit des Heiligen Geistes
lebst und regierst in alle Ewigkeit.
Amen.
Und der HERR sprach zu Abram: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden. Da zog Abram aus, wie der HERR zu ihm gesagt hatte, und Lot zog mit ihm.
Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist es Gottes Kraft. Denn es steht geschrieben (Jesaja 29,14): »Ich will zunichtemachen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen.« Wo sind die Klugen? Wo sind die Schriftgelehrten? Wo sind die Weisen dieser Welt? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? Denn weil die Welt durch ihre Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch die Torheit der Predigt selig zu machen, die da glauben. Denn die Juden fordern Zeichen und die Griechen fragen nach Weisheit, wir aber predigen Christus, den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis und den Heiden eine Torheit; denen aber, die berufen sind, Juden und Griechen, predigen wir Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn die göttliche Torheit ist weiser, als die Menschen sind, und die göttliche Schwachheit ist stärker, als die Menschen sind.
[Evtl. Apostolisches Glaubensbekenntnis (EG Seite 1150)]
[Wochenlied]
[Predigtwort]
Die Fischer am See Genezareth wuschen nach einer langen Nacht ihre Netze. Leer sind sie geblieben. Die ganze Nacht umsonst.
Eine Frau hat sich ihr Leben lang für die Firma engagiert. Bei der nächsten Fusion wird ihr nach 26 Jahren Betriebszugehörigkeit der Auflösungsvertrag angeboten.
Da hat man alles für seine Kinder getan, hat versucht, ihnen Werte mitzugeben und vorzuleben, und dann wollen sie nichts mehr davon wissen.
Da sind Verträge ausgehandelt, Praktikumsplätze vereinbart und Reisen gebucht worden – und dann kam der Lock-down und alle Pläne, die sich Menschen gemacht haben, alle Hoffnungen, die sie hatten, sind mit einem Schlag von heute auf morgen zunichte gemacht worden. Und jetzt stehen Existenzen auf dem Spiel und viele wissen nicht, wie es weiter gehen soll, wenn die Kunden, die Gäste oder die Aufträge ausbleiben.
Die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen – das liest sich wie eine Erfahrung unserer Zeit: Nutz- und sinnloser Kräfteverschleiß, sich leer und ausgebrannt fühlen; selbst der eine oder andere Erfolg mag nicht über die schleichende Depression hinweg tragen.
Leere Netze waschen – und dabei fragt man sich: Was habe ich nur falsch gemacht? Ist jetzt wirklich alles umsonst gewesen?
Jesus – bedrängt von der Menge – quert den Weg dieser Fischer. Er bittet Simon, ein wenig vom Land wegzufahren und lehrt die Menge vom Boot aus. Als er zu reden aufhörte, sagt er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!
Jesus schickt die Fischer noch einmal aus zu ungewohnter Stunde. Ganz unwahrscheinlich, dass sie am helllichten Tag etwas fangen. Dieses Fahr hinaus! ist eine Zumutung; sie waren müde und schon vergeblich da draußen. Jesus verspricht nichts, aber macht Mut, es noch mal zu probieren. Und irgendetwas veranlasst den Berufsfischer Simon und seine Arbeitskollegen, dieser Aufforderung Jesu zu vertrauen.
Seine Bedenken, Einwände, seine Müdigkeit und auch seine Enttäuschung kommen zu Wort, wenn Simon zunächst erwidert:
Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich die Netze auswerfen.
Doch Simon und seine Gefährten lassen sich nicht leiten von ihrer Frustration. Sie machen einen Versuch – gegen besseres Wissen, gegen den Augenschein, gegen alles, was man als Fischer tut. Sie vertrauen Jesus. Sie trauen ihm etwas zu. Er wird sie schon nicht vergebens losschicken. Sie vertrauen auf seinen Ruf. Petrus verzichtet auf alle rationalen Gegenargumente. Gemeinsam überwinden sie ihre Müdigkeit, tun, was sie womöglich noch nie getan haben. Fischen in bekannten Gewässern zu ungewöhnlicher Stunde.
Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen. Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und mit ihnen ziehen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, sodass sie fast sanken.
Der große Fang kann nur mithilfe der herbeigerufenen Nachbarboote an Land gebracht werden. Der große Erfolg geht über ihre Kräfte, er scheint sie in die Tiefe zu ziehen. Nur mit vereinten Kräften werden sie ihm Herr. Der Erfolg, diese Überfülle der Netze überwältigt sie, im wahrsten Sinne. Es ist mehr als sie verkraften können. Ihre Netze drohen zu reißen, die Boote übervoll drohen zu versinken. Die Freude und das Staunen über diesen Jahrhundertfang wollen nicht so recht aufkommen, sie verkehren sich unmittelbar in einen Überlebenskampf, der nur gelingt, weil Andere mit anpacken.
Eine ähnliche – wenn auch umgekehrte – Erfahrung haben wir in der Corona-Krise gemacht – umgekehrt, weil wir da kaum von einem großen Fang, von einem Erfolg sprechen können. Und dennoch: Es ist ja trotz allen Entbehrungen, trotz aller Not, die diese Zeit mit sich gebracht haben, ein erstaunliches Phänomen, dass wir diese Krise als Gesellschaft angegangen sind. Nur, weil wir uns gemeinsam auf die Ausgangsbeschränkungen, auf das Tragen der Maske, auf das Einhalten der Distanz eingelassen habe, nur deshalb sind wir heute schon ein großes Stück aus dieser Krise herausgekommen. Alleine auf uns gestellt, wenn jeder nur auf sich selbst geschaut hätte, wären wir nie so weit gekommen.
Als Christen wissen wir freilich, dass wir uns deswegen auch nicht unbedingt selber auf die Schulter klopfen können. Vielmehr wissen wir wie Simon, der von seinem großen Fang einen großen Schrecken bekommt, dass sich dieser große Erfolg nicht eigenem Fleiß und eigener Leistung verdanken.
In solchen Momenten erahnen wir: Gottes Gnade verdanken wir, was wir erleben. Gottes Gnade verdanken, was wir haben. Gott schenkt die Fülle des Lebens! Er ist der Schöpfer der ganzen Schöpfung, der Geber der Gaben, der Liebhaber des Lebens. Dem kann ich voller Vertrauen begegnen.
Diese Gnade Gottes brachte erst in Bewegung. Sie ließ die Veränderung zu und öffnete neue Perspektiven. Mit Gottes Hilfe hat das lähmende Kreisen um vergangene Erfahrungen ein Ende.
Jesus hat nicht zur Leistungssteigerung aufgerufen. Er hat die Jünger nicht einmal an ihre eigenen Ressourcen und Begabungen erinnert. Jesus hat neue Aussichten eröffnet, ihnen eine pure Zusage gegeben.
Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.
Simon fällt es wohl in diesem Augenblick wie Schuppen von den Augen. Er erkennt wie nahe ihm in Jesus Gott ist. All sein Zögern und Zaudern, seine Zweifel an der Kompetenz dieses Wanderpredigers in Sachen Fischfang, seine Einwände und Müdigkeit werden ihm deutlich. Ich bin ein sündiger Mensch! –
Würde sich Gott mit einem Verbesserungsvorschlag in unsere Arbeitsabläufe einmischen, hätten wir wohl auch unsere Zweifel und Widerstände. Was trauen wir Gott zu – in unserem täglichen Handwerk?
Ein Zwischenruf Gottes wäre womöglich auch von uns allen nicht gern gehört. Dieser Zwischenruf Gottes muss sich erst Gehör verschaffen. Gott sei Dank tat er das für Simon und seine Kollegen. Denn die Nähe Gottes ermöglicht das Wunder, öffnet die Augen für neue Wege; und das Ergebnis ist erschreckend und überwältigend zugleich. Schmerzlich wird Simon da die eigene Kleinheit bewusst. Herr, geh weg von mir! Dahinter steht die Gewissheit: Ich begegne Gott. Ich habe ihn in all seiner Herrlichkeit und Fülle gesehen.
Ähnlich dem Ruf der Engel bei den Hirten auf dem Feld beruhigt Jesus Simon: Fürchte dich nicht! Gottes Nähe lähmt nicht, sondern ruft zum Aufbruch aus dem gewohnten Alltag. Eine neue Aufgabe wartet auf dich.
Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.
Gott ruft Menschen heraus für ihren neuen Weg. Gottes Wort erreicht uns zur unmöglichen Zeit, mitten in unserem Alltag, vielleicht auch, wenn wir uns zu erschöpft fühlen. Wenn wir gerade mit unseren Aufgaben, unseren Erfolgen oder Enttäuschungen beschäftigt sind. Gott ruft uns heraus, öffnet die Augen und wir erkennen: Wir haben Leben in Fülle, in und trotz mancher Enttäuschung. Denn er, Gott, hat eine Aufgabe für uns:
Hören wir auf Jesu Ruf. Bei ihm werden wir alles, was wir zum Leben brauchen, finden. Die ganze Fülle seiner Liebe.
Amen.
[Predigtlied]
Gott, du Quelle des Segens,
vor uns sehen wir unser Leben:
voller Fragen und Aufgaben,
voller Hoffnungen und Enttäuschungen.
Oft erkennen wir das Ziel nicht,
oft gehen wir in die Irre.
Wir brauchen deinen Segen
für uns und für unsere Welt.
Wir bitten dich für deine Kirche
auf ihrem Weg durch die Zeit,
dass sie durch das Wort vom Kreuz
in die Nachfolge Jesu Christi ruft.
Lass sie zum Segen werden
für Starke und Schwache,
für Fragende und Selbstsichere,
für Leidende und Fröhliche.
Wir bitten dich für unser Volk
und die Gemeinschaft der Völker,
dass sich die Hoffnung auf Frieden und Gerechtigkeit erfüllt.
Wir bitten dich für uns,
dass du uns nicht allein lässt auf unserem Weg.
Leite uns mit deinem Wort
durch gute und durch böse Zeiten.
Du hast uns in Christus deine Liebe geschenkt.
Ihm vertrauen wir heute und in Ewigkeit.
Amen.
Der Herr segne uns und behüte uns.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns + Frieden.
Verfasserin: Von Thomas Melzl und Gottfried Greiner bearbeitete und aktualisierte Lesepredigt von Dekanin Christiane Murner, Kapuzinerstraße 4, 92318 Neumarkt i. d. OPf.