Spruch:
Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn. (Kolosser 3, 17)
Psalm: Psalm 8
Lesungen
Altes Testament: Josua 1, 1 - 9
Epistel: Jakobus 4, 13 - 15
Evangelium: Lukas 4, 16 - 21
Liedvorschläge
Eingangslied: EG 58 Nun lasst uns gehen und treten
Wochenlied: EG 64 oder
EG 65
Der du die Zeit in Händen hast
Von guten Mächten treu und still umgeben
Predigtlied: EG 182 Suchet zuerst Gottes Reich in dieser Welt
Schlusslied: EG 171 Bewahre uns Gott, behüte uns Gott
Liebe Gemeinde,
ein neues Jahr hat begonnen. Voller Dank blicken wir auf das Vergangene zurück. Vor allem aber schauen wir nach vorn. Und wir fragen uns: was wird uns das neue Jahr bringen? Werden wir in diesem neuen Jahr Liebe und Freundlichkeit erfahren und weitergeben können? Können wir für unser Leben einen Ruhepunkt finden, um daraus Kraft zu schöpfen für die vielen Aufgaben, die auf uns zukommen? Werden wir im neuen Jahr stärker werden und reifen?
Ein neues Jahr liegt vor uns mit großen Herausforderungen. Es wird uns viel abverlangen. Wir müssen stark, gesund und erfolgreich sein, wenn wir bestehen wollen. Wir müssen viel schaffen. Leistungserwartung und auch Leistungsdruck sind allgegenwärtige Mechanismen unseres Lebens, so wie im vergangenen Jahr, so wohl auch im Neuen.
Die Jahreslosung für dieses neue Jahr steht im 2. Korintherbrief des Paulus, im 12. Kapitel: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“
Um Kraft und Stärke, und um Schwachheit, geht es in diesem Bibelwort. Um Kraft und Stärke dreht sich auch vieles in unserem Leben, in unserer Welt, auch in den Kirchengemeinden, damals und heute.
Blicken wir zuerst auf den Apostel Paulus, der uns diese Zeilen der Jahreslosung aufgeschrieben hat.
Er steht unter großem Erfolgsdruck. Er hatte in Korinth viele Menschen durch seine Predigten zum Glauben gebracht, Juden und Griechen, Arme und Reiche, Gebildete und einfache Menschen.
Dann reiste er weiter nach Ephesus. Nach ihm erschienen in seiner korinthischen Gemeinde andere Missionare. Es waren wohl Prediger, denen himmlische Offenbarungen und Eingebungen wichtig waren. Möglicherweise waren es Missionare, die mit Wundern und Zeichen argumentierten.
Schnell wird Paulus mit diesen Missionsmethoden seiner Nachfolger in Korinth konfrontiert. Die Korinther fragen ihn: von welchen gött-lichen Offenbarungen kannst Du uns eigentlich berichten? Welche himmlischen Erlebnisse hast Du eigentlich gemacht? Wer so viel von Gott und seinem Sohn zu sagen weiß wie Du, wird doch auch eine besondere Beziehung zu Gott haben. Oder kannst Du uns etwa gar nichts derartiges sagen?
Nun wird es ernst für Paulus. Es geht ums Ganze. Seine Predigt reicht nicht mehr. Seine Person wird hinterfragt, seine Leistung angezweifelt.
Er muss für sich klären, ob er die Auseinandersetzung mit den anderen Missionaren (Konkurrenten) annimmt. Er muss sich überlegen, oder ob er die Korinthische Gemeinde für sich aufgibt.
Er muss für sich entscheiden, ob er dieses Spiel mitspielen will. Ob er diese Spielregeln der anderen übernehmen will, wonach seine Predigt nur gut ist, wenn er sie durch spannende Berichte oder unvergesslichen Wundern würzt.
Will er das Bedürfnis der Gemeinde nach göttlichen Beweisen bedienen, will er Unterhaltung und Effekte einbauen? Will er eine Verkündigung als göttliches Schauspiel?
Dem Apostel Paulus behagt diese neue Zwangslage gar nicht. Seine Predigt war, so können wir vermuten, recht „trocken“. Viele seiner Briefe geben seinen Denkstil wieder. Ähnlich gedankendurchdrun-gen, ähnlich „trocken“ wie seine Briefe, werden seine Predigten gewesen sein. Aber Paulus muss sich nun wohl anpassen.
Und so berichtet Paulus (hier in diesem 12. Kapitel des 2. Korinther-briefes) von seinen Erlebnissen mit Engel, Teufel, Entrückungen und göttlichen Stimmen. Aber er berichtet es auf seine Weise, und mit seinen Schlussfolgerungen!
Jawohl, er kann von himmlischen Erfahrungen berichten. Jawohl, auch er kann seine Predigten mit göttlichen Worten schmücken. Er hat genug an überirdischen Dingen erlebt. Er hat bis in den dritten Himmel geblickt und dort Unaussprechliches gesehen und gehört. Er kann mithalten mit den anderen!
Aber er weiß, was die anderen nicht wissen, oder nicht zugeben: solche Erfahrungen kann jeder nur für sich machen. Sie eignen sich nicht zum Vorzeigen. Sie haben immer mit dem eigenen Leben zu tun. Sie sind ein ganz persönlicher Zuspruch Gottes.
Und so sagt uns Paulus, was Gott ihm persönlich in seinen himm-lischen Erlebnissen wissen ließ: „Lass dir an meiner Gnade genügen. Denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Damit gibt Paulus preis, was nur er ganz allein gesagt bekam: Gott steht zu mir. Gott sagt ihm: so wie Du bist, Paulus, so schwach, so krank, so wenig leistungsfähig…, so bist Du genau für mich richtig. So wie Du bist, so undiplomatisch, so ungeschickt ..., so brauche ich Dich und so bist Du gut. Du bist für mich der richtige Mann, genau so!
Du brauchst nicht auf die anderen zu schauen und Dich fragen: „was haben die, was ich nicht habe?“. Du brauchst Dir nicht ihre Fähigkei-ten und ihre Talente wünschen. Du, Paulus von Tarsus, bist für mich genau so gut und goldrichtig.
Paulus geht auf die Spielregeln der anderen Missionare ein und akzeptiert das Bedürfnis der Gemeinde nach göttlichen Erlebnissen, Visionen und Auditionen. Aber was er zu sagen hat, ist doch etwas Besonderes.
Für Paulus heißt es nun nicht mehr: der beste und geschickteste Missionar ist derjenige, der am erfolgreichsten ist. Der Beste ist nicht, wer die Gemeindesäle am meisten füllen kann. Für Paulus bedeutet das seitdem: Stärke und Erfolg sind nicht mehr die einzigen Maßstäbe für Gott. Gott sieht vielmehr das Herz an. Gott sieht, was ein Mensch wirklich zu sagen hat. Gott läßt sich nicht von Shows und Äußerlichkeiten beeindrucken. Gott achtet nicht immer nur auf eine perfekte Außendarstellung, sieht nicht nur auf Stärke. Auch schwache, oder vermeintlich schwache, Menschen sind für Gott wichtig.
Das hat die Gemeinde in Korinth überzeugt. Sie haben weiter zu Paulus gehalten.
Für uns ist das zunächst eine historische Darstellung der Vorgänge in Korinth. Aber was hier verhandelt wird, ist für unser Leben und das neue Jahr sehr interessant.
Denn auch wir müssen viel leisten und stehen in unseren Berufen unter großem Druck. Schon die Schüler, erst recht die Studenten oder Lehrlinge werden „auf Erfolg getrimmt“. Und einige halten diesem Druck nicht stand. Manche Jugendliche und Erwachsene werden vom steigenden Leistungsdruck krank oder ziehen sich zurück oder geben auf. Die Zahl der Schulverweigerer, der Aussteiger, der „Versager“ kann niemandem gleichgültig sein.
Was Paulus den Korinthern schreibt, ist das persönliche Erlebnis des Apostels. Aber es kann auch uns im neuen Jahr stärken. Unser Gott sieht, wie bei Paulus, nicht nur auf Erfolg und Leistung. Unser Gott bekennt sich, wie bei Paulus, auch zu denen, die weniger erreichen als gefordert; die krank oder geschwächt, oder weniger begabt sind. Unser Gott steht zu allen seinen Geschöpfen, den Geschickten wie den Ungeschickten, den Klugen wie den Einfachen, den Hübschen wie den Normalen, den Erfolgreichen wie den nicht Erfolgreichen ... Gott steht zu einem jeden Menschen und will ihm sagen: So wie Du bist, bist Du von mir geliebt und geachtet, auch wenn Du nicht so bist, wie andere Dich haben wollen.
Das keine Rechtfertigung von Faulheit oder Bequemlichkeit. Das ist kein Lob der Schwäche oder Krankheit. Aber es ist ein Bekenntnis Gottes zu allen, die den hohen Erwartungen nicht standhalten kön-nen. Es ist ein „Ja“ Gottes zu allen, die auf das neue Jahr mit Angst und Sorge blicken, oder manches nicht erreichen werden.
Es ist eine Zusage für uns alle, ob wir stark sind, oder schwach. Gott steht zu uns und geht mit uns. Er begleitet uns in allen guten Tagen. Und er verlässt uns nicht, wenn sich die Sonne für uns verdunkelt, wenn es Nacht wird, wenn wir allein sind. Gott geht mit uns durch finstere Täler. Er hält zu uns, wenn wir im neuen Jahr nicht mehr weiter wissen. Er begleitet uns, wenn es uns so gut geht, dass wir nicht nach ihm fragen. Für Gott ist ein jeder von uns wichtig. Das betrifft die Vergangenheit und auch die Zukunft. Gott sei Dank.
Amen.
Verfasser: Pfarrer Jürgen Pillwitz
Kirchplan 2, 06268 Querfurt
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