Mose, der Befreier
von Elke Burkholz (Messel)
Predigtdatum
:
10.02.2008
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
Aschermittwoch
Textstelle
:
Jakobus 1,12-18
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Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus,
liebe Gemeinde,
heute ist der erste Sonntag der Passionszeit. Wir feiern heute Abendmahl. Dabei erinnern wir uns an das letzte Mahl, das Jesus mit seinen Freundinnen und Freunden eingenommen hat. Dieses letzte Essen war ein Passahmahl und dazu werde ich Ihnen heute die Geschichte aus der Bibel erzählen, die zu dem Passahmahl in der israelitischen Geschichte gehört – und zwar mit den eher unbekannten Einzelheiten. Wenn Sie jetzt denken, das kenne ich doch alles schon, dann täuschen Sie sich. Sie dürfen gespannt sein auf eine Menge Neues.
Wir beginnen mit Israel in Ägypten. Die Israeliten waren Sklaven in Ägypten. Sie mussten Häuser bauen und Zwangsarbeit leisten. Und sie waren ein großes Volk geworden, das seine eigenen Traditionen bewahrte. Sie wollten sich nicht integrieren. Und die Ägypter fürchteten sich vor den Ausländern im eigenen Land. Sie befürchteten einen Aufstand. Und deshalb ordnete der Pharao, der gottgleiche Herrscher Ägyptens an, dass die Hebammen Schifra und Pua die neugeborenen männlichen Kinder der Israeliten in töten sollten, denn sie dachten. Von den Mädchen geht keine Gefahr aus. Aber die Hebammen taten nicht, was ihnen befohlen worden war. Da ließ der Pharao die Hebammen rufen und fragte: Was soll das? Warum habt Ihr meine Befehle nicht befolgt? Und die Hebammen antworteten: Die hebräischen Frauen sind halt nicht so verweichlicht wie die ägyptischen. Bis wir kommen sind die Kinder längst geboren. Und sie kamen damit durch und Gott segnete die Familien der Hebammen. Aber der Pharao befahl allen Ägyptern die neugeborenen Jungen der Israeliten in den Nil zu werfen. In dieser Zeit gebar eine Frau aus dem Priestergeschlecht einen Jungen und versteckte ihn drei Monate zu Hause. Als das nicht mehr ging, machte sie ein Bastkörbchen und liess seine Schwester Miriam das Körbchen ins Schilf an den Nil legen an die Badestelle der Prinzessin. Die fand das Kind, hatte Mitleid und adoptierte es. Sie nannte es Mose, weil sie es aus dem Wasser gezogen hatte. Und Mose wurde erst von seiner Mutter zu Ende gestillt und wuchs dann im Palast auf. Er war ein junger Mann geworden und sah eines Tages, wie ein ägyptischer Aufseher einen Israeliten tot prügelte. Er sah sich kurz um und erschlug den Ägypter. Am nächsten Tag mischte er sich in einen Streit zwischen zwei Israeliten ein und versuchte Frieden zu stiften. Da sagte der eine zu ihm: Und wenn ich nicht tue, was du willst, wirst du mich dann auch umbringen wie den Ägypter. Mose war erschrocken, dass seine Tat bekannt geworden war, und er flüchtete in die Wüste. An einer Oase sah er wie ein paar Frauen von anderen Hirten von der Wasserstelle abgedrängt wurden. Er legte sich mit den Hirten an und erreichte, dass die 7 Töchter des midianitischen Priesters Jethro ihre Ziegen zuerst tränken durften. Als die Frauen nach Hause kamen fragte ihr Vater sie: Warum seid ihr schon da? Und die älteste antwortete: Da war ein Mann am Brunnen, der hat uns geholfen. Und der Vater fragte: Und warum habt ihr den nicht eingeladen und mitgebracht? Und sie gingen zurück und holten Mose. Und schließlich heiratete Mose eine Tochter des Oberpriesters von Midian einem herumziehenden Hirtenvolk. Ihr Name war Zippora. Und als sie ihr erstes Kind bekamen, nannte Mose es: Gerschom, was soviel heißt: Wie ich bin ein Fremder in diesem Land. Ein bitterer Name. Mose, geboren als israelitischer Priestersohn, als Baby in Todesgefahr, ein Mann mit Gerechtigkeitsgefühl, aber aufbrausend und gewalttätig, erzogen als Prinz von Ägypten war jetzt Schafhirte. Viele Jahre seines Lebens verbrachte er in der kargen Einöde bis eines Tages etwas Ungewöhnliches geschah. Mose weidete die Schafe seines Schwiegervaters auf dem Berg Horeb. Dort sah er Feuer. Er ging näher, um zu sehen, was da los ist und er sah, dass ein Dornbusch in Flammen stand, aber die Flammen ihn nicht verzehrten und aus dem Busch kam eine Stimme: Mose zieh deine Schuhe aus, du stehst auf heiligem Land. Und die Stimme sprach weiter: Ich habe das Elend und die Unterdrückung meines Volkes in Ägypten gesehen und ich habe beschlossen mein Volk aus Ägypten zu führen und es in ein Land zu führen in dem Milch und Honig fließt. Und du wirst der Anführer sein. Und Mose meint: Ich bin dafür ganz ungeeignet und das Volk und der Pharao werden nicht auf mich hören. Und wer bist du eigentlich? Und Gott antwortet: Ich bin der Gott eurer Vorfahren, mein Name ist: Ich bin da. Und ich werde bei euch sein. Nachdem Gott ihm noch ein paar Wunder gezeigt hat, und ihm versprochen hat seinen Bruder Aaron an seine Seite zu stellen, macht sich Mose mit Frau und Kindern auf den Weg. Warum ist Gott Mose in einem brennenden Dornbusch erschienen? Wie dieser Busch ist Moses Leben gewesen. Dornig und dürr, so hat er sich in Midian gefühlt. Aber in Wirklichkeit hatte er mit dem Leben in Midian alles gelernt, was er für seine Aufgabe brauchen würde. Er stammte aus Israel, er gehörte zu dem Volk, das er herausführen sollte. Er kannte den Pharao, er war im Palast aufgewachsen. Und er kannte das Leben in der Wüste, in das er das Volk Gottes führen sollte. Es gab niemanden, der für diese Aufgabe besser geeignet gewesen wäre. In der Bibel steht, dass Mose damals bereits 80 Jahre alt gewesen sein soll.
Und dann unterwegs nach Ägypten wird es gefährlich. In der Nacht überfällt Gott Mose und erscheint ihm als Bluträcher. Zippora, die Priestertochter rettet ihn, indem sie ihren ältesten Sohn beschneidet und das Blut auf Mose schmiert. Was soll diese Geschichte? Mose ist auf dem Weg nach Ägypten zurück. Ihm begegnet seine Vergangenheit wieder. Und er erkennt, dass er ein Mörder ist. Zippora schafft durch ein Ritual Versöhnung mit Gott, der diesen Mord eigentlich bestrafen müsste. Und Mose weiß, er darf nicht wieder die Nerven verlieren, diesmal keine eigenwillige Gewalt!
Und Mose und Aaron gehen zu dem Pharao und sagen zu ihm: Der Gott der Hebräer ist erschienen und fordert von ihnen, dass sie drei Tagesmärsche in die Wüste ziehen dort ein Fest veranstalten und ihrem Gott opfern. Zum Beweis wirft Mose seinen Stab auf die Erde und er verwandelt sich in eine Schlange. Kein Problem das können die ägyptischen Priester auch.
Der Pharao ist empört: Die haben wohl nicht genug zu tun, dass sie auf die Idee kommen, eine Woche blau machen zu wollen. Und er erhöht ihre Arbeitsbelastung. Er befiehlt, dass die Israeliten das Stroh, dass sie für das brennen der Ziegel brauchen sich in Zukunft selbst besorgen müssen und die Zahl der Ziegel, die sie brennen müssen doch gleich bleibt. Das macht Mose nicht gerade beliebt beim Volk: Du bist schuld, dass wir jetzt noch schwerer schuften müssen, werfen sie Mose vor.
Und nun beginnen die äußerst zähen Verhandlungen: Die ersten drei Plagen sind eklig: Das Wasser des Nils wird zu Blut. Kein Problem für den Pharao, seine Zauberer können das auch. Plage 2: Frösche bedecken das Land. Eklig aber nicht gefährlich. Auch das können die ägyptischen Zauberer noch. Aber der Pharao zeigt sich zum ersten Mal beeindruckt. Er verspricht: Bitte Gott, dass er die Frösche beseitigt, dann werden ich euch ziehen lassen. Aber als die Plage vorbei ist überlegt er es sich wieder anders. Plage 3: Fliegen: Hier versagen die ägyptischen Zauberer erstmals, das können sie nicht mehr. Bisher waren die Plagen nur eklig: Jetzt werden sie körperlich unangenehm. Plage 4: Stechmücken: Der Pharao macht sein erstes Zugeständnis: Das Volk darf hier in dem Land Gott Opfer bringen. Das heißt immerhin ein Tag frei. Und Mose soll wieder dafür beten, dass die Plage aufhört. Das tut Mose auch.
Plage 5: Viehkrankheit: Hier gibt es den ersten Unterschied zwischen Ägypten und Israel: Das ägyptische Vieh wird krank. Das israelitische bleibt gesund. Das gilt für alle folgenden Plagen auch.
Plage 6: Hautkrankheit. Diesmal erscheinen die ägyptischen Zauberer gar nicht mehr zum Zauberwettbewerb bzw zum Machtkampf zwischen Israels Gott und ihren Göttern.
Plage 7: Jetzt beginnen die lebensgefährlichen Plagen: Hagel: Die Ernte von Gerste und Flachs wird zerstört. Wer der Warnung des Mose nicht glaubt wird auf dem Feld von Hagelkörnern erschlagen. Der Pharao bekommt Angst. Er beginnt einzusehen, dass er vielleicht etwas falsch gemacht haben könnte, er bittet Mose um das Ende des Hagels zu beten.
Plage 8: Heuschrecken, der Rest der Ernte wird auch noch vernichtet. Die Berater des Pharao sind dafür die Israeliten ziehen zu lassen. Der Pharao erlaubt den Männern wegzuziehen. Frauen und Kinder sollen hier bleiben.
Plage 9: Finsternis: Diesmal dürfen Frauen und Kinder mitziehen aber das Vieh, soll hier bleiben. Und nun die Drohung an Mose: Wenn Du noch einmal herkommst, werde ich die töten lassen. Und die Antwort des Mose: Ich werde nicht noch einmal kommen. Und Mose kündigt die letzte Plage an und sagt: Dann werden wir gehen.
Bei den Israeliten beginnen die Vorbereitungen. Jede Familie soll ein Lamm schlachten, und den Türpfosten mit Blut bestreichen. Sie sollen sich reisefertig machen, das Lamm braten und aufessen. Sie sollen ungesäuertes Brot backen. Um Sauerteig anzusetzen reicht die Zeit nicht mehr. Und in der Nacht geht des Engel Gottes durch Ägypten und tötete in jedem Haushalt die erstgeborenen Söhne, nur an den Häusern mit dem Blut geht er vorbei.
An diese Nacht erinnert sich Israel am Sederabend des Passahfestes. Diese Geschichte wurde erzählt als Jesus des letzte Abendmahl mit seinen Freundinnen und Freunden gefeiert hat.
Wie die Geschichte weiter geht wissen, Sie. Nach der 10 Plage lässt der Pharao Israel ziehen. Entscheidet sich dann aber doch anders, verfolgt das Volk bis zum Schilfmeer. Mose teilt das Meer mit seinem Stab, die Israeliten gehen hindurch und die Wassermassen schlagen über der ägyptischen Armee zusammen. Miriam die Schwester des Mose singt mit den Frauen das Siegeslied. Weiter geht es zum Horeb, wo Gott Mose zuerst erschienen ist. Sie bekommen die Tafeln mit den 10 Geboten. Jede Menge Ärger. Jede Menge Wunder und Bewahrung. Mose erlebt nicht mehr wie das Volk im gelobten Land ankommt.
Das ist die große alte Geschichte von dem Gott, der sein Volk befreit hat. Dieser Gott ist der Vater Jesu Christi. Und heute beginnt die Zeit im Kirchenjahr, in der wir die neue Befreiungsgeschichte uns vergegenwärtigen: Leiden und Tod und Auferstehung Jesu Christi. Im Matthäusevangelium wird Jesus Christus als der neue Mose dargestellt. Dieser neue Mose, Jesus Christus befreit uns sein Volk von der Macht von Sünde und Tod. Wie Gott durch Mose sein Volk von der äußeren Unterdrückung durch den Pharao befreit hat, so schenkt Jesus Christus uns innere Freiheit, Freiheit von unserer Schuld, Freiheit von inneren Zwängen, Freiheit von Angst, damit wir ein gutes Leben in Freiheit und Freundlichkeit führen können. Das feiern wir im Abendmahl. Jetzt ..
Und der Friede Gottes ….