Wochenspruch: "Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit." (Hebräer 13,8)
Psalm: 8,2-10 (EG 705)
Reihe I: Josua 1,1-9
Reihe II: Johannes 14,1-6
Reihe III: Philipper 4,10-13(14-20)
Reihe IV: Sprüche 16,(1-8)9
Reihe V: Lukas 4,16-21
Reihe VI: Jakobus 4,13-15
Eingangslied: EG 58,1-5 Nun lasst uns gehn und treten
Wochenlied: EG 65 Von guten Mächten
Predigtlied: EG 395 Vertraut den neuen Wegen
Schlusslied: EG 58,6.7. 14.15 Ach Hüter unsers Lebens
1 Nachdem Mose, der Knecht des HERRN, gestorben war, sprach der HERR zu Josua, dem Sohn Nuns, Moses Diener:
2 Mein Knecht Mose ist gestorben; so mach dich nun auf und zieh über den Jordan, du und dies ganze Volk, in das Land, das ich ihnen, den Israeliten, gebe.
3 Jede Stätte, auf die eure Fußsohlen treten werden, habe ich euch gegeben, wie ich Mose zugesagt habe.
4 Von der Wüste bis zum Libanon und von dem großen Strom Euphrat bis an das große Meer gegen Sonnenuntergang, das ganze Land der Hetiter, soll euer Gebiet sein.
5 Es soll dir niemand widerstehen dein Leben lang. Wie ich mit Mose gewesen bin, so will ich auch mit dir sein. Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen.
6 Sei getrost und unverzagt; denn du sollst diesem Volk das Land austeilen, das ich ihnen zum Erbe geben will, wie ich ihren Vätern geschworen habe.
7 Sei nur getrost und ganz unverzagt, dass du hältst und tust in allen Dingen nach dem Gesetz, das dir Mose, mein Knecht, geboten hat. Weiche nicht davon, weder zur Rechten noch zur Linken, auf dass du es recht ausrichten kannst, wohin du auch gehst.
8 Und lass das Buch dieses Gesetzes nicht von deinem Munde kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht, dass du hältst und tust in allen Dingen nach dem, was darin geschrieben steht. Dann wird es dir auf deinen Wegen gelingen, und du wirst es recht ausrichten.
9 Habe ich dir nicht geboten: Sei getrost und unverzagt? Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der HERR, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.
Suche Frieden und jage ihm nach! (Psalm 34, 15)
Kennen Sie das? Wenn etwas über den Jordan geht? Oder gar jemand? Das ist eine ziemlich flapsige Redewendung. Sie beschreibt, dass etwas kaputt geht. Oder eben, dass jemand stirbt.
Warum erzähle ich Ihnen das – gerade heute, am Beginn eines neuen Jahres?
Na ja – auch im neuen Jahr wird so manches »über den Jordan gehen« – zuallererst, so ist es ja meist, jede Menge gute Vorsätze. Und dann gehen hinterher: manche Erwartungen und Befürchtungen und sicher auch die eine oder andere Hoffnung. Ab über den Jordan damit …
Die Geschichte, die wir heute hören, hat auch mit dem Jordan zu tun. Josua nämlich ist drauf und dran, über den Jordan zu gehen: Vierzig Jahre Wüstenwanderung liegen hinter ihm und dem Volk Israel. Vierzig Jahre Mut und Verzweiflung und die Frage: Werden wir jemals ankommen im gelobten Land? Oder werden es wenigstens unsere Kinder noch erleben?
Gerade war Mose, der Anführer gestorben – ohne über den Jordan zu gehen. Josua ist sein Nachfolger geworden und nun ist der Weg frei. Der Weg über den Jordan:
Lesung Josua 1, 1 - 9
Nun ist es also soweit. Josua soll und wird über den Jordan gehen. Gott gibt ihm eine wundervolle Verheißung mit auf den Weg: Ein riesengroßes Land soll euch gehören und niemand soll euch widerstehen!
Und weil Gott seine Menschen kennt, weiß er auch um die Fragen: Wie soll das werden in diesem unbekannten Land? Kann das gut gehen? Die Leute dort werden uns doch nicht mit offenen Armen empfangen – uns: die Fremden, die aus der Wüste kommen. Es wird wohl Streit und Kampf geben. Und wir kennen uns doch gar nicht aus dort.
Gott kennt die Angst. Und er macht Josua Mut: Sei getrost und unverzagt! Du bist nicht allein, ich gehe mit dir!
Allerdings: Josua bekommt keinen Freibrief nach dem Motto: von nun an kannst du dir alles erlauben, weil Gott dich beschützt. Mose hat ja von Gott das »Gesetz«, die Lebensordnung für das Volk, erhalten. Das gilt weiter. Das ist auch Voraussetzung dafür, dass das neue Leben gelingt:
Lass das Buch dieses Gesetzes nicht von deinem Munde kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht, dass du hältst und tust in allen Dingen nach dem, was darin geschrieben steht. Dann wird es dir auf deinen Wegen gelingen, und du wirst es recht ausrichten.
Die Treue zu Gott und seinen Geboten also ist der Schlüssel. Wenn Israel ihm treu bleibt, gilt die Verheißung. Der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.
Und wir? Wir stehen an der Schwelle zu einem neuen Jahr. Mancher hat vielleicht auch Wüstenzeiten hinter sich. Schwere Zeiten, in denen der Lebensdurst nicht gestillt werden konnte. In denen das Leben nur noch schwer und ohne Hoffnung schien. Vielleicht ist sie oder er dann froh, das alte Jahr zu verlassen und Neues zu beginnen.
Andere haben eher vor Augen, was da an Unwägbarkeiten lauert und gehen ängstlich in das neue Jahr. Wie geht es weiter mit meiner Krankheit? Werden meine Kinder ihre Prüfungen bestehen? Werden die Konflikte in unserem Land und in Europa eskalieren? Dann ist der Schritt über die Schwelle bedrohlich und schwer.
Aber: Rüber müssen wir, über den Jordan, so oder so. Da ist es gut, dass wir nicht allein gehen müssen. Wir machen uns hier heute im Gottesdienst gemeinsam auf den Weg. Und gemeinsam legen wir es in Gottes Hand, was das neue Jahr bringen wird.
Und gemeinsam hören wir den Zuspruch an Josua auch als Wort für uns:
Habe ich dir nicht geboten: Sei getrost und unverzagt? Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.
Getrost – also mutig – sein und nicht verzagen, das ist Gottes Auftrag auch an uns. Auch wenn Dinge passieren, die uns erschüttern und entsetzen. Das gehört zum Leben in unserer Welt. Aber wir sind nicht gottverlassen unterwegs. Er geht mit, stärkt und tröstet, begleitet und ermutigt.
Manchmal allerdings ist das schwer zu begreifen. Schon damals, als das Volk Israel über den Jordan gegangen war, folgte Grauenhaftes: Krieg und Zerstörung und Vertreibung. Bis heute liegt in dieser Geschichte eine Quelle für Hass und Gewalt – oft genug im Namen Gottes. Das Land, das dem Josua beschrieben wird, umfasst große Teile des heute sogenannten Nahen Ostens – später das Reich von König Salomo.
Allerdings: Als diese Geschichte aufgeschrieben wurde, war das salomonische Großreich längst Geschichte – die Verfasser waren im Exil in Babylon und erinnerten sich an bessere Zeiten. So geht es in der Verheißung an Josua nicht um heutige politische Ansprüche. Es geht vor allem um Gott und sein Verhältnis zu seinem Volk. Egal, wo die Menschen sind, Gott ist auch da. In Wüstenzeiten ist er da und auch da, wo gerade alles gut ist, wo Freude und Glück das Leben bestimmen.
Ob das neue Jahr dem Nahen Osten Frieden bringen wird? Oder noch mehr Hass und Gewalt? Ob Menschen verschiedener Religionen und Kulturen es 2019 schaffen, miteinander zu leben und nicht gegeneinander? An der Schwelle des Jahres können wir es nur hoffen – getrost und unverzagt.
Und nun müssen wir unbedingt noch auf das Ziel blicken! Das Überschreiten des Jordans ist der erste Schritt – aber das Ziel ist das „gelobte Land“, das von Gott verheißene, „das Land, wo Milch und Honig fließen“. Dieses Land hatte Gott dem Mose versprochen, ganz am Anfang schon. Dort anzukommen ist der Traum der Menschen gewesen auf dem ganzen Weg. Und jetzt sind sie da! Jetzt kann die Zukunft beginnen. Nur noch über den Jordan gehen, und dann …
In christlicher Perspektive hat sich der Blick auf das Ziel noch einmal gewandelt. Für uns ist das „gelobte Land“ nicht ein bestimmter Ort auf der Erde. Es ist auch für uns das Ziel der Hoffnungen und der Sehnsucht. Es ist auch für uns die Zukunft, die Gott verheißen hat: das Reich Gottes, seine Welt, in der kein Schmerz und kein Tod mehr sein wird. Paul Gerhard beschreibt diese Zukunftshoffnung wunderschön:
Welch hohe Lust, welch heller Schein,
wird wohl in Christi Garten sein!
Wie muss es da wohl klingen,
da so viel tausend Seraphim
mit unverdrossnem Mund und Stimm
ihr Halleluja singen, ihr Halleluja singen.
O wär ich da! O stünd ich schon,
ach süßer Gott, vor deinem Thron
und trüge meine Palmen:
So wollt ich nach der Engel Weis
erhöhen deines Namens Preis
mit tausend schönen Psalmen,
mit tausend schönen Psalmen.
(EG 503, 10 - 11)
Nun kommen wir auch unserer Redewendung auf die Spur: Auf dem Weg in dieses Gelobte Land, in den Himmel, müssen wir »über den Jordan gehen«, die Grenze zwischen dem Erdenleben und dem Leben in Gottes Reich überschreiten. So haben es christliche Schriftsteller in der Zeit des Pietismus beschrieben. So ist »Über den Jordan gehen« zur Metapher für das Sterben geworden, für ein hoffnungsvolles und zuversichtliches Sterben auf dem Weg zu Gott. Später ist diese theologische Deutung dann leider verloren gegangen.
Josua geht mit dem Volk über den Jordan. Wir haben die Schwelle zum neuen Jahr mit der Situation am Jordan verglichen. Und schließlich führt der Weg über den Jordan auch noch in den Himmel. Was bedeutet das nun für uns heute?
Gott ist es, der unseren Weg leitet und uns ermutigt, ihn weiter zu gehen. Den Weg ins neue Jahr, das uns manches Schwere und manches Schöne bringen wird. Und damit zugleich den Weg zu Gott hin. Denn auch das Jahr, in das wir gehen, ist ein Jahr des Herrn. Wenn wir über den Jordan gehen, dann gehen wir getrost und unverzagt. Wir blicken auf ihn und seine Liebe. Wir blicken auf sein Wort und auf Jesus Christus. Er weist uns den Weg.
Amen
Gott, wir sind auf dem Weg in ein neues Jahr.
Wir sehnen uns nach Frieden und wissen doch nicht,
wie wir ihn erreichen können.
Wir bitten dich für uns und unsere Familien,
für unser Land und unsere Welt:
Lass uns nicht aufgeben auf der Suche nach dem Frieden,
gib uns einen langen Atem und stärke unseren Mut.
Lass die Versöhnung, die du schenkst,
in unseren Herzen einen Platz finden.
Amen
Gott, du sendest uns auf den Weg in das neue Jahr.
Wir bitten dich:
Steh uns bei, wenn wir uns auf den Weg machen.
Wenn wir uns fürchten, vor dem was kommt:
Steh uns bei!
Wenn wir resigniert haben, weil doch alles bleibt, wie es ist:
Steh uns bei!
Wenn wir es kaum erwarten können,
das Alte hinter uns zu lassen:
Steh uns bei!
Öffne unsere Augen für deine Zukunft,
lass uns getrost und unverzagt das Neue beginnen.
Sei bei den Traurigen und den Einsamen,
den Verängstigten und den Kranken:
lass sie deine Gegenwart spüren
und dein Licht ihnen leuchten.
Sei bei den Mächtigen und den Starken,
den Furchtlosen und den Rücksichtslosen:
lass sie nicht vergessen, dass du der Herr bist,
gib deine Liebe in ihre Herzen.
Sei bei den Menschen in Israel und Palästina,
im Libanon, in Jordanien und Syrien:
Gib ihnen den Mut, miteinander zu leben
und Frieden und Versöhnung zu üben.
Du, Gott, kennst unsere Wege,
du schenkst uns Versöhnung in Jesus Christus
und ein Ziel für alle unsere Wege.
Bewahre uns auf dem Weg, der in deine Zukunft führt.
Amen
Verfasser: Pfarrer Friedrich von Biela, An der Marienkirche 4, 29410 Salzwedel
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