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Mut für den Weg durch das Jahr empfangen

von Dorit Lau-Stöber (39517 Grieben)

Predigtdatum : 01.01.2010
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Neujahrstag
Textstelle : Jakobus 4,13-15
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Wochenspruch:

„Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater durch ihn.“ (Kolosser 3, 17)

Psalm: 8, 2 – 10

Lesungen

Altes Testament:
Josua 1, 1 – 9
Epistel:
Jakobus 4, 13 – 15
Evangelium:
Lukas 4, 16 – 21

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 166
Tut mir auf die schöne Pforte
Wochenlied:
EG 64
Der du die Zeit in Händen hast
Predigtlied:
EG 65
Von guten Mächten treu und still umgeben
Schlusslied:
EG 171
Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott

Der Predigttext wird während der Predigt verlesen

Predigt:

Liebe Gemeinde,

das neue Jahr hat begonnen. Die Zeit, das alte Jahr Revue passieren zu lassen; scheint abgelaufen. Jetzt geht es nicht mehr darum, was vergangen ist, sondern was vor uns liegt. Haben sie schon Pläne gemacht für das Jahr 2010? Ich vermute, dass so einiges schon feststeht. So ganz unvorbereitet möchte man ja schließlich nicht ins neue Jahr gehen. Dank des allseits umworbenen „Frühbucherrabatts“ haben einige von Ihnen vielleicht schon einen Urlaub gebucht. Vielleicht haben sie einen Umzug geplant oder sie werden in diesem Jahr eine neue Arbeitsstelle antreten. Pläne die man macht, verleihen ein Gefühl der Sicherheit und haben den netten Nebeneffekt, dass man sich auf etwas freuen kann. Ein Jahr ist vergangen und ein neues nimmt heute seinen Anfang.

Aber wenn wir den Predigttext für den heutigen Neujahrstag hören, dann ist das gar nicht mehr so einfach und selbstverständlich mit unseren Plänen. Der Text will uns darauf hinweisen, dass wir bei unserer Planung für das neue Jahr womöglich nicht alles bedacht haben.

Lesung des Predigttextes

Der Text beginnt damit, dass Pläne gemacht werden. In Bezug auf die Zeit wird für das Heute und Morgen geplant und für ein Jahr. Hinsichtlich des Ortes planen sie, in diese oder jene Stadt zu reisen. Jakobus spricht hier über reiche Kaufleute, die Handel treiben – ihr Ziel ist es Gewinn zu machen. Menschen machen sich auf und sagen: „Heute oder morgen wollen wir in die oder die Stadt gehen und wollen ein Jahr dort zubringen und Handel treiben und Gewinn machen.“ Da ist alles geplant. Da steht fest, was man will.

Es ist sogar klar, was geschehen wird – schließlich ist alles gut organisiert. Der Termin steht. Ein Umzug, eine neue Arbeit…. Los geht’s. Das ist doch erst einmal nichts Verwerfliches. Sondern eher eine große Herausforderung. Loszugehen an einen anderen Ort, eine Herausforderung anzunehmen. Dazu braucht man Mut. Und natürlich vertraut man und hofft, dass es auch gut gehen und das Vorhaben von Erfolg gekrönt sein wird. Aber im gleichen Atemzug werden wir darauf aufmerksam gemacht, dass wir nicht wissen, was morgen sein wird. Jakobus stellt diesem Reden die Unsicherheit der menschlichen Existenz gegenüber. Der Mensch weiß nicht, was morgen sein wird. Da hat Jakobus Recht, wir wissen es wirklich nicht. Aber deshalb machen wir ja gerade Pläne und nehmen uns etwas vor für das neue Jahr.

Und dann stellt er diese – wie ich finde – sehr provokante Frage: „Was ist Euer Leben?“ Was für eine Antwort soll ich darauf geben? Worüber mache ich mir Gedanken in meinem Leben? Worüber habe ich mir im letzten Jahr den Kopf zerbrochen? Waren oder sind das nicht manchmal doch ganz schön oberflächliche Dinge? Ein graues Haar. Ein Kilo zuviel auf den Hüften. Wäre eine Diät ein guter Vorsatz? Wen laden wir zum Geburtstagsfest ein? Die Liste ist endlos...Und je länger ich darüber nachdenke, desto bedeutungsloser kommen mir so manche Pläne vor – das, was unser Leben im alltäglichen so ausmacht. Aber es gehört doch dazu.

Wir brauchen gar nicht weiter über eine mögliche Antwort nachzudenken, das macht Jakobus schon selbst. Er bedient sich dafür eines Bildes aus der Natur. Er vergleicht das menschliche Leben mit einem Rauch. Das Leben des Menschen ist wie ein Rauch, der kurz in Erscheinung tritt und dann wieder verschwindet. Für kurze Zeit ist er sichtbar, aber bald löst er sich wie von selbst auf und verschwindet beinahe spurlos. Und nach einer bestimmten Anzahl von Jahren verschwindet alles in der Ewigkeit, ohne dass wir etwas davon festhalten können. Ich gestehe, dass dies erstmal sehr deprimierend wirkt. Heute ist der erste Tag eines neuen Jahres. Und wenn man nicht noch den Kater vom Abend zuvor in den Knochen spürt, ist man doch hoch motiviert. Neue Pläne, neue Aufgaben. Ich kann an bestimmten Punkten vielleicht doch noch mal ganz neu anfangen. Es besser machen als im alten Jahr.

Liebe Gemeinde! Der Jakobusbrief will uns sagen, dass unser Leben und unsere Pläne von einer Macht abhängen, die nicht von dieser Welt ist. Wenn ein altes Jahr zu Ende geht, können wir auf eine Spanne unseres Lebens mehr oder weniger fröhlich zurückschauen. Wenn das neue Jahr anbricht, haben wir wenigstens eine ungefähre Vorstellung davon, was uns erwarten wird. Jeder hat seine ganz persönlichen Pläne und Wünsche. Aber eine Garantie dafür, dass es alles so wird, gibt es nicht. Die Zeit, die vor uns liegt, ist immer auch etwas Unbekanntes. Es gibt Menschen, denen das wie ein großes Abenteuer erscheint. Für andere lässt etwas Unbekanntes die Unsicherheit wachsen und kann auch den Mut nehmen. Wir machen diese Erfahrungen bei uns selbst oder auch bei anderen: Wir können uns unseres Lebens nicht sicher sein.

Dabei denke ich an das Lied aus unserem Gesangbuch: „Der du die Zeit in Händen hast“. Da heißt es in der ersten Strophe: „Der du die Zeit in Händen hast, Herr, nimm auch dieses Jahres Last und wandle sie in Segen. Nun von dir selbst in Jesus Christ die Mitte fest gewiesen ist, führ uns dem Ziel entgegen.“ Wenn ich bekennen kann, dass Gott mich zum Ziel führt, dann komme ich auch leichter mit dem Vorbehalt klar: „wenn der Herr will, werden wir leben und dies und das tun.“ Ab und zu muss uns jemand daran erinnern, Gott mit einzubeziehen. Damit findet sich der Mensch nicht nur in seinen Grenzen, sondern er vertraut sich grenzenlos seinem Schöpfer an. „Wenn der Herr will“ – unter diesem Vorbehalt steht all unser Planen. Unser Planen soll nach dem Willen Gottes fragen. Jakobus wirbt in seiner Gemeinde und bei uns um vertrauenden Glauben, der das ganze Leben bestimmt. Er sagt nicht: Stellt das Planen ein. Lebt einfach so in den Tag und lasst den lieben Gott einen guten Mann sein. Sondern: Vertraut darauf, dass Gott bei Euch sein wird und schreibt über eure Pläne: So Gott will und ich lebe! Verlasst euch nicht allein auf euch, sondern überdenkt eure Haltung zum Leben! Wer bei all seinen Planungen sein eigenes Ende, seine eigenen Grenzen nicht bedenkt, wird unmenschlich.

Unser Leben ist bestimmt durch Gottes Willen, der diesem Leben Anfang, Verlauf und Ende gesetzt hat. Oberflächlich wäre ich, wenn ich sage: “Ich führe mein Leben so, wie ich es will.“ Aber ich habe Gott, der mich zum Ziel führt, auch wenn es einmal nicht genau das Ziel ist, was ich mir gesetzt habe. Manchmal geht der Plan nicht auf. Dass es so ist, erfahren wir auf Schritt und Tritt. Wenn es mit der neuen Arbeitsstelle doch nicht funktioniert hat, wenn eine Prüfung nicht bestanden wurde oder die ersehnte Versöhnung mit einem Freund nicht gelingen will. Mein Lebensweg wurde sicher auch immer wieder durch meine Entschlüsse und Entscheidungen bestimmt. Aber die mussten sich doch zwangsläufig nach den Umständen richten, in denen ich mich befunden habe. Gute Zeiten waren das und schlechte Zeiten, Zeiten des Glücks wie Zeiten des Schmerzes. Manchmal ist es wie von selbst gelaufen. Schritt für Schritt haben sich all meine Pläne erfüllt, ohne dass es Mühe machte. Ich habe es kaum bemerkt. Aber dann gab es auch Situationen in denen alles sehr langsam ging und sogar ins Stocken gekommen ist.

Wenn wir diesen Vorbehalt „Wenn der Herr will, werden wir leben und dies und das tun“ ernst nehmen, dann müssen wir Gott auch in unsere Entscheidungen mit einbeziehen. Ich werde mich mit dem bereden, der mein Leben führt. Wie ich ihm danken kann für die lange Strecke des Weges, die er mich bis hierher gebracht hat, so werde ich ihn bitten für den Weg, der vor mir liegt. Wenn es ein gutes neues Jahr werden soll, dieses Jahr 2010, dann doch so, dass dies oder das, was wir tun werden, nach seinem Willen getan wird. Kommen wir immer wieder mit Gott darüber ins Gespräch! Im Gebet können wir die Geschwindigkeit des Alltags drosseln, den ersehnten Halt finden, um unsere Gedanken zu ordnen und die gemachten Pläne zu überdenken. So erschließen sich neue Möglichkeiten. Im Rückblick sehen wir dann oft, wo Gott unsere Pläne verändert hat. Und dann haben sie sich so doch als die Besseren herausgestellt.

Ich werde natürlich auch mit denen ins Gespräch kommen, die mir nahe stehen, die mit dabei sein sollen bei dem, was ich vorhabe. Ist ihnen schon einmal aufgefallen, wie häufig wir Gott darum bitten, dass er uns Menschen an die Seite stellt, die uns begleiten und uns helfen, bei all den Plänen, die wir verwirklichen wollen? Auch dort beziehen wir ihn mit. Und ich hoffe es ist ihnen auch schon so ergangen, dass sie Gott danken konnten für Menschen die ihnen geholfen haben. Ein Glück, dass ich nicht allein gehen musste, dass Menschen mich begleitet, mir geholfen, mich gestützt haben. War das mein Wille, mein Entschluss, dass es gerade diese Menschen gewesen sind? Sicher nicht; sie sind mir begegnet. Ich bin dankbar, dass ich mit ihnen zusammengeführt wurde, eine kleinere oder auch eine größere Strecke meines Weges mit ihnen teilen konnte. Dass es so gekommen ist, das verdanke ich dem, der mich durch mein Leben geführt hat. Er weiß, was wir erlebt haben. Er kennt unsere Erfolge und Misserfolge. Ihm bleibt nichts verborgen.

Der Mensch kann nicht vom zukünftigen Tun reden, ohne dass er sich bewusst macht, dass er vergänglich ist und dass sein Leben von Gott abhängt. Wenn der Mensch darum weiß, dass er stets an der Grenze zwischen Leben und Tod steht und für sein zukünftiges Tun auf den Willen Gottes setzt, wird er der Zukunft gegenüber frei. Er braucht sein Planen nicht allein danach auszurichten, dass es von Erfolg gekrönt sein wird. Er kann das Leben in all seinen Möglichkeiten sehen. Wenn der Herr will, werden wir leben. Was für die Zeit bisher galt und all die Jahre vorher, das gilt auch für das kommende Jahr und all die Jahre, die ihm folgen werden. Lassen wir uns auf das ein, was von Gott kommt. Und so zeigen wir bei allem, was wir tun, dass wir uns und unsere Zukunft Gott anvertrauen. So kann dieser Text für jeden Christen an Bedeutung gewinnen, wenn er seine Tage, Monate und Jahre plant. Wir bekennen: Gott hat die Zeit in den Händen. Denn: „Der du allein der Ewge heißt und Anfang, Ziel und Mitte weißt im Fluge unserer Zeiten: bleib du uns gnädig zugewandt und führe uns an deiner Hand, damit wir sicher schreiten.“

Amen.

Verfasserin: Pfarrerin i. E. Dorit Lau-Stöber, Friedensstraße 49, 39517 Grieben

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