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Mut für den Weg durch das Jahr empfangen

von Theo Günther (36341 Lauterbach)

Predigtdatum : 01.01.2013
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Neujahrstag
Textstelle : Hebräer 13,14
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Wochenspruch:

"Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater durch ihn." (Kolosser 3, 17)
 

Psalm: 8 (EG 705)
 

Lesungen
 

Altes Testament: Josua 1, 1 - 9
 

Epistel: Jakobus 4, 13 - 15
 

Evangelium: Lukas 4, 16 - 21
 

Liedvorschläge
 

Eingangslied: EG 61 Hilf, Herr Jesu, lass gelingen
 

Wochenlied: EG 58 Nun lasst uns gehn und treten
 

Predigtlied: EG 64 Der du die Zeit in Händen hast
 

Schlusslied: EG 65 Von guten Mächten
 

Vorbemerkung:
 

Die Predigt bezieht sich auf die Jahreslosung 2013, die in sich sehr abgeschlossen erscheint. Ich lese sie deshalb nicht im Zusammenhang des Kontextes, auch wenn er bei der Abfassung der Predigt mitgegangen ist. Dort geht es um Jesus als den Hohenpriester, der das Sühnopfer ein für alle male durch sich selber dargebracht hat. Ich halte es für schwierig, diesem Kontext am Jahresanfang explizit nachzugehen, weil Neujahr ein „Kasual-Gottesdienst“ ist, der den Kasus des Jahreswechsels bedenkt. Hier kommt es m. E. nicht auf die sehr genau zu differenzierende Hebräerbrief-Theologie an, sondern auf Einordnung der Zeitläufe und Ermutigung zum Leben im neuen Jahr. In der Predigt will ich versuchen, genau dies umzusetzen: Der Jahresübergang macht uns die Vergänglich-keit der Zeit und des Lebens besonders bewusst – und wir dürfen trotzdem mutig und gelassen dem Neuen entgegensehen und entgegengehen.
 

Eine „gezielte“ Predigttextlesung ist bei mir in diesem Zusammenhang deshalb nicht vorgesehen, sondern die Jahreslosung wird im Laufe der Predigt zur Sprache gebracht.
 

Liebe Gemeinde,
 

zu Beginn eine Bitte: Schauen Sie doch bitte einmal auf die Uhr, sofern Sie eine dabei haben: Wieviel Uhr haben wir jetzt? [10:13?Uhr / 9:43 Uhr?] Das heißt auch: Das neue Jahr ist jetzt genau so alt: 10 Stunden und 13 Minuten. Und wenn der Gottesdienst nachher zu Ende ist, sind es vielleicht 10 Stunden, und 45 Minuten, die das Jahr dann auf dem Buckel hat.
 

Unwiederbringlich abgelaufene Zeit, ist das. Keiner, der jetzt hier sitzt, kann diese Zeit zurückdrehen oder wiederholen; keine kann sagen: „vertane Zeit, ich mach besser was anderes“.  Nein: diese Zeit jetzt ist unwiederbringlich, einmalig – vorbei ist vorbei! Und so geht es auch weiter: heute den ganzen Tag, morgen diese Woche – Monat für Monat. Und in 364 Tagen, am Silvesterabend sagen oder fragen wir (wie vermutlich gestern geschehen) wieder : Ist das schon wieder ein Jahr?
 

Vielleicht sagen wir es auch nicht mehr. Vielleicht ist unsere Le-benszeit am nächsten Silvesterabend schon abgelaufen. Wir wissen es nicht, wie lange unser irdisches Leben in dieser Welt wärt. Wir wissen aber alle: dieses Leben ist noch nicht die Ewigkeit. Die Uhr tickt – die Zeit ist begrenzt – die Zeit läuft ab, vom ersten Schrei nach der Geburt an. Ob wir wollen oder nicht: „Wir haben hier keine bleibende Stadt“!
 

"Wir haben hier keine bleibende Stadt" – dieser Satz ist der erste Teil der Jahreslosung für das neue Jahr 2013. Und er erinnert uns an die Tatsache unserer Vergänglichkeit.
 

Und was bleibt? Wer sich an seine Begrenztheit und die Be-grenztheit dieser Welt erinnert oder erinnern läßt, der fragt vielleicht auch immer wieder einmal: Was bleibt? Was bleibt von mir? Was bleibt von dieser Welt? Was bleibt von der großen Politik? Und was bleibt von den großen und kleinen Schicksalsschlägen des persönlichen Lebens oder Umfelds?
 

Nichts Materielles: Haus, Hof, Vermögen? Wüstungen zeugen von der Vergänglichkeit – und jeder kennt vermutlich ein Beispiel, wo ein „großes Werk“ in ein bis zwei Generationen auch kaputt gewirtschaftet wurde.
 

Bleiben Erinnerungen an uns? Bilder, Begegnungen? Sicher ja! – Aber auch nur ein sehr begrenzte Zeit. Die 3. Generation nach uns wird in der Regel nichts mehr mit den Bildern und Geschichten anfangen können: Wer war das? Was gehen mich die alten Geschichten von vor x Jahren an?
 

Wir ahnen / wir wissen es: es bleibt nichts von uns in dieser Welt! "Wir haben hier keine bleibende Stadt!"
 

Was tun mit dieser Erkenntnis?
 

Ein Sprichwort sagt: „Wenn nichts mehr geht, dann geh‘!“ Wer am Ende ist, höre ich da, wer nicht mehr kann, nichts mehr erwartet, der soll sich aufmachen, soll aufbrechen, aufstehen, losgehen. Denn in der Bewegung, im Gehen klärt sich manches.
 

Pilger / Wanderer wissen das und haben es immer wieder erfah-ren: Verrannt, müde, keine Lust mehr – und trotzdem nicht am Ziel. Also bleibt nichts anderes übrig, als loszugehen, um doch noch irgendwo anzukommen – und dann machen Sie in dieser Situation der Leere die entscheidende Entdeckung / kommt der wesentliche Gedanke / oder auch nur die Erfahrung: es geht irgendwie doch noch weiter.
 

Und auch im übertragenen Sinn gilt diese Weisheit: „Wenn nichts mehr geht, dann geh‘!“ Losgehen, aufbrechen, neue Wege suchen, Anderes ausprobieren: wer aufbricht, kann nur gewinnen. Mindestens an Erfahrungen – denn auch Umwege und Irrwege erweitern den Horizont. Angst dagegen lähmt.
 

"Wir haben hier keine bleibende Stadt!" Dieser Satz der Jahreslosung richtet der Hebräerbrief an Christen, die Angst haben und enttäuscht sind: In der zweiten oder dritten Genera-tion als Christen warten sie sehnsüchtig auf die Wiederkunft Jesu. Viele sind schon gestorben und man weiß nicht, wie es mit ihnen weitergeht: Auferstehung, so denken diese Christen des ersten Jahrhunderts, muss doch für uns unmittelbar erfahrbar sein. Wer aber schon gestorben ist vor der Wiederkunft Jesu und damit vor der Vollendung der Welt, der kann auch nicht mehr auferstehen, denkt man. Außerdem gibt es immer wieder Christenverfolgungen durch die römischen Machthaber, weil Christen den Kaiserkult ablehnen und deshalb suspekt sind und sich als Sündenböcke gut eignen.
 

Was sollen diese Christen tun? Viele ziehen sich zurück, sagen dem Glauben an Jesus ab; gehen zurück zum leeren, sinnlosen, aber ungefährlichen Kaiserkult.
 

Was soll der Schreiber des Hebräerbriefes ihnen sagen? Viele Ermahnungen zum Durchhalten, zum Festhalten schreibt er auf – und er versucht immer wieder die Heilstat Jesu vor Augen zu führen: er ist für uns und unsere Sünden gestorben, wie es schon die alten Schriften angekündigt haben. Glaubt an ihn, haltet fest und Ihr werdet Rettung erfahren! Und dann fasst er sozusagen zusammen: "Ja, wir haben hier keine bleibende Stadt" – und er führt diese Erfahrung weiter im Sinne von „wenn nichts mehr geht, dann geh‘“.  Er sagt: "Wir haben hier keine bleibende Stadt – sondern die zukünftige suchen wir!"
 

Wenn wir als Christen nur an diese Welt denken, höre ich da, dann bleibt von uns nichts. Im Glauben aber reicht unser Horizont weiter: Wir sind unterwegs zu einer zukünftigen Welt! Sie, diese Ewigkeit Gottes, ist unser Ziel.
 

Diese Perspektive der Zukunft bei Gott, liebe Gemeinde, soll die Christen damals befreien von Ihrer Angst und von Ihrer Ungewissheit. Und sie kann es immer noch: Das vergängliche Leben dieser Welt aus der Perspektive der Ewigkeit Gottes zu betrachten und zu verstehen kann befreien von der Angst und Sorge, jetzt schon alles erreichen und vollenden zu müssen, nur weil ich weiß, dass diese Zeit abläuft: Ob ich arm sterbe oder reich – ist das wirklich entscheidend? – Ob ich dies oder jenes gesehen / erreicht oder mitgemacht habe? – Was soll’s? – Ob die Predigt heute Morgen perfekt ist und Sie alle in Verzückung versetzt? Ist das wirklich das Ziel meines Lebens?  Vieles, fast alles, was uns oft gar so wichtig erscheint, wird unwichtig, wenn wir es aus der Perspektive der Ewigkeit Gottes betrachten. Deshalb befreit diese Perspektive von der Angst und Sorge um uns selbst.
 

Und sie befreit nicht nur von etwas – sie befreit auch zu etwas: sie befreit zur Gelassenheit: Vollendung liegt allein bei Gott – er wird vollenden, was wir hier nur beginnen. Ich darf die Vollendung meiner Werke, meiner Gedanken, Ideen, Vorhaben ruhig und getrost Gott überlassen. Er wird es zu einem guten Ende führen! Uns das zu zeigen, dafür ist Christus gestorben – und auferstanden.
 

Am Anfang des Jahres gilt es deshalb festzuhalten: Auch 2013 ist das Ziel dieses Lebens nicht dieses Leben allein. Ziel ist das Reich Gottes, die „zukünftige Stadt“, wie es die Jahreslosung aus dem Hebräerbrief nennt. Dahin sind wir unterwegs – ein wanderndes Gottesvolk – Pilger, unterwegs in der Zeit dieser Welt – unterwegs hin zum Ziel jener anderen Welt.
 

Es ist ein großes „Memento mori“ (Bedenke, dass du sterben musst), das uns in diesem Jahr begleiten will – aber nicht als Angstmacher und Schreckgespenst, sondern als Mutmacher zum Aufbruch: Geh! Geh‘ der Zukunft entgegen. Geh‘ der Zukunft entgegen als Gottes Zukunft mir Dir – er wird’s wohl machen!
 

Frieden Gottes …
 

Verfasser: Pfarrer Theo Günther
 

Unterdorf 5, 36341 Lauterbach
 


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