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Mut für den Weg durch das Jahr empfangen

von Ulrike Wolter-Victor (Halle)

Predigtdatum : 01.01.2017
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Neujahrstag
Textstelle : Johannes 14,1-6
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Wochenspruch:
"Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater durch ihn." (Kolosser 3, 17)

Psalm: 8 (EG 705)


Lesungen
Reihe I: Lukas 4, 16 - 21

Reihe II: Jakobus 4, 13 - 15

Reihe III: Johannes 14, 1 - 6

Reihe IV: Josua 1, 1 - 9

Reihe V: Sprüche 16, 1 - 9

Reihe VI Philipper 4, 10 - 13 (14 - 20)


Liedvorschläge
Eingangslied: EG 172 Sende dein Licht (Kanon)
Wochenlied: EG 64 oder EG 165, 1.6 – 8 Der du die Zeit in Händen hast Gott ist gegenwärtig
Predigtlied: EG 133, 1.5 – 11.13 Zieh ein zu deinen Toren
Schlusslied: EG 65,7 Von guten Mächten
Predigttext Johannes 14, 1 - 6
Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben

„Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn’s nicht so wäre, hätte ich dann gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten? Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin. Und wo ich hingehe, den Weg wisst ihr.
Spricht Thomas zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wo du hin-gehst; wie können wir den Weg wissen? Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater, denn durch mich.“

Vorbemerkung
Wir haben als Text Verse der Abschiedsreden Jesu vor uns. Wie geht es weiter nach diesem Abschied? Diese Frage be-schäftigt die Jünger genauso wie uns heute. Der Text greift das Unbehagen, Angst und Unsicherheit auf, die mit Ab-schied und unbekanntem Neuen verbunden sind – so auch zum Jahreswechsel. Glücklich der Mensch, der weiß, was er an Jesus hat. Dazu biete ich meditativ zu lesende Fragen bzw. Wortgruppen gegen Ende der Predigt an.

Predigt

Liebe Gemeinde,
„Gesundes Neues!“ oder „Prost Neujahr!“ - Haben Sie heute jemanden so begrüßt? So rufen wir es den Nachbarn, den Freunden, den Kollegen zu. Auch wenn es nur ein kurzes Wort ist: dahinter gute Wünsche füreinander. Und dass es gut sein wird am Ende, so wie es kommt.

Heute stehen wir alle am Beginn eines neuen Jahres und wissen nicht, was kommen wird. Das verbindet uns. Es pas-siert nicht so oft, dass fremde Menschen einander so grü-ßen, aber es kommt vor. – Und ich kann es jetzt tun. In dieser Weise wünsche ich Ihnen ein gesundes neues Jahr!
Heute sind wir in der Verbundenheit hier, dass wir eine Schwelle übertreten haben, wieder eine Schwelle, die zum neuen Jahr 2017. Wie geht es Ihnen, wenn Sie das Datum schreiben? Eine Zahl weiter. Vielleicht kennen Sie noch den Reiz von vor 18 Jahren, dem Jahr 2000 immer näher zu rücken. Heute stehen wir staunend davor, dass wir im Jahr 2017 leben. Für die Jüngeren ist es selbstverständlich. Durch mein Nachdenken darüber merke ich, wie ich eingebunden bin in ein großes Ganzes. Mein Leben ist eingebettet in ein Kommen und Gehen.

„Eingebettet“ ist da ein schönes Wort. Das lässt Geborgen-heit fühlen. In einem Zuhause habe ich mein Bett, wo ich gut schlafen kann. Hier finde ich Zuflucht und Schutz. Von hier aus kann ich das Vergangene betrachten und dem Morgen entgegenblicken.

Doch wir sind Menschen, die aus Erfahrungen leben. Die einen nehmen viel Schweres und Sorge aus dem alten Jahr mit, andere sehen vor sich einen Berg an Aufgaben. Wir hören und sehen viel um uns herum und aus der Welt. (eventuell können hier aktuelle Nachrichten oder Themen anklingen)

Das Wissen um all diese Dinge, aber auch, das wir oft nicht wissen, wo das noch alles hinführt, machen uns immer wie-der ängstlich oder unruhig. Da bauen sich Sorgenberge auf. Und die können uns die Freude am Leben verderben. In diese Situation lese ich den Predigttext für den heutigen Tag:

[Johannes 14, 1 - 6 vorlesen]

Der erste Satz unseres Predigttextes sagt uns: „Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!“ Eine Aufforderung nicht zu erschrecken. Eine Aufforderung zu glauben.

Wie kommt das bei Ihnen an? Wenn ich gerade erschrocken bin, ist durch diese Worte nicht alles gut. Davon verschwin-den sorgenvolle Gedanken nicht. „Euer Herz lasse sich nicht verwirren“ ist eine andere Übersetzung.

Wir können eigene Worte für diese Aufforderung finden: Ich muss nicht verzagen vor dem, was kommt. Ich muss nicht darüber traurig bleiben, dass etwas Schönes vorbei ist und nicht wiederkommt. Abschied braucht Zeit, immer wieder.

Ich kann mir sagen: Ich bin eingebettet in ein großes Gan-zes. Viele waren vor mir da. Manche habe ich kennen ge-lernt. Sie haben mich mit zu dem gemacht, was ich bin. Auch ich werde gehen. Und es wird auch nach mir weitergehen.
Was Jesus sagt, empfinde ich tröstlich: Viele Wohnungen gibt es und: Er bereitet alles für mich und für Sie vor! Wir werden nie ins Bodenlose fallen und nicht verloren gehen. Jesus bietet uns an, dass wir uns zuhause fühlen können. Eine Wohnung bei ihm zu haben.

Er bietet unserer Seele Schutz mit dieser Ermunterung: Er-schrick nicht in deinem Herzen, ich bin bei dir. Das kannst du mir glauben.

Viele Wohnungen, auch für mich und dich. Das Angebot einer Heimat. Ein aktuelles Thema auf der Welt.

In manchen Zeiten räumen wir unseren Gedanken über die Zukunft mehr Raum und Zeit ein als sonst. Der Jahreswech-sel ist so eine Zeit. Und es ist gut so, denke ich. Wir können aussprechen, was uns unsicher oder gar Angst macht, wenn wir an die Zukunft denken.

Es ist gut, für unsere Gefühle und Gedanken Worte zu finden und einander zuhören und aufeinander hören. Dann können wir mitunter Lichter füreinander sein. Dann können wir uns Angst nehmen und sie gemeinsam ablegen oder umwandeln in Ideen. Wir können von unserer Hoffnung und unseren Träumen reden und miteinander beten – und aktiv werden in unserem Leben.

Ein solches Gespräch hatten wohl die Jünger mit Jesus, als unser Text entstand. Sie sprachen über ihre Angst vor dem, was kommt, und sie konnten ihre Fragen aussprechen. Sie konnten ihr sorgenbedrängtes Herz ausschütten.

Und Jesus antwortete ihnen. Er sagte ihnen, ich gehe doch nur vor. Und ich bereite für euch alles vor, damit ihr auch dorthin kommen könnt, wo ich sein werde. Die Kraft Gottes wird bei euch bleiben, auch wenn ihr mich nicht mehr seht.
„Und wenn wir den Weg nicht wissen?“ Im Text antwortet Jesus: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Nie-mand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch den Vater erkennen.“

Es ist ein vertrauliches Gespräch. Wenn wir es hören, sind wir zu Gast in der Heimat der Jünger und Jesu. Wir können für uns, jeder und jede für sich nachdenken:
(die folgenden Fragen langsam und mit wirklichen Pausen zur persönlichen Besinnung vortragen, jedenfalls nicht weniger als je 1 min.)

• Wo sind für mich Heimatorte, in denen ich vertraut bin?
• An welches Gespräch erinnere ich mich, was in mir jetzt noch das gute Gefühl einer heimatlichen Geborgenheit auslöst?
• Wann habe ich in meinem Leben gefühlt, dass Gott/Jesus mit mir ist?

Solche Erinnerungen sind Geschenke, Licht auf unserem Weg. Wir können weiterdenken:

• Wo sind in meinem Leben jetzt solche Orte oder Men-schen? Vielleicht sind diese auch nicht zu benennen, son-dern eher ein Gefühl. Sie wechseln auch.

„Zu Hause sein“, „Wohnung haben“, das Gefühl von Gebor-genheit spielt sich in uns ab. Wo wir fühlen: Hier habe ich nichts zu befürchten. Hier kann ich sein wie ich bin. Hier fühle ich mich in Ruhe, aber nicht einsam. Vielleicht können Sie dann den Gedanken zulassen: Hier ist Gott mit mir. Es ist das Gefühl: Ich bin gehalten, immer, egal, was kommt. – Ich glaube, das sagt der Satz: „Euer Herz erschrecke nicht. Euer Herz verwirre sich nicht. Glaubt an Gott und glaubt an mich.“

Liebe Gemeinde,
es ist gut, heute hier zu sein. Etwas Neues beginnt und doch geht es weiter. Es ist gut, sich Zeit zu nehmen, nach zu sinnen:
(wiederum mit Besinnungspausen vortragen, eventuell in Auswahl)

• Was tut mir gut?
• Woher bekomme ich Kraft?
• Wo finde ich Freude?
• Wie kann ich im Alltag Stille erleben?
• Was hilft mir, Vertrauen zu gewinnen?
• Was hilft mir, Klarheit zu finden?

Solche Zeiten wünsche ich Ihnen im neuen Jahr. Neujahr zu feiern erinnert uns, dass wir jeden Tag neu beginnen kön-nen.

Es ist Winter, wir können, wenn wir zu Hause zum Fenster hinausschauen, vielleicht das nächste Haus erkennen, das im Sommer durch die Blätter eines Baumes verdeckt ist. Die Blätter im Sommer schützen uns, der Winter gibt uns einen weiten Blick und Licht. Gutes zu jeder Zeit.

Es ist kalt, aber es ist auch gut, die klare Luft zu atmen. Und es ist ein Geschenk, immer wieder in ein warmes Zuhause zu gehen, sich geborgen und gut gebettet zu fühlen.
Euer Herz erschrecke nicht. Glaubt an Gott und glaubt an mich. Ihr habt ein gutes Zuhause mit mir. Ich verlasse euch nicht, sondern gehe vor euch her. – So eröffnet sich auch die Bedeutung der Worte „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“

Wir haben einen Weg vor uns, jeder und jede mit verschie-denen Aufgaben. Unsere Träume und Hoffnungen sind die Kieselsteine, die in der Dunkelheit leuchten – und Jesus ist das Licht, dass dieses Leuchten möglich macht.

Ich wünsche Ihnen tröstliche stille Momente, die in Ihnen das Vertrauen stärken: Viele Wohnungen sind bei Gott. Ich bin hier nicht allein und dort auch nicht.

Amen.


Eine alternative Eingangsliturgie zum Jahreswechsel
mit Choralstrophen

Lied: Von guten Mächten, 65, 1.2.7
Vergebungsbitte + Kyrie
Gott, wir kommen zu dir
mit unserer Vergangenheit,
mit der Last der bösen Tage,
mit dem Gewicht des Versäumten,
mit der Bilanz des Vergeblichen,
mit dem alten, das die Herzen quält.

Gott, wir kommen zu dir,
wir suchen deine Nähe,
wir treten in dein Licht
und wir bitten:
Vergib uns durch deine Gnade,
erneuere uns durch deinen Heiligen Geist,
Herr, erbarme dich über uns.
Kyrie eleison. Christe eleison. Kyrie eleison.
Lied: Gelobet seist du, Jesu Christ, 23, 1.4.6.7
Gloria


Dein Licht, Herr, scheint in der Nacht,
wie es den Hirten aufstrahlte in der Nacht über Bethlehem
und ihnen den Weg zum Kind wies,
wie es den Frauen aufging in der Nacht des Todes
und ihnen den Weg zum Auferstandenen wies.
Dein Licht, Herr, scheint in der Nacht.
Darum loben wir dich in so manch dunkler Nacht
und stimmen ein in den Lobgesang der Engel:
Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden,
dem Menschen ein Wohlgefallen.
Lied: Lobt Gott, ihr Christen, alle gleich, 27, 1.4.6

Tagesgebet
Herr, wir legen alles in deine Hände,
das Vergangene und das Kommende.
Wir bitten dich, sei jetzt bei uns,
der du lebst und unser Leben bewahrst in Ewigkeit. Amen.


Verfasserin: Pfarrerin Ulrike Wolter-Victor
Wittekindstraße 13 a, 6114 Halle

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