Wochenspruch: Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. (Hebräer 13,8)
Psalm: 8,2–10 (EG 705)
Reihe I: Josua 1,1-9
Reihe II: Johannes 14,1-6
Reihe III: Philipper 4,10-13(14-20)
Reihe IV: Sprüche 16,(1-8)9
Reihe V: Lukas 4,16-21
Reihe VI: Jakobus 4,13-15
Eingangslied: EG 61 Hilf, Herr Jesu, laß gelingen
Wochenlied: EG 64 Der du die Zeit in Händen hast
Predigtlied: EG 395 Vertraut den neuen Wegen
Schlusslied: EG 171 Bewahre uns, Gott
1 Der Mensch setzt sich's wohl vor im Herzen; aber vom HERRN kommt, was die Zunge reden wird.
2 Einen jeglichen dünken seine Wege rein; aber der HERR prüft die Geister.
3 Befiehl dem HERRN deine Werke, so wird dein Vorhaben gelingen.
4 Der HERR macht alles zu seinem Zweck, auch den Frevler für den bösen Tag.
5 Ein stolzes Herz ist dem HERRN ein Gräuel und wird gewiss nicht ungestraft bleiben.
6 Durch Güte und Treue wird Missetat gesühnt, und durch die Furcht des HERRN meidet man das Böse.
7 Wenn eines Menschen Wege dem HERRN wohlgefallen, so lässt er auch seine Feinde mit ihm Frieden machen.
8 Besser wenig mit Gerechtigkeit als viel Einkommen mit Unrecht.
9 Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein lenkt seinen Schritt.
Liebe Gemeinde,
am Beginn eines neuen Jahres haben viele Menschen Vorsätze. Sie möchten an Körpergewicht abnehmen, das Rauchen aufgeben, mehr Zeit für ihre Ehepartnerin, ihren Ehepartner oder die Familie haben.
Da ist der heutige Vers aus dem Buch der Sprüche ein knapper, prägnanter Weckruf:
Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein lenkt seinen Schritt. (Sprüche 16,9)
Dieser Weckruf macht klar: Wir Menschen machen oft Pläne, beschließen Vorsätze. Ob sie zur Umsetzung kommen, liegt nicht nur in unserer Hand. So sagt es der Spruch, der den Predigttext darstellt, kurz und klar. Das Buch der Sprüche wird mit König Salomo verbunden. Er gilt als der Prototyp des weisen Königs im Alten Testament der Christen, der Hebräischen Bibel der Juden. Noch heute sprechen wir von einer „salomonischen Lösung“, wenn ein Kompromiss gefunden wird, in dem sich alle Beteiligten wiederfinden können. Typisch für dieses biblische Buch sind kurze Sentenzen, also Sätze, die allgemein gültige Einsichten und Weisheiten formulieren, oft abgeschaut am Alltag der Menschen. So steht kurz nach dem Predigtsatz in demselben Kapitel ein uns vertrauter Satz:
Wer zugrunde gehen soll, der wird zuvor stolz; und Hochmut kommt vor dem Fall. (Sprüche 16,18)
Die Sätze des Buches haben etwas Unabänderliches. Sie erinnern an eine Bauernregel, die den Lauf des Wetters nach bestimmten Erscheinungen vorhersagt.
Deutlich ist jedenfalls, dass Gott letztlich die Wege der Menschen lenkt. Das geht so weit,dass zu Beginn des Kapitels behauptet wird:
Der Mensch setzt sich’s wohl vor im Herzen; aber vom HERRN kommt, was die Zunge reden wird. (Sprüche 16,1)
Zu der so selbtverständlichen Eigenständigkeit und Autonomie, die wir Menschen heute haben, scheinen solche Worte nicht zu passen.Was kann also ein Zugang für uns zu dieser Gedankenwelt sein?
Es ist ja die Erfahrung gerade der letzten zwei Jahre, dass wir durch die Corona-Pandemie in eine Lage geraten sind, die so kein Mensch vorhergesehen hat.
Auch die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Juli 2021 ist so ein Beispiel für ein so unvorstellbares unvorhersehbares Geschehen.
Mit anderen Worten: Wir Menschen können uns viele Pläne zurechtlegen, manchmal kommt es ganz anders, als wir es geplant haben. Oder die Natur erschreckt uns mit einer Katastrophe, die sich so keine und keiner vorstellen konnte.
Darauf können wir mit Wut, Enttäuschung und auch mit Vorwürfen gegen Gott reagieren. Da fragen Menschen, die von Gott enttäuscht sind: „Wieso hat Gott das zugelassen?“
Solche Fragen sind berechtigt. Schon Jesus fühlte sich am Kreuz von Gott verlassen und betete: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“(Matthäus 27,46).
Das ist dann genau die Situation, die Sprüche 16,9 beschreibt: Menschen haben Erwartungen an Gott. Diese werden enttäuscht und die Menschen erkennen, dass der Schöpfer der Lenkende ist, nicht sie selbst.
Manches in meinem Leben kann ich planen, beeinflussen, vorbereiten. Manches entzieht sich aber meinen Möglichkeiten. Da ist es besser, mich in mein Schicksal zu fügen.
Oder – auf auf Gottes Lenken zu vertrauen. Mich in seine Hände zu geben, von denen Margot Käßmann so eindrucksvoll sagte: „Ich kann niemals tiefer fallen als in Gottes Hand.“ Zu einer solchen Glaubenshaltung und Lebenseinstellung zu finden, ist keinesfalls leicht, aber manchmal der bessere Weg. Der Weg, der noch Hoffnung eröffnet, weil ich mich von Gott geführt weiß.
Ein Spruch, der diese Sicht einübt, gehört zu den beliebtesten Sinnsprüchen christlicher Frömmigkeit:
Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann
Gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann.
Und gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Aus solcher Perspektive kann die salomonsiche Weisheit aus Sprüche 16,9 ein Motto für das neue Jahr sein, das uns darauf vorbereitet, auch mit Unvorhersehbarem in diesem neuen Jahr umzugehen. Und uns einzustellen darauf, dass es auch im neuen Jahr so sein wird, dass wir nicht alles ändern können.
Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein lenkt seinen Schritt.
Unsere Hände nicht von vornherein in den Schoß legen.
Aber eben damit auch zu rechnnen, dass sich manches nicht so erfüllen wird, wie wir es uns jetzt zum Jahresbeginn wünschen.
Sprüche 16,9 lädt uns ein, im neuen Jahr die gefalteten Hände am Abend eines Tages in den Schoß zu legen und zum Beispiel mit Worten aus Psalm 143 zu Gott, der Quelle unseres Lebens zu beten:
Lehre mich tun nach deinem Wohlgefallen, denn du bist mein Gott; dein guter Geist führe mich auf ebner Bahn. (Psalm 143,10)
Diesen Weg mit Gott, unseren Mitmenschen und dem, was wir von uns und anderen verlangen, aufzuteilen - in tägliche, wöchentliche oder monatliche Etappen, das bewahrt vor Überforderung von uns selbst und den Menschen um uns herum.
Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein lenkt seinen Schritt. (Sprüche 16,9)
So gesehen kann dieser Spruch uns zu mehr Gottvertrauen, zu tieferer Gelassenheit und zu mehr Zuversicht auch in schwerer Zeit helfen.
Für diese Fähigkeiten werden wir auch im neuen Jahr dankbar sein.
Amen.
Verfasser: Pfarrer Andreas Heinrich
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