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Nachfolge

von Uwe Hermann (56477 Rennerod)

Predigtdatum : 19.03.2006
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Reminiszere
Textstelle : 1. Petrus 1,(13-17).18-21
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Wochenspruch:

Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes. (Lukas 9,62)
Psalm: 34,16-23 (EG 718)

Lesungen

Altes Testament:
1. Könige 19,1-8 (9-13a)
Epistel:
Epheser 5,1-8a
Evangelium:
Lukas 9,57-62

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 440
All Morgen ist ganz frisch und neu
Wochenlied:
EG 82
oder EG 96
Wenn meine Sünd’ mich kränken
Du schöner Lebensbaum des Paradieses
Predigtlied:
EG 384
Lasset uns mit Jesus ziehen
Schlusslied:
EG 96
Du schöner Lebensbaum

[13 Umgürtet die Lenden eures Gemüts, seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch angeboten wird in der Offenbarung Jesu Christi. 14 Als gehorsame Kinder gebt euch nicht den Begierden hin, denen ihr früher in der Zeit eurer Unwissenheit dientet; 15 sondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel. 16 Denn es steht geschrieben (3. Mose 19,2): »Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.« 17 Und da ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person einen jeden richtet nach seinem Werk, so führt euer Leben, solange ihr hier in der Fremde weilt, in Gottesfurcht; denn:]
18 Ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem nichtigen Wandel nach der Väter Weise, 19 sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes. 20 Er ist zwar zuvor ausersehen, ehe der Welt Grund gelegt wurde, aber offenbart am Ende der Zeiten um euretwillen, 21 die ihr durch ihn glaubt an Gott, der ihn auferweckt hat von den Toten und ihm die Herrlichkeit gegeben, damit ihr Glauben und Hoffnung zu Gott habt.

Hinführung
Der erste Petrusbrief wurde für Christen geschrieben, die die ersten Verfolgungen im römischen Reich erlebten. Es begann mit Repressalien und endete mit Gefängnis und Tod. Außerdem wurde der Glaube der Gemeinden dadurch gefährdet, dass inzwischen viele Jahre vergangen waren und Jesus immer noch nicht sichtbar wiedergekommen war. Die ersten Gemeinden lebten ja in der Naherwartung der Wiederkunft und hofften täglich auf das sichtbare Erscheinen des Reiches Gottes. Der erste Petrusbrief versucht, den Gemeinden Hoffnung und Ermutigung für das Festhalten am Glauben zu machen. Außerdem geht es um das rechte Leben als Christ und Christin.
Ich gehe von dem ganzen Text aus. Sollte man auf die Verse 13-17 verzichten, verschiebt sich der Schwerpunkt des Textes auf das Heilswerk Christi. Dann wäre eine Passionspredigt über Jesus denkbar. Ich habe mich dafür entschieden, inhaltlich vom Vers 21 auszugehen: Wir haben durch Jesus Christus Glauben und Hoffnung zu Gott.

Literatur: Brox, Norbert, Der erste Petrusbrief, Evangelisch-Katholischer Kommentar zum Neuen Testament, Benziger, Neukirchener, 1993.
Predigtstudien, Perikopenreihe IV, Erster Halbband 2005/2006, Kreuzverlag, 2005.
Willi Hoffsümmer, Mehr als 1000 Kurzgeschichten, Grünewald Verlag (elektronische Ausgabe ohne Jahresangabe).

Liebe Gemeinde!
Der Fußballkaiser Franz Beckenbauer glaubt an die Macht der Sterne. Das berichtete vor einiger Zeit unsere Zeitung. Hin und wieder lässt er sich ein Horoskop erstellen. Und er richtet sich auch danach. Umfragen lassen erkennen, dass immer mehr Deutsche genauso denken und glauben.
Ich habe mich schon fast daran gewöhnt, dass Kinder (und auch die meisten Erwachsenen) die Bedeutung des Pfingstfestes nicht mehr kennen. Aber wenn selbst Kinder, die noch wohl behütet im Dorf groß werden, auf die Frage nach Weihnachten antworten: da ist Gott gestorben, dann betrifft mich das sehr!
Außerdem haben viele den Eindruck, dass immer weniger sich zur Kirche halten. Immer weniger kennen die Geschichten der Bibel. Immer weniger können mit dem christlichen Glauben etwas anfangen.
Wie steht es eigentlich mit unserem Glauben?
Unser Predigttext wurde an Christen geschrieben, deren Glaube gefährdet war. Die ersten Christen hatten täglich mit der Wiederkunft Jesu gerechnet. Aber inzwischen waren viele Jahre vergangen. Machte der Glaube überhaupt noch einen Sinn? Außerdem gab es die ersten echten Verfolgungen. Die Christen waren an Leib und Leben bedroht. Das haben wir nicht zu befürchten, aber ich habe den Eindruck, dass unser Glaube genauso gefährdet ist wie damals. Genauso wie die Christen zur Zeit von Petrus brauchen wir Ermutigung im Glauben. Der Predigttext redet von der Grundlage unseres Glaubens. Er redet von dem, was unseren Glauben, ja, was uns selbst trägt. Was ist das?
Wenn heute jemand sagt: Ich glaube an Gott!, dann ist das nichts Besonderes. Das sagen wohl auch die, die täglich ihr Horoskop lesen. Das sagt vermutlich auch Franz Beckenbauer. Aber gehen wir einen Schritt weiter: Ich glaube, dass Jesus Christus mich erlöst hat. Wem kommt ein solcher Satz heute noch über die Lippen? Und gehen wir noch einen Schritt weiter: Ich glaube dass ich durch das kostbare Blut Christi erlöst bin. Wie hört sich das heute an? Fordert nicht ein solcher Satz bei den meisten Menschen zumindest ein leichtes inneres Lächeln heraus?
Liebe Gemeinde, ich möchte Sie heute gerne direkt fragen: Haben Sie den Mut dazu, sich zu ihrem Glauben zu bekennen? Haben Sie den Mut dazu, sich zu Jesus Christus zu bekennen?
Wir sprechen in jedem Gottesdienst das Glaubensbekenntnis. Stehen wir dazu? Denken, glauben wir das? Und reden wir dann auch davon? Und unser Predigttext geht noch weiter: handeln wir auch danach? Ihr sollt heilig sein, denn Gott ist heilig! Das Fundament unseres Glaubens und unseres ganzen Lebens als Christen ist nicht das Horoskop, sind nicht die Sterne, ist nicht irgendein Gott, sondern Jesus Christus, der Sohn Gottes. Dazu dient die Passionszeit, in der wir jetzt stehen, ganz besonders! Dass wir uns darauf besinnen, dass wir uns das neu bewusst und klarmachen! Denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid, sondern mit dem teuren Blut Christi.
Wenn das unser Glaube ist, dann hat das Folgen! Dieser Glaube bestimmt das ganze Leben, und dieser Glaube gibt Hoffnung.
In der Kirchenzeitung habe ich eine Karikatur gesehen. Zwei Männer saßen an einem Tisch beim Essen. Der eine sagt zum anderen: „Ach, sie sind Christ! Das habe ich noch gar nicht bemerkt!“ Können das andere auch über uns sagen? Woran merkt man eigentlich, dass ich Christ bin? Natürlich ist es richtig, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss. Aber haben wir uns an diese Aussage nicht schon so gewöhnt, dass sie gar nichts mehr bedeutet? Gibt es nicht doch Punkte, die hier zu nennen wären?
Ich möchte ein paar Beispiele nennen. Um bei der Karikatur zu bleiben: Falten wir vor dem Essen die Hände und danken Gott? Tun wir das nur Zuhause oder auch in der Öffentlichkeit? Und wie sieht es aus mit unserer Ehrlichkeit? Lassen wir in der Steuererklärung schon mal alle Fünfe gerade sein? Hat Nächstenliebe für uns noch eine konkrete Bedeutung? Sehen wir den Nachbarn, der krank ist? Sicher fallen Ihnen noch viel mehr Beispiele ein!
Ihr sollt heilig sein! Das ruft uns unser Predigttext zu! Das ist eine Aufgabe, die uns gestellt wird, mit der wir nie fertig sein werden. Auch ich nicht! Wir können die Passionszeit nutzen, um darüber neu nachzudenken!
Ihr sollt heilig sein! Das ist ein hoher Anspruch. Man könnte meinen, er ist nicht zu erfüllen! Aber der Satz geht noch weiter: Ihr sollt heilig sein, wie Gott heilig ist. Nur so macht es Sinn. Gott selbst schafft die Voraussetzung dazu. In der Bibel bedeutet heilig zuerst und vor allen Dingen: zu Gott gehören! Durch unseren Glauben an Jesus Christus gehören wir zu Gott. Deshalb sind wir heilig und können heilig sein! Versuchen wir es doch mal wieder. Lassen wir uns darauf ein!
Unser Glaube ist ein Glaube, der ins Leben führt und das Leben bestimmt. Unser Glaube ist aber auch ein Glaube, der zur Hoffnung führt. So heißt es im Predigttext: Ihr glaubt an Gott, der Jesus auferweckt hat von den Toten und ihm die Herrlichkeit gegeben, damit ihr Glauben und Hoffnung zu Gott habt.
Wir können Glauben und Hoffnung zu Gott haben! Wenn ich mich auf mein Horoskop verlasse, welche Hoffnung habe ich dann? Hoffe ich, dass mir keine schwarze Katze begegnet? Oder hoffe ich, dass Gott mich durch mein Leben begleitet? Welche Hoffnung wird wohl wirklich tragen?
Manchmal habe ich den Eindruck, dass es uns in Deutschland, in unserer gesamten Gesellschaft vor allem an Hoffnung fehlt. Das gilt nicht nur für den Glauben und die Kirche, das gilt auch für die Wirtschaft und die Politik. Wie geht es weiter? Im Gefühl der meisten doch wohl nur bergab. Das aber ist keine Perspektive des Glaubens. Wer Glaube und Hoffnung zu Gott hat, der weiß, dass es niemals hoffnungslose Situationen gibt.
Zum Schluss möchte ich Ihnen eine kleine Geschichte erzählen: Meine Schläge, gab das Schicksal in einem Interview zu, sind hart, und meine Rechte ist ebenso gefürchtet wie meine Linke. Treue, Glaube, Liebe, kurz, auch die schwersten Brocken habe ich auf die Bretter geschickt, und sie wurden sämtlich ausgezählt. Nur mit einem habe ich bisher nicht fertig werden können: sooft ich ihn auch k. o. schlage und davon überzeugt bin, dass er nun endgültig ausgezählt auf dem Boden liegen bleibt – spätestens bis „neun“ ist er wieder auf den Beinen. Und wer, fragte der Interviewer, ist dieser Unbezwingbare? Die Hoffnung, sagte das Schicksal.
(Hellmut Walters, aus Willi Hoffsümmer, Mehr als 1000 Kurzgeschichten (elektronisch), Grünewald Verlag).
Liebe Gemeinde, so ist unser Glaube, so ist unser Gott, so ist Jesus Christus. Darauf können wir uns verlassen im Leben und im Tod! Und das wünsche ich Ihnen: Diesen Glauben an Jesus Christus, ein Leben, das durchdrungen ist von Glauben und Hoffnung! Möge Gott Sie dazu segnen! Amen.

Verfasser: Pfr. Uwe Hermann, Stann 13, 56477 Rennerod

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