Segen
von Norbert Hott (35510 Butzbach)
Predigtdatum
:
03.06.2007
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
Pfingstmontag
Textstelle
:
4. Mose 6,22-27
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Wochenspruch:
Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll.
(Jesaja 6, 3 )
Psalm: 145 (EG 747)
Lesungen
Altes Testament:
Jesaja 6, 1-13
Epistel:
Römer 11, 33-36
Evangelium:
Johannes 6, 1-15
Liedvorschläge
Eingangslied:
EG 440, 1-4
All Morgen ist ganz frisch und neu
Wochenlied:
EG 139, 1-5
Gelobet sei der Herr
Predigtlied:
EG 170, 1-4
Komm, Herr, segne uns
Schlusslied:
EG 562, 1-3
Segne und behüte uns
Hinführung:
Zum Sonntag Trinitatis passt der trinitarische Segen als Predigttext ausgesprochen gut. Dieser bekannte alttestamentliche Text bedarf jedoch immer wieder neu des Nachdenkens und der Interpretation - gerade weil er so bekannt ist.
Meine Predigt beschäftigt sich zunächst damit, wie sich Gewohnheiten im Leben einschleifen und als selbstverständlich betrachtet werden.
Die alttestamentliche Geschichte von Jakob und Esau zeigt, wie wichtig Menschen ihrer Zeit der Segen war.
Im zweiten Teil der Predigt geht es dann um das Verständnis des aaronitischen Segens im Einzelnen.
Frieden – Schalom steht am Ende des Segens und ist zugleich eine nie endende Aufgabe für uns Menschen, die auch tagespolitische Ereignisse immer wieder nahelegen.
22 Und der HERR redete mit Mose und sprach: 23 Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet: 24 Der HERR segne dich und behüte dich; 25 der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; 26 der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. 27 Denn ihr sollt meinen Namen auf die Israeliten legen, dass ich sie segne.
Liebe Gemeinde!
0.1 Ein bekanntes Wort der Bibel
Dieser Abschnitt aus dem 4. Buch Mose gehört sicher neben dem Vater unser zu den bekanntesten Sätzen der Bibel. Fast jeder Gottesdienst schließt in unseren evangelischen Kirchen mit diesem uralten Segenswort aus Israel, dem sog. aaronitischen Segen.
Ohne den Segen am Schluss können wir uns einen Gottesdienst gar nicht vorstellen. Als Gesegnete möchten wir unsere Gottesdienste verlassen. Wir möchten mit Gottes Segen in unsere Häuser und in unseren Alltag zurückkehren.
An diese festgefügten Worte haben wir uns gewöhnt wie an das sprichwörtliche Amen in der Kirche, das dann ja auch als Abschluss gemeinsam gesungen wird. Der Segen ist uns zu einer guten Gewohnheit geworden.
Gewohnheiten sind gut. Aber Gewohnheiten tendieren auch dazu, Abnutzungserscheinungen zu zeigen. So ist es mit fast allem, das wir häufig benutzen. Wir verlernen, seinen Wert zu schätzen.
Darum ist es sicher gut, dass wenn wir dann und wann über dieses Segenswort nachdenken. Es soll also heute in dieser Predigt um den Segen Gottes gehen.
Meinen ersten Hauptteil dieser Predigt über den Segen Gottes möchte ich überschreiben mit den Worten:
1.1 Ohne Segen wollen wir nicht leben
Was bedeutet "Segen"? Was heißt eigentlich "segnen"? Dieses Wort wird ja nicht nur in der Kirche gebraucht. Bei Geburtstagsfeiern singen wir manchmal: "Viel Glück und viel Segen auf all deinen Wegen, Gesundheit und Frohsinn sei auch mit dabei!" Oder auf Glückwunschkarten kann man lesen: "Herzliche Glück und Segenswünsche." Mit diesen Worten wollen wir nicht nur Menschen an ihren Geburtstagen, sondern auch zu anderen Gelegenheiten beglückwünschen. Bei Konfirmationen, bei der Hochzeiten, bei Jubiläen oder auch, wenn jemand ein Amt oder eine Aufgabe übertragen wird, wünschen wir den betreffenden Personen "Glück und Segen".
Wir empfinden dabei, dass wir etwas Wichtiges aussprechen; etwas, was wir im Einzelnen gar nicht näher beschreiben können. Aber wir meinen, dass solche Wünsche wichtig und nötig sind. Wahres Glück hängt eben am Segen, so wie wir es in einem Gesangbuchlied singen: "Alles ist an Gottes Segen und and seiner Gnad gelegen über alles Geld und Gut." (EG 352)
Diese Erfahrung haben wir vielleicht alle schon gemacht: Es gibt Situationen, da reicht mein noch so guter Wille und meine Tüchtigkeit und mein Können eben nicht aus. Da muss etwas anderes dazukommen, was ich nicht in der Hand habe, etwas Höheres wie manche sagen. Ohne Segen geht es nicht, ohne Gottes Segen können wir nicht leben.
1.2 Segen und Betrug
Bei bestimmten Gelegenheiten sagen wir auch: "Darauf ruht kein Segen!" Etwa dann, wenn jemand eine Sache mit Betrug anfängt oder mit einer Gemeinheit. So etwas gibt es ja nicht nur im politischen Bereich, so dass es dann in der Zeitung steht und sich die Öffentlichkeit darüber aufregt. Irgendwo haben die meisten Menschen das sensible Gespür dafür, dass man den, der den Segen gibt, nicht betrügen kann.
Wenn wir an die SegenBetrugGeschichte des Jakob aus dem AT denken, haben wir unsere Probleme mit dieser Geschichte.
Jakob ist der jüngere Sohn des Isaak und der Rebekka, der sich vor seinem Vater als der Ältere ausgibt, um den Segen des blinden Vaters zu ergattern. Er stülpt sich Tierfelle über die Arme und bereitet mit Hilfe der Mutter dem Vater eine köstliche Mahlzeit zu. Der Vater segnet ihn – ohne zu wissen, dass es Jakob ist und nicht Esau, sein ältester Sohn, den er eigentlich erwartete. Jakob erschleicht sich mit dieser List den Segen des Vaters und sein Bruder Esau geht leer aus.
Das ist eine für unser Denken und unsere Vorstellung unbegreifliche Geschichte. Lässt sich Gott denn betrügen? Vieles an dieser Geschichte wird für uns dunkel und geheimnisvoll bleiben, wenn auch später aus dem Betrüger Jakob der selbst Betrogene wird. Da wird Jakob nämlich von seinem Schwiegervater um dessen Tochter Rahel betrogen.
Wenn wir diese Geschichte im Rahmen der heutigen Predigt auch nicht voll ausloten können eines wird doch deutlich: Alles Wünschen und Drängen der Menschen der damaligen Zeit richtet sich auf den Segen Gottes. Ohne den Segen Gottes will keiner leben.
1.3 Segnen mit dem Zeichen des Kreuzes
Das deutsche Wort "segnen" kommt aus dem lateinischen "signare" und bedeutet "ein Zeichen geben", "das Zeichen des Kreuzes schlagen". Mit dem Zeichen des Kreuzes wurde vielfach gesegnet. Unsere katholischen Mitchristen kennen das noch mehr als wir, aber auch in vielen evangelischen Gottesdiensten wird beim Segnen das Zeichen des Kreuzes geschlagen. Das soll daran erinnern: Christus ist es, der uns segnet. Er ist für uns am Kreuz gestorben.
Auch wenn Menschen das Kreuz als Schmuck tragen, ist das Kreuz kein Amulett, sondern ein Zeichen, das erinnern will: Du gehörst zu Jesus Christus. Er will mit dir durch dein Leben gehen.
2.0 Die einzelnen Segensworte
In meinem zweiten Hauptteil möchte ich nun auf den sog. aaronitischen Segen im Besonderen eingehen, also die Sätze des heutigen Predigttextes noch einmal genauer betrachten. Dieses Segenswort ist ein dreifaches Segenswort, so wie es jedem Gottesdienstbesucher geläufig ist. Alle drei Teile werden eingeleitet mit "der HERR". Dadurch wird deutlich, wer der Segnende ist: Gott, der HERR, Jahwe, wie sein Name im Hebräischen lautet. Nicht der Priester oder ein Vater oder der Pfarrer, sondern Gott allein segnet. Von ihm kommt der Segen.
2.1 Der Herr segne dich und behüte dich
"Der Herr segne dich und behüte dich", so heißt es in dem ersten kurzen Segenssatz! "Gott befohlen" oder im Englischen "God bless you" so wird gelegentlich beim Abschied gesagt. Wir vertrauen uns gegenseitig dem Schutz Gottes an. Wenn man sich so zum Abschied grüßt, dann ist das wie ein Gebet, wie der süddeutsche Gruß, den wir aus Bayern oder Österreich kennen: Grüß Gott! Das bedeutet: Es grüße dich, es segne dich Gott! Ja, wenn zwei Menschen einander begegnen, ist Gott immer dabei.
Gott grüße, Gott segne, Gott behüte dich! Kann man einem anderen Menschen etwas Besseres wünschen, als dass er unter Gottes Schutz lebt? Was kann dann noch geschehen?
Sicher, das wissen wir alle nur zu gut: Es kann auch unter Gottes Hand viel passieren: Ein Unfall, eine schwere Krankheit. Vor all dem bewahrt der Segen Gottes uns nicht unbedingt. Aber er bewahrt davor, dass Menschen in dem Schlimmen, das ihnen vielleicht widerfährt, verzweifeln, dass sie nicht mehr aus noch ein wissen. Darum ist es wichtig, dass der Segen Gottes bei uns bleibt. Darum können wir unseren Nächsten nichts Wichtigeres wünschen als den Segen Gottes. "Der Herr segne dich und behüte dich!"
2.2 Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig
Hier, in diesem zweiten Segensteil bekommt Gott fast menschliche Züge. Wenn sich das Gesicht eines Menschen erhellt, strahlt der Mensch etwas aus. Das erfreut auch andere, das belebt. Mit solchen Menschen ist man gerne zusammen. Solche Freude steckt an und überträgt sich.
So will Gott zu uns sein. Wenn wir an ihn denken, wird es nicht dunkel sondern hell. Wir dürfen uns ihn als strahlendes, helles Gesicht vorstellen. Gott sieht uns an mit Liebe, Güte, Gnade. In den Evangelien wird von Jesus immer wieder berichtet: "Er sah den Menschen an." Er tat dies nicht mit dem Blick eines Detektivs oder einem Blick, der Menschen erschrecken ließ. Menschen, die Jesus anblickte, erfuhren seine Liebe zu ihnen. In ihrem Leben wurde es hell.
Stellen wir auch heute z. B. unseren Kindern und Jugendlichen Gott nicht als Detektiv oder als rachsüchtig vor, sondern als den, der uns in Liebe ansieht und uns freimachen will zu kindlichem Vertrauen. Gott wartet nicht auf unsere Fehler, um uns dann zu sagen: "Siehst du, das hab ich mir gleich gedacht!" Er will nicht gegen uns losschlagen. Er bietet uns an, uns gnädig zu sein und uns zu vergeben.
2.3 Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden
Das ist das letzte Wort in jedem unserer Gottesdienste: "Frieden". Das also ist Gottes Ziel mit uns: Friede. Frieden, Schalom auf Hebräisch, heißt nicht Ruhe. Es heißt am Schluss des Gottesdienstes nicht unbedingt: "Geht beruhigt nach Hause!" Schalom bedeutet vielmehr: Kein Streit soll sein. Schalom das ist erfülltes Leben.
Auch heute reden die meisten Menschen vom Frieden und sehnen sich nach Frieden. Im Grund aber ist der Mensch selbst die Ursache dafür, dass nicht Friede ist auf Erden. Immer wieder entsteht Streit und auch Krieg. Gerade der Nahe Osten mit Israel, dem Land, aus dem dieser Segen stammt, ist seit Jahrtausenden eine sehr unfriedliche Gegend, in der viele Menschen ihr Leben lassen mussten. Immer wieder brachen und brechen Menschen Kriege vom Zaun meist aus materiellen Gründen. Wir könnten auch sagen "aus Neid und Habgier".
Wenn wir auch viel über Frieden reden, werden wir einen wirklichen Frieden, der alle Menschen dieser Erde einschließt, von uns aus nicht erreichen – trotz alles menschlichen Bemühens. Gott selbst muss Frieden schaffen. Und er hat damit angefangen, indem er in Jesus Christus mit den Menschen Frieden geschlossen hat. Wenn wir uns von ihm verwandeln lassen, wenn wir als seine Nachfolger/innen leben, kann Friede werden auch zwischen uns und anderen Menschen. Gott will uns als seine Friedensstifter aussenden.
Hier und da enden Gottesdienste mit der Aufforderung: Geht hin im Frieden des Herrn! – das heißt: wohin ihr auch geht, Gott ist mit seinem Frieden schon da. Aber es heißt auch: Wohin ihr auch geht, tragt Gottes Frieden dorthin! Dazu helfe uns Gott durch seine Segen!
Amen.
Verfasser: Norbert Hott, Pohlgönser Str. 17, 35510 Butzbach,
E-Mail: nhott@gmx.de
© Copyright:
Herausgegeben vom

Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de
in Kooperation mit dem
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland
Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97
Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
76829 Landau
Telefon: 06341.928912
E-Mail: info@moed-pfalz.de
Die „Predigtvorschläge“ sind auch auf CD-ROM (Text- und MS WORD-Datei) erhältlich
(Bestellformular).