Sieghafter Glaube
von Ronny Hillebrand (99638 Kindelbrück)
Predigtdatum
:
14.09.2008
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
15. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle
:
Epheser 4,1-6
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Wochenspruch:
Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.(1. Johannes 5,4)
Psalm: 25,8-15 (EG 713)
Lesungen
Altes Testament:
Jesaja 49,1-6
Epistel:
Römer 10,9-17 [18]
Evangelium:
Matthäus 15,21-28
Liedvorschläge
Eingangslied:
EG 452
Er weckt mich alle Morgen
Wochenlied:
EG 346
Such, wer da will, ein ander Ziel
Predigtlied:
EG 268
Strahlen brechen viele
Schlusslied:
EG 265
Nun singe Lob, du Christenheit
Liebe Gemeinde!
In wenigen Wochen findet vielerorts wieder die ökumenische Friedensdekade statt. Meist werden die einzelnen Abende von jeweils unterschiedlichen Gemeindegruppen vorbereitet. Katholische und evangelische Christen suchen dabei gemeinsame Wege zur Überwindung der Gewalt.
Auch darüber hinaus ist es gerade im ländlichen Bereich oft selbstverständlich, dass Christen auch zu Gemeindeveranstaltungen der jeweils anderen Konfession gehen.
Es ist gut, dass sich heute Menschen im Glauben an den einen Herrn einig sein können. Und dennoch bleibt da vieles, was jeweils anders ist. Vertraut für die einen und ungewohnt für die anderen.
Die ersten christlichen Gemeinden kannten die Unterscheidung zwischen katholisch und evangelisch, zwischen reformiert und lutherisch noch nicht. Aber auch sie lebten ihren Glauben in ganz eigener Frömmigkeit und Tradition. So war besonders zu spüren, dass die einen aus dem jüdischen Glauben heraus zur christlichen Gemeinde gefunden hatten. Andere waren dagegen aus dem Heidentum zu Jesus Christus gekommen. Im Miteinander prallten so auch immer wieder unterschiedliche Meinungen aufeinander. Trotz dieser Unterschiede gab es das Bemühen um ein Bekenntnis, welchem alle zustimmen konnten.
Auch die Christen in Ephesus rangen darum, wie ein solches gemeinsames Bekenntnis lauten sollte. Zwischen den Jahren 80 und 90 nach Christus erreichte sie deshalb ein Brief. In diesem lasen sie:
1 So ermahne ich euch nun, ich, der Gefangene in dem Herrn, dass ihr der Berufung würdig lebt, mit der ihr berufen seid, 2 in aller Demut und Sanftmut, in Geduld. Ertragt einer den anderen in Liebe 3 und seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens; 4 ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung; 5 ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; 6 ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen.
Die Punkte, welche hier genannt werden, liebe Gemeinde, können durchaus auch für unser heutiges Miteinander gelten. Mögen unsere Unterschiede auch andere sein als damals in Ephesus.
Dabei sind Unterschiede kein Makel. Wir Menschen sind nun einmal nicht einheitlich gemacht. Wir sind keine genormten Bauteile, welche überall gleich passen. Jeder Mensch ist einmalig und einzigartig.
Dem gegenüber heißt es von Gott, er sei „ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen.“ Und Gott lässt sich auf die Einmaligkeit eines jeden Menschen ein. Er selbst hat jeden einmalig geschaffen. Jeden und jede ruft er persönlich bei seinem und ihrem Namen.
Das Echo darauf ist kein monotoner Klang, sondern eine Vielzahl von Tönen, oder auch ein Schweigen.
Die unterschiedlichen Töne spiegeln das unterschiedliche Glaubensleben wieder. Da erklingen orthodoxe Gesänge, charismatische Rufe oder eher zurückhaltende Weisen. Einheitlich klingt da nichts.
Doch ist damit nicht automatisch ausgeschlossen, dass sich die Töne zu einer Harmonie zusammenfinden können. Um diese Harmonie geht es im Brief an die Epheser. Es geht um das Sich-Einigen im Glauben an den einen Herrn. Es geht um die Akzeptanz der einen Taufe. Es geht um das Leben in dem einen Geist. Es geht um die eine Hoffnung auf die Auferstehung.
Das sagt sich leicht, lebt sich aber umso schwerer. Die Formulierung: „ertragt einer den anderen in Liebe“ lässt das schon anklingen. Um bei dem Bild von den Tönen zu bleiben heißt das nämlich, dass ich neben mir einen Ton ertragen muss, der viel höher oder tiefer ist als der meine. Wenn ich bisher nur meine Tonlage gekannt habe, kommen mir die anderen Töne fremd oder auch unerträglich vor.
So ein Ertragen kostet Mut. Genauer gesagt Demut, Sanftmut und Langmut.
Demut kann bedeuten, dass ich ehrlich auf die Stärken und Schwächen bei mir und bei anderen schaue. Demut kann mir so zur Gelassenheit verhelfen und mich vor Überheblichkeit bewahren.
Sanftmut bewahrt mich davor, auf erlittene Verletzungen und Schmähungen mit gleicher Art und Weise zu reagieren. Das muss aber nicht heißen, dass ich mein Selbstbewusstsein aufgebe oder mich für meinen evangelischen Glauben rechtfertigen muss (nur weil Papst Benedikt XVI. in meiner Konfession keine Kirche „im eigentlichen Sinne“ sieht).
Langmut benötige ich, um all die Rückschläge auszuhalten, welche ich beim Zugehen auf andere erlebe. Langmut kann mir helfen, immer wieder das Gespräch und die Gemeinsamkeiten mit Menschen anderer Frömmigkeit und Konfession zu suchen.
Beschleunigen kann die Langmütigkeit diesen Prozess aber nicht. So musste 2007 bei der 3. Europäischen Ökumenischen Versammlung im rumänischen Sibiu ehrlich eingestanden werden, dass der Prozess der theologischen Annäherung gegenwärtig an seine Grenze geraten ist.
Das stimmt manche Christen auch traurig. Doch wäre es unehrlich und falsch verstandene Liebe, wenn die Unterschiede einfach unter den Teppich gekehrt werden.
Gleichzeitig sollte die schon jetzt mögliche Harmonie der Töne, also das Miteinander verschiedener Konfessionen und Frömmigkeiten, nicht verschwiegen werden.
Dabei geht es ja nicht nur um die große Kirchenpolitik, liebe Gemeinde. Es geht zunächst um uns als Gemeinde hier vor Ort. Die Jugend würde einen Abend der Friedensdekade anders gestalten als z.B. der Seniorenkreis oder der Besuchsdienstkreis. (Eventuell noch weitere passende Beispiele einfügen!)
Diese Vielfalt ist gut. Sie ermöglicht, dass sich jeder und jede mit dem ganz eigenen Ton einbringen kann. Einbringen in den einen Glauben an den einen Herrn, welcher uns in der einen Taufe gerufen hat.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als all unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem gemeinsamen Herrn. Amen.
Verfasser: Pfarrer Ronny Hillebrand, Puschkinplatz 4, 99638 Kindelbrück
© Copyright:
Herausgegeben vom

Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de
in Kooperation mit dem
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland
Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97
Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
76829 Landau
Telefon: 06341.928912
E-Mail: info@moed-pfalz.de
Die „Predigtvorschläge“ sind auch auf CD-ROM (Text- und MS WORD-Datei) erhältlich
(Bestellformular).