Sieghafter Glaube
von Stefan Klaffehn (36341 Lauterbach)
Predigtdatum
:
08.10.2006
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
15. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle
:
Jesaja 49,1-6
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Wochenspruch:
Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.
(1. Johannes 5,4)
Psalm: 25,8-15 (EG 713)
Lesungen
Altes Testament:
Jesaja 49,1-6
Epistel:
Römer 10,9-17 [18]
Evangelium:
Matthäus 15,21-28
Liedvorschläge
Eingangslied:
EG 16
Liebster Jesu, wir sind hier
Wochenlied:
EG 346
Such, wer da will, ein ander Ziel
Predigtlied:
EG 584
Meine engen Grenzen
Schlusslied:
EG 305 oder
EG 433
Singt das Lied der Freude
Hevenu schalom alejchem
1 Hört mir zu, ihr Inseln, und ihr Völker in der Ferne, merkt auf! Der HERR hat mich berufen von Mutterleibe an; er hat meines Namens gedacht, als ich noch im Schoß der Mutter war. 2 Er hat meinen Mund wie ein scharfes Schwert gemacht, mit dem Schatten seiner Hand hat er mich bedeckt. Er hat mich zum spitzen Pfeil gemacht und mich in seinem Köcher verwahrt. 3 Und er sprach zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, durch den ich mich verherrlichen will.
4 Ich aber dachte, ich arbeitete vergeblich und verzehrte meine Kraft umsonst und unnütz, wiewohl mein Recht bei dem HERRN und mein Lohn bei meinem Gott ist. 5 Und nun spricht der HERR, der mich von Mutterleib an zu seinem Knecht bereitet hat, dass ich Jakob zu ihm zurückbringen soll und Israel zu ihm gesammelt werde, - darum bin ich vor dem HERRN wert geachtet und mein Gott ist meine Stärke -, 6 er spricht: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Zerstreuten Israels wiederzubringen, sondern ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, dass du seist mein Heil bis an die Enden der Erde.
Vorbemerkungen und Anregungen
Es hat sich in der atl. Wissenschaft durchgesetzt, die Kapitel 40-55 als einen zweiten, selbständigen Teil des Jesajabuches anzusehen. Dieser sog. Deuterojesaja setzt die Situation nach 586 v. Chr., das Ende des Staates Juda und das babylonische Exil, voraus.
Viel diskutiert sind die „Gottesknechtslieder“, die in den Text eingebunden sind: Jes 42,1-4(5-9?); 49,1-6; 50,4-9; 52,13-53,12. Während der „Knecht Jahwes“ bei Deuterojesaja das Volk Israel meint (z. B. Jes. 44,1), erscheint er in den Liedern eher als eine individuelle Gestalt mit einer Aufgabe an Israel. In Jes. 49,3 ist „Israel“ ein späterer Zusatz, der den Knecht wieder auf das Volk hin deuten will. Wahrscheinlich gibt Deuterojesaja in diesen Liedern wieder, wie er selbst seine Aufgabe versteht.
Entscheidend ist aber die Botschaft, die hier laut wird: Das katastrophale Ende Jerusalems und Judas 586 v. Chr. samt den Folgen wurde als das von den Propheten angekündigte Gericht Gottes verstanden. Nun erfolgt im Namen dieses Gottes, der sich nicht nur im Gericht als der „Herr der Geschichte“ erweist, eine Trostbotschaft, die Ankündigung des neuen Heils. In einem Volk, das politisch am Boden lag, wird eine globale Hoffnung formuliert. Sie ist vor allem auch darin beispielhaft, dass sie nicht nur für das eigene Volk Heil verspricht, sondern alle in diese Hoffnung mit einbezieht. Man wird nicht groß auf Kosten der anderen Völker, sondern in der Gemeinschaft mit ihnen.
Ich bevorzuge das Evangelium des Sonntags als Lesung. Wer eine Alternative zu den Vorschlägen sucht, könnte Joh. 8,12-19 oder Gal. 4,1-7 wählen.
Wenn man als Psalm nicht Psalm 25 in der Lutherübersetzung sprechen mag, so scheint es mir reizvoll, folgende Psalmübertragung von Hanne Köhler im Gottesdienst zu beten:
Auf dich, Gott, richte ich mein Herz und meinen Sinn.
Dir, Gott, vertraue ich, enttäusche mich nicht!
Erspare mir die Schadenfreude der anderen.
Wer auf dich hofft, wird nicht enttäuscht,
aber wer dich treulos verlässt, wird zuschanden.
Gott, zeige mir den Weg, den ich gehen soll.
Lass mich erkennen, was du von mir verlangst.
Lehre mich, deine Treue zu sehen
und in Treue zu dir mein Leben zu führen.
Denn du bist Gott, bei dir finde ich Hilfe.
Auf dich hoffe ich zu jeder Zeit.
Erinnere dich, Gott,
dass du schon immer voll Güte und Erbarmen warst.
Gott, denke nicht mehr an die Fehler meiner Jugend,
auch nicht mehr an die späteren Vergehen;
aber denke an mich in deiner Liebe.
Auf deine Güte verlasse ich mich.
Hanne Köhler: Auf dich, Gott richte ich mein Herz... (nach Psalm 25); aus: Heidi Rosenstock, Hanne Köhler: Du Gott, Freundin der Menschen. Neue Texte und Lieder für Andacht und Gottesdienst, Kreuz Verlag, Stuttgart, 1991
Liebe Gemeinde,
die Worte sind rätselhaft. Sie sind ein Stück weit fremd, und doch irgendwie vertraut. Sie sind befremdend und doch faszinierend.
Ein Rätsel, wie es sein soll, spannend und unbekannt: Wie wird die Lösung lauten?
Wer ergreift hier im Buch des Propheten Jesaja das Wort? Wer ist das, der von sich so Besonderes sagen kann? Soviel ist klar. Es ist nicht irgendwer. Das ist keine durchschnittliche Biographie. Wer aber ist das? Wen meint der Prophet? Spricht hier der Prophet Jesaja von sich, oder von seinem Volk Israel? Wartet er auf eine irdische Lichtgestalt, einen politischen Führer, und leiht ihm seine Worte, oder meint er den Heiland, den Messias? Wen meint der Prophet? Manch einen führt sein Suchen nach Antwort so weit, dass er den Propheten hier schon von Jesus, den wir den Christus nennen, reden hörte.
Es ist ein Mensch mit einer außergewöhnlichen Biographie. Jemand, der vielleicht mehr erlebt und sicher mehr bewirkt als die meisten Menschen, denen Gott das Leben gab. Er ist ein Mensch, der so Ungeheures bewirkt: Licht für alle Menschen zu sein, Heil bis an die Enden der Erde zu sein. Er verkörpert das Licht und das Heil für alle Welt. So betreffen die Worte des Jesaja auch uns. Selbst wenn wir es niemals mit Bestimmtheit sagen können, an wen der Prophet damals dachte. Aber die Person, an die damals gedacht wurde, ist ja nur das eine. Das andere ist die Hoffnung dieser Worte.
Die Hoffnung, die hier von Jesaja ausgedrückt wird, schließt uns mit ein. Und sie ist so kraftvoll, das sie auch uns berührt. Jesaja formuliert seine Hoffnung für die Welt, seine globale Hoffnung.
Wir hören von ihm, dass sich Gottes Heil nicht auf die enge Gemeinschaft eines Volkes beschränken lässt. Gott ist kein exklusiver Gott nur für ein Volk oder nur für die Frommen. Jesaja formuliert eine Hoffnung, die diese Grenze weit hinter sich lässt. Und Jesaja ist sich darin gewiss, dass dies Gott ureigenster Wille ist.
Es ist Gott selbst, der dies Geschehen in Gang setzt: „von Mutterleibe an“, so formuliert der Prophet. Gott hat diesen Menschen erwählt, befähigt und gesendet. „Der HERR hat mich berufen von Mutterleibe an; er hat meines Namens gedacht, als ich noch im Schoß der Mutter war. Er hat meinen Mund wie ein scharfes Schwert gemacht, mit dem Schatten seiner Hand hat er mich bedeckt. Er hat mich zum spitzen Pfeil gemacht und mich in seinem Köcher verwahrt.“
Gott hat diesen Menschen erwählt, befähigt und gesendet. Das gibt ihm das Recht zu sagen: Hört mir zu, ihr Inseln, und ihr Völker in der Ferne, merket auf! Wie oft sind es – auch in der Kirche – die selbst erwählten Sprecher, die sich in die Mitte stellen. Die sich auf sich etwas einbilden. Oft ist es mehr der Wunsch, eine Lichtgestalt zu sein, als dass sie von Gott erwählt, befähigt und gesendet wären. All zu oft geht es da mehr um Eitelkeiten und eigenen Erfolg.
Jesaja spricht von einem, der wenig Erfolg zu haben scheint. „Ich aber dachte, ich arbeitete vergeblich und verzehrte meine Kraft umsonst und unnütz, wiewohl mein Recht bei dem HERRN und mein Lohn bei meinem Gott ist.“ Da ist viel Frust und Resignation. Von Gott erwählt, befähigt und gesendet zu sein, bewahrt nicht davor, die ganze Mühsal der Arbeit und die Last des Lebens zu erfahren. Weder in der Kirche, noch an sonst einem Ort auf dieser Welt. Manchmal scheint es geradezu so zu sein, dass die Mühsal das ist, was unser Leben vor allem prägt. Und oft genug haben wir unseren Anteil daran, machen es uns und unseren Mitmenschen wahrlich nicht leicht. Gottes Möglichkeiten enden aber nicht in den irdischen Mühen. Wie befreiend ist das, wenn wir nicht in unserem Frust und unserer Resignation stecken bleiben müssen, sondern an Jesajas Hoffnung teilhaben dürfen.
Eine Hoffnung für alle, die er am Leben nur eines Menschen fest machen kann: Die Mühsal wird überstrahlt von dem kraftvollen Ziel, dass dieses Menschen Leben von Gott aufgetragen bekommt: „Ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, dass du seist mein Heil bis an die Enden der Erde.“
Das ist das Ziel das Gott hat. Es soll ein Licht aufgehen für alle Menschen. Zunächst sind „Jakob“ und „Israel“ im Blick. Natürlich, wie sollte Gott sein Volk vergessen. Aber das ist nur der erste Schritt. Gott hat größere Ziele. Ein Licht soll aufgehen für alle Menschen. Und Gottes Heil soll die Enden der Erde berühren. Jesaja hat eine Hoffnung formuliert, die einen weiten Bogen spannt über die ganze Welt. Es beginnt in Gottes erwähltem Volk und greift weit darüber hinaus. So sind wir mitten drin. Gott selbst will, dass in unserem Leben Licht ist, und dass wir Heil erfahren. Das ist ein sehr tröstlicher Gedanke. Bei all dem, was mein Leben verdunkelt, was mir Unheil bringt, weiß ich mich doch unter diesem Willen Gottes geborgen. Licht und Heil auch für mich. Für mich und all die, die mir lieb sind, und für alle anderen wohl auch.
Darauf will ich mich verlassen, denn Gott selbst hat es so beschlossen. Licht und Heil ist Gottes Ziel für alle Menschen, bis ans Ende der Erde.
Es tut mir gut, dass ich mich darauf verlassen kann. Licht und Heil für die Menschen dieser Erde hängen zum Glück nicht davon ab, ob wir eine gerechte und friedliche, womöglich demokratische Weltordnung durchsetzen können. Es ist nicht einmal davon abhängig, ob wir uns mit den anderen Religionen vertragen. Auf unsere ökumenischen Bemühungen sollten wir uns ebenso wenig etwas einbilden, wie auf besonders effiziente und moderne Kirchenstrukturen. Das sind alles wichtige Dinge, aber nicht zu verwechseln mit dem, was Gott tut. Sie bringen nicht Licht und Heil, weder uns noch sonst einem Menschen auf dieser Erde.
Licht und Heil ist Gottes Ziel für alle Menschen, bis ans Ende der Erde. Es tut mir gut, dass ich mich darauf verlassen kann. Jesaja benutzt Bilder, um zu sagen, dass es keinen Zweifel an Gottes Willen und seiner Entschlossenheit geben muss. Gott hat seinen Mund wie ein scharfes Schwert gemacht, mit dem Schatten seiner Hand hat er ihn bedeckt. Gott hat ihn zum spitzen Pfeil gemacht und ihn in seinem Köcher verwahrt. Mit Bildern ermutigt Jesaja, dass es keinen Zweifel an Gottes Willen und seiner Entschlossenheit geben muss. Gottes Entschluss gleicht einer scharfen Waffe, die ihre Wirkung ausübt. Durchschlagende Worte wie ein Schwert. Und wer kennt sie nicht, Worte wie spitze Pfeile, die auf Entfernung treffen. Gott hält seine Hand drauf, hält sie im Köcher verwahrt, so ist er bereit.
Jesaja ermutigt, weil er sehr wohl um die menschlichen Zweifel weiß. „Will Gott wirklich Licht und Heil?“ Diese Frage ist da. Die Frage muss da sein bei all dem, was unser Leben verdunkelt. Im Persönlichen gilt das ebenso wie im Dunkel, das das Miteinander der Völker bedroht. Die Frage ist da, ob Gott wirklich Heil will, bei all dem Heillosen und Unheilvollem, das es auf dieser Erde gibt, und das Menschen einander antun.
Wir haben diese Fragen und mit diesen Fragen unsere Zweifel. Weil wir zweifeln, lässt Jesaja einen Menschen davon erzählen, wie entschlossen Gott ist, Licht und Heil allen Menschen zu bringen bis ans Ende der Erde. Er sagt es mit Bildern. Es fängt im Mutterleibe an, ist Gottes eigener Entschluss, es ist durchschlagend wie ein Schwert und weitreichend wie ein Pfeil. Es schließt Israel ein und reicht bis an die Enden der Erde.
Das ist das Ziel, das Gott hat. Es soll ein Licht aufgehen für alle Menschen. Und Gottes Heil soll die Enden der Erde berühren. Jesaja hat eine Hoffnung formuliert, die einen weiten Bogen spannt über die ganze Welt. Und wir sind mitten drin. Gott selbst will, dass in unserem Leben Licht ist, und dass wir Heil erfahren. Amen.
Verfasser: Pfr. Stefan Klaffehn, Brückenstraße 21, 36341 Lauterbach
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