Sieghafter Glaube
von
Predigtdatum
:
04.10.2009
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
15. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle
:
Matthäus 15,21-28
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Wochenspruch:
Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. (1. Johannes 5,4)
Psalm: 25,8-15 (EG 713)
Lesungen
Altes Testament:
Jesaja 49,1-6
Epistel:
Römer 10,9-17 [18]
Evangelium:
Matthäus 15,21-28
Liedvorschläge
Eingangslied:
EG 302
Du, meine Seele, singe
Wochenlied:
EG 293
Lobt Gott, den Herrn, ihr Heiden all
Predigtlied:
EG 413
Ein wahrer Glaube Gotts Zorn stillt
Schlusslied:
EG 157
Lass mich dein sein und bleiben
Die kanaanäische Frau
Und Jesus ging weg von dort und zog sich zurück in die Gegend von Tyrus und Sidon. Und siehe, eine kanaanäische Frau kam aus diesem Gebiet und schrie: Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Meine Tochter wird von einem bösen Geist übel geplagt. Und er antwortete ihr kein Wort. Da traten seine Jünger zu ihm, baten ihn und sprachen: Lass sie doch gehen, denn sie schreit uns nach. Er antwortete aber und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Sie aber kam und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir! Aber er antwortete und sprach: Es ist nicht recht, dass man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde. Sie sprach: Ja, Herr; aber doch fressen die Hunde von den Brosamen, die vom Tisch ihrer Herren fallen. Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter wurde gesund zu derselben Stunde.
Liebe Gemeinde!
An vielen Stellen des Evangeliums sagt Jesus zu seinen Jüngern: O, ihr Kleingläubigen!
Mitleidsvoll, manchmal auch vorwurfsvoll weist er seine Jünger daraufhin, dass ihr Glaube, ihr Gottvertrauen im Grunde genommen sehr klein ist.
Zu der kanaanäischen Frau aber sagt er: Frau, dein Glaube ist groß.
Kleiner Glaube - großer Glaube,
schwacher Glaube - starker Glaube,
in dieser Spannung bewegt sich unser Christenleben.
In der Regel ist unser Glaube eher klein.
Gott aber wartet darauf - er wartet sehnsüchtig darauf! - daß dieser kleine Glaube in uns wächst und groß und stark wird.
Und er wartet deshalb so sehnsüchtig darauf, weil der Glaube die entscheidende Bedingung dafür ist, daß etwas vom Himmel her in unser Leben hineinleuchtet und hineinwirkt, nämlich das Licht Gottes und die Liebe Gottes und die Kraft Gottes und der Trost Gottes.
Zu diesem Zweck ist uns auch die heutige Geschichte aus dem Evangelium überliefert. Sie ist eine Glaubensgeschichte.
Die Geschichte von Jesus und der kanaanäischen Frau wurde von Mund zu Mund weitererzählt und schließlich vom Evangelisten Matthäus aufgeschrieben, um uns Mut zu machen: Mut, auch gegen den Augenschein, gegen Widerstände aller Art auf Gott zu vertrauen und an ihn zu glauben.
Die Geschichte will uns sagen:
Schaut euch diese einfache Frau mit einem Herzen voller Liebe an, wie sie glaubt, wie sie kämpft, wie sie bittet, wie sie fleht - voller Mut und Zuversicht, und lernt von dieser Frau für euer eigenes Leben!
Liebe Gemeinde, schauen wir uns der Reihe nach an, was in dieser Geschichte geschieht.
Jesus geht mit seinen Jüngern, nachdem er in Galiläa gepredigt und geheilt hat, für kurze Zeit ins Ausland, in die Gegend von Tyrus und Sidon, also in den heutigen Libanon, wahrscheinlich um dort ein wenig Ruhe und Erholung zu finden.
Da geschieht es, daß eine kanaanäische Frau, also eine heidnische Frau aus dieser Gegend zu ihm vordringt und schreit: Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Meine Tochter wird von einem bösen Geist übel geplagt. Das sollte damals in der Regel heißen: Sie ist von einer schweren seelischen Krankheit befallen, die ihr Leben zugrunde richtet.
Von Jesus aber heißt es: Er antwortete ihr kein einziges Wort.
Das ist eine dunkle Stelle im Evangelium: Er antwortete ihr kein einziges Wort.
Aber auch das gehört zur Erfahrung des Glaubens,
dass Gott manchmal schweigt, dass er nicht alle unsere Bitten erhört, dass unserer Gebetsrufe manchmal verhallen wie an einer dunklen Wand - ohne Antwort, ohne Erhörung.
Aber die Frau lässt nicht locker. Sie schreit Jesus und den Jüngern unentwegt nach.
Das wird den Jüngern allmählich lästig, und sie sagen: Herr, stell sie doch zufrieden, denn sie schreit uns nach! Das ist die typisch menschliche Reaktion: Jemand wird abgespeist, damit man ihn los wird.
Doch Jesus lässt sich auf diese bequeme Ebene nicht herab. Er will die Frau nicht abschütteln wie eine lästige Fliege, sondern antwortet klipp und klar:
„Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.“
Er sieht eine Grenze für sein Wirken. Er ist seinem Vater im Himmel gehorsam, der ihm bislang nur den Auftrag gegeben hat: Kümmere dich um die verlorenen Schafe des Hauses Israel.
Doch die Frau lässt sich nicht abweisen. Sie fällt vor Jesus nieder und sagt nur noch: „Herr, hilf mir!“ Es ist ein Stoßseufzer aus tiefstem Herzen. Aber Jesus bleibt auf Konfrontationkurs, indem er sagt:
„Es ist nicht recht, daß man den Kinder, d.h. den Galiläern, ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde, d.h. vor die ungläubigen Heiden.“
Man muss dazu wissen, dass Galiläa, die Heimat Jesu, zur damaligen Zeit eine sehr arme Landschaft war, während Sidon und Tyrus reiche Hafenstädte waren. Die Galiläer waren oft wegen vertraglicher Verpflichtungen gezwungen, ihre Getreideernte zu einem großen Teil nach Sidon und Tyrus zu verkaufen, damit dort Brot gebacken werden konnte, während in Galiläa die Menschen kaum etwas zu essen hatten. Deshalb grenzt sich Jesus hier wie alle Galiläer von den reichen Leuten aus Sidon und Tyrus ab. Er fühlt sich noch nicht berufen, diesen Menschen in besonderer Weise zu helfen.
Darum sagt er:
Es ist nicht recht, daß man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde.
Doch die Frau bleibt beharrlich.
Sie fängt Jesus mit seinen eigenen Worten, indem sie sagt:
„Ja, Herr; aber doch fressen die Hunde von den Brosamen, die vom Tisch ihrer Herren fallen.“
Sie sagt damit:
„Ich weiß, daß ich kein Recht habe, etwas zu erwarten oder gar zu fordern; ich will nur etwas haben von deiner grundlosen Güte und überfließenden Liebe.“
Kaum hat sie das gesagt, ist Jesus überwältigt von soviel Glauben. Er gibt sich geschlagen und erklärt die Frau zur Siegerin. Ein großer Durchbruch geschieht:
Die Tochter wird noch in derselben Stunde durch Jesu Kraft geheilt und was noch viel wichtiger ist: Jesus erkennt - durch Glauben und Liebe dieser Frau ausgelöst - die wahre Größe seines Auftrags.
Er weiß nun von Gott her:
Er ist nicht nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt, nein, er ist der Retter für alle Menschen und alle Völker. Durch die kanaanäische Frau wird er zum Heidenmissionar. Die Grenze zwischen den Juden und Heiden wird durchbrochen.
Auch wir wären heute keine Christen, wir säßen gar nicht hier in diesem Gottesdienst, es gäbe gar keine ............Gemeinde, wenn nicht damals die kanaanäische Frau Jesus geholfen hätte, die wahre Größe seines Auftrags zu erkennen.
Liebe Gemeinde,
wir haben allen Grund, in Ehrfurcht emporzublicken zu dieser unbekannten Frau aus der Nähe von Sidon und Tyrus.
Sie steht stellvertretend für alle Frauen, die im Glauben gekämpft haben und noch heute kämpfen.
Sie erinnert uns an alle Mütter, die unerschrocken für ihre Kinder kämpfen. Sie erinnert uns an die Mütter im 2.Weltkrieg, die in den Bombennächten und auf der Flucht für ihre Kinder gekämpft haben.
Sie erinnert uns an alle Mütter, die in den Kriegs- und Krisengebieten dieser Erde für ihre Kinder kämpfen.
Sie erinnert uns an ...... (evtl. Beispiel für eine Frau nennen, die für Frieden, Gerechtigkeit oder Bewahrung der Schöpfung kämpft)
Ja, die kanaanäische Frau ist ein Vorbild für uns alle.
Wir können von ihr dreierlei lernen und mit diesen 3 Punkten möchte ich meine Predigt beschließen:
1.Glaube hat etwas mit Kühnheit, mit verwegener Zuversicht zu tun. Martin Luther sagt einmal: Glaube ist eine lebendige, verwegene Zuversicht auf Gottes Gnade.
2.Glaube hat etwas mit Beharrlichkeit zu tun, wenn Gott schweigt.
3.Glaube hat etwas zu tun mit Liebe. Wo Menschen wirklich vertrauen wie diese kannanäische Frau mit einem Herzen voller Liebe, da öffnet sich das Fenster des Himmels. Da werden Dämonen vertrieben.Da werden Menschen an ihrer Seele gesund. Da kehrt der innere Friede ein.
Darum laßt uns darum bitten, daß Gott den kleinen Glauben in uns wachsen lasse und groß und stark mache, denn nur so kann etwas vom Himmel her in unser Leben hineinleuchten und hineinwirken, nämlich das Licht Gottes und die Liebe Gottes und die Kraft Gottes und der Friede Gottes.
Und eben dieser Friede Gottes....
Amen.
Pfr. Dr. Stefan Kunz, Hemsbergstr. 48, 64625 Bensheim
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Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
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