Taufe Jesu
von Astrid Standhartinger (64331 Weiterstadt)
Predigtdatum
:
08.01.2006
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
1. Sonntag nach Epiphanias
Textstelle
:
1. Korinther 1,26-31
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Wochenspruch:
Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. (Römer 8,14)
Psalm: 89 in Auswahl
Lesungen
Altes Testament:
Jesaja 42,1-4 (5-9)
Epistel:
Römer 12,1-3 (4-8)
Evangelium:
Matthäus 3,13-17
Liedvorschläge
Eingangslied:
EG 161
Liebster Jesu, wir sind hier
Wochenlied:
EG 68
oder EG 441
O lieber Herre Jesu Christ
Du höchstes Licht, du ewiger Schein
Predigtlied:
EG 599 EKHN
Selig seid ihr
Schlusslied:
EG 588
Tragt in die Welt nun ein Licht
26 Seht auf eure Berufung. Nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Angesehene sind berufen. 27 Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist; 28 und das Geringe vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, das, was nichts ist, damit er zunichte mache, was etwas ist, 29 damit sich kein Mensch vor Gott rühme. 30 Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht ist zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung, 31 damit, wie geschrieben steht (Jeremia 9,22-23): »Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn!«
Hinführung:
Die Verse 26-31 sind der zweite Teil einer Argumentationskette.
Im ersten Teil schreibt Paulus der kleinen angefochtenen christlichen Gemeinschaft in Korinth, dass Gottes Weisheit stärker ist als die der Menschen. Das Wort vom Kreuz gilt zwar in der Welt als Torheit, aber denen, die von Gott gerufen sind, wird es zur Gottes Kraft und Weisheit.
Im zweiten Teil (V. 26-31) lenkt Paulus den Blick auf die Menschen selbst, die sich zur Gemeinde halten. Und auch da gehört die Mehrheit nicht zu den so genannten Großen, Mächtigen oder Angesehenen. Berufen hat Gott gerade die Unbedeutenden, Kleinen und Schwachen.
In mancher Hinsicht hat die Situation in Korinth ihre Entsprechung auch heute in den christlichen Gemeinden. Auch heute wird der christliche Glaube weithin ausgeblendet oder als Dummheit angesehen. Auf Macht, Ansehen und Anerkennung – sie waren schon immer der falsche Weg - kann sich der christliche Glaube nicht mehr stützen. Das ist sicher eine Erfahrung, die viele Gemeindeglieder machen. Was Paulus hier schreibt, kann gerade in dieser Situation hilfreich sein.
Gerade auch die „kleinen Leute“ sind von Gott ausgewählt und mit Jesus verbunden. Das soll in unserem Leben wirksam werden. Dazu möchte ich ermutigen. Deshalb habe ich das Gewicht auf unsere Berufung gelegt und was sie in unserem Leben bewirken will und kann.
Dabei gerät der Gedanke „sich vor Gott rühmen oder nicht“ eher in Hintergrund.
Statt des Luthertextes schlage ich vor, die Übersetzung nach ‚Der Gottesdienst’- Liturgische Texte in gerechter Sprache (hrsg. von Erhard Domay und Hanne Köhler) zu nehmen, weil sie die Mehrheit der GottesdienstbesucherInnen nicht übersieht.
Im Folgenden habe ich diesen Text der Predigt vorangestellt. Aber die Predigt lässt es auch zu, sich für den Luthertext zu entscheiden.
Seht doch eure Berufung an, Geschwister: Es sind nämlich nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele aus den Elitefamilien unter euch. Vielmehr hat Gott das Törichte der Welt erwählt, um das Weise zu beschämen; und das Schwache der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zu beschämen; Und das Unedle und das Verachtete der Welt hat Gott erwählt, die als Nichts gelten, um diejenigen, die etwas sind, zu Nichte zu machen.
Das geschieht, damit sich kein Mensch von Gott auf Grund von Wohlstand und Erfolg unabhängig wähnt, denn durch Gott seid ihr mit dem Messias Jesus verbunden, der uns von Gott her zur Weisheit geworden ist und zur Gerechtigkeit und Heiligung und Befreiung.
So geschieht, was geschrieben steht: „Wer groß sein will, preise die Größe Gottes.“
Liebe Gemeinde,
haben wir nicht allen Grund, uns zu freuen und dankbar dafür zu sein, dass wir heute Morgen miteinander Gottesdienst feiern können? Und dabei geht es nicht darum, wer welchen Part übernimmt. Alle, die wir hier zusammengekommen sind, spielen eine entscheidende Rolle. Denn Gottesdienst kann man nur gemeinsam feiern. Christliche Gemeinde überhaupt besteht nur, wenn Menschen gemeinsam unterwegs sind. Und da soll es keine Rangordnung von oben und unten, unwichtig und angesehen geben. Gemeinsam unterwegs sein und sich von dem leiten lassen, was wir an Jesus sehen, das ist das Entscheidende.
Dazu sind wir alle berufen ohne jede Ausnahme. Mag auch manche denken: Was kann ich schon beitragen! Mich beschäftigen meine Sorgen und ich will Gott bitten, dass es mir leichter wird. Oder mich bewegen die ungelösten Glaubens- und Lebens-Fragen, und ich hätte gerne eine Antwort. Und auch ihr Konfirmanden und Konfirmandinnen, die ihr die Zukunft der Gemeinde seid, sollt euch bewusst sein, wie wichtig ihr für uns alle seid. Christliche Gemeinde besteht eben nur aus uns sehr unterschiedlichen Menschen mit unseren unterschiedlichen Bedürfnissen und Meinungen und auch verschiedenen Fähigkeiten. So wie wir sind, sind wir in diese Gemeinschaft gerufen.
Damals in Korinth, als Paulus die Zeilen an die Gemeinde schrieb, gab es offensichtlich einige Auseinandersetzungen. Es kriselte, weil sich die einen für mehr hielten als die anderen, weil die einen mehr Macht und Einfluss beanspruchten als die anderen. Gemeinde muss aber mit Unterschieden leben, nicht mit unterschiedlichen Rechten oder Machtansprüchen, wohl aber mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Meinungen. Und jedes Einzelne muss, weil es schließlich wichtig für das Ganze ist, auch wichtig genommen werden. Denn wir alle sind von Gott berufen.
In unserer Taufe ist der Ruf Gottes sichtbar gemacht worden. So wie er Jesus zugesprochen wurde bei seiner Taufe im Jordan: Du bist mein geliebtes Kind. So hat es Gott auch bei unserer Taufe gesagt.
Aber wo sind die vielen Getauften. Nur so wenige haben die Hoffnung, dass ihnen der christliche Glaube im Leben helfen kann. Nur so wenige finden sich in den Veranstaltungen der Gemeinden. Die Gottesdienste scheinen den meisten Christen nicht mehr wichtig zu sein. Offensichtlich war es damals in Korinth auch nicht so viel anders. Scheinbar waren die, die Ansehen und Macht hatten, auch nicht zahlreich unter den Frauen und kleinen Leuten, die den Kern der Gemeinde bildeten.
Trotzdem, ihr seid die, auf die es ankommt, sagt er ihnen und uns. Gott hat gerade euch ausgewählt. Gott baut auf Euch!
Und wenn ihr mal genau hinschaut, dann ist es doch so. Gott hat nicht auf Macht, Ansehen und Stärke gesetzt. Er wirkt und bewegt durch die Kleinen, die vielleicht nichts gelten oder sogar verachtet sind. Wenn wir auf Jesus schauen, dann können wir das an ihm sehr gut sehen. Er war keiner der Mächtigen seiner Zeit, ganz im Gegenteil. Ein kleiner Wanderprediger war er, der am Ende von der Weltmacht zum Tode verurteilt wurde. Er hat Ungeheures bewegt und tut es weiter bis heute. Er zeigt, dass noch so große Macht, noch so große Gewalt, noch so technisiertes Wissen ohne Bindung an den Schöpfer die Welt nicht zum Guten verändert, sondern zerstört.
Also sagt nicht, ihr seid zu schwach, oder ihr seid zu alt, zu unbeweglich, zu jung oder aber ihr seid ja nur Frauen, auf die niemand hört oder zu ungeschickt und könnt nichts tun. Sagt nicht, ihr wisst nicht genug und seid euch eures Glaubens nicht sicher. Es geht nicht darum, dass ihr euch für wert haltet, sondern dass euch Gott für wert genug gehalten hat, euch zu sagen, Du bist mein geliebtes Kind, ich sende dich!
Fragt sich wohin? An den Platz, an dem wir stehen, mit den Aufgaben, die uns gestellt sind. Unser ganz alltägliches Leben ist der Ernstfall unseres Glaubens und unserer Berufung. Lassen Sie uns das nicht gering achten. Es sind nicht unbedingt die spektakulären Taten, die in allen Zeitungen stehen oder für die Medaillen vergeben werden. Wichtig ist, dass wir mit Jesus verbunden bleiben und seinem Weg folgen. Für Menschen zu beten, weil sonst nichts mehr zu tun ist, oder einer Klassenkameradin beizustehen, auf der alle rumhacken, seinen Enkeln Glauben vorleben oder in seiner Umgebung Verständigung suchen, aber auch für andere da sein und sich für die Schöpfung stark machen und so vieles mehr gehört dazu und ist nicht einfach abzutun.
Es verändert die Welt auf Gott hin. Dazu hat Gott dich ganz persönlich berufen, dich in dieses Leben gestellt, je nach deiner Kraft und deinen Leistungsfähigkeiten. Du bist ein wichtiger unersetzlicher Teil an Gottes Plan mit dieser Welt.
Nicht, dass wir uns damit brüsten könnten oder Großartiges oder besondere Kräfte vorzuweisen hätten. Kein Mensch ist von Gott unabhängig und kann sich mit seinen noch so wichtigen Leistungen
brüsten. Denn wir sind ja nicht aus eigener Kraft und Erkenntnis dazu in der Lage. Wir sind von Gott mit Jesus verbunden. An Ihm erkennen wir die Richtung, wofür es sich einzusetzen lohnt, und wohin uns Gott rufen will.
Paulus beschreibt so, wohin uns Gott ruft:
„... denn durch Gott seid ihr mit dem Messias Jesus verbunden, der uns von Gott her zur Weisheit geworden ist und zur Gerechtigkeit und Heiligung und Befreiung.“ (V 30)
Also wohin führt uns unsere Berufung?
Da umreißt Paulus an unserer Stelle nur den Rahmen. Er nennt Überschriften. Sie sagen, was Jesus für uns bedeutet und wohin sein Leben uns weist: Weisheit Gottes, Gerechtigkeit, Heiligung und Befreiung (Luther: Erlösung)
Die Weisheit Gottes können wir nicht ergründen. Viele Rätsel des Lebens auch unseres eigenen, bleiben sein Geheimnis. Aber Jesus, die Weisheit Gottes, können wir verstehen. Wir können sie als die Wahrheit entdecken, die überzeugt und die ich an meinem Ort umsetzen kann. Ich meine seinen Weg von unten, seinen Weg der Machtlosigkeit und doch seinen unbedingten Einsatz zur Veränderung aller Lebensverhältnisse auf Gottes Wertschätzung allen Lebens hin.
Wir sind gerufen ihr nachzueifern, sie umzusetzen.
Auch Gerechtigkeit, die Gott meint, hat seinen Maßstab an Jesu Wort und seinen Taten. Wenn wir auf ihn schauen, können wir erkennen: Gott vergisst niemanden, weder uns noch die Menschen, mit denen wir leben, auch nicht die, denen wir Schuld an ihrem Unglück zusprechen. Gott schenkt uns allen unsere eigene von keiner Bedingung abhängige Würde, ganz einfach, weil wir sein sind.
Wenn wir davon ausgehen können, hat das viele Auswirkungen z. B. darauf, wie wir mit uns selbst umgehen und mit allen, die auf uns angewiesen sind: Wie wir Menschen achten, mit denen wir Schwierigkeiten haben, wie wir versuchen zu verstehen, was die Andere bewegt und Verständigung zu suchen. Es hat auch ganz sicher Auswirkungen darauf, was wir uns zumuten, für Andere aufzubringen und wofür wir uns einsetzen.
Wenn wir unsere Berufung annehmen, wird die Vorstellung von einem Leben, in dem Würde und Gerechtigkeit für alle eine Grundlage ist, eine wichtige Triebfeder für unser Tun und Denken sein.
Ganz ähnlich sehe ich es mit der Heiligung. Heilig ist Gott. Aber Jesus hat auch immer wieder deutlich gemacht, dass er uns als die Gemeinschaft der Heiligen sieht. Das anzunehmen heißt, dass wir die Heiligkeit unseres Lebens annehmen lernen trotz Unvollkommenheit oder Schmerz. Jeden Tag neu. Denn Gesegnete sind wir, heilig durch Gott.
Als letztes nennt Paulus, dass Jesus uns zur Befreiung geworden ist.
Und da möchte ich uns daran erinnern, wie Jesus frei war von Angst um den morgigen Tag, Gesundheit, Zukunft oder Todesangst, weil er Gott vertraute. Die Erlösung, durch die wir mit ihm verbunden sind, ist nicht die Befreiung von allen Sorgen und Nöten. Sondern dass wir frei werden wie er, Gott zu vertrauen, um unser Leben gestalten können nach seiner Weisheit. Unter vielen anderen Geschichten erzählte er z. B. auch von dem, der unter die Räuber gefallen war und dem, der für ihn sorgte. Jesu Rat: So geh hin und tu desgleichen (Luk. 10,37)! Ich denke, er lebte und sprach von einem anderen Leben als dem der Angst um sich selbst und um sein Wohlbefinden. So können wir frei werden, unsere Berufung anzunehmen.
Seht eure Berufung, seht was es für euch heißt, Jesus ist uns zu Gottes Weisheit geworden, zur Gerechtigkeit, Heiligung und Befreiung.
Amen
Pfarrerin i. R. Astrid Standhartinger, Grüner Weg 18A, 64331 Weiterstadt
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