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Taufe Jesu

von Rudolf Stein (Paulusgemeinde Wiesbaden)

Predigtdatum : 13.01.2013
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 1. Sonntag nach Epiphanias
Textstelle : Johannes 1,29-34
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Thema Taufe Jesu



Wochenspruch: Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. (Römer 8,14)

Psalm: 119 in der Fassung von Hans Dieter Hüsch

(Ich stehe unter Gottes Schutz, 2003, tvd-Verlag Düsseldorf)



Lesungen

Altes Test.: Jesaja 42,1-4 (5-9)

Epistel: Römer 12,1-3 (4-8)

Evangelium: Matthäus 3,13-17



Liedvorschläge

Eingangslied: EG 441, 1-5 Du höchstes Licht, du ewger Schein

Wochenlied: EG 68 O lieber Herre Jesu Christ

oder EG 130, 1-3,5 O Heilger Geist, kehr bei uns ein

Predigtlied: EG 331, 1,5-7 Großer Gott, wir loben dich

Schlusslied: EG 6, 1,2,5,8 Jesus ist kommen



Predigt für GD am 1. So n. Epiphanias, 13.01.2013, Joh 1,29-34 (R5), Pauluskirche

„Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus.“



Liebe Gemeinde,

Kaum haben wir Weihnachten gefeiert, das große Geburtstagsfest für Jesus, schon steht das nächste große Ereignis an, die Taufe Jesu. Allerdings ist Jesus jetzt schon 30 Jahre alt (Lk 3,23). Aus der Zeit zwischen den Ereignissen um die Geburt und der Taufe erzählen die Evangelisten Mt und Lk kaum etwas, Mk und Joh gar nichts. Offenbar ist diese Zeit für uns nicht wichtig. Dann aber kommt die Taufe und davon berichten alle vier Evangelisten, alle im Zusammenhang mit Joh.d.T., der dieses Ereignis eigens ankündigt.

Was also ist in dieser Taufe geschehen, daß sie zum entscheidenden Einschnitt im Leben Jesu wird? Was ist es, was Jesus, den jungen Mann aus Nazareth, so verändert, der vermutlich als Zimmermann arbeitet und bei den Jüngern von Joh.d.T. betet? Was macht ihn zum Wanderprediger, zum Heiler? Was bringt ihn auf dem Weg zum Kreuz? Denn all das beginnt erst nach der Taufe. Hören wir den Bericht des Evangelisten Johannes, der wiederum Johannes den Täufer zitiert, Joh 1,29-34:

Das Zeugnis des Täufers vom Lamm Gottes

29 Am nächsten Tag sieht Johannes, daß Jesus zu ihm kommt, und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!

30 Dieser ist's, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir gewesen ist, denn er war eher als ich.

31 Und ich kannte ihn nicht. Aber damit er Israel offenbart werde, darum bin ich gekommen, zu taufen mit Wasser.

32 Und Johannes bezeugte und sprach: Ich sah, daß der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm.

33 Und ich kannte ihn nicht. Aber der mich sandte, zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Auf wen du siehst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, der ist's, der mit dem heiligen Geist tauft.

34 Und ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn.

Von der Taufe selbst hören wir erstmal nichts. Dafür aber umso mehr von Jesus, denn 3 von 6 Versen geben ein Zeugnis über Jesus:

29 Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!

32 Ich sah, daß der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm.

34 ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn.

Das sind wahrlich große Worte, die dieser Joh dem Volk zuruft, als er Jesus tauft. Sie sind am Beginn von Jesus Wirken gesprochen, und können daher nur aus einer Inspiration des Joh stammen. Denn letztlich erweisen sich sie Worte des Joh erst nach der Auferstehung für jedermann als Wahrheit. Auch Joh selbst sagt gleich zweimal „Ich kannte ihn nicht.“ (V31+33) und meint damit vermutlich die Bestimmung dieses jungen Mannes Jesus als Gottes Sohn und Lamm Gottes. Das erhöht unsere Neugier auf den Zeugen: Wer ist der, der so große Worte über Jesus spricht und der so wirkmächtig taufen kann, daß der Geist Gottes auf den Täufling herabfährt?

Nun, Joh.d.T. ist ein bekannter, ein charismatischer Mann, einer der die Propheten kennt. Hunderte kommen zu ihm, besonders die Frommen, um sich taufen zu lassen aus Angst vor dem Zorn Gottes.

Das ist durchaus verwunderlich, denn Joh nimmt kein Blatt vor den Mund (was ihn schließlich den Kopf kostet). Er kritisiert die Mißstände bei den Menschen und er fordert die Buße vor der Taufe als Vorbereitung zur Vergebung der Sünden (Lk 3,3); ja er beschimpft die Menge gar als „Schlangenbrut“ (Lk 3,7; Mt 3,7 nur zu Pharisäern und Sadduzäern.) Dabei verspricht er keineswegs die Erlösung: „Wer hat denn euch gewiß gemacht, daß ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet?“ (Lk 3,7 + Mt 3,7) ruft er der Menge zu. „Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.“ (Lk 3,9) Dennoch „Da ging zu ihm hinaus die Stadt Jerusalem und ganz Judäa und alle Länder am Jordan“ (Mt 3,5).

Dieser gewaltige Zulauf macht den Pharisäern, den Priestern und Leviten Sorgen. Sie lassen Joh fragen, ob er Elia sei oder ein Prophet oder gar der Messias selbst. Joh jedoch bezeichnet sich einfach als „die Stimme eines Predigers in der Wüste“ (Joh 1,23). Zugleich verweist er auf seinen großen Auftrag, der ihn zum Zeugen bestimmt für den, der als Gottes Sohn kommen soll (und auf den die Juden bekanntlich warten):

31 ... damit er [der Sohn Gottes] Israel offenbart werde, darum bin ich gekommen, zu taufen mit Wasser.

32 Und Johannes bezeugte und sprach: Ich sah, daß der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm.

33 ... Aber der mich sandte, zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Auf wen du siehst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, der ist's, der mit dem heiligen Geist tauft.

Dieses Zeugnis offenbart vor aller Welt, wer Jesus Christus ist. Joh kündigt das so glasklar an, daß er auch in der Kunst meist dargestellt wird mit einem großen Zeigefinger (z.B. Auf dem Kreuzigungsbild des Isenheimer Alters von Mattias Grünewald. Dort steht die Täufergestalt unter dem Kreuz und weist mit überlangem Zeigefinger auf den Gekreuzigten hin. „Siehe, das ist das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt.“ Am Fuß des Kreuzes steht ein Lamm, das die Osterfahne hochhält.): Joh.d.T. ist der Bote, er ist der Herold, den schon die Propheten angekündigt haben. Schon bei Jes 40,3 lesen wir: „Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem HERRN den Weg“.

Auch Joh erkennt die Bestimmung von Jesus zunächst nicht („ich kannte ihn nicht“, Joh 1,31+33), er erfährt aber durch Inspiration, woran er diese Bestimmung erkennt. („... der mich sandte, ... der sprach zu mir“, Joh 1,33) Und als das Zeichen eintritt, erfüllt Joh seinen Auftrag an diesem Wendepunkt der Zeit: Er weist auf Jesus und offenbart: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das die Sünde der Welt trägt.“ (V29) Nicht nur die Juden, wir alle wissen jetzt: Jesus Christus ist derjenige, der den Menschen die Lasten abnimmt, die sie von Gott trennen. Denn unter diesen Lasten können wir Menschen uns nicht entfalten, können wir nicht frei leben, die Lasten würden uns erdrücken und letztlich dem ewigen Tod weihen. Aber Christus ist da, der uns befreit. Er zeigt uns den Weg in das Reich Gottes, wenn wir uns seiner Führung anvertrauen.

Wie das Opferlamm, das der Priester im Tempel schlachtet anstelle der Sünder, so stirbt auch Christus am Kreuz, denn er ist das Lamm Gottes. Freilich geschieht dort, auf Golgatha, das endgültig alles Entscheidende: Gott erweckt diesen Gekreuzigten; Jesus Christus kann auferstehen von den Toten und ist seitdem für alle Zeiten derjenige, der den Weg in sein Reich für uns Menschen bereitet hat und offen hält für alle, die ihn suchen.

Diese epochale Geschehen an Ostern, dieses zentrale Ereignis aller Zeiten auf Golgatha, es beginnt ganz real mit der Taufe Jesu am Jordan.

Was also ist geschehen, damals am Jordan, was diese Zeitenwende ausgelöst hat? Schauen wir zunächst, wie damals eine solche Taufe ablief.

Bei der Johannestaufe wurden die Täuflinge voll¬ständig im Wasser untergetaucht. Viele Jahrhunderte lang, bis etwa 350 n.Chr. überwiegend, wurden die meisten Menschen so getauft wie damals im Jordan, also durch vollständiges Untertauchen. Davon zeugen zahlreiche Taufkirchen, besonders in Italien. Man stieg auf der einen, westlichen Seite als Sünder ins Wasser, wurde durch Untertauchen getauft und stieg auf der anderen, östlichen Seite heraus, sozusagen frei von Sünden und neu geboren als Christ. Man durchschritt symbolisch den Tod.

Schauen wir nun, was geschah im Täufling bei der Johannestaufe? Um die Sünden nicht nur äußerlich, sonder auch seelisch abzuwaschen, muß das Tauchen so lange gedauert haben, bis der Täufling sich als Sünder dem Ertrinken nahe wähnte und die frische Luft beim Auftauchen als Rettung und Auferstehung erlebte.

So heißt es in Römerbrief, Kapitel 6 – ‚Taufe und neues Leben’, V4 „So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln ...“ (weiter Röm 6,13) „gebt euch selbst Gott hin, als solche, die tot waren und nun lebendig sind.“ – Hier geht es keinesweg nur im das Leben nach dem physischen Tod, sondern um das irdische Leben nach der Taufe. In der Taufe streifen wir den alten Adam ab und ziehen den neuen Adam an (1 Kor 15,45; Röm5,17-21).



Mancher besingt das auch, z.B. Elisabeth Cruciger, 1524, in ‚Herr Christ, der einig Gott’s Sohn’, EG67, 5, mit Bezug auf Röm 6,1-4:

Ertöt uns durch dein Güte,

erweck uns durch dein Gnad.

Den alten Menschen kränke (=schwäche),

dass der neu’ leben mag

und hier auf dieser Erden

den Sinn und alls Begehren

und G’danken hab zu dir.

(Melodie: 15. Jh.; geistlich Erfurt 1524)

Heute wissen wir viel über das Erleben, wenn ein Mensch so lange unter Wasser bleibt, daß er dem Ertrinken nahe kommt. Solche Menschen haben sogenannte Nahtoderlebnisse. Viele werden davon gehört oder gelesen haben.

Sogar bei Günther Jauch im Fernsehen am Toten¬sonntag (25.11.12? jedenfalls in der Themenwoche zum Tod) hat eine Frau eindrucksvoll ihr Nahtod¬erlebnis erzählt. Diese Frau wie alle Betroffenen berichten von einem Licht, das sie umfängt mit unbeschreiblicher Wärme und Liebe. Sie haben nach ihrer Rückkehr ins Alltagsleben keinen Zweifel mehr an der Realität Gottes. Sie brauchen keinen Glauben mehr, weil sie aus ihrem Erleben wissen: Gott ist da und Gott ist für sie da und Gott hält sie. Dieser Gott ist Jesus.

In der Taufe Jesu ist noch Gewaltigeres geschehen. Denn Joh berichtet: „Ich sah, daß der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm. ... Dieser ist Gottes Sohn.“ (V32+34) Das berichten alle vier Evangelisten in ähnlichen Worten.

Eigens erwähnt Joh, daß der Geist nicht nur wie eine Taube herabfuhr, sondern auf Jesus blieb. Das Niederfahren des Geistes ist also nicht so schnell wie ein Blitz vorbei. Vielmehr ist der Vorgang zunächst nur äußerlich beschrieben. Ich gehe davon aus, daß der Geist sich erst einwohnen mußte in dem Menschen Jesus. Schon von den Propheten wissen wir, daß gerade vom Geist Berufene besondere Anfechtungen überstehen müssen und den Geist anfangs keineswegs gerne annehmen.

Selbst Gottes Sohn bleibt das nicht erspart, denn er ist auch Mensch wie wir. Die Synoptiker berichten übereinstimmend, daß Jesus unmittelbar nach der Taufe vom Geist in die Wüste getrieben wurde und große Versuchungen zu bestehen hatte. Wir können es auch anders sagen. Die Bewährung in der Versuchung, also der Sieg Jesu über den Teufel bzw. über das Böse ist die Voraussetzung für sein weiteres irdischen Wirken (Mt 12,28-29) wie auch seiner ewigen Herrschaft (Phil 2,6-11).

Gleich nach der Bewährung in der Versuchung aber beginnt Jesus Christus seinen Weg als Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt. Jetzt ist der Geist Gottes für jedermann sichtbar voll wirksam. In seiner Taufe hat er, der Mensch Jesus, diesen Geist empfangen. Und Joh offenbart aller Welt, was die Stimme aus dem Himmel spricht: Dieser Jesus ist Gottes Sohn.

In unserer, von Gott abgefallenen Welt, wo Macht und Selbstüberschätzung herrschen, wo die Banken notwendig und systemrelevant, die Menschen aber überflüssige Kostenfaktoren sind, brauchen wir nichts mehr als diese Erkenntnis von der Taufe Jesu: Hier ist Joh, der uns den Weg weist, der uns den Christus offenbart; und hier ist Jesus, der die Trennung von Gott für uns aufhebt, der als Lamm Gottes uns zum Heil verhilft, wenn wir ihm folgen. Der Geist Gottes ist uns offenbart, machen wir uns auf, ihn zu finden. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus (Phil 4,7). Amen

Lied: 331, 1,5-7 Großer Gott, wir loben dich



Verfasser: Prädikant Rudolf Stein, Berliner Str. 197, 65205 Wiesbaden


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