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Taufe und neues Leben

von Ludwig Burgdörfer (Landau in der Pfalz)

Predigtdatum : 24.07.2022
Lesereihe : IV
Predigttag im Kirchenjahr : 6. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Römer 6,3-8(9-11)
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Wochenspruch: So spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! (Jesaja 43,1)

Psalm: 139,1-12

Lesungen

Reihe I: 1. Petrus 2,2-10
Reihe II: 5. Mose 7,6-12
Reihe III: Matthäus 28,16-20
Reihe IV: Römer 6,3-8(9-11)
Reihe V: Jesaja 43,1-7
Reihe VI: Apostelgeschichte 8,26-39

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 162 Gott Lob, der Sonntag kommt herbei
Wochenlied: EG 200 Ich bin getauft auf deinen Namen
Predigtlied: EG 638 Ich lobe meinen Gott
Schlusslied: EG 209 Ich möcht‘, dass einer mit mir geht

Predigttext: Römer 6,3-8(9-11)

3 Oder wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? 4 So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf dass, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in einem neuen Leben wandeln. 5 Denn wenn wir mit ihm zusammengewachsen sind, ihm gleich geworden in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein. 6 Wir wissen ja, dass unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde vernichtet werde, sodass wir hinfort der Sünde nicht dienen. 7 Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde. 8 Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden,
(9 und wissen, dass Christus, von den Toten erweckt, hinfort nicht stirbt; der Tod wird hinfort nicht über ihn herrschen. 10 Denn was er gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben ein für alle Mal; was er aber lebt, das lebt er Gott. 11 So auch ihr: Haltet euch für Menschen, die der Sünde gestorben sind und für Gott leben in Christus Jesus.)

Predigt

Liebe Gemeinde!

„Der ist für mich gestorben!“ So sagen wir umgangssprachlich schon mal, wenn wir einigermaßen in Rage geraten sind. Wenn uns ein Mensch furchtbar enttäuscht oder verletzt hat, dann kann es schon einmal zu einer so harten Aussage kommen. „Der, oder Die ist für mich gestorben! Fertig! Aus!“ Was da „gestorben“ ist, ist nicht die gemeinte Person natürlich, sondern die Beziehung zu ihr. Wenn jemand „für uns gestorben ist“, dann wollen wir keinen Kontakt mehr. Dann ist eine Beziehung zu Ende. Alles, was es davor gegeben haben mag, an  Bindung und Einfluss, an Gemeinsamkeiten und Zusammenhängen, wird gekappt. Wir entziehen uns dem Wirkungsbereich eines Menschen, wenn wir ihn für „gestorben“ erklären. Das ist bitter. Aber das passiert. Der Tod von menschlichem Miteinander kommt vor, das geschieht mitten im Leben - und gar nicht so selten. Und dann gehen sich Menschen aus dem Weg, manchmal für immer.

PARKPLATZ für eigene Erfahrungen

Und nun kommt heute der Apostel Paulus daher und redet ähnlich und meint: „Die Sünde ist für uns gestorben!“ Das Böse hat keine Gewalt mehr über uns! Wir sind frei. Alles Menschenverachtende und Gottlose, was uns Menschen mitunter bestimmen und prägen will, ist tot. Und das, so meint Paulus, können wir sehen an unserer Taufe. Die zeigt uns das. Symbolisch. Für ihn und seine Zeitgenossen ist das noch besser zu verstehen, wie für uns Heutige. Denn zu seiner Zeit war die Ganzkörpertaufe gang und gäbe. So wie heute bei den Freikirchen noch immer. Und dabei werden die Täuflinge eben bei ihrer Taufe ganz untergetaucht, gehen also komplett unter Wasser, um dann wieder aufzutauchen in das neue Leben.

Damit soll nachvollzogen werden, was Jesus selbst erlebt und erlitten hat. Er hat den Untergang hinter sich und das Auferstehen in das neu geschenkte Leben. Und da alle, die sich im Glauben an IHN taufen lassen, ab sofort zu ihm gehören, haben alle Anteil an dieser atemberaubenden Verwandlung. Mit der Taufe hat ein Herrschaftswechsel stattgefunden. Die Sünde ist für uns gestorben und ab sofort leben wir Jesus hinterher im Glauben, einer unzerstörbaren Zukunft entgegen.

PARKPLATZ für eigene Erklärung

Und das soll sich jetzt an der Art und Weise, wie Christen leben und was ihnen wichtig ist, zeigen. Getaufte sollen wie neu geboren sein, frisch, fromm, fröhlich, frei, bewegt und beweglich, zukunftsfroh und weltgewandt, menschenfreundlich und gottvoll, mit Glaubenslust und Lebenslaune.
Was also so theologisch logisch klingt, so theoretisch auch und irgendwie ziemlich abstrakt, ist im Grunde total praktisch gemeint:
Die Taufe macht, dass wir gemachte Leute sind.
Alles Negative und Zerstörerische dieser Welt ist für uns gestorben. Wir leben voller Hoffnung in eine von Gottes Liebe und Nähe gesegnete Zukunft. Nehmen uns Jesus als leuchtendes Vorbild, streben nach seiner Liebesmüh so gut wir können, mit ganzer Kraft und Hingabe.
Getaufte sind Kandidaten für das gute Leben unter Gottes heilsamer Gegenwart.
„Ich bin getauft!“ soll Martin Luther sich gesagt haben, wenn die Angst und der Zweifel ihn überfallen haben.
Taufe ist Hilfe zum Leben ohne Angst und Verlorenheit.
Getaufte sollen leben wie Leute, denen das Böse nichts mehr anhaben kann. Und weil das so ist, sollen sie kraftvoll und zuversichtlich mit und füreinander leben und da sein.
Unübersehbar glücklich, vergnügt, erlöst, befreit. (So sagt es Hans Dieter Hüsch einmal in seinem PsalmJ

PARKPLATZ für Zitat

Psalm

Ich bin vergnügt, erlöst befreit.
Gott nahm in seine Hände meine Zeit.
Mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen,
mein Triumphieren und Verzagen.

Was macht, dass ich so fröhlich bin
in meinem kleinen Reich.
Ich sing und tanze her und hin
vom Kindbett bis zur Leich.

Was macht, dass ich so furchtlos bis
an vielen dunklen Tagen.
Es kommt ein Geist in meinen Sinn,
will mich durchs Leben tragen.

Was macht, dass ich so unbeschwert
und mich kein Trübsal hält,
weil mich mein Gott das Lachen lehrt,
wohl über alle Welt.

Zwei weitere Module, die wahlweise für die Predigt verwendet werden können:

(Übergänge und Hinführungen selbst formulieren)

1. Oskar besucht Gott

Was die Verbindung mit Jesus bedeuten kann, wenn man selbst dabei ist unterzugehen, das beschreibt der französische Schriftsteller Eric Emanuel Schmitt in seinem kleinen Büchlein „Oskar und die Dame in Rosa ganz wunderbar:

Oskar ist ein kleiner Junge. 10 Jahre alt. Er ist an Leukämie erkrankt und liegt deshalb im Krankenhaus. Alle wissen, dass er sterben muss. Aber niemand will es wahrhaben.

Die Eltern nicht, ist doch klar. Wie sollen sie das aushalten.
Aber auch die Ärzte lassen es nicht zu, sprechen es nicht aus. Nur die Oma Rosa, die macht es anders. Sie besucht Oskar regelmäßig und redet offen mit ihm. Auch über den Tod. Auch über Gott. Eines Tages schlägt sie vor, Gott zu besuchen. Oskar ist verwundert, dass der auch in der Klinik sein soll, lässt sich aber darauf ein. Sie gehen zusammen in die Krankenhauskapelle. Und schon beim Betreten trifft Oskar der Schlag. Er sieht mit Entsetzen den gekreuzigten Jesus im Altarraum hängen. Sie gehen nach vorne, schauen sich alles genaustens an. Oskar ist geschockt und fragt Oma Rosa, ob sie denn ernsthaft glaube, dass der da am Kreuz einem irgendwie helfen kann, wo es ihm doch selber so dermaßen schlecht geht. Da hält man als Leser wirklich den Atem  an, bei dem, was jetzt kommt. Jetzt kommt es nämlich zum Spruch. Jetzt kommt es drauf an, ob der Glaube an den Mann am Kreuz helfen kann.

Oma Rosa fragt, was für einen Freund Oskar denn  an seiner Seite haben will. Ob es ein unschlagbarerer Superheld sein soll, den nichts umhauen kann, oder ob es besser einer sein sollte, der weiß, wie sich das anfühlt, wenn man untergeht vor lauter Schmerzen und Angst. Oskar muss nicht lange nachdenken. Er entscheidet sich für den Mann am Kreuz, weil man dem nichts erklären muss, weil der Bescheid weiß, wie das mit Kreuzschmerzen ist. Darum ist es so wertvoll, sich an ihn zu wenden, weil man in seiner Nähe gut aufgehoben ist. Und darum schreibt Oskar jeden Tag einen Brief und vertraut sich ihm bis zum Ende an. Und erstrecht darüber hinaus.
Als er gestorben ist, liegt auf seinem Nachttisch ein kleiner Zettel. Auf dem steht:
„Nur der liebe Gott darf mich wecken!“

PARKPLATZ für eigene Ergänzungen

2. Jesus segnet als Verwundeter (Gedächtniskirche)

Wenn man die Gedächtniskirche in Speyer betritt, wird man von einer wunderbaren Fülle von Fensterbildern  begrüßt. Alle erzählen sie Glaubensgeschichten. Sie predigen einleuchtend. Besonders beeindruckend kommt einem aus dem mittleren Chorfenster der segnende Christus als Gastgeber entgegen. Er breitet die Arme aus, ist so dermaßen entgegenkommend und scheint jeden Einzelnen willkommen heißen zu wollen. Bei genauerem Hinschauen, kann man sehen, dass seine Hände und Füße verletzt, durchbohrt sind. Die Wundmale des Kreuzes trägt er an sich. Der Heiland ist nicht heil. Nicht unversehrt. Der Auferstandene, der uns bei sich haben, unserer Zuflucht eine Zuhause geben will, er ist nicht heldenhaft makellos. Er trägt die Narben des Untergangs an sich. Er segnet als einer, der glaubwürdig beistehen kann, weil er mit uns leiden kann. Mit ihm werden wir mit Segen in Hülle und Fülle umfangen. Er lebt und wir sollen auch leben, aus dem Geschenk der Taufe heraus – bis in den Himmel.

PARKPLATZ für eigene Ergänzungen

Und auf einmal wird der Satz „Der ist für mich gestorben!“ ganz neu erfunden. Jetzt markiert er nicht mehr das bittere Ende einer unliebsamen Beziehung, von der man sich distanzieren will für immer. „Der ist für mich gestorben!“ wird jetzt zum zuversichtlichen Bekenntnis des Glaubens, Hoffens und Liebens.

Für mich gestorben, damit ich lebe -
vergnügt, erlöst, befreit.
Amen

Verfasser: Pfarrer i. R. Dr. Ludwig Burgdörfer, Ebernburgstraße 14, Landau in der Pfalz


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