Wochenspruch: So spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! (Jesaja 43,1)
Psalm: 139,1-12
Reihe I: 1. Petrus 2,2-10
Reihe II: 5. Mose 7,6-12
Reihe III: Matthäus 28,16-20
Reihe IV: Römer 6,3-8(9-11)
Reihe V: Jesaja 43,1-7
Reihe VI: Apostelgeschichte 8,26-39
Eingangslied: EG 98 Korn, das in die Erde
Wochenlied: EG 200 Ich bin getauft auf deinen Namen
Predigtlied: EG 320 Nun laßt uns Gott den Herren
Schlusslied: EG 590 Herr, wir bitten, komm und segne uns
3 Oder wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? 4 So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf dass, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in einem neuen Leben wandeln. 5 Denn wenn wir mit ihm zusammengewachsen sind, ihm gleich geworden in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein. 6 Wir wissen ja, dass unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde vernichtet werde, sodass wir hinfort der Sünde nicht dienen. 7 Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde. 8 Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden,
(9 und wissen, dass Christus, von den Toten erweckt, hinfort nicht stirbt; der Tod wird hinfort nicht über ihn herrschen. 10 Denn was er gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben ein für alle Mal; was er aber lebt, das lebt er Gott. 11 So auch ihr: Haltet euch für Menschen, die der Sünde gestorben sind und für Gott leben in Christus Jesus.)
Liebe Gemeinde!
Kürzlich erzählte mir mein Enkel [austauschbar: Sohn, Neffe, Nachbarsjunge …] von einem Fußballspiel auf dem „heiligen Betzenberg“, dem Stadion des 1. FCK [regional anpassen!]. Voller Begeisterung berichtete er mir: „Opa, wir waren klar die bessere Mannschaft. Das hättest du sehen müssen, wie wir die anderen vernascht haben. Das war echt Klasse…“ Ich unterbrach ihn in seinem Redeschwall und fragte sichtbar ent-geistert zurück: „Sag mal, Junge, hast du mitgespielt…“ Er guckte mich einen Moment verständnislos an, merkte dann meine Ironie, grinste kurz und sagte: „Na ja, es war halt wirklich richtig gut.“
Und das will man halt: richtig gut sein, sich mit seinen „Stars“ voll und ganz identifizieren. Und das ist bei vielen Fans ein Mitgehen durch dick und dünn, in guten wie in schweren Zeiten. Einmal Fan immer Fan. Echte Fans stehen zu ihrem Verein des Herzens …, auch wenn es mal nicht so gut läuft.
Und was hat das mit unserem heutigen Text an die Hauptstadtgemeinde in Rom zu tun? Es ist ja keine ganz einfache Kost, die uns da von Paulus serviert wird. Grund genug für mich, etwas leichter und schmackhafter einzusteigen. Auch wenn sicher viele meinen nächsten Satz aus theologischer Tiefensicht kritisch sehen mögen: Irgendwie geht es bei unserem Text auch um einen Star und einen Verein. Es geht um Jesus und es geht um die die Gemeinschaft der Heiligen, wie es im Glaubensbekenntnis heißt. Und es geht ganz genau gesagt, um mein Eintrittsdatum: die Taufe.
Erinnern wir uns daran? Die meisten wohl kaum. Wir wurden ja als Kleinstkinder getauft. Trotzdem wissen wir alle, dass da etwas ganz Wichtiges passiert ist. Der Pfarrer oder die Pfarrerin hat auf Wunsch der Eltern die Taufe vollzogen und uns den göttlichen Segen zugesprochen vielleicht mit den ganz einfachen Worten: „Gott, der Vater bewahre dich auf all deinen Wegen; er begleite dich mit seinem guten Geist.“ Eine Stärkung für unser Leben! Ein spürbares Zeichen mit Wasser: Ich gehöre dazu. Ein unsichtbares Zeichen: Gottes guter Geist wird auf mich gelegt! Wunderbar sagt das einmal der Schweizer Dichter und Theologe Kurt Marti: „Ich wurde nicht gefragt bei meiner Geburt und die mich gebar wurde auch nicht gefragt bei ihrer Geburt, niemand wurde gefragt außer dem Einen Und der sagte JA!“ Welch eine Zusage!
Ganz anders war das Erlebnis der Taufe für Paulus selbst. Er berichtet davon in der Apostelgeschichte (Apg. 9,1-19). Er hieß ja Saulus. Sein Ziel war die Verfolgung der Christen in Damaskus. Sein Auftrag lautete: Verfolgung, durchaus auch Tod. Da traf ihn ein Licht aus der Höhe und eine Stimme klagte an: „Saulus, Saulus, was verfolgst du mich?“ Und die, die er verfolgen wollte, nahmen ihn auf, pflegten ihn und er ließ sich taufen. Die Taufe, ein tiefgreifender Lebenseinschnitt: vom Saulus zum Paulus.
Ein solches tiefgreifendes Erlebnis der Zugehörigkeit zu Christus, aus dem die Taufe folgt, haben wir in der Regel also nicht. Umso mehr stellt sich die Frage: Was bedeutet für mich die Taufe? Ist sie „nur“ ein einmaliges historisches Ereignis oder ist sie Zusage und Aufgabe zugleich? Von Martin Luther ist berichtet, dass er gerade in schwierigen Momenten seines Lebens sogar auf seinen Tisch geschrieben haben soll: „baptizatus sum – ich bin getauft.“ Es war für ihn wie eine Versicherung einerseits und Lebensstärkung andererseits.
Im heutigen Predigttext an die Gemeinde in Rom schreibt Paulus: “3 Wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? 4 So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf dass, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in einem neuen Leben wandeln.“
Das bedeutet doch, dass wir durch die Taufe ganz eng mit Christus Jesus verbunden sind. Und daraus ergibt sich eine doppelte Konsequenz: Jenseits des Todes sind und bleiben wir geborgen bei Christus. Diesseits des Todes haben wir einen klaren Auftrag: Immer wieder neu auf ihn zu sehen und aufzustehen für das Leben.
So dient der heutige Sonntag auch als Erinnerung an unsere eigene Taufe und gleichzeitig als Tag der Vergewisserung. Im Kleinen Katechismus sagt Luther: „(Taufe) bedeutet, dass der alte Adam in uns … täglich … ersäuft wird.“ Und was und wie ist der alte Adam, wie Luther das Leben vor der Taufe nennt? Es ist all das Üble, was so sehr heute auch die Welt beherrscht: Egoismus und Neid, Hass und Intrige. In Kirchensprache übersetzt: es ist die Sündhaftigkeit des Menschen schlechthin.
Die Tauferinnerung macht uns das bewusst. Und sie spornt uns an, auf den zu schauen, der im Leben und im Sterben stets dem Leben verpflichtet war. Auf ihn sehen und für alles Lebendige aufstehen – das ist die Konsequenz aus unserer Taufe.
Es ist zur guten Tradition auch in unserer Kirche geworden, dem Täufling eine Taufkerze mitzugeben: ein Zeichen für Christus, das Licht der Welt. Sie zu entzünden ist ein immer neues Zeichen von Hoffnung, Mut und Zuversicht für mich ganz persönlich. Es lässt mich aber auch mit Jesus Christus, auf dessen Namen ich getauft bin, auf das Leiden in dieser Welt blicken, macht mich sensibel für die Not nah und fern, lässt mich wandeln auf den Spuren des Auferstandenen.
Lassen Sie mich am Ende nochmals zurück kommen auf meinen fußballbegeisterten Enkel. Natürlich hat er nicht mitgespielt. Aber er hat sich an den Leistungen seines Vereins begeistert und sich eben identifiziert. Wie gut wäre es, wenn wir uns genauso begeistern würden für die Sache Jesu. Dabei werden wir nicht immer als Sieger vom Platz gehen – gewiss nicht. Bei unserem Spiel geht es auch nicht um Sieg, Dabeisein ist alles! In jedem Fall aber sollten wir sagen können: Wir haben gekämpft für das Leben. Wir haben uns eingesetzt für eine gerechtere Welt. Wir haben selbst etwas getan gegen den Wachstumswahn in einer Ressourcen begrenzten Welt. Und ganz wichtig: wir haben uns dabei selbst nicht geschont.
In diesem Sinne sind wir durch unsere Taufe dann doch nicht nur Zuschauer, sondern Mitspieler im Team Jesus Christus ganz im Sinne des Schlusssatzes unseres Predigttextes: „11 So auch ihr: Haltet euch für Menschen, die der Sünde gestorben sind und für Gott leben in Christus Jesus.“ So können wir als Getaufte dankbar und hoffnungsvoll zugleich in jedes Spiel gehen.
Amen
Verfasser: Pfarrer Friedhelm Jakob, Ludwigshafen
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