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Umkehr

von Werner Heizmann (99759 Sollstedt )

Predigtdatum : 19.11.2008
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Buß- und Bettag
Textstelle : Jesaja 1,10-17
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Wochenspruch:

Gerechtigkeit erhöht ein Volk, aber die Sünde ist der Leute Verderben.
(Sprüche 14,34)

Psalm: 51,3-14 (EG 727)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 1,10-17
Epistel:
Römer 2,1-11
Evangelium:
Lukas 13, (1-5) 6-9

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 390
Erneure mich, o ewigs Licht
Wochenlied:
EG 144
oder EG 146
Aus tiefer Not lasst uns zu Gott
Nimm von uns, Herr, du treuer Gott
Predigtlied:
EG 392
Gott rufet noch
Schlusslied:
EG 289, 4+5
Die Gottesgnad alleine


10 Höret des HERRN Wort, ihr Herren von Sodom! Nimm zu Ohren die Weisung unsres Gottes, du Volk von Gomorra! 11 Was soll mir die Menge eurer Opfer? spricht der HERR. Ich bin satt der Brandopfer von Widdern und des Fettes von Mastkälbern und habe kein Gefallen am Blut der Stiere, der Lämmer und Böcke. 12 Wenn ihr kommt, zu erscheinen vor mir - wer fordert denn von euch, daß ihr meinen Vorhof zertretet? 13 Bringt nicht mehr dar so vergebliche Speisopfer! Das Räucherwerk ist mir ein Greuel! Neumonde und Sabbate, wenn ihr zusammenkommt, Frevel und Festversammlung mag ich nicht! 14 Meine Seele ist feind euren Neumonden und Jahresfesten; sie sind mir eine Last, ich bin's müde, sie zu tragen. 15 Und wenn ihr auch eure Hände ausbreitet, verberge ich doch meine Augen vor euch; und wenn ihr auch viel betet, höre ich euch doch nicht; denn eure Hände sind voll Blut. 16 Wascht euch, reinigt euch, tut eure bösen Taten aus meinen Augen, laßt ab vom Bösen! 17 Lernet Gutes tun, trachtet nach Recht, helft den Unterdrückten, schaffet den Waisen Recht, führet der Witwen Sache!

Liebe Gemeinde!
Das sind harte Worte, die uns heute am Buß- und Bettag durch den Predigttext zugemutet werden!
Höret des HERRN Wort, ihr Herren von Sodom! Wen meint er? Etwa uns?
Nimm zu Ohren die Weisung unsres Gottes, du Volk von Gomorra!
Nein, uns kann der nicht meinen, so haben seine Zuhörer damals wohl gedacht! Sodom und Gomorra, die Geschichte kennen wir, das waren wirklich schlechte Menschen, verdorben bis ins Mark, und diese Städte wurden mitsamt ihren Bewohnern ja zu Recht von Gott völlig zerstört.
Aber so sind wir doch nicht. Zustände wie bei denen, das wäre bei uns doch undenkbar.
Und vor allem: Wir tun doch das, was Gott will. Wir geben ihm doch, was er von uns verlangt. Wir bringen doch Gott die Opfer, die er haben will. Wir feiern ihm zu Ehren doch die Feste, die er uns verordnet hat. Massenhaft erscheinen doch die Leute im Tempel um diese Feste mitzufeiern.
Nein, uns kann er wirklich nicht meinen.
Was soll mir die Menge eurer Opfer? spricht der HERR. Was ist das jetzt? Gott hat uns doch geboten ihm Opfer darzubringen. Und das tun wir doch. Sogar mehr als er geboten hat. Lieber ein bisschen mehr, es kann ja nicht schaden. Und das soll jetzt plötzlich schlecht sein?
Und wenn ihr auch eure Hände ausbreitet, verberge ich doch meine Augen vor euch; und wenn ihr auch viel betet, höre ich euch doch nicht.
Aber Gott hat es doch verheißen, dass er hier im Heiligtum gegenwärtig sein will, hier will er uns hören. Gilt das alles nicht mehr? Oder warum redet dieser Mensch, der hier auftaucht, plötzlich alles schlecht?
Und endlich kommt er zur Sache: Denn eure Hände sind voll Blut.
Wascht euch, reinigt euch, tut eure bösen Taten aus meinen Augen, lasst ab vom Bösen!
Lernet Gutes tun, trachtet nach Recht, helft den Unterdrückten, schaffet den Waisen Recht, führet der Witwen Sache!
Das, was ihr hier tut, das stimmt nicht mit eurem Alltag überein. Hier und heute seid ihr fromm, morgen tut ihr wieder Unrecht.
An euren Händen klebt Blut.
Höret des HERRN Wort, ihr Herren von Sodom! Nimm zu Ohren die Weisung unsres Gottes, du Volk von Gomorra!
Zu wem redet der Prophet? Zu den Menschen damals?
Zu uns heute?
Nein, so sind wir wirklich nicht, fallen wir ganz schnell ein. Wir tun doch so viel Gutes. Wir sind doch Spendenweltmeister. Bei jeder Katastrophe wird sofort eine Spendenaktion ins Leben gerufen, und da sind wir dann nicht kleinlich. Fernsehshows, in denen Gelder gesammelt werden, boomen. Es gibt Spendenhotlines für alle möglichen Zwecke. Gutes wird bei uns wahrlich genügend getan. Und für Witwen und Waisen ist bei uns seit Bismarck von Staats wegen gesorgt.
Verhungern muss bei uns keiner, sicher, üppig ist es für viele nicht, aber neben der staatlichen Unterstützung gibt es doch so viele Initiativen, die den Bedürftigen helfen. Angefangen bei Tafeln, die Essen an sozial Schwache verteilen, bis hin zu Menschen, die sich um Obdachlose kümmern.
Zu wem redet der Prophet? Zu uns heute?
Liebe Gemeinde, es hat sich einiges verändert seit damals. Sicher manches ist heute besser. Ich möchte unser Sozialsystem, auch wenn es zwischenzeitlich sehr reduziert wurde, nicht missen. Aber die Grundstruktur, die Jesaja hier anprangert, ist doch die gleiche geblieben: Menschen unterdrücken Menschen. Menschen leben auf Kosten anderer Menschen.
Zum einen ist es die Unterdrückung innerhalb unserer Gesellschaft. Unterdrückung nicht mehr dadurch, dass Menschen, die ohnehin kaum etwas haben, das wenige auch noch weggenommen wird.
Unterdrückung durch Druck, durch den Druck der Erwartungen. Unterdrückung durch Angst. Angst vor den Konsequenzen des eigenen Handelns.
Wenn du nicht so bist, wie wir es von dir erwarten, können wir dich nicht gebrauchen!
Wenn du nicht bereit bist, für das gleiche Geld länger zu arbeiten, können wir dich nicht länger beschäftigen!
Mehr Zeit für deine Familie? Na, die wirst du, wenn du so weitermachst, bald haben!
Menschen unterdrücken Menschen. Menschen leben auf Kosten anderer Menschen.
Und heute sind es dazu oft nicht mehr die Menschen, die direkt neben uns sind, es sind auch die fernen Menschen, auf deren Kosten wir leben. Menschen in fernen Ländern, die uns billige Rohstoffe liefern und dafür Waren zu teuren Preisen erhalten. Menschen in fernen Ländern, die Dinge für uns produzieren und dafür für unsere Verhältnisse einen Hungerlohn erhalten.
Es hat sich grundsätzlich seit Jesajas Worten nicht so viel geändert, das entdecken wir bei genauerem Hinsehen recht schnell. Außer dass eines noch hinzukommt: Die Gottvergessenheit. Unsere Gesellschaft hat Gott weitestgehend vergessen. Wegen großen Andrangs zertrampelte Heiligtümer gibt es kaum noch. Gott hat selbst am Feiertag nur noch eine geringe Bedeutung. An ihn wird meistens nur noch bei Katastrophen gedacht: Ihn kann es nicht geben, sonst würde er das doch nicht zulassen.
Höret des HERRN Wort, ihr Herren von Sodom! Nimm zu Ohren die Weisung unsres Gottes, du Volk von Gomorra!
Wem gilt dieser Umkehrruf des Propheten Jesaja. Ich weiß es nicht, liebe Gemeinde, ob er so unverändert auch uns heute gilt. Aber ich bin überzeugt davon, dass der Umkehrruf eines anderen bis heute gilt. Ein Umkehrruf, der weit über diesen hier hinausgeht. Ein paar Jahrhunderte später trat Jesus Christus mit folgenden Worten auf:
Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.
Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.
Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht (Mt. 11,28-30).
Kommt her zu mir alle. Kommt mit eurer Gottvergessenheit. Kommt mit dem was euch belastet. Mit eurem Leid. Mit eurer Schuld, die euch quält. Kommt aus den ungerechten Zuständen unter denen ihr leidet und an denen ihr doch beteiligt seid. Kommt zu mir, so ruft er uns zu. Ich will euch erquicken, ich will euch Heilung geben für eure Seelen.
Kommt her zu mir, auch wenn ihr Gott vergessen habt, seid ihr nicht von Gott vergessen. Er will euch nahe sein, bei mir seid ihr in seiner Nähe.
Kommt her zu mir, und dann, wenn ihr die befreiende Gegenwart Gottes erfahren habt, dann nehmt auf euch mein Joch, dann beginnt so zu leben, wie ich es euch gelehrt und gezeigt habe. Vermeidet es, Böses zu tun. Nehmt Unrecht wahr und kämpft dagegen an. Lasst euch nicht von Strukturen des Unrechtes gefangen nehmen. Versucht sie zu durchbrechen. Es ist oftmals gar nicht so schwer. Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.
Jesus ruft uns wie Jesaja zur Umkehr. Zur Umkehr zu einem neuen veränderten Leben in der Nähe Gottes. Zu einem Leben mit Konsequenzen für den Alltag. Sicher werden wir mit unserer kleinen Kraft in diesem Leben oft scheitern. Aber doch ist es durch das Tun des Guten möglich, etwas zu verändern. Es ist möglich, immer wieder zeichenhaft etwas sichtbar werden zu lassen, von einer Welt, wie Gott sie sich vorgestellt hat.
Buß- und Bettag. Am heutigen Tage sind wir in besonderer Weise aufgerufen zur Umkehr. Zur Umkehr in die heilsame und befreiende Nähe Gottes, die Heilung schafft für unsere Seelen und für diese Welt.
Amen.

Autor: Pfr. Werner Heizmann, Dorfstr. 63, 99759 Sollstedt

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