Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater,
und dem Herrn Jesus Christus.
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich lade Sie ein zu einer kleinen Körpererfahrung. Wenn Sie möchten, nehmen Sie sich einen Moment Zeit sich auf Ihre Atmung zu konzentrieren. Atmen Sie einfach ein paar Mal ruhig ein und aus und nehmen wahr, wie Ihr Stuhl Sie sicher trägt. Ihre Arme und Beine entspannen sich und spüren Sie diese angenehme, wohlige Entspannung, die sich in Ihrem Körper immer weiter ausbreitet.
Vielleicht nehmen Sie auch wahr, wie Ihr Herz ruhig, kräftig und regelmäßig schlägt, wie das Leben in Ihnen ist.
Und wenn Sie ganz in Kontakt mit sich selbst sind, nehmen Sie doch einfach Kontakt zu Ihrer Seele auf. Wie sieht Ihre Seele aus? Wie fühlt sich Ihre Seele an? Was sagt Ihre Seele?
Und nach dieser Erfahrung kommen Sie einfach wieder zurück in unsere schöne Kirche.
Wozu diente diese kleine Erfahrung, die Sie sicher ganz unterschiedlich erlebt haben?
Der heutige Predigttext fordert uns auf, Gott mit unserem Herzen und unserer Seele lieb zu haben. Ich lese aus dem 5. Buch Mose:
4 Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR allein.
5 Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.
6 Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen
7 und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst.
8 Und du sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein,
9 und du sollst sie schreiben auf die Pfosten deines Hauses und an die Tore.
Amen
Unser Körper ist unsere persönliche Antenne zu Gott. Je mehr wir auf unseren Körper achten, desto einfacher können wir mit Gott sprechen.
Basierend auf dieser Annahme sind viele spirituelle Übungen weltweit entstanden. Das Joga der Buddhisten und Hindi oder der islamische Sufismus zum Beispiel. Vielleicht haben Sie schon einmal die drehenden Derwitsche mit ihren großen, roten Hüten und den weiten weißen Kleidern gesehen oder bleiben wir doch in der christlichen Tradition: die Kontemplation und die Exerzitien. Körperübungen die dazu dienen sich mit allen seinen Teilen anzunehmen, ganz zu werden.
5 Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft, spricht Gott
Schauen wir uns zuerst unser Herz genauer an. Ich möchte hier auf den Widerspruch eingehen zwischen unserem Verstand und unserem Herzen.
Eine kleine Geschichte: Peter weiß, dass es keine Hoffnung für seine kleine, kranke Tochter Anne gibt und er betet täglich für sie, er ist bei ihr und er erzählt ihr Geschichten. Sein Herz weiß, dass es Hoffnung gibt. Wo ist die Wahrheit in dieser Situation?
Ich treffe ab und zu Menschen, die leben in einer großen inneren Spannung: Ihr Verstand will nach links und ihr Herz will nach rechts gehen. Sie wissen, dass ihr Herz ihnen einen guten Weg zeigt und der Verstand mit tausend Zungen redet, um das Herz zum Schweigen zu bringen.
Diese inneren Stimmen haben viele Namen. Im Volksmund nennt man sie zum Beispiel den inneren Schweinehund. Haben Sie auch so ein Haustier?
Gott gibt uns eine Entscheidungshilfe vor: liebe mich mit deinem ganzen Herzen, denn Gott empfangen wir über das Herz. Unser Herz ist also unsere Antenne zu Gott.
5 Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft, wünscht uns Gott.
Nachdem wir das Herz als unsere Antenne zu Gott erkannt haben, wenden wir uns unser Seele zu. Was ist den unsere Seele eigentlich?
Vielleicht konnten ja einige von Ihnen vorhin mit Ihrer Seele in Kontakt kommen. Für mich ist die Seele alles was ich bin. Es sind die verschiedenen Teile von mir, der Kopf und das Herz gehören dazu genauso wie Gedanken und meine Aura, die einen jeden Menschen umgibt.
Meine Seele wohnt in meinem Körper. Ich möchte dass es meiner Seele gut geht in meinem Körper. Deshalb achte ich auch immer mehr auf meinem Körper.
Wenn Sie zuhause Besuch erwarten, was machen Sie dann? Aufräumen, sich darauf vorbereiten, dass es dem Besuch gut geht bei Ihnen und alle eine erfüllte und schöne Zeit haben, nehme ich an.
Wenn Gott uns besucht, dann freuen wir uns auch. Dann sollte der Ort an dem wir Gott treffen hübsch und würdig sein für den Augenblick.
Ich stelle mir das so vor: Gott besucht mich und trifft sich mit meiner Seele mitten in meinem Körper. Der Besuch Gottes gibt mir Kraft und ich fühle mich verzaubert. So ein Erlebnis wird es vielleicht geben oder auch nicht.
Meine Seele liebt Gott und spricht mit Gott über mein Herz. Woher können wir dazu die Kraft nehmen
Unsere ganze Kraft kommt von Gott. Ich weiß, dass Gott mir immer genug Kraft geben wird. Wie bereits Bonhoeffer sagte: „Genauso viel Kraft, wie ich für die Situation brauche.“ Wenn meine Seele meine Kraft nach Gott ausrichtet, dann werde ich offen für Gottes Nähe. Dann beginne ich Gott zu spüren. Haben Sie soetwas oder etwas ähnliches auch schon einmal erfahren?
5 Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.
6 Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen, erwartet Gott von uns.
Doch wie können wir den verborgenen Gott erfahren? Gott erwartet dass wir zuerst die Kraft aufbringen ihn zu suchen. Wenn wir ihn suchen, dann wird er sich uns zu erkennen geben.
Wie wir Gott suchen können, sagt uns unser heutiger Predigttext: Mit dem ganzen Herzen, der ganzen Seele und all unser Kraft.
Das klingt zuerst einmal anstrengend. Wenn ich Kraft aufbringen muss, dann erschöpfe ich mich auch. Ich denke zum Beispiel an die Arbeit oder an den Sport.
Kraft aufbringen kann auch erfüllend sein. Ich denke an Kraft die nötig ist Kinder aufzuziehen oder Freundschaften zu pflegen.
Eine solche Kraftanstrengung ermüdet nicht, sie erfüllt uns mit Freude und Glück. Eine solche Energiekonzentration erwartet Gott von uns. Kraft aus freiem Willen und mit Freude erbracht.
Unsere Seele und unser Herz können diese Kraft erzeugen und Gott empfangen, unser Kopf ist dazu nicht in der Lage. Gotteserfahrungen sind durch den Verstand nicht zu erklären.
Unser Herz und unsere Seele wissen, wenn Gott uns besucht und mit uns gesprochen hat. Ein Weg sich auf Gott auszurichten ist die Meditation.
Wenn Sie eine Meditation ausprobieren möchten, dann folgen Sie einfach meiner Stimme und wenn nicht, dann denken Sie einfach an etwas, was Ihnen jetzt gut tut.
Und so lade ich Sie ein über den Satz "Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft" zu meditieren.
Eine Meditation beginnt über eine Körperwahrnehmung. Spüren Sie Ihre Atmung, atmen Sie langsam ein und aus und spüren Sie wie Ihr Stuhl Sie sicher trägt. Fühlen Sie wie Ihr Herz ruhig, gleichmäßig und kräftig schlägt und Sie ganz in Kontakt mit sich selbst kommen.
Und wenn Sie ganz bei sich selbst sind sind, wiederholen Sie leise den Satz: “Ich will den HERRN, meinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all meiner Kraft.“
Oder summen Sie diesen Satz: „Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.“
Oder vielleicht möchten Sie diesen Satz in Gedanken leise singen: “Ich will den HERRN, meinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all meiner Kraft.“ und irgendwann werden Sie Gott dann ganz einfach und selbstverständlich finden.
Meditieren Sie nach Ihrer eigenen Vorliebe.
Und nach der Meditation kommen Sie wieder in den Alltag zurück, ins hier und jetzt. Sie spüren dabei wieder Ihren Stuhl und Ihre Atmung und können sich zusätzlich recken und strecken, wenn Ihnen danach ist, und seien Sie wieder ganz wach.
Vielleicht möchten Sie eine solche Meditation in den nächsten Tagen wiederholen, und dann darauf achten, wo Gott sich Ihnen im Alltag zeigt. Eine Garantie gibt es dafür nicht sagt unser Kopf und was sagt unser Herz?
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, behüte und bewahre unsere Herzen und Sinne.
Amen