Menü

Versucht es mit mir …

von Hartmut Leins (Vaihingen)

Predigtdatum : 05.07.2015
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 4. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Lukas 5,1-11
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Ihre E-Mail

Wochenspruch:
"Aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es." (Epheser 2, 8)

Psalm: 73, 14.23 – 26.28 (EG 733)

Lesungen
Altes Testament: 1. Mose 12, 1 - 4 a

Epistel: 1. Korinther 1, 18 - 25

Evangelium: Lukas 5, 1 - 11

Liedvorschläge
Eingangslied: EG 454, 1 - 6 Auf und macht die Herzen weit
Wochenlied: EG 241, 1.2.8 Wach auf du Geist der ersten Zeugen
Predigtlied: EG 390, 1 - 3 Erneure mich, o ewigs Licht
Schlusslied: EG 503, 13 -15 Hilf mir und segne meinen Geist


Hinführung
1) Unser Bibelwort erinnert an die Berufung von vier Jüngern durch Jesus in Matthäus 4, 18 ff und an den nachösterlichen wunderbaren Fischfang in Johannes 21. In Lukas 5 werden beide Geschichten miteinander verknüpft. Die anderen Jünger werden in Lukas 5, 7 + 10 jedoch nur am Rand erwähnt. Lukas lenkt den Blick gezielt auf Petrus. Im Zusammenhang des Fischzugs fängt dessen persönlicher Weg mit Jesus an.

2 a) Dies zeigt der Wechsel in der Bezeichnung seiner Person: Mehrfach wird er Simon genannt, in V. 8 aber unvermittelt Simon Petrus. Die Begegnung mit Jesus verändert sein Leben grundlegend.
2 b) Erstmals wird in V. 8 im Lukasevangelium mit Petrus ein Mensch als „sündig“ bezeichnet. Lukas betont immer wieder, dass Jesus sich den Sündern zuwendet (z. B. Lukas 5, 20.32; 7, 37). Petrus erfährt das als erster. Einen eigenen Schwerpunkt für die Predigt bildet das „Sündersein des Petrus“ aber nicht, zumal Jesus dies in seinem Trostwort an Petrus (V. 10 b) nicht anspricht.
2 c) Nur Petrus erhält in Lukas 5 einen Auftrag.

3) Hervorgehoben wird die Autorität Jesu und seines Wortes: Seine Bedeutung als Lehrer wird hervorgehoben, indem er sich zu seinen Worten setzt (V. 3 b). Petrus spricht ihn erstmals als „Meister“ (V. 5) an. Das Trostwort „Fürchte dich nicht!“ in V. 10 b wird sonst nur von Engeln oder von Gott selbst gesagt.

4) Der Fischzug bildet den bestärkenden Hintergrund für den Ruf Jesu an Petrus. Das Wunder steht in Lukas 5 aber nicht im Mittelpunkt.

5) Zielsetzung
Jesus führt einen Wendepunkt im Leben des Petrus herbei und ermöglicht ihm einen Neuanfang. Petrus lässt sich darauf ein. Jesus steht auch zu Petrus, als dieser seine Menschlichkeit erkennt. Er hat sich auch später nie von ihm abgewandt.

6) In einem durchschnittlichen Gottesdienst muss der (erst-malige) Ruf in die Nachfolge für die Anwesenden nicht im Vordergrund stehen. Viel wichtiger ist die Ermutigung zur immerwährenden Umkehr und Erneuerung im Glauben. Ver-gleiche die erste der 95 Thesen von M. Luther: „Unser Herr und Meister Jesus Christus sagt […], dass das ganze Leben seiner Gläubigen auf Erden eine stete Buße sein soll.“
Dies wird in der Predigt mit dem Merkvers „Fange nie an aufzuhören. Höre nie auf, anzufangen“ pointiert ausgedrückt. Er sollte in der Predigt sprachlich sehr bewusst und sorgsam artikuliert vorgetragen und wiederholt werden.

Predigt

Liebe Gemeinde,

unser Bibelwort erzählt, wie sich das Leben des Petrus völlig veränderte, - wie es eine neue Ausrichtung und einen neuen Auftrag bekam. Petrus an einem Wendepunkt, an einem Neuanfang.

Dabei überlege ich: Ob Sie in Ihrem Leben schon einmal einen Wendepunkt erlebten? Im Beruf, in ihren persönlichen Beziehungen, im Glauben? Oder sehnen Sie sich nach einer Veränderung, nach einer Wende?

In einer alten Lebensweisheit heißt es:
„Fange nie an aufzuhören. Höre nie auf anzufangen.“
Das klingt beim ersten Hören kompliziert. Aber es drückt eine wichtige Botschaft auch für unseren Glauben, aus: „Fange nie an aufzuhören!“

Wir Christen neigen manchmal zur Bequemlichkeit. Alles ist ja in Ordnung. Wir sind zufrieden mit dem, was wir erreicht haben. - Aber wir sind nie am Ziel. Gott hat noch Neues mit uns vor. Christus hat Aufgaben für uns, an die wir bisher nie dachten. Darum gilt die Warnung: Fange nie an aufzuhören! Denn Gott ist noch lange nicht fertig mit dir!

Und es gilt die Aufforderung: Höre nie auf anzufangen! Lege die Hände nicht in den Schoß. Sei offen für Neues. Vielleicht möchte Gott auch in deinem Leben einen Wendepunkt, einen Neufanfang verwirklichen – wie bei Petrus. Lass dich überraschen von dem, was Gott mit dir vorhat.

Sehen wir gemeinsam hin, wie das bei Petrus war:

1) Jesus wendet sich hin zu Petrus. So kommt es zum Wendepunkt des Petrus und zum Neuanfang:

Der Fischer Petrus hat eine enttäuschende Nacht hinter sich – nichts gefangen. Nun wäscht er die Netze und bereitet sie für die Ausfahrt am nächsten Abend vor. Da kommt ihm Jesus dazwischen. „Fahre mich doch in deinem Boot ein paar Meter weg vom Land!“ Jesus will das Boot des Petrus als Kanzel benutzen, von dem aus ihn das Volk besser sehen und hören kann.

Dabei finde ich manches erstaunlich: Da ist eine Menge von Menschen. Da sind zwei Boote. Und Jesus greift sich den Petrus heraus. Jesus unterbricht Petrus. Er fragt nicht, ob es gerade passt. Er bittet Petrus um seine Mithilfe. Und er spricht ihn sehr direkt an. Aber so, liebe Gemeinde, fängt es mit dem Wendepunkt des Petrus an.

Da möchte ich einiges lernen: Ich bin gewohnt, auf die Stimme von Jesus zuhören, wenn ich im Gottesdienst bin, wenn ich in meiner Bibel lese, wenn ich mir die Zeit nehme und mir still darüber Gedanken mache. Aber Jesus wendet sich mir offensichtlich auch in ganz anderen Augenblicken zu. Unerwartet, ungefragt. Offensichtlich zielt er dabei auch ganz persönlich auf mich ab.

Und ich überlege: Ich müsste doch wohl sorgsamer auf ihn hören. Vielleicht meinte ich, alles von ihm zu wissen. Vielleicht habe ich überhaupt aufgehört, wirklich auf seine Worte zu achten. Ich rechne gar nicht mehr damit, dass er mir Ungewohntes sagt. Vermutlich hat er auch manche Botschaften an mich mitten im Alltag. Vermutlich spricht er auch durch die Worte anderer oder durch diese oder jene Ereignisse. Vielleicht sogar durch Worte, dich ich erst gar nicht einordnen kann.

Bei Petrus geschieht das durch diese unsinnige Aufforderung: Fahre jetzt gleich noch einmal hinaus auf den See und wirf dein Netz aus. Bloß, denkt Petrus: Das macht ja kein Mensch – am helllichten Tag, an dem die Fische den Schatten des Bootes über sich sehen und ein Fischer keine Chance hat.

Aber so wendet sich Jesus hin zu Petrus. So kommt es zum Wendepunkt. Und das Erstaunliche ist: Petrus lässt sich auf Jesus ein.

Dies spreche ich hier als Zweites an:

2) Petrus lässt sich auf Jesus ein – So kommt es zum Wendepunkt, so kommt es zum Neuanfang.

Dabei können wir nur ahnen, warum Petrus diesen Ruf Jesu hörte und befolgt hat. Petrus war Jesus ja schon einmal vorher begegnet. Hatte er da Vertrauen zu ihm gefasst? Hat Petrus vorher gehört, was die Menschen von Jesus erzählten, dass von seinen Worten eine unglaubliche Kraft und Vollmacht ausging. Hat Jesus ihm seine Worte besonders eindringlich gesagt?

Oder hat Petrus gespürt: Dies ist ein besonderer Augenblick. Jetzt entscheidet sich etwas in meinem Leben. Diesen Moment darf ich auf keinen Fall verpassen! Dabei ging Petrus ein Wagnis ein. Denn am helllichten Tag mit dem Fischerboot hinauszufahren, das ist sehr ungewöhnlich. Da fängt man keine Fische. Aber Petrus übersprang seine Bedenken.
Er wusste wohl: Wir müssen die Naturgesetze und unsere Erfahrungen ernst nehmen. Petrus wusste wie wir: Wir dürfen auch im Glauben unseren Verstand nicht ausschalten. Aber wir sollten uns nicht von den Erfahrungen den Blick für Unmögliches verstellen lassen. Denn das Reich Gottes ist größer als unser menschlicher Horizont. Deshalb sollten wir uns durch unseren Verstand nicht diktieren lassen, was möglich und unmöglich ist.

Petrus vertraute Jesus, obwohl sich in ihm vieles dagegen sträubte: „Auf dein Wort hin tue ich das!“ Unsere biblische Geschichte erzählt, dass sich Jesus bei seinen Worten an Petrus hinsetzte. Das Sitzen galt damals als Haltung des Lehrers, des Predigers. Dessen Worte haben Gewicht! Darum hat Petrus das gewagt.

Und er hat getan, was manchmal nötig ist: Wirf dein Herz voraus, dein Verstand kommt nach. Petrus hat sein Herz voraus geworfen. Seine späteren Erfahrungen mit Jesus haben ihm bestätigt: Das war richtig. Denn nur so kommt es zum Wendepunkt, nur so geschieht ein Neuanfang.

Dabei macht Petrus zuerst eine überwältigende Erfahrung: Der Fang ist unglaublich. Die Netze sind übervoll, sie zerreißen fast. Die anderen müssen mithelfen, sie einzuholen. Das Boot kann die Fülle kaum fassen.

3) Jesus wendet sich nicht von Petrus ab.

Aber gerade da erschrickt Petrus: Er schaut auf sein Boot, er sieht seine schwieligen Hände, er denkt an die mühselige Arbeit. Wie oft ist er unzufrieden mit sich und seinem Leben! Schlagartig wird ihm bewusst, wie klein und vergänglich sein Dasein ist. Und er sieht vor sich Jesus und spürt: Jesus ist groß und mächtig. Jesus ist ganz anders. Mit Jesus bricht eine neue Welt in mein kleines Leben herein. Die ist unbegreiflich und herrlich und groß.

Ein Vergleich kommt ihm in den Sinn: Mein Boot konnte eben die Menge der Fische nicht aufnehmen. Noch viel weniger kann ich Jesus und seine neue Welt mit meinem ärmlichen Leben erfassen. Denn vor ihm bin ich ein Nichts. Seine Größe stellt mich und mein ganzes Leben in Frage. Da zieht es Petrus nach unten. Er fällt vor Jesus in die Knie. Er ist beschämt. Und es bricht aus ihm heraus: „Jesus, geh weg von mir. Ich habe deine Nähe nicht verdient. Ich kann deine Nähe nicht aushalten.“

Aber da geschieht etwas ganz Erstaunliches: Jesus nimmt Petrus an der Hand und richtet ihn auf.

Dabei weiß Jesus, wie klein und vergänglich unser Dasein ist. Aber er drückt den erschütterten Petrus nicht auf die Arme-Sünderbank. Denn Jesus will uns nicht klein machen. Er will aufrechte und mutige Menschen in seiner Nachfolge haben. Sie sollen Gott ernst nehmen. Sie sollen wissen, wie herrlich und groß seine neue Welt ist. Aber sie müssen keine Angst vor ihm haben.

Darum sagt Jesus dem Petrus: „Fürchte dich nicht!“
Und Petrus spürt: Der große Jesus, der Wunder tut und der diesen wunderbaren Fischfang bewirkte, geht nicht auf Distanz zu mir. Jesus wendet sich nicht von mir ab!

Zugleich hört Petrus den Auftrag Jesu: „Von nun an sollst du Menschen fangen!“
Petrus hatte sich schon vorher gefreut, dass Jesus gerade in seinem Boot mitfahren wollte. „Jetzt gibt er mir noch eine viel größere Aufgabe: Ich darf mithelfen, dass auch andere Menschen sich zu Jesus hinwenden. Ich darf mithelfen, dass auch anderen ein Wendepunkt im Leben, ein Neuanfang gelingt.“

„Von nun an sollst du Menschen fangen.“
Petrus ahnt: Menschen lassen sich nicht wie Fische fangen. Menschen wollen überzeugt und gewonnen werden. Sie wollen schmecken und sehen, wieviel ein Neuanfang mit Jesus eröffnet. Sie müssen spüren, wie befreiend ein solcher Wen-depunkt in einem Leben sein kann.

Darum sagte Petrus ganz entschlossen: „Ja, ich werde tun, was mir Jesus sagt. Ich will den Menschen erzählen, wie es bei mir war: Jesus hat mich angesprochen, er hat sich mir zugewandt. Dann brauchte ich schon meinen ganzen Mut. Ich habe mein Herz vorausgeworfen, obwohl mein Verstand noch zögerte. Aber ich habe ich mich auf Jesus eingelassen. Und Jesus hat sich nicht abgewandt von mir, obwohl ich doch nur ein kleiner vergänglicher Mensch bin. Er hat mir sogar diese neue Aufgabe gegeben. Darum will ich es allen sagen: So kam es bei mir zum Wendepunkt, zum Neuanfang.

Liebe Gemeinde,
„fange nie an aufzuhören, höre nie auf anzufangen“!
Unsere Geschichte erzählt vom ersten Wendepunkt, vom ersten Neuanfang des Petrus mit Jesus. Wir wissen, dass Petrus später immer wieder große Fehler machte, - als er Jesus vom Weg ans Kreuz abhalten wollte, als er Jesus verleugnete. Aber wir wissen auch, dass Jesus dem Petrus immer wieder einen Neuanfang ermöglicht hat.

Jesus hat ihm gezeigt: Petrus, du musst auch nach Fehlern keine Angst haben. Ich wende mich dir immer wieder zu, ich wende mich nicht von dir ab. Ein Wendepunkt, ein Neuanfang ist möglich. Fürchte dich nicht! Ich fange immer wieder mit dir an.
Amen


Eingangsgebet
Ewiger Gott,
öffne unsere Ohren für dein Wort,
damit dies kostbare Gut
in uns neu Wurzeln schlägt und wächst.
Öffne unsere Augen für die Wunder der Welt,
damit dein Glanz auch uns berührt.
Öffne unser Herz für deinen Ruf,
damit wir mit dir neue und ungewohnte Schritte wagen.
G. Engelsberger, Gebete für den Gottesdienst, Seite 157


Fürbittengebet
Herr,
manchmal scheinen wir schon wie ein öder Garten,
wie ein Weinberg ohne Frucht,
wie eine Gemeinde ohne deinen Geist.
Dann begegnest du uns wieder neu,
machst uns Mut,
bereicherst uns mit den Gaben all der Menschen,
die hier als Fremde und Freunde zusammenkommen.
Dann geht es wie ein Ruck
durch Mitarbeiter und Gemeinde:
es ist gut, zu deiner Gemeinde zu gehören.
Wir bitten dich für alle,
die diese Kraft nicht spüren,
die vertrocknen,
die kein Land mehr sehen
und wenig Hoffnung auf Veränderung haben,
für die Arbeitslosen und hoch Verschuldeten,
für die Kranken und Angehörigen von Verstorbenen,
für Schüler mit schlechten Noten
und Ehepartner, die sich auseinander gelebt haben.
Zeige du Wege aus dem Ödland,
gib ihnen Lebenszeichen in der Wüste,
lass unsere Gemeinde Heimat werden,
in der Menschen wachsen können
auf dem Boden deiner Liebe.
G. Engelsberger, Gebete für den Gottesdienst, Seite 193



Verfasser: Dekan i. R. Hartmut Leins
Unter dem Hagenbach 13, 71665 Vaihingen


Herausgegeben vom

Logo Zentrum Verkündigung

Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de

in Kooperation mit dem

Logo Gemeindedienst der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland

Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97

Logo MÖD – Missionarisch Ökumenischer Dienst
Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
76829 Landau
Telefon: 06341.928912
E-Mail: info@moed-pfalz.de
Die „Predigtvorschläge“ sind auch auf CD-ROM (Text- und MS WORD-Datei) erhältlich (Bestellformular).