Wann haben Sie Gott zum letzten Mal gelobt?
von Ralf Friedrich (Dieburg)
Predigtdatum
:
03.06.2012
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
Pfingstmontag
Textstelle
:
Epheser 1,3-14
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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!
Amen
Liebe Gemeinde,
eine kleine Geschichte die ich selbst vor ca. 1 Jahr erlebt habe. Ich arbeitete mit einem internationalen Team zum Thema Führung. Bestandteil des Seminars war es auch positives Feedback zu geben. Positives Feedback bedeutet „anerkennend Loben oder Würdigen“. Dabei ist die Syntax wichtig, also wie der anerkennende Satz aufgebaut ist. Einfach sagen: „Gut gemacht“ ist einfach zu wenig. Wichtig ist eine Anerkennung zusammen mit der Wirkung der Handlung der Person auf mich auszusprechen. Ein Beispiel: „Ich habe gesehen, dass du schnell die Wohnung aufgeräumt hast, obwohl du selbst unter Zeitdruck warst. Ich hatte total verschlafen und war heute morgen sehr in Eile wegen meines Termins. Ich möchte mich bei dir bedanken, weil ich mich sehr gefreut habe, als ich nach Hause kam und die Wohnung so schön aufgeräumt vorgefunden hatte.“ Wie klingt das?
Wir haben diese anerkennende Würdigung in Form einer Feedbackkette gegeben, sodass die Teilnehmer das Gefühl von starkem, positiven Feedback erleben konnten. Im Anschluss an das Seminar sollten die Teilnehmer Menschen in Ihrem Umfeld Menschen authentisches, positives Feedback geben. Wir trafen uns dann nach ca. 6 Wochen wieder um zu sehen, wie die praktische Umsetzung lief.
Da erzählte mir Butch, ein Amerikaner aus den Südstaaten folgendes: „Ich hatte einen Besuch vom Kunden Toyota und die Maschine stand. Der Techniker war am schwitzen und hat es geschafft, einen sehr schwierigen, verdeckten Fehler nach 4 Stunden zu finden. Der Kundenbesuch stand auf der Kippe und wurde durch den Einsatz des Technikers gerettet. Anschließend ging ich zu dem Techniker und sagte, dass er einen exzellenten Job machte und der Besuch dadurch noch erfolgreich beendet wurde. Der Techniker fühlte sich jedoch schlecht, weil er 4 Stunden brauchte und in den 20 Jahren seiner Firmenangehörigkeit noch nie gelobt wurde.
Er war total verwirrt.“ Ich dachte nur, wie traurig für alle Menschen, die dort arbeiten.
Wann haben Sie zum letzten Mal einen Menschen echte Anerkennung vom Herzen ausgesprochen? Heute morgen oder ist es schon etwas länger her?
Hören wir, wen unser heutiger Predigttext vom Herzen heraus lobt. Ich lese aus der Übersetzung der Basisbibel:
<Predigttext vorlesen>
Gott will auch gelobt werden. Heute an Trinitatis können wir unseren Gott gleich dreimal loben:
Gott, den Vater
Jesus Christus unseren Herrn und Bruder
Den Heiligen Geist, Gottes Geist in uns
Nun beginnen wir bei Gott, den Vater und geben Ihm eine Dusche ehrlichen Lobes. Wofür können Sie Gott danken? Welche Situationen entstehen vor Ihrem inneren Auge?
Wenn ich an die Situationen zurückdenke, dann kann ich Gott dafür danken, dass Er durch Jesus Christus Mensch wurde, ich die Liebe des christlichen Glaubens erfahren konnte. In Zeiten der Not bete ich den Psalm 50,15, meine persönliche Notrufnummer: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen.“ Es gab viele Situationen in meinem Leben, wo ich nicht weiterwusste. Und im Nachgang habe ich das Gefühl, dass Gott mich immer gehört hat, auch wenn die Situation dann doch anders verlief, wie ich sie mir vorgestellt hatte.
Gott ich will dich loben, so wie wir es zum Eingang gesungen haben:
Gott ich lobe dich, dass du mir mein Leben geschenkt hast und ich auf dieser Erde leben darf.
Gott ich lobe dich, dass du mich jeden Tag wieder neu erweckst und ich jeden Tag etwas dazulernen darf und so deine Schöpfung jeden ein klein bisschen besser kennenlerne.
Gott ich lobe dich, dass du die Welt vor großem Schaden immer wieder neu behütest, weil wir Menschen die von dir geschenkte Freiheit doch voll ausnutzen und viel Blödsinn machen.
Danke Himmlischer Vater.
Machen wir weiter bei Jesus Christus, unserem Herrn und Bruder. Wofür können Sie Jesus Christus danken? Welche Gespräche hören Sie dann in Ihrem inneren Ohr?
Ich selbst erlebe Jesus Christus ganz anders als Gott, den Vater, obwohl es beide dieselben Personen sind. Jesus hat uns den Weg gezeigt, wie wir zu Gott kommen können, er hat unsere Sünden von uns genommen. Durch Jesus Christus wurde uns der liebende Gott gezeigt.
Jesus Christus ich lobe dich, dass du den Tod überwunden hast und mir gezeigt hast, was wirklich wichtig im Leben ist: die Nächstenliebe.
Jesus Christus ich lobe dich, für die Freiheit die du mir schenkst. Frei zu leben und zu lieben. Ein Leben ohne Sünde führen zu können und die Chance jeden Tag neu anfangen zu können. Dadurch kann ich auch anderen Menschen einfacher vergeben.
Jesus Christus ich lobe dich, für deine Gegenwart bei der Feier des Abendmahles. Du bist uns heute noch so Nahe wie vor 2000 Jahren. Wenn ich deine Nähe spüre, dann stärkt es meine Hoffnung und meinen Glauben und die Liebe in mir.
Danke Jesus Christus, mein Herr und Bruder.
Zum Abschluss noch der Heilige Geist. Wieder eine ganz andere Ausprägung Gottes in unserer Welt. Haben Sie schon einmal Gottes Geist erlebt? An welche Situationen erinnern Sie dabei?
Der Geist Gottes weht wo er will und wann er will. In unserem Predigttext heißt es, dass der Heilige Geist ein Vorschuss auf Gottes Erbe ist, das in der Erlösung besteht. Ein schönes Bild. Doch wie weht der Heilige Geist heute. Vielleicht in Situationen, wo wir über unseren Schatten springen, mehr Zivilcourage zeigen, als wir uns selbst zugetraut haben oder Momente wo wir mehr innere Kraft gespürt haben als unser Köper in der Lage war herzugeben.
Gott kann nur durch uns in dieser Welt wirken. Von daher ist es an uns, die Augen für Gottes Geist offen zu halten und, wenn wir ihn spüren, uns von ihm inspirieren zu lassen und auf ihn zu vertrauen. Für mich ist der Heilige Geist der direkte Gott und gleichzeitig, der am Schwersten wahrzunehmen. Sein Wirken liegt außerhalb meines kleinen, rationalen Verstandes.
Heiliger Geist, ich lobe dich, für das Feuer, welches du in mir entfachen kannst und mich zu Taten bewegen, die ich ohne deine Hilfe nie schaffen würde. Das stärkt mein Selbstvertrauen.
Heiliger Geist, ich lobe dich, für dein verstecktes Wirken auf der Erde und durch andere Menschen. Das gibt mir Zuversicht, dass uns die Menschlichkeit erhalten bleibt.
Heiliger Geist, ich will dich loben, für deinen ständigen Einsatz für die Menschheit. Das gibt mir Sicherheit, dass unser dunklen Seiten unter Kontrolle bleiben.
Danke Heiliger Geist.
Gott loben. Eigentlich eine kleine Aufgabe für jeden Tag für uns alle. Denn mit Gott ist alles möglich, ohne Gott ist nichts möglich. Er ist das Zentrum unserer Seele.
Außerdem hat es einen positiven Nebeneffekt: Wenn wir regelmäßig gutes, positives Feedback geben, regelmäßig loben und regelmäßig andere Menschen würdigen, dann sehen wir immer öfters, was andere Menschen tolles machen und das wiederum stärkt die anderen Menschen um uns herum. Ich wünsche es uns allen, dass wir oft Beobachtungen machen, die uns dazu ermutigen Lob und Anerkennung auszusprechen.
Und so werde ich diese Predigt mit einem Gebet Dietrich Bonhoeffers beenden. Dieses Gedicht könnte fast auf der Basis unseres Predigtextes gedichtet worden sein:
Lob und Dank sei dir für die Ruhe der Nacht,
Lob und Dank sei dir für den neuen Tag,
Lob und Dank sie dir für alle deine Güte und Treue
In meinem vergangenen Leben.
Du hast mir viel Gutes erwiesen,
lass mich nun auch das Schwere aus deiner Hand hinnehmen.
Du wirst mir nicht mehr auferlegen, als ich ertragen kann.
Du lässt deinen Kindern alle Dinge zum Besten dienen.
Herr Jesus Christus, du warst arm und elend,
gefangen und verlassen wie ich.
Du kennst die Not der Menschen,
du bleibst bei mir, wenn kein Mensch mir beisteht,
du vergisst mich nicht und suchst mich,
du willst, dass ich dich erkenne und zu dir kehre.
Herr ich höre deinen Ruf und folge. Hilf mir!
Heiliger Geist, gib mir den Glauben,
der mich vor Verzweiflung und Laster rettet.
Gib mir die Liebe zu Gott und den Menschen,
die allen Hass und Bitterkeit vertilgt,
gib mir die Hoffnung,
die mich befreit von Furcht und Verzagtheit.
Amen
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen