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Warnung vor Selbstsicherheit

von Thomas Borchers (76829 Landau)

Predigtdatum : 01.01.2024
Lesereihe : VI
Predigttag im Kirchenjahr : Neujahrstag
Textstelle : Jakobus 4,13-15
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Wochenspruch: "Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit." (Hebräer 13,8)

Psalm: 8,2-10 (EG 705)

Predigtreihen

Reihe I: Josua 1,1-9
Reihe II: Johannes 14,1-6
Reihe III: Philipper 4,10-13(14-20)
Reihe IV: Sprüche 16,(1-8)9
Reihe V: Lukas 4,16-21
Reihe VI: Jakobus 4,13-15

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 287 Singet dem Herrn ein neues Lied
Wochenlied: EG 64 Der du die Zeit in Händen hast
Predigtlied: EG 365 Von Gott will ich nicht lassen
Schlusslied: EG 352 Alles ist an Gottes Segen

Predigttext: Jakobus 4,13-15

13 Wohlan nun, die ihr sagt: Heute oder morgen wollen wir in die oder die Stadt gehen und wollen ein Jahr dort zubringen und Handel treiben und Gewinn machen –, 14 und wisst nicht, was morgen sein wird. Was ist euer Leben? Dunst seid ihr, der eine kleine Zeit bleibt und dann verschwindet. 15 Dagegen solltet ihr sagen: Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun.

Predigt

Die Predigt nimmt Bezug auf das Evangelium Lk 4,16-21, das darum als Schriftlesung gewählt werden könnte.

Der Predigttext wird im Verlauf der Predigt verlesen.

1. Ein Wort für das neue Jahr

Liebe Gemeinde!

Das neue Jahr begrüßt uns mit einem Wort aus dem Hebräerbrief. Es ist der „Spruch zum Neujahrstag“: „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.“

Ich finde das tröstlich. Jesus Christus ist und bleibt der Herr. Er war gestern. Er ist heute, hier, jetzt gegenwärtig. Er bleibt bei uns alle Tage bis ans Ende der Welt.

Diese Vergewisserung tut mir gut. Denn der Übergang in ein neues Jahr löst bei mir auch Gefühle der Unsicherheit aus. Was wird wohl kommen im neuen Jahr? Wie wird sich alles entwickeln? Was erwartet mich – und meine Lieben? Werde ich die Herausforderungen schaffen?

[Parkplatz für eigene persönliche Fragen.]

Manche Menschen nehmen sich bei einem Jahreswechsel etwas vor und fassen gute Vorsätze. Vielleicht, um mit den Gefühlen der Unsicherheit besser umgehen zu können?
Im neuen Jahr will ich dies und das tun. Es besser machen. Mein Verhalten optimieren.
Wir schmieden Pläne. Stellen uns vor, wie es gut oder besser werden könnte und soll.

Gegen die Unsicherheit mit Selbstsicherheit ankämpfen. Mutig planen und festen Schrittes den Weg gehen.

Interessant, dass uns am Neujahrstag ein Predigttext aufgegeben ist, der genau solch ein Verhalten im Blick hat. Er steht im 4. Kapitel des Jakobusbriefes.

[Predigttext verlesen.]

2. Ein Wort gegen die Selbstsicherheit – der Predigttext

Lieber Herr Jakobus, das klingt gerade so, als hätten Sie etwas gegen Zukunftspläne. Ist das aber nicht selbstverständlich und etwas ganz Menschliches? Wir müssen uns doch überlegen: Was nehme ich mir heute vor? Was mache ich morgen? Wie soll mein Lebensweg weitergehen? Welche Ziele habe ich – ganz persönlich, für mein Leben, beruflich? Das sind doch wichtige Fragen, denen ich mich immer wieder stellen muss, damit mein Leben eine Richtung bekommt.

Auch in diesem neuen Jahr möchte ich mich weiterentwickeln, möchte ich etwas erreichen.

Und: Wenn ich meinen Urlaub nicht rechtzeitig plane, dann finde ich womöglich am Ende keine freien Zeitfenster mehr.

[Parkplatz für eigene Beispiele notwendigen Planens.]

Sie haben den Predigttext vielleicht noch im Ohr: Das meint Jakobus gar nicht. Er hat nichts dagegen, dass wir uns etwas vornehmen und planen.

Was Jakobus anmahnt, ist eine Selbstsicherheit, die nicht damit rechnet, dass alles anders kommen könnte. Ihr schmiedet Pläne, sagt er, und wisst überhaupt nicht, was morgen sein wird.

Ist euer Leben nicht vergänglich? Wie ein Rauch ist es – jetzt noch da, und – schon verschwunden.

Die Botschaft, die ich in seinen Worten höre: Ihr verfügt nicht über euer Leben und auch nicht über das, was morgen sein wird. Darum: Seid euch nicht so sicher, sondern legt euer Leben in Gottes Hand! „Ihr sollt sagen: Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun.“

3. Die – heilsame – Erfahrung von Vergänglichkeit

Liebe Gemeinde,

ich bin mir gerade nicht so sicher, ob ich gleich am ersten Tag des neuen Jahres an meine Vergänglichkeit erinnert werden will. Das ist nicht schön.

Aber vielleicht wichtig? Auch am Neujahrstag?

Schließlich ist das ja eine existentielle Erfahrung unseres Menschseins.

Wie viele Pläne sind damals im März 2020 von einem Tag auf den anderen zunichte geworden … Die Erinnerungen sind bei mir jedenfalls noch sehr präsent.

[Parkplatz für eigene Beispiele aus der Coronazeit. Was war heilsam in dieser Zeit?]

Was wir gerade in unserem Land, in Europa und auf unserer Erde erleben, stellt uns unübersehbar vor Augen, wie zerbrechlich, wie fragil unsere althergebrachten Systeme sind. Wie schnell wir an die Grenzen unseres Planens und Handelns kommen.

[Hier aktuelle Bezüge herstellen und Beispiele nennen. Beim Schreiben der Predigt beschäftigen mich die rasanten Klimaveränderungen, der Ukrainekrieg, die wirtschaftlichen Entwicklungen …]

Ich halte es für wichtig, dass wir uns die Zerbrechlichkeit des Lebens bewusst machen, damit wir demütiger werden, zurückhaltender, vielleicht sogar bereit Verzicht zu üben.

Und nicht zuletzt im ganz persönlichen Leben.

Ein Freund erzählt von seinem Weg zur Arbeit morgens.

Er hat es nicht weit, eineinhalb Kilometer vielleicht. Meist fährt er mit dem Fahrrad. Wenn es regnet, dann läuft er immer. So macht ihm der Regen nichts aus, ganz im Gegenteil. Er wählt dann meist die Route über den Friedhof.

„Ich mag die Stille dort“, sagt er. „Wenn ich durch das Tor gehe, betrete ich eine andere Welt. Die Vögel singen. Der Lärm der Stadt ist weit weg. Ruhe. Und Frieden.

Mein Blick schweift über die Gräber. Bleibt immer an irgendeinem Grabstein hängen. Ich lese die Namen, die Lebensdaten, schaue mir das Grab an. Und stelle mir unwillkürlich vor, was das wohl für ein Mensch gewesen ist, der nun hier seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Ein Leben steckt in diesen mageren Jahreszahlen. Ein Leben, das vergangen ist. Vielleicht in der Erinnerung der Angehörigen noch lebendig. Aber vorbei. So ist der Mensch. Er wird geboren, lebt seine Zeit, und dann verschwindet er wieder.

Diese Gedanken am Morgen auf dem Friedhof tun mir gut. Ich empfinde sie als heilsam. Mein Leben liegt nicht in meiner Hand. Das Entscheidende wird mir geschenkt. Ich kann und muss es nicht machen. Es kommt mir von außen zu. Meine Arbeit heute, meine Lebenszeit an diesem Tag – Geschenk, in Gottes Hand!“

4. Christus bleibt

Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.

Umfangen und gehalten ist unsere Vergänglichkeit von Christus. Er bleibt. War gestern. Ist heute. Wird morgen sein. Derselbe.

Das Evangelium des Neujahrstages erzählt, wie er seine Mission verstanden hat: Dazu bin ich gesalbt und gesandt, sagt er: „Zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und die Zerschlagenen zu entlassen in die Freiheit und zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn.“

Und so haben die Menschen ihn damals – gestern – auch erlebt. Als die Mensch-gewordene Liebe Gottes.

Als Jesus sich von seinen Jüngern verabschiedet, tröstet er sie mit dem Versprechen, dass er jeden Tag – heute – bei ihnen ist. „Ich bin bei euch alle Tage.“ Auch wenn sie ihn nicht mehr sehen können, in seinem Wort, in Brot und Wein, durch den Heiligen Geist ist und bleibt er gegenwärtig. An allen Orten dieser Welt, zu jeder Zeit.

Und schließlich lesen wir auf den letzten Seiten der Bibel: „Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“

Das ist sein Versprechen für die Ewigkeit. Gott wird allen Durst und allen Hunger stillen. Bei ihm werden Tränen getrocknet. In seiner Hand finden wir Ruhe und Frieden.

Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.

5. „Wenn der Herr will …“ - eine Haltung, die das Leben in Gottes Hand weiß

Liebe Gemeinde,

am Beginn des neuen Jahres spüren wir, wie unsicher die Zeiten sind. Wir haben unser Leben nicht in der Hand. Wie Rauch kann es schnell vergangen sein.

Was bleibt?

Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Auf ihn möchte ich mich verlassen im neuen Jahr.

Möge uns Gott das schenken, dass wir uns ihm und seiner Liebe anvertrauen können. Jeden Tag.

Amen.

Verfasser: Pfarrer Thomas Borchers, Landau


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