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Wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung

von Hermann Birschel (Stockstadt/Rhein)

Predigtdatum : 19.04.1998
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Ostermontag
Textstelle : 1. Petrus 1,3-9
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Schriftlesung: Joh. 20,19-29

Wochenspruch:

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. (1. Petr. 1,3)

Wochenlied:

EG 102

Weitere Liedvorschläge:

EG 68; 115; 244

(Predigt vom 26.4.92; Gottesdienst mit Einführung der neuen Konfirmanden; die ursprünglich vorgesehene Predigt war bis Redaktionsschluß nicht fertig.)

3 Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, 4 zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel für euch, 5 die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, die bereit ist, daß sie offenbar werde zu der letzten Zeit.

6 Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, 7 damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus. 8 Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, 9 wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.

Liebe Gemeinde!

Verschwitzt und ausgepumpt kommst du zuhause an. Du hast alles gegeben. Aber bevor du in den Sessel sinkst und dich entspannst, legst du deine Kleider ab und gehst unter die Dusche. Das Wasser strömt über deinen müden Körper, der Dreck fließt ab, die Poren deiner Haut werden wieder sauber. Du wäschst dein Gesicht und reibst dir die Augen. Du trocknest dich ab und streckst dich noch einmal richtig. Jetzt fühlst du dich wie neu geboren!

Ein guter Gottesdienst ist wie eine solche Dusche:

Du bist mit deiner seelischen Kraft am Ende. Dein Glauben ist müde und ohne Feuer. Aber du läßt dich nicht fallen oder hängen. Du möchtest von Gottes Kraft erfrischt werden. Du besuchst den Gottesdienst deiner Gemeinde. Du öffnest deine Seele für Gott. Du bittest um seine Vergebung. Du bringst ihm deine Enttäuschungen und Verletzungen. Die Lieder, die du singst, tun dir gut. Die Menschen, die mit dir hören, singen und beten, geben dir Geborgenheit. Du bist neu zum Frieden gekommen. Du fühlst dich wie neu geboren!

So soll es sein. Ist es auch so?, für mich, für dich? Haben wir erfahren, daß Gottes Nähe erfrischend und heilsam ist? oder ist alles, was mit Gott zusammenhängt, für uns eher einschläfernd und ermüdend? Welche Erwartung haben wir an Gott? Oder haben wir nur die, daß er uns bitte in Ruhe lassen möge, weil wir ihn ja auch in Ruhe lassen?

„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“

„Wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung“ - was für eine Perspektive für unser Leben! Fragen wir uns doch bitte: Welche Perspektive sehe ich für mein Leben? Ich sehe zuerst auf Euch Konfirmanden: Ihr seid in einem Alter, wo die eigenen Kräfte und Möglichkeiten immer mehr wachsen. Ihr akzeptiert die Grenzen, die Euch Erwachsene setzen, nicht mehr ohne weiteres. Ihr wollt selbst entscheiden. Ihr wollt Eure eigenen Fehler machen dürfen. Ihr wollt vieles ausprobieren. Ihr spürt, daß das Leben offen vor Euch liegt.

Vielleicht habt Ihr schon einmal den Spruch gehört: „Trau keinem über dreißig!“ Darin steckt ein Stück Mißtrauen: Die über dreißig haben sich schon mit vielem abgefunden. Die haben nicht mehr so viel Lebensenergie. Die fahren in eingefahrenen Geleisen. Also: Laß dich nicht von denen anstecken!

Ihr wißt, Eure eigenen Eltern gehören zu denen über dreißig. Eure Lehrer auch; ich selbst und mein Kollege, wir gehören auch dazu (nur unser Vikar hat bei Eurer Konfirmation seinen 30. Geburtstag gerade noch vor sich...). Gibt es vielleicht in uns Menschen und besonders in Jugendlichen eine Angst, daß sich in den ersten 15 oder 20 oder 25 Lebensjahren die Lebensmöglichkeiten immer mehr ausweiten, die Vitalität immer mehr entfaltet, aber dann werden die Spielräume wieder enger, die Lust am Leben läßt nach, man wird bequem, kurz danach kommt die Krise in der Mitte des Lebens, und von der erholt man sich nie mehr ganz. Und das heißt doch: Das Leben hat nur eine Perspektive, solange ich jung bin. Ab dreißig oder vierzig oder fünfzig geht es nur noch abwärts. Und am Ende wartet der Tod. Dann ist endgültig alles aus.

Ich weiß aus vielen Begegnungen, daß nicht wenige Erwachsene solche Gedanken kennen. Es fällt ihnen schwer, als Erwachsene eine neue Lebensperspektive zu finden. Es geht nicht mehr einfach so weiter aufwärts, wie es jahrelang ging. Sie haben Angst, etwas zu verpassen, den Anschluß zu verlieren, oder gar am Leben vorbei gegangen zu sein. Wahrscheinlich haben die meisten unter uns Erwachsenen schon einmal mehr oder weniger intensive Gedanken in diese Richtung gehabt.

Vielleicht haben wir sie verdrängt. Vielleicht haben wir Angst, daß es keine einigermaßen zufriedenstellende Antwort auf diese Fragen gibt. Lieber leben wir in den Tag hinein, als daß wir fragen, ob unser Leben einen Sinn und eine Perspektive hat. Aber das ist, als wüßte ein Marathonläufer nicht genau, ob irgendwann noch das Ziel kommt, oder ob er schon durch ist und ins Leere läuft. Das kann auf Dauer nicht gut gehen (milde gesagt).

„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“

Das ist die Perspektive, die Gott uns geben will: Wir sind „wiedergeboren“, wie neu geboren, „zu einer lebendigen Hoffnung" durch die Auferstehung Jesu. Und nun laßt uns auf Jesu Leben schauen: Als er dreißig war, hat er noch einmal ganz neu angefangen. Vorher hat er ein mehr oder weniger normales Leben geführt, von Beruf Zimmermann. Mit dreißig zieht er dann los, spürt ins sich eine Berufung, predigt und heilt, zieht Tausende von Menschen in seinen Bann, die ihm ungeheure Erwartungen entgegenbringen.

Mit dreiunddreißig Jahren ist er tot. Er hatte eben nicht nur Freunde, ja, je mehr Freunde und Anhänger er hatte, umso mehr Feinde hat er sich auch gemacht. Sie haben ihn verfolgt und haben ihn aus der Welt ge-schafft. Es scheint, als wären die letzten drei Jahre seines Lebens nur ein Strohfeuer gewesen. Noch einmal ging er mit seiner Vitalität und mit seinen Möglichkeiten aufs Ganze, nach eigener Aussage im Namen Gottes, aber brutal wird er von anderen auf seine Grenzen hingewiesen, so brutal, daß es ihn das Leben kostet. Er ist gescheitert, und mit ihm alle, die ihre Hoffnung auf ihn gesetzt haben.

Gescheitert? Ja, er wäre gescheitert, wäre da nicht das Wunder der Auferstehung geschehen. Gott läßt Jesus nicht vor die Hunde gehen. Er überwindet den Tod. Er ruft Jesus heraus aus dem Reich des Todes und sagt zu ihm: Du sollst leben! Ich habe noch eine Perspektive für dich, und zwar an meiner Seite. Du bist mein geliebter Sohn, und du sollst in Ewigkeit leben. Auf dich baue ich mein Reich. So wie du gelebt hast, so soll es in meinem Reich zugehen. Mit dir beginnt eine neue Welt. Wer zu dir gehört, dessen Leben gebe ich eine neue Perspektive. Von heute an steht am Ende des Lebens nicht mehr der Tod, sondern dein Reich: Frieden und Vertrauen, Gerechtigkeit und Trost, ewiges Leben, Freude und Glück. Wer an dich glaubt und mit dir lebt, soll heute schon wissen: Am Ende geht mein Leben nicht den Bach hinunter; mein Leben hat ein Ziel, nämlich Gottes ewiges Reich. Ich gehöre schon heute und in alle Ewigkeit dazu.

„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“

Kannst du das glauben, daß das deine Perspektive ist?, daß Ostern nichts weniger bedeutet, als daß du zu einem neuen Leben mit Jesus berufen bist?, daß du kein hoffnungsloser Fall bist, sondern ein Mensch, den Gott mit Namen kennt, mit dem er rechnet, mit dem er noch eine Menge vorhat? Kannst Du das glauben? Wenn ja, dann feiere fröhlich und dankbar mit der Gemeinschaft der Christen das Fest deiner Erlösung!

Wenn du es aber nicht recht glauben kannst, dann laß dich heute von Jesus einladen. Er kann und will deinem Leben eine Perspektive geben, die mit dreißig und auch mit fünfzig und auch mit dem Tod nicht endet. Er kann und er will dein Leben mit Hoffnung erfüllen. Und weil er selbst für deine Zukunft einsteht, gehörst du auch mit dreißig oder fünzig oder siebzig oder neunzig nicht zum alten Eisen. Im Gegenteil, du gehörst zu Jesus und hast teil an seinen Möglichkeiten.

Laß dich heute morgen einladen, mit Jesus zu leben:

Diese Einladung gilt heute besonders für Euch Konfirmanden; vor Euch steht ein Jahr, in dem Euch ein Intensivkurs für Euren Glauben angeboten wird. Nutzt diese Zeit, stellt die Fragen, die Euch auf dem Herzen liegen, gebt Eurem Glauben die Möglichkeit, zu wachsen, gebt Gott die Möglichkeit, zu Euch zu reden!

Auch für Sie, liebe Eltern und Paten, gilt diese Einladung. Die meisten von Ihnen sind selbst einmal zur Konfirmation gegangen. Wahrscheinlich sind Sie alle getauft worden. Gott hat Ihnen seine Hand entgegengestreckt, und er tut es heute morgen und in diesem Konfirmandenjahr Ihrer Kinder noch einmal neu; und das gilt ganz besonders dann, wenn Sie in den vergangenen Jahren den Kontakt zu ihm und zur Gemeinschaft mit anderen Christen verloren haben. Er will mit Ihnen leben, und er freut sich, wenn Sie sich für ihn öffnen. Auch für Sie ist dieses Jahr eine Gelegenheit, neu in den Gottesdienst und in die Gemeinschaft mit anderen Christen hineinzuwachsen. Und wenn Sie Fragen oder Anregungen zu unserer Gemeinde und unserem Gottesdienst haben, dann sind sie gerade auch damit eine Bereicherung!

Jesus lädt uns ein, und wir dürfen ihn einladen, damit er unserem Leben eine Perspektive gibt, die ein Leben lang mit uns wächst und uns mit Freude und Hoffnung erfüllt. „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“

Wir sind „wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung“. Erinnern sie sich noch einmal an das Bild von der Dusche! Wir alle wissen, daß es nicht ausreicht, einmal im Jahr oder einmal im Leben zu duschen. Umgekehrt haben wir auch schon gehört, daß man zuviel duschen kann. Ich möchte ihnen versichern: Wenn es um den Glauben geht, ist das Zuviel kein häufiges Problem. Aber wäre heute nicht eine gute Gelegenheit, daß wir uns vornehmen, uns öfter der erfrischenden Kraft Gottes auszusetzen?

Wenn du mit deiner seelischen Kraft am Ende bist, wenn dein Glauben müde ist und ohne Feuer, dann laß dich nicht fallen oder hängen; laß dich von Gott erfrischen, öffne deine Seele für Gott, nimm seine Liebe und seine Vergebung neu in dich auf, bitte ihn um seinen Frieden. Du wirst dich wie neu geboren fühlen! Amen.

Pfr. Hermann Birschel, Am Mühlberg 30, 64658 Fürth/Odenw.


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