Wiedergeboren zur Hoffnung
von Gerrit Boomgaarden (61191 Rosbach)
Predigtdatum
:
30.03.2008
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
Ostermontag
Textstelle
:
Jesaja 40,26-31
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Wochenspruch:
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. (1. Petrus 1, 3)
Psalm: 116 (EG 746)
Lesungen
Altes Testament:
Jesaja 40, 26 – 31
Epistel:
1. Petrus 1, 3 – 9
Evangelium:
Johannes 20, 19 – 29
Liedvorschläge
Eingangslied:
EG 111
Frühmorgens, da die Sonn aufgeht
Wochenlied:
EG 102
Jesus Christus, unser Heiland
Predigtlied:
EG 325
Sollt ich meinem Gott nicht singen
Schlusslied:
EG 99
Christ ist erstanden
Hinführung:
Der Predigttext steht im ersten Kapitel des zweiten Jesajabuches (ab Kapitel 40). Es wird die Hoffnung an die Israeliten in Verbannung weitergeben, dass es ein Zurück gibt und die Zeit der Gefangenschaft ein Ende haben wird. Der Predigttext richtet sich also an die Mutlosen und die, die sich längst mit der neuen Realität abgefunden haben. Das Wort Hoffnung ist ein Fremdwort geworden. Von Gott sind die Menschen enttäuscht.
Die folgende Predigt nimmt diese Situation auf. Dabei stand für den Prediger das Bild des „Laufens“ bzw. des „Wandelns“ und des „Müde und matt Werdens“ im Mittelpunkt.
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.
Liebe Gemeinde!
Bald ist es wieder soweit und die Marathon-Saison beginnt. Sie beginnt in Deutschland in der Regel mit dem großen Marathon-Klassiker in Hamburg im April. Zwischen 20- und 30000 Läuferinnen und Läufer werden sich wieder auf die 42,195 km lange Strecke begeben. Die einen, um ihre Zeit vom letzten Mal zu verbessern und die anderen, um überhaupt erstmals das Ziel zu erreichen, also einfach nur durchzuhalten und dann die wunderbare Erfahrung zum machen, den Adrenalinausstoß und das Glücksgefühl auf dem letzten Kilometer zu spüren, wenn das Ziel in Sicht ist. Dazwischen liegt aber eine lange Strecke, die bei den meisten Auf und Ab mit sich bringt. Da geht es einem zwischendrin richtig gut und es läuft einfach im wahrsten Sinne des Wortes, und auf der anderen Seite kommen auch Abschnitte, auf denen man sich sehr schwer tut, und ein Abschnitt liegt häufig zwischen Kilometer 33 und 35. Da fragt man sich dann, warum man das Ganze überhaupt macht, warum man sich hier quält und dass es doch viel schöner wäre, jetzt irgendwo im Café zu sitzen, und sich angenehm zu unterhalten. Manche hören zwischen diesen Kilometern auf zu laufen und geben auf, kommen nicht ins Ziel. Gedanken wie: „Ich schaffe das eh nicht“ oder „Ich bin doch blöd“ führen dazu, stehen zu bleiben und damit die Hoffnung auf das Ziel aufzugeben. Wer einmal stehen geblieben ist, kommt nicht mehr weiter. Man findet nicht mehr die Kraft und die Motivation, weiter zu laufen. Müdigkeit macht sich breit, und die Knochen tun weh. Aus und vorbei!
Das ist im Leben manchmal genauso wie beim Marathonlaufen. Da gibt es Dinge, die einen müde werden lassen, Dinge, für die man sich so viel Mühe gegeben hat, und dann muss man doch enttäuscht feststellen. Es wird nichts. Alles umsonst.
Da hat sich einer in der Beziehung zu seinem Partner oder seiner Partnerin so viel Mühe gemacht, die Beziehung am Leben zu erhalten, doch es hat alles nichts gebracht. Die Ehe scheint am Ende.
Da hat jemand an seinem Arbeitsplatz alle Kraft in ein Projekt hineingesteckt, Ideen niedergeschrieben, eine Planung entworfen, alles steht, es fehlt nur noch das endgültige Okay von oben und dann heißt es: Wir machen doch etwas anderes. Das Projekt hat sich schon überholt. Da bricht dann erst einmal alles bei einem zusammen. Man fühlt sich nicht ernst genommen, nicht wahrgenommen, es kommt kein ehrliches Dankeschön oder wenigsten eine Würdigung der ganzen Arbeit und Zeit, die man investiert hat. Das Vertrauen schwindet. Lähmung macht sich breit.
Da hat jemand stets die Hoffnung gehabt, dass die Ärzte die Krankheit in den Griff kriegen und alles wieder wird. Und dann heißt es doch: Es tut uns leid. Wir können nichts machen. Wir haben alles probiert, aber wir wissen auch nicht weiter. Müdigkeit und Verzweiflung tritt ein. Vielleicht schwindet sogar die Lust am Leben.
Von solchen Menschen berichtet die Bibel im Alten Testament. Dort heißt es beim Propheten Jesaja im 40. Kapitel in den Versen 26-31:
26 Hebet eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt. 27 Warum spricht du denn Jakob, und du, Israel, sagst: „Mein Weg ist dem Herrn verborgen, und mein Recht geht vor meinem Gott vorüber“? 28 Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. 29 Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. 30 Männer werden müde und matt, und Jünglinge straucheln und fallen, 31 aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.
Die Angeredeten sind Menschen in der Gefangenschaft. Das Volk Israel wurde besiegt und befindet sich nun weit weg von der Heimat im Exil und das schon viele lange Jahre. Die Menschen haben längst die Hoffnung aufgegeben, jemals nach Hause zu kommen und den Tempel, den Ort der großen Gottesdienste, die sie gefeiert haben, wiederzusehen und damit ihre Heimat. Sie beginnen, an Gott zu zweifeln und haben den Eindruck: Gott hat uns vergessen. Vielleicht gibt es ihn gar nicht. Er hat anscheinend wichtigeres zu tun, als sich um uns zu kümmern. Sie sind müde geworden, weil sie die Hoffnung auf Rückkehr verloren haben. Diese Hoffnung hatte ihnen noch stets Kraft und Zuversicht gegeben und jetzt ist sie umgeschlagen in Resignation, Lähmung, und Zweifel.
Mitten da hinein spricht Gott durch den Propheten Jesaja: Ihr lieben Leute! Öffnet die Augen auf und schaut auf diesen Himmel und diese Erde: Ich habe das alles gemacht. Gott erinnert sie an seine Schöpfung und macht ihnen deutlich, was für eine Macht und Kraft er hat. Er ist der Herrscher über alles, auch über ihre Unterdrücker des Volkes Israel in der Gefangenschaft. Ich habe so viel Macht, dass ich euch wieder zurückbringen kann und werde. Gott redet und macht deutlich: Ich habe euch nicht vergessen. Das ist seine Botschaft an das müde und matt gewordene Volk Israel. Der Prophet sagt ihnen: Gott ist nicht müde und matt wie ihr, sondern sein Verstand ist unausforschlich, will heißen: Gott ist manchmal nicht zu verstehen, da seine Gedanken und sein Tun unser Begreifen und Verstehen häufig übersteigen. Gott ist größer und mächtiger als ihr alle denkt und er hat euch nicht vergessen.
Es sind gute Nachrichten für alle müde Gewordenen. Müde sollen wieder munter gemacht werden. Das ist anders als wir es von uns kennen, wenn wir müde und matt geworden sind, wenn wir am Boden sind oder gerade eine Hoffnung zerbrochen ist. Da hießt es dann von anderen: „Kopf hoch. Das kriegen wir schon. Jetzt stell dich mal nicht so an. So schlimm ist es ja nun auch wieder nicht. Was sollen denn die anderen denken. Anderen geht es viel schlechter als dir“. Solche und ähnliche wohlgemeinte Ratschläge bekommen wir und – seien wir ehrlich – sie bringen uns wenig. Es sind nette Floskeln ohne Kraftzufuhr. Alle Ratschläge beziehen sich auf einen selbst. Dabei hat man gar nicht die Kraft, von sich allein aus etwas zu verändern.
Gott lässt keine Sprüche los, sondern erinnert sein Volk erstens daran, dass er groß und mächtig ist, so groß und mächtig, dass keine Situation für ihn zu hoffnungslos ist. Und er lädt sie zweitens zum neuen Vertrauen ein: Die auf den Herrn harren, die ihm vertrauen, die auf ihn hoffen, die kriegen neue Kraft.
Das sind nicht nur gute Nachrichten für die Menschen damals, sondern sind auch gute Nachrichten für uns heute. Unser Blick ist gerade in Situationen, in denen wenig bis gar nichts geht, – ich habe vorhin einige genannt und Sie als Gemeinde könnten viele weitere nennen – sehr eingeschränkt. Wir sehen die schwierige Situation, die als Dauerbrenner in unseren Köpfen kreist und sind nur für wenig anderes empfänglich. Wir sehen häufig nur auf den Mangel und nicht auf den, der den Mangel beheben könnte – auf Gott. Es ist ein Blick wie mit Scheuklappen.
Deshalb fordert Gott uns auf: Hebt eure Augen in die Höhe. Ändert eure Blickrichtung einmal. Blickt auf mich. Erinnert euch an mich. Erinnert euch daran, was ich euch schon alles an Gutem in eurem Leben getan habe. Der Satz aus Psalm 103 hilft uns da, wenn er sagt: Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Und über diesen neuen Blick findet ihr auch zu neuem Vertrauen, das ihr verloren habt, sagt Gott. Und alle, die mir vertrauen, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.
Was für ein schönes Bild mit dem Adler! Die gleiten mit ihren großen Schwingen und sich einfach treiben lassen können, weil sie den Wind nutzen. Das Vertrauen auf Gott gibt neue Kraft für alle Müden, für alle, die in schwierigen Situationen drin sind und sich allein, vergessen und verlassen vorkommen. Der Glaube an den lebendigen Gott eröffnet eine neue Perspektive, eine neue Sichtweise und schenkt ungeahnte Kräfte.
Beim Marathonlaufen ist es der Blick auf das Ziel, der einen weiterlaufen lässt, auch zwischen Kilometer 33 und 35. Beim Blick auf sich selbst bleibt man liegen und schafft es nicht. Im Leben von Christen gibt es auch Zeiten der Müdigkeit und der Lähmung und des Zweifels. Das Leben ist nicht einfach. Das Gebet, der Besuch eines Gottesdienstes oder die Gemeinschaft mit anderen Christen helfen einem, wieder die Blickrichtung zu Gott zu finden. Und dabei gibt es neue Kraft. Diese Erfahrung wünsche ich Ihnen und die wünscht uns allen Gott selbst. AMEN
Verfasser: Pfarrer Gerrit Boomgaarden, Bergstr. 10, 61196 Rosbach
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