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Alle Mächte und Gewalten

von Markwart Weise (67578 Gimbsheim)

Predigtdatum : 24.04.1998
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Christi Himmelfahrt
Textstelle : Epheser 3,14-21
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Schriftlesung: Joh. 15,26-16,4

Wochenspruch:

Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen. (Joh 12,32)

Wochenlied:

EG 128

Weitere Liedvorschläge:

EG 130; 140 (nach der Predigt); 325; 334 (zum Eingang)

Liebe Gemeinde,

Gott, der alles geschaffen hat, hat vor aller Zeit einen verborgenen Plan gefaßt und als sein Geheimnis bewahrt. An seiner Gemeinde und durch seine Gemeinde sollen nun ,,alle Mächte und Gewalten“ Gottes Weisheit erkennen in ihrem ganzen Reichtum. Der bis zu Jesus geheime Plan Gottes wird durch die Christen der ganzen Welt bekannt.

So steht es im Brief an die Epheser, an die Gemeinde in Ephesus. Der Verfasser schreibt dann weiter - und das ist heute am Sonntag vor Pfingsten der Predigttext:

14b Deshalb knie ich vor Gott nieder und bete zu ihm. Er ist der Vater, 15 der alle Wesen in der himmlischen und in der irdischen Welt beim Namen gerufen hat und am Leben erhält. 16 Ich bitte ihn, daß er euch aus dem Reichtum seiner Herrlichkeit beschenkt und euch durch seinen Geist innerlich stark macht. 17 Ich bitte ihn, daß Christus durch den Glauben in euch lebt und ihr fest in seiner Liebe wurzelt und auf sie gegründet seid. 18 Ich bitte ihn, daß ihr zusammen mit der ganzen Gemeinschaft der Glaubenden begreifen lernt, wie unermeßlich reich euch Gott beschenkt. 19 Ihr sollt erkennen, was alle Erkenntnis übersteigt, nämlich die unermeßliche Liebe, die Christus zu uns hat. Dann wird die göttliche Lebensmacht mit ihrer ganzen Fülle euch immer mehr erfüllen.

20 Gott kann unendlich viel mehr an uns tun, als wir jemals von ihm erbitten oder uns ausdenken können. So mächtig ist die Kraft, mit der er in uns wirkt. 21 Ihm gehört die Ehre in der Gemeinde und durch Jesus Christus in allen Generationen, für Zeit und Ewigkeit! Amen.

(Gute Nachricht Bibel 1997)

So schließt der Apostel sein Gebet.

Endlich soll es die Welt erfahren - ,,durch Gottes Geist innerlich stark gemacht“, das Geheimnis Gottes, seinen Plan, der hinter der Weltgeschichte steht, - und Rätsel in diesem Plan und Fragen und Geheimnisse gibt es doch so viele. Endlich soll die Welt erfahren von der Liebe Gottes! Seine Liebe, die uns umgibt, soll so überreich in uns fließen, liebe Gemeinde, daß wir davon überlaufen. ,,Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. Ein guter Mensch bringt Gutes hervor, aus dem guten Schatz seines Herzens.“ Das weiß auch der Evangelist Matthäus (12,34f).

Der Geist kommt an Pfingsten vom Himmel geströmt, und - wie durch ein Wunder -müssen die Jünger reden von den großen Taten Gottes, von der Liebe Gottes zu uns Menschen, - und über Sprachgrenzen hinweg versteht man sie. Zusammen mit der ganzen Gemeinschaft der Glaubenden sollen wir begreifen, so bittet der Briefschreiber Gott, wie unermeßlich reich uns Gott beschenkt hat. Unermeßlich reich.

,,Danke, dein Heil kennt keine Schranken“ (EG 334) können wir singen, denn ,,höher als all unsere menschliche Vernunft“ ist sein Friede. ,,Gott kann unendlich viel mehr an uns tun, als wir jemals von ihm erbitten oder uns ausdenken können. So mächtig ist die Kraft, mit der er in uns wirkt.“ (V 20) So steht es hier im Brief, überschwenglich, voller Begeisterung.

,,Unermeßlich“ werden die Möglichkeiten Gottes genannt: Denken wir an das leere Grab, an die Entrückung gen Himmel. Wie kann man sich so einen Gott vorstellen, - das Modell vom Dreieinigen Gott, Vater, Sohn und Hl. Geist, Drei in Einem, kann da nur ein Versuch sein! Ein Konfirmand hat gesagt: ,,Gott stelle ich mir als Person vor, und zwar als jemand, der fünf Milliarden Menschen so lieb hat, als wären es seine Einzelkinder.“ Wer an der Fülle Gottes Anteil hat, der hat den Schlüssel zu einem tieferen Verständnis des Lebens gefunden.

,,Unermeßlich reich“ hat Gott uns beschenkt! - Mit scheint, dem Verfasser des Briefs fehlen da die Worte, das Unermeßliche, das Unendliche, das Unsagbare zu sagen! Wäre vielleicht die Musik besser geeignet, etwas von diesem Unermeßlichen / Unsagbaren darzustellen?! ... Oder die Kunst?

Denken wir etwa an den Brunnen im Kloster Maulbronn: Das Wasser sammelt sich in der obersten Schale, diese ist zu klein, läuft über in die nächst größere darunter, auch die wird voll, quillt über, gibt weiter, was sie nicht halten kann an die nächste; unermeßliche Wassermassen, - Bild für Gottes unermeßliche Liebe. Die einzig angemessene Art sich zu verhalten, wenn man mit dieser Fülle in Kontakt kommt, ist zunächst - so der Brief: niederknien und beten. Ansonsten fehlen die Worte!

Da müßte sich schon die ganze Gemeinschaft der Glaubenden zusammentun, um zu beschreiben, wie unermeßlich reich uns Gott beschenkt, um alle Dimensionen der Liebe Gottes zu erkennen, um die Wege Gottes zu verstehen. Beleuchtet nicht jede Konfession wieder eine andere Seite Gottes? Und nur zusammen sind sie vollständig!? Kann da jemand zum anderen sagen: ,,Euer Abendmahl gilt nicht“, ,,Eure Taufe erkennen wir nicht an“?

Nur zusammen mit der ganzen Gemeinschaft der Glaubenden begreift ihr, wie unermeßlich reich euch Gott beschenkt! (vgl. V 18) Beleuchtet nicht vielleicht sogar jede große Religion - Islam, Hinduismus, ... eine andere Seite des einen Gottes? Ganz selbstverständlich wird im Epheserbrief vom ,,Vater“ geredet, ,,der alle Wesen in der himmlischen und in der irdischen Welt beim Namen gerufen hat und am Leben erhält.“ Und auch die aufblühende Hafenstadt und Handelsmetropole Ephesus mit ihrem berühmten Artemis-Tempel war schon ,,multikulturell“.

Unermeßlich reich beschenkt uns Gott, ,,mach nur die Augen auf und du wirst sehen, die Welt ist von Gott erfüllt“, so sagte Jakob Böhme, ein Mystiker im 16. Jahrhundert. Gottes Heil kennt keine Schranken, - wollen wir ihn dann einschränken? Sein Heil quillt über wie der Brunnen. Das hat er uns in Jesus Christus gezeigt!

In seiner Liebe sollen wir fest wurzeln, so bittet der Schreiber in seinem Gebet. Mit seinem Gebet stürmt er den Himmel, um desto tiefer und entschiedener die Erde zu betreten: Die Liebe Gottes zu mir kann ich nicht fassen, nicht für mich behalten, ich muß sie weitergeben, als Nächstenliebe, ich muß sie weitergeben in meiner Familie, auf meinem Arbeitsplatz, in der Schule, in der Gemeinde, wo auch immer. An Gottes Gemeinde und durch Gottes Gemeinde können alle Mächte und Gewalten Gottes Weisheit in ihrem ganzen Reichtum erkennen!

Fest verwurzelt in der Liebe Gottes geben wir die Liebe weiter, wie die Schalen des Brunnens, die überlaufen von der Fülle, die sie selbst empfangen haben. ,,Lebt in der Liebe, wie auch Christus euch geliebt hat“ (Eph. 5,2), so sagt es die Jahreslosung, die ein Stück weiter unten in diesem Brief steht und das Anliegen des Briefschreibers kurz zusammenfaßt.

Ein weiser Mann in China stand oft vor einem großen Fluß und betrachtete ihn. ,,Warum tust du das?“ fragte man ihn. Lange schaute der Weise in das fließende Wasser, ehe er diese Antwort gab: ,,Das Wasser läßt sich mit einem sehr, sehr guten Menschen verglichen. Wohin es kommt, ist es freigebig und großzügig. Überall, wohin es kommt, schafft es Leben.“

Die Quelle dieses lebendigen Wassers liegt bei Gott. Deshalb schließt der Brief: ,,Ihm gehört die Ehre in der Gemeinde und durch Jesus Christus in allen Generationen, für Zeit und Ewigkeit!“ Amen.

Pfr. Markwart Weise, Kirchstr. 38, 67578 Gimbsheim


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