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Glocken

Der Glockenbestand der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau umfasst etwa 4000 Instrumente. Davon gehen die ältesten auf das frühe 13. Jahrhundert zurück. Einen deutlichen Einschnitt haben die beiden Weltkriege durch Konfiszierung eines Großteils der vorhandenen Glocken hinterlassen. Allerdings führten das Schließen der gerissenen Lücken und der Bau neuer Kirchen zu einer Hochzeit des Glockengusses nach dem zweiten Weltkrieg.

Glocken laden ein zum Gebet und zum Gottesdienst, sie verkünden Freude und Leid in der Gemeinde, sie lassen die Menschen am Leben in der Kirchengemeinde teilhaben und sie erinnern daran, dass die vergehende Zeit von Gott geschenkte Zeit ist. Viele Geläute sind durch den besonderen Klang ihrer Instrumente unverwechselbar und ein akustisches Zeichen von Heimat und Geborgenheit.

Ansprechpartner in technischen und musikalischen Fragen ist der Glockensachverständige der EKHN: Thomas Wilhelm.

Historie der Glocken

In ihrer über 5000 Jahre alten Geschichte hat die Glocke mehrere Metamorphosen erlebt. Ausgehend von China wanderte die Kunde über dieses Instrument westwärts, dann über den Mittelmeerraum in das heutige Europa.

Die Bibel kennt zwar das Instrument Glocke. In der spirituellen Praxis der ersten Christen dürfte es jedoch keine Rolle gespielt haben, zumal seine Nutzung für ein Leben im Untergrund wenig vorteilhaft wäre. Es sind koptische Mönchsgemeinschaften, die die Glocke als Zeichen zum gemeinsamen Gebet etablieren, offensichtlich zu den in der Antike öffentlich ausgerufenen Stunden. Somit steht schon am Anfang der christlichen Nutzung die enge Verbindung von spirituellen Ansprache und Zeitzeichen. Bis in unsere Zeit hat sich der täglich mehrmalige Ruf zum Gebet oder zur Reflexion trotz diverser Umbrüche erhalten.

Heutzutage wird bei der Herstellung neuer Glocken Wert gelegt auf eine differenzierte klangliche Konzeption und eine künstlerische Gestaltung der Glockenzier, die die Würde der Glocke als liturgisches Instrument unterstreicht.

Einführung in die Historie der Glocken (PDF)

Ev. Auferstehungskirche Darmstadt-Arheilgen, Glocke IV
© Ev. Auferstehungskirche Darmstadt-Arheilgen, Glocke IV, Johann und Andreas Schneidewind, Frankfurt am Main 1712, „Schlagton“: dis2, Durchmesser: 670 mm, Gewicht: 168 kg
Thomas Wilhelm, Glockensachverständiger der EKHN
© Zentrum Verkündigung, Peter Bongard. Thomas Wilhelm, Glockensachverständiger der EKHN

Historische Glocken

Historische Glocken klingen besonders farbenreich, da sie in ihrem Tonaufbau noch nicht den strikten Regeln der Nachkriegszeit gehorchen mussten. Diese hat jedoch in der Zeit des Wiederaufbaus und des Wirtschaftswunders Glocken von sehr hoher Qualität hervorgebracht. In der jüngsten Zeit wird der individuelle Klangcharakter der einzelnen Glocken wieder stärker betont.

Nicht selten ist, dass Glocken ein wesentlich höheres Alter aufweisen als das Kirchengebäude selbst. Viele Glocken auf dem Gebiet der EKHN stammen noch aus vorreformatorischer Zeit. Dieses ist auch ein Zeichen dafür, dass sich der Gebrauch dieser Instrumente konfessionell nicht unterscheidet.

Pflege der Glocken

Für eine dauerhafte Erhaltung benötigen auch Läuteanlagen eine regelmäßige Pflege im Rahmen eines Wartungsvertrages. Letztlich können Glocken nur dann schön und überzeugend klingen, wenn sich die gesamte Anlage (bestehend aus Joch, Klöppel, sonstigen Armaturen, Glockenstuhl und Läutemaschinen) in einem guten Zustand befindet und aufeinander abgestimmt ist. Angesichts der schwingenden Massen bedeutender Größenordnung ist dies auch ein sicherheitstechnisches Erfordernis.

Läuteordnungen

Dr. Martin Balz, langjähriger Glockensachverständiger der EKHN, hat einen Beitrag erstellt, der umfangreiche Informationen zur Verwendung von Glocken und Geläuten enthält und regionale Traditionen berücksichtigt. Ebenso beinhaltet dieser Text Formblätter, die zur Erstellung einer Läuteordnung genutzt werden können.

Läuteordnungen und ihre Bedeutung (PDF)