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„Der König David Bericht“ von Stefan Heym

Stefan Heym hat mit dem Roman „Der König David Bericht“ aus dem Jahr 1972 eine bissige Satire auf das Wechselspiel von Macht, Wahrheit und Geschichtsschreibung entworfen, das in den heutigen Zeiten mit den Ereignissen um Edward Snowden, Julian Paul Assange und anderen kaum aktueller sein könnte.

Der Geschichtsschreiber Ethan wird an den Hof des Königs Salomo gerufen: Um dessen Legitimation zu festigen, soll er Recherchen über die Geschichten um seinen Vater König David durchführen und darüber einen „wahren und autoritativen, historischen“ Bericht verfassen.  Während sich Ethan auf der Suche nach der Wahrheit immer tiefer in die Vergangenheit gräbt, muss er erkennen, dass er nur ein Stein im Spiel der Mächtigen ist.

Stefan Heym, der als Journalist und Schriftsteller nach dem zweiten Weltkrieg bewusst in die DDR zurückkehrte, geriet in den 60er Jahren durch sein schriftstellerisches und politisches Engagement in Konflikt mit der SED Staatsführung. In dieser Hinsicht wird er selbst zum Geschichtsschreiber „Ethan“, der die Propaganda der „Salomos“ und „Davids“ dieser Welt kritisiert. 

Ein Videomitschnitt von den Proben vermittelt einen Eindruck des Werks.

Pfingsten 2017 – Uraufführung des Musiktheaters

Wahrheitssuche, kritischer Umgang mit der eigenen Tradition, politischer Druck und Verstrickungen, Standhaftigkeit zum eigenen Gewissen, das sind Themen, die den Geschichtsschreiber Ethan im „König David Bericht“ mit den Anliegen Luthers aus dem Jahr 1517 verbinden. Es sind Themen unserer heutigen Zeit, die im Reformationsjahr 2017 auf besondere Weise weitergedacht und aktualisiert werden wollen.

In diese Bewegung tritt das Musiktheater „Der König David Bericht“ nach dem Roman von Stefan Heym, das von Ralph Abelein (Professor an der Musikhochschule Frankfurt) komponiert und von Helmar Breig (Stuttgart) textlich eingerichtet wurde, und dessen Uraufführung im Rahmen der Feierlichkeiten des Ev. Stadtdekanates Frankfurt zum Reformationsjubiläum am Pfingstsonntag, 4. Juni 2017 in der Heilig-Geist-Kirche in Frankfurt stattfand. Die musikalische Leitung lag bei Bernhard Kießig, Regie führte Uwe Hausy (Referent am Zentrum Verkündigung der EKHN).

In seiner Komposition gelingt es Ralph Abelein, verschiedenste Stile zu integrieren und sich virtuos zwischen Pop, Jazz, Klassik und Weltmusik zu bewegen. Dies macht das Stück sowohl für klassische als auch popgeprägte Zuhörende interessant. 

Neben der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main, der Hochschule Darmstadt und der Kammerphilharmonie Frankfurt waren das Zentrum Verkündigung, die Evangelische Kirchengemeinde Frankfurt-Bockenheim und das Evangelische Bezirkskantorat Ludwigsburg Kooperationspartner.

Weitere Aufführungen fanden im Juni 2017 in der Kirche St. Jakob in Frankfurt-Bockenheim und im Oktober 2017 in der Stadtkirche Ludwigsburg statt.

Probenfoto Chor
© Falk Schuch