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Als Gottes Kinder leben

von Steffen Schulz (Halle /Saale)

Predigtdatum : 12.01.2014
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 1. Sonntag nach Epiphanias
Textstelle : Jesaja 42,1-4.(5-9)
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Wochenspruch:
Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. (Römer 8, 14)

Psalm: Psalm 100

Lesungen
Altes Testament: Jesaja 42, 1 - 4 (5 - 9)

Epistel: Römer 12, 1 - 3 (4 - 8)

Evangelium: Matthäus 3, 13 - 17

Liedvorschläge
Eingangslied: EG 268 Strahlen brechen viele
Wochenlied: EG 441, 1 - 5 Du höchstes Licht, du ewger Schein
Predigtlied: EG 432 Gott gab uns Atem
Schlusslied: EG 421 Verleih uns Frieden gnädiglich

Hinführung:
Der in der Predigt zu bedenkende biblische Text beschreibt die Frage nach und den Umgang mit der Gerechtigkeit Got-tes. So steht zu Beginn auch gleich eine Frage an die Got-tesdienstmitfeiernden. Ich möchte Sie ermutigen, so Sie und Ihre Gemeinde dies nicht ohnehin in Gottesdiensten immer wieder tun, miteinander über diese Frage ins Gespräch zu kommen - siehe „offenes Gespräch“. Alternativ dazu habe ich einen Text geschrieben - siehe „ohne Gespräch“. Aus jenen Fragen können Sie getrost auswählen oder aber auch Ihre Fragen dazu formulieren, wie auch die „weltverbessernden“ Ideen austauschbar sind.

Im Anschluss erzählt die Predigt von einem Mann namens Günter Oppermann und dem kleinen deutschen Hilfsverein Hoffnungsfunke e.V. Sie können sich dazu auf der Website www.hoffnungsfunke.de weiter erkundigen oder sich bei mir melden. Ich selbst kenne „Hoffnungsfunke“ von Anbeginn, war selbst vor Ort und unterstütze Günter und die christliche Vision des Vereins. Vielleicht haben Sie aber ein anderes Beispiel, vielleicht unterstützt Ihre Gemeinde Projekte aus der anderen Einen Welt. Dann können sie natürlich auch davon erzählen, erinnern.

Die kursiv gedruckten Angaben sind als „Regieanweisungen“ bzw. Ergänzung zu verstehen. Vor allem: Lesen Sie bitte biblische Texte aus der Bibel vor!

Wenn es in Ihrer Gemeinde üblich ist, nach dem Vorlesen des Predigtextes „Gott/ Der Herr segne an uns Sein Wort.“ zu sprechen, dann bitte ich dies zu ergänzen.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Gemeinde einen segensreichen Gottesdienst am 1. Sonntag nach Epiphanias und an jedem Tag!

Predigt
Der Predigttext wird während der Predigt verlesen

Liebe Gemeinde,
stellen Sie sich vor, Sie würden heute den Auftrag erhalten, die Welt zu retten. Stellen Sie sich vor, Sie sollen für Recht in dieser Welt sorgen. Was würden Sie dazu sagen und was würden Sie tun?

Offenes Gespräch:
Antworten/ Fragen sammeln, zusammenfassend vortragen, Resümee
... Was kann, was soll ich tun? Kann ich überhaupt etwas tun? Wo fange ich an, wo höre ich auf beim all dem Krieg, Hunger, Leid? Welche Machtmittel stehen mir zur Verfügung? Habe ich überhaupt Machtmittel? Welche könnten es sein? Wem könnte ich helfen? ...
... Hunger stillen; alle sollen zur Schule gehen dürfen und eine Ausbildung bekommen; fairer Handel; Tieren ein schöpfungsgerechtes Leben ermöglichen ...

Wir haben Wünsche und Vorstellungen gehört, die umgesetzt für eine gerechtere Welt sorgen würden. Aber auch Fragen, ob dies überhaupt möglich ist.

Ohne Gespräch:
Ich würde mich wohl erst mal fragen: Was kann ich tun? Ja, kann ich überhaupt etwas tun? Wo fange ich an, wo höre ich auf beim all dem Krieg, Hunger, Leid? Welche Machtmittel stehen mir zur Verfügung? Habe ich überhaupt Machtmittel? Welche könnten es sein? Wem könnte ich helfen?

Vielleicht könnte ich immer öfter Produkte aus fairem Handel kaufen. Wenn ich Tiere essen möchte, achte ich noch besser darauf, dass sie ein schöpfungsgerechtes Leben hatten. Ich würde weiterhin spenden, Kollekte für Projekte geben, die für Gerechtigkeit und Frieden sorgen. Mein Machtmittel wäre nicht nur mein Konsum, sondern auch mein Gebet.

Ich erzähle Ihnen einfach mal, was Günter Oppermann tat. Wer Günter Oppermann ist? Ein Mann, der nicht mehr nach dem „Was tun?“ fragte. Er brach vor einigen Jahren hier in Deutschland seine Zelte ab, verkaufte sein Hab und Gut, um mit dem Erlös ein Projekt im Norden Thailands zu initiieren. Gewohntes gab er hier auf, um an einem anderen Ort die wichtige Aufgabe zu übernehmen. Seither ist trägt er zu-sammen mit dem deutschen Hilfsverein Hoffnungsfunke e.V. Verantwortung für die Kinder der Bergvölker im sogenannten Goldenen Dreieck – Burma, Laos, Thailand. Es sind vor allem Kinder, die keine Familie mehr haben, die nicht wissen, was sie am Tag essen können oder ob sie jemals ein Schule von innen sehen werden. Kinder die nicht wissen, wie es ist, in Schuhen durchs Leben zu laufen oder wie es ist, ein Geschenk zu bekommen. Günter Oppermann ist in die Welt hinausgegangen, um vor Ort zu helfen, Not zu lindern, dem Kinderleben Würde zu ermöglichen, Recht zu schaffen. Sollten wir das auch tun? Nun, ich denke Gott hat mit jedem etwas anderes vor. Paulus beschrieb es ja - wie vorhin gehört - dass jedem andere Gaben anvertraut sind. Wir müssen also nicht selbst alles, was wir besitzen verkaufen und den Erlös „einer guten Sache“ spenden, wir müssen nicht auch alles verlassen, wie es auch die Jünger von Jesus einst taten, um vor Ort in der Welt, ob in Thailand, - Fragen nach anderen Ländern ... z.B. Nicaragua, Afghanistan, Su-dan, Irak, Brasilien, Russland, Simbabwe ... - also da zu helfen, da wo es angezeigt wäre.

Alles verkaufen oder verlassen, um ebenso vor Ort mitzu-tun, müssen wir also nicht. Doch wir können uns daran be-teiligen, uns denen zuwenden, die sich verloschen, die sich ausgebrannt fühlen, die geknickt, niedergedrückt, hoff-nungslos durchs Leben gehen. Wir können einen nur noch glimmenden Docht wieder zum Feuer entfachen, ein ge-knicktes Rohr wieder aufrichten.
Und wir können es ganz leise tun, ohne großes Aufsehen, wir brauchen es einfach nur tun. Unterstützen wir z. B. Günter Oppermann mit einem Geldbetrag, damit er für sauberes Wasser, tägliches Essen, Schulbildung sorgen kann. Mit un-serem Geld hier kann dort ein kleiner Funke Gerechtigkeit geschaffen werde. Und wir können im Gebet, in der Fürbitte an die Mitmenschen denken, die Gottes barmherzige Ge-rechtigkeit brauchen.

Liebe Gemeinde, so ein Ort auf der Erde darf auch ganz in unserer Nähe sein. Hier in (Ort) zum Beispiel. Ich glaube, Gott hat mit uns etwas ganz besonderes vor. Er will mit uns Gerechtigkeit in die Welt bringen und die beginnt in unseren Wohnzimmern. Und dabei wird er uns tragen. Sorgen wir für Gerechtigkeit in unseren eigenen vier Wänden und tun wir etwas für das Recht, für das Mit- und Füreinander in dieser Welt. Und tun wir dies nicht mit großem Aufsehen, tun es wir es still, mit Bedacht, mit Behutsamkeit, mit Geduld und vor allem mit Barmherzigkeit. Verbergen wir es nicht, stecken wir lieber andere an, es auch zu tun. Oder lassen wir erst gar kein Unrecht, keine Unstimmigkeiten, kein Leid aufkommen. Haben wir füreinander von Anbeginn Verständ-nis, haben wir füreinander Feingefühl, Entgegenkommen, Unterstützung in unseren Familien, in unseren kleinen Le-benskreisen, in unserer Gemeinde, so haben wir daran recht getan.

Es sind oft die kleinen, manchmal eher unscheinbaren, die leisen Gesten, die das Leben ein bißchen gerechter, lie-benswerter, erfüllter machen. Und wenn wir manchmal mut-los werden, weil wir ein schnelles, sichtbares, erfreuliches Ergebnis missen, dann können wir für uns selbst auch etwas tun. Dann können wir z.B. in einem Buch nachschlagen, in dem von einem Mann erzählt wird, der auch in eigenen schwierigen Lebenssituationen für andere kleine und große Wunder vollbrachte. Manchmal hat sein Handeln auch Geduld gebraucht. Ich spreche natürlich von der Bibel und - schließlich leben wir gerade in der Epiphaniaszeit - von Jesus. Er rettete z. B. einer Ehebrecherin das Leben und er-möglichte ihr einen Neuanfang. Jesus wendete sich denen zu, die sich verloschen, die sich ausgebrannt fühlten. Jesus wendete sich denen zu, die geknickt, niedergedrückt, traurig durchs Leben gingen. Jesus entfachte den glimmenden Docht wieder zum Feuer und richtete das geknickte Rohr wieder auf. Das alles tat er still und beharrlich. Jesus liebte lärmendes Verhalten nicht. Barmherzig nahm er sich der körperlich und seelisch Verwundeten an. Er wendete sich ihnen zu und wurde dabei selbst von Gott, seinem Vater getragen.

Geknicktes Rohr, glimmender Docht? Momentmal. Davon steht doch etwas im Buch des Propheten Jesaja. Jene Stelle wird gleichwohl im Matthäusevangelium mit Blick auf den Gottessohn zitiert.

Ich lese Ihnen nun den uralten Text aus dem Jesajabuch vor. Dieser Text entstand ca. 450 Jahre vor Jesu Wirken, Jes 42, 1 - 4: bitte aus der Bibel vorlesen
Seht, das ist mein Knecht - ich halte ihn - und mein Auser-wählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen. Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. Das geknick-te Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. In Treue trägt er das Recht hinaus. Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbre-chen, bis er auf Erden das Recht aufrichte; und die Inseln warten auf seine Weisung.

Als Jesaja dieses Gottesknechtslied schrieb, befanden sich die Israeliten im Exil, in Gefangenschaft, sie waren Depor-tierte und erwarteten sehnlichst ihre Rettung, ihr Recht, ersehnten sich Trost und Hilfe. „Sie warteten auf seine Wei-sung“, heißt es im Bibeltext. Die Hörer ersehnten sich diese Worte, weil sie sich erhofften, daß einer kommt, der auf Erden das Recht aufrichte. Es geht also nicht in erster Linie darum, aktuelle Not zu lindern, sondern darum, für Gerech-tigkeit zu sorgen. Doch nicht wie sie es bisher kannten soll gerichtet werden, nicht mit Drohgebärden oder Unheils-botschaften, sondern das behutsame und treue Auftreten werden nun Maßstab des Zueinanders sein, so das Gottes-knechtslied. Dreimal wird der Auftrag des Gottesknechts ge-nannt: „er wird das Recht unter die Heiden bringen“, „In Treue trägt er das Recht hinaus“, „bis er auf Erden das Recht aufrichte“. Auffällig ist die viermalige Verneinung in der Handlungsanweisung. Das heißt, bei der Beschreibung des Auftretens wird formuliert, wie der Beauftragte nicht wirken wird. Die Bilder ´das geknickte Rohr` und ´der glimmende Docht` beschreiben hierbei wohl die hoffnungs-lose Lage der Deportierten. Der Knecht Gottes wird den Leidtragenden mit dem „Recht“ nicht den Tod bringen, „er wird sie nicht zerbrechen“ und auch „den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.“, sondern, er wird aufrichten. Der Auserwählte wirkt dabei still, ohne großes Auftreten, ohne großes Aufsehen. Dieses Auftreten, das Hinausbringen des Rechts wird der Gottesknecht in Treue tun, damit es wahr werde.

Doch wer soll diesen großen Auftrag übernehmen? Von Jesus ist hier noch keine Spur. Es soll der Auserwählte (unter vielen) Gottes sein, an dem Gott seine Freude hat. Mehr ist nicht bekannt, wen Gott durch Jesaja gemeint hat. Es ist der Auserwählte und mehr als Freude an ihm braucht Gott nicht - „an dem meine Seele Wohlgefallen hat“ -, im Um-kehrschluß: mehr Eignungen braucht der Auserwählte auch nicht. Er darf sich von Gott gehalten, getragen wissen - „ich halte ihn“. Er genießt einen besonderen Schutz. Hier wird deutlich, wie sehr sich Gott dem Auserwählten zuwendet. Maßgeblich für das Ausführen des Auftrags ist das dazuge-hörige Rüstzeug, die Gotteskraft ´Geist`, die ihm geschenkt wird - „Ich habe ihm meinen Geist gegeben.“ Und welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder! Zu guter Letzt es gibt das Versprechen, auch du selbst wirst nicht verlöschen und nicht zerbrechen, so steht es im abschließenden Vers. Gott verspricht seinem Knecht nochmals, daß ihm nichts geschehen wird, bis er seinen Auftrag ausgeführt hat. Daß er „nicht verlöschen und nicht zerbrechen“ wird, deutet an, daß es für den Knecht nicht leicht wird, seinen Auftrag auszuführen. Ja, es wird schwer, leidvoll, doch verlöschen und zerbrechen wird er daran nicht. Das sagt Gott zu.

Jesus hat zu seiner Zeit diesen Auftrag, diesen Ruf verstan-den und angenommen. Viele sind ihm nachgefolgt. Laßt uns - als Christen - tun, was wir können. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das wünsche ich uns! Amen.


Verfasser: Pfarrer Steffen Schulz
Saalestraße 3a, 06118 Halle (Saale)

Herausgegeben vom

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