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Als Gottes Kinder leben

von Dietmar Diefenbach (Bad Homburg)

Predigtdatum : 13.01.2019
Lesereihe : I
Predigttag im Kirchenjahr : 1. Sonntag nach Epiphanias
Textstelle : Josua 3,5-11.17
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Wochenspruch: "Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder." (Römer 8,14)

Psalm: 89,2-5.27-30

Predigtreihen

Reihe I: Josua 3,5-11.17
Reihe II: Matthäus 3,13-17
Reihe III: Römer 12,1-8
Reihe IV: Jesaja 42,1-9
Reihe V: Johannes 1,29-34
Reihe VI: 1. Korinther 1,26-31

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 165,1–2.5–6.8 Gott ist gegenwärtig
Wochenlied: EG 410,1–4 Christus, das Licht der Welt oder EG 441,1–5 Du höchstes Licht, du ewger Schein
Predigtlied: EG 200,1–4 Ich bin getauft auf deinem Namen
Schlusslied: EG 74,1–4 Du Morgenstern, du Licht vom Licht


Liebe Gemeinde!

Geschichte wird im Rückblick geschrieben. Familiengeschichten ebenso wie die Geschichte eines Volkes. Das gilt auch für den Glauben. - Welche Glaubensgeschichten können Sie erzählen? Vielleicht davon, wer Ihnen den Glauben nahegebracht hat, wie Sie zum Glauben fanden, vielleicht auch davon, wie Sie ihren Glauben verloren und wiedergefunden haben?

Glaubensgeschichten - Geschichten mit Gott, für manche vielleicht auch mit Musik verbunden, von Bachs Toccata bis hin zu einem Song ihrer Jugendzeit, auf Zeltlagern am Lagerfeuer geschmettert, bis die Augen vom Rauch des Feuers tränten.

Der Predigttext für den heutigen Sonntag erzählt ein Stück der Glaubensgeschichte des Volkes Israels. Welche eine Stärke und Identität, wenn man als Volk eine Glaubensgeschichte vorweisen kann. Unsere Urahnen, unsere Väter und Mütter haben mit Gott ganz Entscheidendes erlebt!

Hören Sie Jos 3,5–11.17 - Israel geht durch den Jordan.

Predigttext Josua 3,5 - 11.17

5 Und Josua sprach zum Volk: Heiligt euch, denn morgen wird der Herr Wunder unter euch tun.

6 Und Josua sprach zu den Priestern: Hebt die Bundeslade auf und geht vor dem Volk her! Da hoben sie die Bundeslade auf und gingen vor dem Volk her.

7 Und der Herr sprach zu Josua: Heute will ich anfangen, dich groß zu machen vor ganz Israel, damit sie wissen: Wie ich mit Mose gewesen bin, so werde ich auch mit dir sein.

8 Und du gebiete den Priestern, die die Bundeslade tragen, und sprich: Wenn ihr an das Wasser des Jordans herankommt, so bleibt im Jordan stehen.

9 Und Josua sprach zu den Israeliten: Herzu! Hört die Worte des Herrn, eures Gottes!

10 Daran sollt ihr merken, dass ein lebendiger Gott unter euch ist und dass er vor euch vertreiben wird die Kanaaniter, Hetiter, Hiwiter, Perisiter, Girgaschiter, Amoriter und Jebusiter:

11 Siehe, die Lade des Bundes des Herrn der ganzen Erde wird vor euch hergehen in den Jordan.

17 Und die Priester, die die Lade des Bundes des Herrn trugen, standen still im Trockenen mitten im Jordan. Und ganz Israel ging auf trockenem Boden hindurch, bis das ganze Volk über den Jordan gekommen war.


Eine Wundergeschichte - Gott macht den Weg frei - so wie Mose am Schilfmeer so kann Josua am Jordan das Volk Israel trockenen Fußes ins verheißene Land führen. Das Land in dem Milch und Honig fließt. Gott führt uns sicheren Schrittes in das Leben, das er seinem Volk verheißen hat.

Wie sollen wir rüberkommen, wird die Frage gewesen sein, die das ganze Volk umtrieb. Wir sind auf der falschen Seite, wir müssen ans andere Ufer, dort ist das verheißene Land - aber dazwischen der Fluss, der Jordan. Junge und Alte, Kinder und Greise, sie haben keine Chance, so die Angst, die umgeht und das Volk Israel ergriffen hat.
Wie sollen wir rüberkommen in eine Gesellschaft der Nachhaltigkeit, mit reduzierten CO2-Abgasen. 2030 schon 50 Prozent regenerative Energien, nur noch 50 Prozent Strom aus Kohle, Atom und Gas. Das schaffen wir nie. Da geht die Wirtschaft zugrunde, da wandern Arbeitsplätze ab und die Umweltverschmutzung findet 300 km östlich statt. So die Angst.

Das schaffe ich nie. Die Noten zum Halbjahr sehen nicht gut aus. Die Versetzung ist gefährdet, Mathe, Deutsch, Englisch, keine Chance - Wie soll ich nur rüberkommen in das neue Schuljahr ohne sitzenzubleiben? Freunde zu verlieren? - Eine Katastrophe!

Flüchtlinge und Migranten in Deutschland. Wir schaffen das, sagte Merkel. Wir schaffen das nie, kritisieren Stimmen der Angst, der Zweifler. Ab 2015 stellte sich die Frage, wo sollten alle die vielen Menschen untergebracht werden? Wie sollte die Integration gelingen? So große kulturelle Unterschiede! Ein anderes Männer- und Frauenbild!

Damals hat Israel ein Wunder erlebt. Sie kamen alle über den Jordan. Trockenen Fußes. Keiner wurde von den Fluten weggerissen. Keiner ist ertrunken. Gott hat sein Volk gerettet! So die Glaubenserfahrungen, die die Israeliten gemacht und weitergegeben haben von Generation zu Generation.

Im Buch Josua wird erzählt, dass die Israeliten in diesem Moment das nach vorne stellen, worauf sie sich am meisten verlassen. Das, was ihnen am meisten Halt und Orientierung gibt, das stellen sie an die Spitze ihres Zuges: die Bundeslade mit den zehn Geboten darin.

Sie gehen ihren Weg nicht allein, sie verlassen sich nicht auf sich selbst. Sie lassen die Bundeslade vorangehen. Die Bundeslade, das ist ihre Schatzkiste. Darin haben sie die Worte Gottes gesammelt, Gottes Weisung.

Wer weiß. Manchmal führt der Jordan nicht viel Wasser, an günstigen Stellen kann man geradezu durchwaten. - Diesen Übergang konnte das Volk Israel aber nur finden, weil sie nicht in der Wüste hockenblieben und jammerten "Das schaffen wir nie!". Sie konnten es nur schaffen, weil sie sich von der Vision Josuas anstecken und tragen ließen: Mit Gott schaffen wir das! Mit Gott kommen wir ans andere Ufer, mit Gottes Hilfe kommen wir in das Land, das er uns verheißen hat, in das Land der Kanaaniter, Hetiter, Hiwiter, Perisiter, Girgaschiter, Amoriter und Jebusiter.

Die Landnahme der Israeliten war übrigens, anders als es das Buch Josua erzählt, keine kriegerische, keine Gewalttätige, sondern geschah friedlich.

Als Israel ins Land Kanaan kam, lag Jericho schon in Trümmern. Das Buch Josua erzählt, dass an sechs Tagen die Bundeslade je einmal um die Stadt mit den befestigten Mauern herum getragen wurde. Am siebten Tag taten das die Priester siebenmal, bliesen in ihre Posaunen und die Stadtmauer zerfiel in ihre Bruchstücke.

Im Hintergrund steht die feste Überzeugung, mit Gott können uns keine Mauern aufhalten. An den Trümmern der Stadt ließ sich dieser Glaube festmachen. Entstanden ist eine Glaubensgeschichte, die davon erzählt, was alles möglich ist, wenn man nur auf Gott vertraut.

Wie andere Stämme, die als Nomaden lebten, sickerten auch die Vorfahren des Volkes Israel in das Land der Kanaaniter ein, wurden sesshaft, erzählten von ihrem Gott und ihren Erfahrungen mit Gott, ein Gott, der aus Unterdrückung befreit, der aus Ägypten herausgeführt hat, ein Gott, der durch die Wüste führt, der vor Verdursten und Verhungern errettet, ein Gott, der Erwartungen hat, der Zehn Gebote gibt, damit das Miteinander gelingt.

Glaubenserfahrungen, die überzeugten und die Menschen unterschiedlicher Herkunft zu diesem einen Volk Israel werden ließen. Kanaaniter wurden zu Israeliten. - Vielleicht ein Modell, wie Integration möglich ist und gelingt.

Auf Gott vertrauen und sich der Herausforderung stellen, ganz gleich ob es um die Herausforderung des eigenen Lebens geht, darum die Klasse zu schaffen, neue Freunde zu finden, oder auch die Herausforderung für die Menschheit, die Klimaerwärmung zu begrenzen.

Ja, das ist zu schaffen. Aber nur wenn wir es anpacken, auf Gott vertrauend, auf Gott bauend, mit Gottes Hilfe. Vielleicht braucht es dabei radikale Änderungen, einen kostenfreien Nahverkehr, als Dank an jeden, der mit Bus oder Bahn unterwegs ist, Zeit und Kraft investiert, auf Bequemlichkeit verzichtet, statt sich in sein rollendes Wohnzimmer mit DTS-Sound zu setzen und Abgase zu produzieren.

Sich mit Gott den Herausforderungen des Lebens stellen und später den Kindern und Enkelkindern davon erzählen. Weil solche Geschichten stark machen, Selbstverstrauen stärken, auf einen guten Lebensweg führen, Leben eröffnet, wo andere nur die Katastrophe sehen.

Welche Glaubensgeschichte können Sie erzählen? Wo erlebten Sie sich wundersam bewahrt, auf den rechten Weg geführt? Wo haben Sie vielleicht wie die Israeliten am Jordan stehend gedacht, das schaffe ich nie, und dann hat Ihnen wunderbarer Weise ein Weg ins Leben eröffnet.

Und vielleicht machen Sie es ja wie die Israeliten und erzählen Ihre Wundergeschichte weiter oder schreiben sie auf: Mein Wunder mit Gott! - Das wäre eine gute Überschrift für Ihr Tagebuch oder für Ihren Blog heute: Mein Wunder mit Gott!

Verfasser:  Pfarrer Dietmar Diefenbach, Haingrabenweg 1, 61352 Bad Homburg


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