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Anfang eines neuen Weges

von Mechthild Gäntzle (64354 Reinheim)

Predigtdatum : 11.01.2009
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 1. Sonntag nach Epiphanias
Textstelle : Matthäus 3,13-17
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Wochenspruch:

Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder (Römer 8,14).

Psalm: 72

Lesungen

Altes Testament:

Jesaja 42, 1-4 (5-9)

Epistel:

Römer 12, 1-3 (4-8)

Evangelium:

Matthäus 3, 13-17

Liedvorschläge

Eingangslied:

EG 66

Jesus ist kommen, Grund ewiger Freuden

Wochenlied:

EG 200

Ich bin getauft auf deinen Namen

Predigtlied:

EG 401

Liebe, die du mich zum Bilde

Schlusslied:

EG 590

Herr, wir bitten: Komm und segne uns

Hinführung:

Von der Taufe Jesu wird in allen drei Evangelien berichtet. Mk 1,9-11; Lk 3, 21-22; Mt 3,13-17. Bei Johannes, (1,32-34) wird nur das Geschehen der Taufe bezeugt und die Gotteskindschaft des Getauften bestätigt.

Markus und Lukas berichten in kurzen Worten, während Matthäus ausführlicher davon schreibt.

Matthäus, der im besonderen Maße von der Auseinandersetzung zwischen Judentum und der christlichen Gemeinde betroffen ist, beginnt sein Evangelium mit dem Stammbaum Jesu, den Geburtsgeschichten, und dann folgt die Taufe Jesu. Matthäus will dem Leser vom Anfang an klar machen, „dass Jesus durch seine wunderbare Erzeugung wesenhaft der Sohn Gottes ist und dass er nicht erst durch die göttliche Proklamation bei der Taufe ‚adoptiert’ wird“(Arbeitsbuch zum NT von H. Conzelmann und A. Lindemann).

Matthäus setzt die Taufe Jesu an den Beginn seines Wirkens. Dass Gespräch von V.15 findet nur bei Matthäus statt: „Lass es jetzt geschehen! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen“ ist Sondergut bei Matthäus.

„Dass Gerechtigkeit geschehe“, andere Übersetzungen des Verses: „Es ist richtig für uns, alle Forderungen (Gesetze) zu erfüllen“ (J.B. Phillips, The New Testament in Modern English).“Lass es geschehen, wir müssen alles tun, was Gott will”(Hoffnung für alle).

Für Christen, die aus der jüdischen Tradition kommen, gilt: Ein Mensch ist nach der Thora gerecht, wenn er sich vorbehaltlos und gehorsam dem Willen Gottes hingibt und danach lebt.

Jesus, der alle Gerechtigkeit erfüllen, der Gott vollkommen gehorsam sein will, fordert von Johannes: „Lass es geschehen!“

Durch den Gehorsam Jesu wird in und durch die Taufe die Sohnschaft durch Gott bestätigt. „Das ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Danach folgt die Erzählung von der Versuchung, gewissermaßen als Bewährung Jesu, der in der Versuchung sich als Sohn Gottes zeigt.

Mit der Taufe zeigt Jesus, dass er keine Sonderstellung beansprucht, er reiht sich ein in die Menge der Taufwilligen, seine Gleichstellung mit den Menschen wird deutlich.

Hinführung zur Predigt:

Am Anfang eines neuen Jahres, am Anfang eines Berufslebens, am Anfang des Wirkens Jesu.

Liebe Gemeinde!

Wenige Tage des neuen Jahres sind vergangen. Ich höre noch die Frage von Freunden im Ohr: „Na, wie habt Ihr das Neue Jahr angefangen?“ – Wie haben Sie es angefangen? Laut mit Knallern und Sekt oder still, so wie es in einem Lied heißt: „Mit Singen und mit Beten?“

Ein sinnvoller Start, ein guter Anfang ist immer wichtig.

So wird der Anfang der Schulzeit gebührend gefeiert.

Ein Anfang im Berufsleben ist ebenso ein besonderes Ereignis im Leben. Auch bei einem Berufswechsel wird die Frage gestellt: „Wie war der Anfang, hattest du einen guten Einstieg in deine neue Tätigkeit?“

Auch in unserem heutigen Predigttext geht es um den Beginn einer Tätigkeit, den Anfang eines neuen Weges.

Hören wir auf den Predigttext: Matthäus, Kapitel 3, die Verse 13-17:

13 Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, daß er sich von ihm taufen ließe. 14 Aber Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf dessen, daß ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir? 15 Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Laß es jetzt geschehen! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er's geschehen.

16 Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah a den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. 17 Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

Liebe Gemeinde!

Eine Attraktion am Ufer des Jordans.

Da stand er, in einem Gewand aus Kamelhaaren, einem ledernen Gürtel um seine Lenden und rief mit überzeugender Stimme zur Buße auf. Er lebte von wildem Honig und Heuschrecken. Es musste eine Faszination von ihm ausgegangen sein, denn die Menschen strömten zu ihm an den Jordan. Aus Jerusalem, ganz Judäa und von allen Ländern am Jordan kamen sie herbei. Sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan taufen.

Selbst Pharisäer und Sadduzäer waren unter ihnen, aber sie mussten sich eine harte Schimpfrede gefallen lassen. Kann so ein Mann Gottes reden? „Ihr Schlangenbrut“ – Gerichtsworte, die keiner gerne hört: „Die Axt ist den Bäumen schon an die Wurzel gelegt, darum wird jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, abgehauen und ins Feuer geworfen.“

Angesichts des nahenden Gerichts verlangte Johannes von jedem die Umkehr und forderte den Empfang der Taufe im fließenden Wasser des Jordans. Die in Aussicht gestellte Sündenvergebung hatte die echte Umkehrbereitschaft des Täuflings zur Vorraussetzung. Er, der Täufer genannt wurde, taufte mit Wasser zur Buße, aber er wusste, dass nach ihm ein anderer kommen werde, der stärker war als er, von dem er erwartet, dass er die Spreu vom Weizen trennen und mit unauslöschlichem Feuer verbrennen werde. Einer, der mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen werde.

Und nun stand er vor ihm, der Erwartete. Einfach – nicht stark und mächtig, wie er es verkündigt hatte.

Was mag wohl in dem gewaltigen Rufer am Jordan vorgegangen sein, als er sah und hörte, dass dieser, den er angekündigt hatte, gekommen war, sich in die Reihe der Umkehrbereiten, der Bußwilligen einreihte, um sich von ihm taufen zu lassen? Er wehrte ab: „nein, ich müsste von dir getauft werden!“

Jesus, der vor ihm stand, war der ganz Andere. Er war nicht gekommen, um mit Feuer zu taufen, die Worfschaufel in der Hand, reinigend die Spreu mit Feuer zu vernichten.

Kein Herrscher, der regieren und das Reich des Friedens mächtig errichten werde.

War er wirklich der, den er angekündigt hatte?

Johannes quälten später noch einmal die gleichen Zweifel, als er im Gefängnis sitzend, seine Jünger zu Jesus schickte mit der Frage: „Bist du es, der da kommen soll, der verheißene Retter, oder sollen wir auf einen andern warten?“

Jesus fängt sein Wirken nicht mit großem Aufwand an, er stellt sich den Menschen gleich, unterwirft sich dem menschlichen Lebensweg, dem Leiden, dem Hungern und Ausgegrenztsein. Am Ende dieses Weges wird ein grausames Sterben stehen. Hier mit der Taufe beginnt sein Weg, der Weg des Gehorsams. In dem großen Christushymnus wird es später Paulus deutlich sagen: Er, der Sohn Gottes, in göttlicher Gestalt erniedrigte sich selbst, er ward den Menschen gleich, er nahm keine Sonderrechte für sich in Anspruch. Er erniedrigte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an.

Aber Jesus wollte nicht nur den Menschen gleich sein, sondern er wollte im Gehorsam zu Gott leben.

„Lass es jetzt geschehen! So soll es sein, um die Gerechtigkeit Gottes zu erfüllen.“

Ein Mensch ist nach den Aussagen des Alten Testamentes gerecht, wenn er sich vorbehaltlos und gehorsam dem Willen Gottes hingibt und danach lebt.

Jesus unterstellte seinen Willen dem Willen Gottes.

So wie es in Psalm 40,9 gesagt wird: „Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern und dein Gesetz hab ich in meinem Herzen.“ Wie ein roter Faden zieht sich diese Bereitschaft durch sein Wirken.

Jesu Weg war ein Weg des Gehorsams.

Gehorsam sein, Gottes Willen tun? Was willst Du, Gott, das ich tun soll? Fragen, die uns heute in unserem selbstbestimmten, von Entscheidungen geprägten Leben nur schwer von den Lippen kommen. Von dem ehemaligen Kirchenpräsidenten Martin Niemöller wird berichtet, dass er bei allen seinen wichtigen Entscheidungen sich immer wieder die Frage stellte: „Was würde Jesus dazu sagen?“

Im Gehorsam steigt Jesus in den Jordan und empfängt die Taufe. Deutlich wird, dass Gott zu diesem Täufling steht, der Himmel öffnet sich.

Unter einem geöffneten Himmel zu stehen, das ist der Wunsch vieler Menschen auch heute. Selbst in unserer aufgeklärten Welt, in der uns der Himmel und die damalige Bedeutung genommen ist, verwendet man den Ausdruck des offenen Himmels, um aufzuzeigen, dass es Höhepunkte unseres Lebens geben kann, in denen die Schönheit des Lebens, die Glückseligkeit am tiefsten empfunden werden kann.

Gott bestätigt den Gehorsam Jesu durch einen geöffneten Himmel. Eine Taube, Symbol des Geistes Gottes, wird sichtbar und eine Stimme hörbar: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“

Durch die Proklamation der Sohnschaft bestätigt Gott den Gehorsam Jesu.

Vielleicht stellt sich uns heute Morgen die Frage: „Was soll, was kann der Text mir sagen? Hat er mit unserer Taufe zu tun?“ Sicher ist es tröstlich zu wissen, dass am Anfang eines neuen Lebens die Taufe stehen kann als Zuspruch Gottes: „Du bist mein geliebtes Kind.“ Verständlich ist auch der Wunsch der Eltern für das Neugeborene, den Lebensweg mit diesem Zuspruch beginnen zu lassen.

Doch kann er uns nicht noch mehr sagen?

Matthäus, der uns diese Geschichte von der Taufe erzählt, hat sie bewusst an den Anfang des Wirkens Jesu gestellt, an den Anfang eines Weges, der geprägt war vom gehorsamen Handeln bis hin zum Kreuz. Selbst als er im Garten Gethsemane seine Gefangennahme und seinen Tod vor Augen sah, rang er um die Bereitschaft und den Mut des absoluten Gehorsams: „Vater, was du willst, das geschehe!“ Immer wieder auf dem Weg seines Wirkens ging Jesus in die Stille, um nach dem Willen seines Vaters zu fragen. Durch die Vorbereitung in der Stille, einem 40 Tage dauernden Wüstenaufenthalt, konnte Jesus der ersten Versuchung widerstehen. „Du sollst anbeten den Herrn und ihm allein dienen“, war seine Antwort auf die Verlockungen des Versuchers. Das Vater-Sohn-Verhältnis zeigte sich immer wieder bei seinem Tun. Er blieb mit seinem Vater im Gespräch und suchte solange die Stille, bis sein Wille im Einklang mit dem Willen Gottes war. Und dann konnte er alles erreichen, den Menschen die Hilfe geben, die sie brauchten, Kranke heilen, Trost, Wegweisung und Hilfe ihnen geben. Nur durch die Bindung an den Vater, konnte er den Menschen auch die Liebe des Vaters deutlich sichtbar machen.

Liebe, die sich Armen, Kranken, Ausgestoßenen zuwendet und Sünder zur Buße, zur Umkehr, zu neuem, besseren Leben ruft.

Im Tun des Willens des Vaters konnte Jesus zum Segen für alle werden, die ihm auf seinem Weg zum Kreuz hin begegneten.

Zusammenfassung

Die Taufe, das völlige Hineintauchen in das Wasser, hatte zweierlei Bedeutung. Jesus, der Sohn Gottes, beanspruchte keine Sonderstellung, sondern wollte in allem uns gleich sein, und es war für Jesus ein bewusster Gehorsamsakt; er wollte Gottes Willen tun.

Uns freiheitlich erzogenen und denkenden Menschen will Gehorsam, so wie Jesus in zeigte, nicht gefallen oder er ist nicht mehr zeitgemäß. Durch negative Erfahrungen geprägt, sträuben wir uns gegen Gehorsam und denken an die Folgen eines Kadavergehorsams, der Menschen verführte und zu grässlichen Taten verleitete.

Doch Gehorsam, gebunden in der Liebe zu Gott und dem Handeln zum Wohl und Heil des Nächsten, kann auch unser Leben zu einem Leben unter geöffneten Himmel werden lassen. Die Voraussetzung dafür wurde von Jesus geschaffen, durch seine Taufe, sein Leben und Sterben, durch seinen Gehorsam.

Der Himmel steht für alle offen.

Julius Dietrich hat in einem Lied es so ausgesagt:

Der Himmel steht offen, Herz, weißt du warum?

Weil Jesus gekämpft und geblutet darum.

Auf Golgathas Hügel, da litt Er für dich,

als er für die Sünder am Kreuze erblich.

Darum geht die Einladung an alle Menschen, an Getaufte oder noch Ungetaufte:

So komm doch, o Seele, komm her zu dem Herrn

und klag’ deine Sünden. Er hilft ja so gern.

Amen.

Verfasserin: Prädikantin Mechthild Gäntzle, Reinheim


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