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Anvertraute Gaben

von Paul-Ulrich Lenz (63679 Schotten-Einartshausen)

Predigtdatum : 21.08.2011
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 8. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Matthäus 7,24-27
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Wochenspruch:

"Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern." (Lukas 12, 48)

Psalm: Psalm 40, 9 - 12

Lesungen

Altes Testament: Jeremia 1, 4 - 10

Epistel: Philipper 3, 7 - 14

Evangelium: Matthäus 25, 14 - 30

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 295 Wohl denen, die da wandeln

Wochenlied: EG 497, 1 - 5 Ich weiß, mein Gott, dass all mein Tun

Predigtlied: EG 369, 1 - 3. 7 Wer nur den lieben Gott lässt walten

Schlusslied: EG 443, 6.7 Gott will ich lassen raten

Liebe Gemeinde,

erinnern Sie sich an Forrest Gump? Das ist der junge Mann aus einem Film, der auf den ersten Blick so eine Art "Volltrottel" ist und dem doch das Glück nachläuft wie Hans im Glück im Märchen. Forrest Gump sagt einen Satz, der mich oft beschäftigt - und der viel mit unserem Predigtthema zu tun hat: "Dumm ist, wer Dummes tut." Wir sehen das meistens anders: Dumm ist, wer nicht schnell rechnen kann, nicht richtig schreiben kann, nicht den Hauptschulabschluss schafft, nicht zu Rande kommt, nicht flott mit dem Mundwerk unterwegs ist. Landläufig hat Dummheit mehr mit dem Verstand und weniger mit dem Handeln eines Menschen zu tun. Ich möchte Sie bitten diesen Satz: Dumm ist, wer Dummes tut." im Hinterkopf zu behalten - zumindest für die Dauer der Predigt.

Zeichnung Ivan Steiger

Wenn wir jetzt das Bild anschauen, sehen wir Ungewöhnliches, das wir doch kennen: Leute bauen an einer Strandburg. Das können Sie am Strand der Ostsee, des Mittelmeeres und wenn genügend Sand da ist, auch an einem x-beliebigen See im Binnenland sehen. Es macht Spaß, so eine Strandburg zu bauen. Es macht noch mehr Spaß, wenn man es zu mehreren tut.

Ich habe gelernt: Es gibt regelrechte Spezialisten im Strandburgenbauen. Es soll Leute geben, die bauen den ganzen langen Urlaubstag an so einer Burg. Manche bringen sogar einen Bauplan mit - vom Schloss Neuschwanstein, wenn sie aus Bayern und König-Ludwig-Fans sind, vom Kölner Dom, wenn sie Katholiken sind oder vom Wetterauer Tintenfass, das sie aus dem Vorbeifahren auf der Autobahn kennen. Da wird aus dem Urlaubsvergnügen Strandburgbauen dann fast schon harte Arbeit.

Noch schwieriger und stressiger wird es, wenn erst einmal ein Strandburgbau-Wettbewerb an so einem Strand in Gang gekommen ist. Jeder will den anderen übertreffen. Manche aus dem Bauteam werden als Spione abgeordnet um zu sehen, ob andere Teams schöner oder schneller bauen. Schließlich gilt es doch, die absolut ultimative Strandburg des Sommers 2011 zu errichten. Da muss man sich schon ins Zeug legen. Da muss Leistung gebracht werden - denn das lernt bei uns schließlich schon jedes Kind: Ohne Fleiß kein Preis.

Und wenn kein Sand zur Hand ist? Es gibt auch Leute, die bauen Luftschlösser – und auch da gilt: Je größer und schöner, umso mehr beeindrucken solche Luftschlösser die, die sie bauen.

Vielleicht kennen Sie solche Leute, die statt Sandburgen Luftschlösser bauen. „Wenn ich einmal reich bin“ träumen sie – und geben das Geld, das sie dann verdienen, freigebig aus. „Wenn ich erst einmal ein Star bin“, sagen sie und lassen schon einmal Autogramm-Karten drucken. „Wenn ich erst einmal alt bin“, sagen sie und träumen davon, was sie dann alles lassen können und wie sie dann das Leben genießen werden. Aber jetzt? Jetzt sind sie irgendwie im eigenen Leben nicht zu Hause und träumen sich in eine andere, eine bessere Welt.

"Dumm ist, wer Dummes tut." sagt Forrest Gump. Ist Strandburgen bauen dumm? Schauen wir noch einmal auf unser Bild und fragen:

Was ist dumm am Strandburgenbau? Was ist dumm an den Luftschlössern unserer Träume? Nichts, könnte man sagen. Wenn's Spaß macht, dann sollen sie doch. Es wirkt ein wenig übertrieben, aber das ist die Sache der Leute. Es ist viel Mühe für eine Burg, die über Nacht weg-geschwemmt und weg-gespült werden kann.

Dumm wird die ganze Geschichte erst, wenn die Erbauer sagen: Das ist unsere Burg, in der wir wohnen wollen. Das ist die feste Burg, in der wir Schutz und Geborgenheit suchen. Das ist die feste Burg, in der wir unser Leben vor allen Unbilden der Welt in Sicherheit bringen wollen. Das ist der feste Grund, auf den wir uns gründen.

Da verwechselt Ihr doch etwas, werden wir dann wohl sagen. Da macht ihr ein sehr vergängliches Bauwerk zum Grund und zum Fundament eures Lebens. Das kann nie gut gehen - das ist dumm.

Dumm ist, wer Dummes tut: Wer seine Strandburg mit der festen Burg verwechselt, der tut Dummes.

Und wenn das mit so manchen Parolen in unserer Zeit auch so eine Verwechselung wäre? "Leistung, Leistung über alles." - „Du bist, was du aus dir machst.“ - „Hauptsache gesund“ - „Geld ist nicht alles, aber ohne Geld ist alles nichts.“ Sie werden solche Parolen kennen – wir bekommen sie ja oft genug zu hören. Und hinter den flotten Sprüchen steht ein Glaube: wenn es einer im Leben zu etwas gebracht hat, dann hat sich sein Leben gelohnt. Das ist das Fundament, auf dem sich aufbauen lässt: Fleiß, Einsatz, Karriere, Geld – oder wie in der Werbung: Mein Haus, mein Auto, meine Jacht. Hast Du was, dann bist du was.

Kann man das wirklich, sein Leben auf das gründen, was man leistet, sein Leben an dem festmachen, was man schaffen kann? Kann das wirklich der feste Grund meines Lebens sein: Ich bin gesund, leistungsfähig und werde mich durchkämpfen bis ans Ende meiner Tage? Mein Erfolg ist mein Fundament und Lebenssinn und wertvoll ist mein Leben dann, wenn ich aus allem das Beste gemacht habe. Oder gleichen wir dann nicht Strandburg-Bauern, die ihre Strandburg mit der festen Burg verwechseln?

Wer hohe Türme und große Häuser bauen will, der muss auf ein solides Fundament achten. Jeder Baumeister, jeder Architekt weiß das. Auf das Baumaterial kommt es an – und auf den festen Grund, auf dem gebaut wird.

Von den Leuten in der Turmbaugeschichte, die wir als Lesung gehört haben, heißt es: Sie bauen den Turm, damit sie sich einen Namen machen. Wer einen Namen hat, der ist wer, der stellt was dar, der hat es geschafft. Ich weiß noch, wie stolz ich war, als mein Name das erste Mal als Torschütze beim Fußball in der Zeitung stand, obwohl es nur in der B-Klasse war. Sich einem Namen machen - das ist die Sicherheit: Ich werde nicht vergessen, ich bin nicht einfach irgendwann weg-geschwemmt wie der Sand am Sandstrand, nicht weggeblasen wie eine Samen auf der Erde, nicht weg-geweht wie eine Blume auf dem Feld oder ein Blatt von einem Baum. Das steckt hinter vielen Bauwerken – großen und kleinen: Ich möchte nicht vergessen werden. Ich möchte nicht mit der vergehenden Zeit vergehen und vergessen sein. Meine Leistungen bleiben der Nachwelt im Gedächtnis.

"Selig sind, die geistlich arm sind, denn das Himmelreich ist ihnen gewiss.“" sagt Jesus am Beginn der Bergpredigt. Du musst Dir das Leben nicht verdienen und den Platz im Himmel nicht erkämpfen - bei Gott bist Du längst ins Gedächtnis eingezeichnet und seit Deiner Taufe hält er Dir Deinen Platz im Himmel bereit. Darum musst Du nicht mehr deine Arbeit nehmen, um dich vor Gott ins rechte Licht zu rücken. Du musst nicht mehr glauben, dass dein Leben wie Staub verweht, wenn du dir kein Denkmal setzt durch deine Erfolge. Du musst nicht mehr glauben, dass du nur zählst, wenn du vorweisen kannst; Das habe ich gemacht, das habe ich gebracht. Gott sagt: „Ich habe Dich geliebt - längst bevor Du auch nur den ersten Schritt getan und das erste Ziel deines Lebens erreicht hast. Ich stehe zu Dir, auch wenn Dein Leben einmal nichts mehr vorzuweisen hat an Leistung oder Erfolg. Ich halte Dich fest und halte an Dir fest. Das ist das Fundament, auf das Du bauen kannst.“

"Dumm ist, wer Dummes tut." sagt Forrest Gump. Ich sage: Dumm wäre, wer sich nicht beschenken lässt! Und wir merken – dieses „dumm sein“ hat nichts mit Intelligenz zu tun, aber wohl viel mit dem Stolz, der nur sich und seine Leistungen gelten lassen will und darum blind bleibt für die Spuren Gottes in dieser Welt und im eigenen Leben.

Jesus sagt: Auf dem Fundament der Geschenke Gottes kannst Du dein Lebenshaus bauen. Das wird ein Haus sein, in dem Frieden und Gerechtigkeit tragende Balken sind, in dem Vergebung und Versöhnung Türen sind, in dem die Freude an Gott aus den Fenstern strahlt und in das andere gerne kommen, weil sie spüren: Hier werde ich genommen, so wie ich bin und muss mich nicht verbiegen.

Das geschenkte Fundament des Lebens macht die Hände, das Herz und den Kopf frei. Ich kann tun, was dran ist, mich fröhlich plagen, sogar meine Leistung bringen, die mir Freude macht und den Menschen um mich herum nützt. Aber ich muss nicht mehr mich mit meiner Leistung vor Gott und den Menschen ins rechte Licht rücken. Ich muss es nicht mehr glauben, dass ich das Fundament meines Lebens selbst legen muss.

Weil Gott alles getan hat, was für meiner Seelen Seligkeit nötig ist und es mir schenkt – das Fundament meines Lebenshauses gelegt hat, kann ich tun, was in dieser Welt das Leben ein wenig schöner, freundlicher und gerechter macht. Mehr muss ich nicht.

Verfasser: Pfarrer i. R. Paul-Ulrich Lenz Am Litzenau 17, 63679 Schotten-Einartshausen


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