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Auferstehung - geöffnete Augen

von Karsten Müller (Halle /Saale)

Predigtdatum : 20.04.2014
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Osternacht
Textstelle : 1. Korinther 15,19-28
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Wochenspruch:
Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. (Offenbarung 1, 18)

Psalm: Psalm 118, 14 - 24

Lesungen
Altes Testament: 1. Samuel 2, 1 - 2.6 - 8 a

Epistel: 1. Korinther 15, 1 - 11

Evangelium: Markus 16, 1 - 8

Liedvorschläge
Eingangslied: EG 99 Christ ist erstanden
Wochenlied: EG 106, 1 - 5 Erschienen ist der herrlich Tag
Predigtlied: EG 115 Jesus lebt
Schlusslied: EG 117 Er ist erstanden

Hinführung
Zweimal kommt im Gottesdienst zu Ostern 2014 der 1. Ko-rintherbrief mit seinem 15. Kapitel zu Wort: Der Beginn (1-11) als Epistel, das Ende (19-28) als Predigttext. Dazwi-schen liegt die Argumentation des Paulus gegen die Leugner der Auferstehung in Korinth.

Die Anfragen an die Auferstehung stehen „alle Jahre wieder“ zu Ostern im Raum. Nahe liegt die Versuchung, die aufblü-hende Natur als Bild für die Auferstehungshoffnung heran-zuziehen.

Das aber überzieht das Bild und macht die Hoffnung klein. Die Predigt versucht einen Perspektivenwechsel mit dem „Gespräch der ungeborenen Zwillinge im Mutterleib“ (nach Henri J. M. Nouwen). Kann es ein Leben nach der Geburt geben?

Predigt
Liebe Gemeinde,
„nun aber“ diese beiden Worte stehen ziemlich am Anfang unseres Predigttextes. Zwei Worte, die man leicht überliest. Sie schließen unseren Abschnitt an etwas an. Es geht im 1.Korintherbrief vor unserm Text um etwas, das uns nicht fremd ist: Die Leugnung der Auferstehung.

Schon in der ersten christlichen Gemeinde in Korinth war die Auferstehung offenbar eine weniger glaub- als vielmehr fragwürdige Sache. Zu stark scheint die Realität des Todes in unserer Umwelt verwurzelt, als dass man etwas wie die Auferstehung von den Toten für wahr halten könnte.

Nun aber – ist Ostern. Wir könnten es uns leicht machen und uns auf das Aufblühen der Natur konzentrieren und so tun, als wären das Zeichen der Auferstehung, so irgendwie jedenfalls. Aber das jetzt aufsprießende Grün trägt schon den Tod in sich. Die Blüten verblühen, das Laub wird im Herbst wieder fallen. Das wissen wir.

Wir wissen auch, dass mit Ostern der Tod nicht aus der Welt kommt. Es wird weiter gestorben werden. Und das Sterben ist durch die Apparatemedizin nicht einfacher geworden. Der Tod wird weiter unser Begleiter bleiben. Er betrifft uns mehr oder weniger, er ist uns ferner oder näher. Aber verschwun-den ist der Tod nicht – trotz der Auferstehung von den To-ten.

Nun aber ist Ostern. Jesus Christus, der am Kreuz gestorben ist, begraben wurde – er ist auferstanden von den Toten. Er ist lebendig, nicht nur damals oder heute, sondern von Ewigkeit zu Ewigkeit und hat die Schlüssel des Todes und der Hölle.

Was heißt das für uns? Paulus sagt: Die Auferstehung von Jesus hat Folgen für das Leben der Menschen. Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten, schreibt Paulus. Durch Adam und Eva, kam die Sünde, also die Trennung von Gott in die Welt. Das Paradies ist verschlossen.

Nun aber ist Gott selbst Mensch geworden. Durch Jesus ist die Trennung des Menschen von Gott aufgehoben. Durch seine Auferstehung ist auch die Endgültigkeit des Todes ein für allemal aus der Welt.

Die eigentümliche Kraft, die zur Trennung von Gott führt, ist für uns eine Realität. Der Drang des Menschen, sich von Gott zu trennen, gehört zu unseren Erfahrungen. Zu diesen Erfahrungen zählt schließlich auch die Erfahrung des Todes.

Erfahrungen mit einem neuen Leben nach dem Tod haben wir nicht. Die Gräber auf den Friedhöfen bleiben verschlos-sen. Paulus erklärt es den ersten Christen in Korinth etwa 25 Jahre nach der Auferstehung und uns etwa 2000 Jahre nach der Auferstehung so: Ein jeder aber in seiner Ordnung: als Erstling Christus; danach, wenn er kommen wird, die, die Christus angehören.

Ist also die Hoffnung auf Auferstehung eine Hoffnung auf den „St.-Nimmerleinstag“? Sollte man sich nicht besser an die scheinbaren Realitäten halten? So wie der eine Zwilling im Mutterleib, der seinen Bruder fragt:
„Sag mal, glaubst du eigentlich an ein Leben nach der Ge-burt?“
„Ja, auf jeden Fall!, antwortet sein Bruder. „Hier drinnen wachsen wir und werden stark für das, was draußen kom-men wird.“
„Ich kann das nicht glauben“, meint der erste.
„Es kann kein Leben nach der Geburt geben, wie soll das denn bitteschön aussehen?“
„So ganz genau weiß ich das auch nicht. Aber es wird sicher
viel heller sein als hier. Und vielleicht werden wir herum lau-fen und mit dem Mund essen.“
„So einen Unsinn habe ich ja noch nie gehört. Mit dem Mund essen? Was für eine verrückte Idee. Es gibt doch die Nabel-schnur, die uns ernährt. Und wie willst du denn herumlaufen?
Dafür ist die Nabelschnur doch viel zu kurz.“
„Doch, es wird bestimmt gehen, es ist eben dann alles nur ein bisschen anders.“
„Du spinnst! Es kann nicht sein. Es ist noch nie einer zu-rückgekommen von nach der Geburt. Mit der Geburt ist das Leben zu Ende. Punktum.“
„Ich gebe ja zu, dass keiner richtig weiß, wie das Leben nach der Geburt aussehen wird. Aber ich weiß, dass wir dann unsere Mutter sehen werden und dass sie für uns sorgen wird.“
„Unsere Mutter ??? du glaubst doch wohl nicht an eine Mut-ter! Wo ist sie denn?“
„Na, hier - überall um uns herum. Wir leben in ihr und durch sie. Ohne sie könnten wir gar nicht sein!“
„Das ist nun aber wirklich Quatsch, von einer Mutter habe ich noch nie etwas bemerkt, also kann es sie auch nicht geben.“
„Doch, manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du sie singen hören oder spüren, wenn sie unsere Welt streichelt...“

Spüren wir Gott, wenn er die Welt streichelt? Im Hinblick auf die Auferstehung schlägt Paulus einen anderen Ton an: Das geht es um Kampf, ja sogar Vernichtung: Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod.

Nun aber ist dieser Feind noch nicht vernichtet. Es wird im-mer weiter gestorben und bei weitem nicht in Betten, son-dern immer noch und immer wieder auf Schlachtfelder, Straßen. Auch der gewaltsame Tod verschwindet nicht aus der Welt, fast jeden Sonntagabend kann er im „Tatort“ an-gesehen werden.

Es bleibt nur eine Frage übrig: Was wäre unser Leben, wenn die Hoffnung auf die Auferstehung von uns genommen wür-de? Paulus schreibt ein paar Verse vor unserem Text: Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstan-den, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich (1. Kor. 15, 13f). Zu dieser Argumenta-tion gehört auch der merkwürdige Satz am Beginn unseres Predigtabschnittes: Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. Warum das? Was soll an der Hoffnung auf Christus in diesem Leben schlecht sein?

Nichts ist daran schlecht. Die Hoffnung darf sich aber eben nicht nur auf dieses Leben beschränken. Die christliche Hoffnung ist etwas, das über dieses, das irdische Leben hin-ausragt. Nehmen wir diese Hoffnung, die Hoffnung, „dass da noch etwas kommt ...“ aus unserem Leben heraus, dann machen wir Jesus zu einer interessanten historischen Gestalt und den christlichen Glauben zu einer vielleicht beden-kenswerten ethischen Haltung (wegen Nächstenliebe uns so). Mehr ist dann nicht.
Und was macht dann das Elend aus? Dass wir alles in unse-rem irdischen Leben unterbringen müssen. Damit ist nicht einmal gemeint, dass man alles erleben muss. Man muss nicht an allen 1000 Orten gewesen sein, die man vor dem Tod gesehen haben sollte.

Antoine de Saint-Exupery, der Autor des „Kleinen Prinzen“ hat das Elend so beschrieben: „Wir können nur dann in Frieden leben und im Frieden sterben, wenn wir uns unserer Rolle ganz bewusst werden, und sei diese auch noch so un-bedeutend und unausgesprochen. Das allein macht glücklich. Was aber dem Leben Sinn verleiht, gibt auch dem Tod Sinn.“

Das klingt beim ersten Hören eigentlich ganz vernünftig. Aber was ist eigentlich, wenn ich das nicht kann? Geistig Behinderte haben nach dieser Definition keinen Zugang zum sinnvollen Leben und Sterben.

Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod. Das macht Hoffnung. Eine Hoffnung über das irdische Leben hinaus.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Das Leben in der Welt muss nicht immer ein Weg durch das Jammertal sein – und ist es ja oft auch nicht. Es kann sehr schön sein, so schön, dass man es festhalten möchte. Wir haben uns ja auch in vielen Fällen schön eingerichtet in diesem Leben. Dagegen ist in der Regel auch nichts zu sagen.

Aber es ist eben nur die halbe Wahrheit. Diese Leben kann nicht alles sein. Sicher kommt noch etwas. Wenn wir uns noch einmal an die beiden Zwillinge im Mutterleib erinnern: Die ganze Wahrheit ist wohl: Der Tod ist die Geburt in ein neues Leben. Amen.

Verfasser: Pfarrer Karsten Müller
An der Johanneskirche 1, 06110 Halle

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