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Auferstehung – geöffnete Augen

von Dietmar Diefenbach (Bad Homburg)

Predigtdatum : 22.04.2012
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Quasimodogeniti
Textstelle : 1. Petrus 5,1-4
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Wochenspruch:

"Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben."

(Johannes 10, 11 a.27.28 a)

Psalm: 23 (EG 711)

Lesungen

Altes Testament: Hesekiel 34, 1 - 2 (3 - 9) 10 - 16.31

Epistel: 1. Petrus 2, 21 b - 25

Evangelium: Johannes 10, 11 - 16 (27 - 30)

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 321, 1-3 Nun danket alle Gott

Wochenlied: EG 288, 1-5 Nun jauchzt dem Herren alle Welt

Predigtlied: EG 632, 1-5 Wenn das Brot, das wir teilen

Schlusslied: EG 99 Christ ist erstanden

Liebe Gemeinde,

hören Sie den Predigttext aus dem 1. Petrusbrief:

1 Die Ältesten unter euch ermahne ich, der Mitälteste und Zeuge der Leiden Christi, der ich auch teilhabe an der Herrlichkeit, die offenbart werden soll:

2 Weidet die Herde Gottes, die euch anbefohlen ist; achtet auf sie,

nicht gezwungen, sondern freiwillig, wie es Gott gefällt;

nicht um schändlichen Gewinns willen, sondern von Herzensgrund;

3 nicht als Herren über die Gemeinde, sondern als Vorbilder der Herde.

4 So werdet ihr, wenn erscheinen wird der Erzhirte, die unvergängliche Krone der Herrlichkeit empfangen.

Der Predigttext ist eine Ermahnung an die Ältesten der Gemeinde. Wie Sie vermutlich ahnen, muss ich Sie nun nicht nach Ihrem Alter fragen, und ich muss auch die Ältesten unter Ihnen nicht bitten aufzustehen als diejenigen, an die der Predigttext sich wenden würde.

Die Ältesten der Gemeinde waren zur Zeit des Petrusbriefes diejenigen, die am längsten in der Gemeinde mit dabei sind, die am längsten im Glauben standen und sich bemühten in der Nachfolge Jesu Christi zu leben. Die Ältesten sind diejenigen, die die Gemeinde leiten. Im Griechischen ist hier von den Presbyteros die Rede. Presbyter, ein Ausdruck, mit dem in anderen Landeskirchen die Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher bezeichnet werden.

Genau genommen wendet sich also unser Predigttext an die Mitglieder unseres Kirchenvorstandes sowie an die Pfarrerinnen und Pfarrer, die zum Kirchenvorstand gehören.

An Sie, liebe Mitglieder im Kirchenvorstand, ist also der Predigttext gerichtet: Die Ältesten unter euch ermahne ich: Weidet die Herde Gottes!

Guter Gedanke, werden Sie vielleicht sagen. – Aber: Wie macht man das, die Herde Gottes weiden? Lieber Schreiber des Petrusbriefs, wie sollen das denn unsere Mitglieder im Kirchenvorstand das tun? Kannst du uns Beispiele geben?

Genau dieses Wie versucht der Schreiber des ersten Petrusbriefes im Nachfolgenden auch zu umschreiben:

1. Weidet die Herde Gottes, die euch anbefohlen ist. Achtet auf sie!

Hier drängt sich mir das Bild vom guten Hirten nach dem Psalm 23 auf: Die Schafe zum frischen Wasser führen, sie auf den rechten Weg bringen, sie vor Gefahren schützen, und ihnen in Zeiten der Bedrohung das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir.

Ein schönes Bild, in das gewiss gerne jeder mit einstimmen mag. Es tut gut dazuzugehören. Sich versorgt und sicher im Leben zu fühlen, geborgen bei Gott.

2. Weidet die Herde Gottes, nicht gezwungen, sondern freiwillig!

Aus freien Stücken, aus freiem Willen. Vielleicht sollte man auch hinzufügen, auch nicht vom eigenen Pflichtgefühl gezwungen! – Denn ganz gleich, was wir gezwungen tun, das tun wir nicht mit Freude, es ist uns eine Last, die wir am liebsten abgeben, abladen würden. – Und das spüren andere!

Wenn ich mich aber freiwillig engagiere, dann bin ich begeistert, dann bin ich mit Freude dabei, - und dann kann ich – und das ist so wichtig für die Botschaft Gottes – dann kann ich auch andere davon begeistern, dann wird etwas aufblühen, und Früchte tragen.

Freiwillig gilt es sich für die Herde Gottes zu engagieren, nicht gezwungen.

3. Weidet die Herde Gottes, nicht um schändlichen Gewinns willen, sondern von Herzensgrund!

Weidet die Herde Gottes, nicht weil ihr euch irgendeinen Vorteil davon versprecht, weil es euch Ansehen und Anerkennung in der Öffentlichkeit bringt, sondern weil es euch um die Sache geht, ermahnt uns der Schreiber des ersten Petrusbriefes.

Um den Glauben an Gott weiterzugeben, um Menschen Gottes Liebe nahe zu bringen, um weiter zugeben, wie Leben gelingt, wie das Miteinander gut gestaltet werden kann, deshalb sollen wir uns engagieren.

Dass uns dann dieses Engagement auch gut tut, dass es auch Ansehen und Anerkennung mit sich bringen kann, das darf sekundär geschehen, aber es darf nicht der Motivationsgrund sein!

4. Weidet die Herde Gottes, nicht als Herren über die Gemeinde, sondern als Vorbilder der Herde!

Kein Herrschen! Kein: Jetzt sag ich euch, wo’s lang geht! – Sondern Vorbildsein ist gefragt! Vorleben: So wie Eltern ihren Kindern ihren Glauben vorleben, so sollen auch Älteste, Presbyter, Kirchenvorsteherinnen und -vorsteher vorleben, was es heißt auf Gott zu vertrauen.

Glauben vorleben, auf Gott hin transparent sein, im eigenen Reden und Handeln Gottes Liebe und Barmherzigkeit sichtbar und spürbar werden lassen, und zwar nicht nur am Sonntag in der Kirche, sondern im täglichen Leben und Miteinander, im Umgang mit dem brummigen Nachbarn, am Arbeitsplatz in Stresssituationen mit Kolleginnen und Kollegen, in Schule, Freizeit und Familie.

Weidet die Herde Gottes, liebe Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher. Achtet auf jedes einzelne Schäfchen unserer Gemeinde! Achtet auf alle, die sich zu unserer Gemeinde zählen! –

Ich weiß nicht, wie es Ihnen damit geht, aber an dieser Stelle wird mir etwas mulmig zu Mute. x (akuelle Zahlen bitte einfügen) Menschen. Und das sollen x Kirchenvorsteherinnen leisten? Das macht x (vermutlich etwa 200) Gemeindeglieder pro Kirchenvorstandsmitglied!

Lieber Schreiber des Petrusbriefes, hast Du denn jeden Realitätssinn verloren? Wie soll das denn möglich sein? –

Nun, am Ende des ersten, am Anfang des zweiten Jahrhunderts, als der Petrusbrief verfasst wurde, waren die Gemeinden viel, viel kleiner. Es waren vielleicht 10, 20, 30 Menschen, die Jesus Christus nachfolgten, und die sich am Sonntag, am Tag des Herrn zu einer Andacht trafen, bevor sie arbeiten gingen. Denn der Sonntag war im römischen Reich in aller Regel ein Ar-beitstag.

Die Christen waren kleine, überschaubare Gruppen. Man kannte sich. Und wenn jemand am Sonntag fehlte, dann wusste man was los war, und man konnte sich um ihn kümmern.

Die Ältesten, die Presbyter heute wären völlig überfordert. – Es sei denn, man bedenkt, dass sich aus dem Wort Presbyter das deutsche Wort Priester herleitet, und dass nach Martin Luther, Priester nicht nur der im katholischen Sinn geweihte Geistliche, sondern alle Gläubige sind.

Seit Martin Luther ermahnt unser Predigttext nicht mehr allein die Priester und Presbyter der Gemeinde, sondern alle Gemeindeglieder sind aufgefordert, einander Priester zu sein, die Herde Gottes zu weiden, vorbildhaft zu leben, im eigenen Reden und Handeln Gottes Liebe und Barmherzigkeit erfahrbar und spürbar werden zu lassen, und Leitungsverantwortung des Hirten zu übernehmen.

So richtet sich unser Predigttext an jeden einzelnen von uns! Jeder und jedem von uns ist Gottes Herde anbefohlen, stellvertretend für Jesus Christus sind wir beauftragt, auf Gottes Herde zu achten, im Hoffen und Vertrauen auf Gott, so werdet ihr, wenn erscheinen wird, der Erzhirte, die unvergängliche Krone der Herrlichkeit empfangen. Amen!

Verfasser: Pfarrer Dietmar Diefenbach

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