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Auferstehung - geöffnete Augen

von Paul-Ulrich Lenz (63679 Schotten-Einartshausen)

Predigtdatum : 31.03.2013
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Osternacht
Textstelle : Johannes 20,11-18
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Wochenspruch:

"Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle." (Offenbarung 1, 18)

Psalm: 118, 14 - 24 (EG 747)

Lesungen

Altes Testament: 1. Samuel 2, 1 - 2.6 - 8 a

Epistel: 1. Korinther 15, 1 - 11

Evangelium: Markus 16, 1 - 8

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 112, 1.2.6 Auf, auf, mein Herz mit Freuden

Wochenlied: EG 106, 1 - 5 Erschienen ist der herrlich Tag

Predigtlied: EG 116, 1 - 5 Er ist erstanden, Halleluja

Schlusslied: EG 99 Christ ist erstanden

Liebe Gemeinde,

"Ich habe den Herrn gesehen.“ Mit diesen Worten kommt Maria Magdalena vom Grab zurück. Ich habe den Herrn gesehene, aber nicht, wie ich es erwartet habe: nicht hingestreckt in den Binden und Banden des Todes, nicht gezeichnet von der Gewalt des Todes, die uns so bange macht. Ich habe ihn gesehen als den, der lebt. Er lebt. Er hat mich hierher zu Euch gesandt.

Versteht Ihr das? so könnte Maria Magdalena sagen: ich bin hingegangen, um ihn zu salben, ich bin hingegangen, um ihn ein letztes Mal zu sehen, um noch einmal über ihn zu weinen.

Aber nun, nun muss ich nicht mehr weinen. Nun weiß ich, was unsere Väter seit alters her singen: Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, dann werden wir sein wie die Träumenden! Ja ich habe den einen Gefangenen gesehen, den der ewige Gott schon erlöst hat, den er heraus gelöst hat aus dem Tod – und ich bin seitdem wie eine Träumende!

Wer den Auferstandenen gesehen hat, wie sollte der nicht anfangen zu träumen: von der Welt Gottes, in der der Tod besiegt, in der das Geschrei verstummt, in der die Leiden des Krieges abgetan, in der die Gewalt und die Macht über Menschen ihr Recht verloren, in der nur eines noch gilt: das Leben des Auferstan¬denen und sein Wort, das allen Leben schenkt die zu ihm gehören.

Wie eine Träumende, so kommt Maria von Magdala zurück vom Grab. Wie anders war sie einige Stunden zuvor dorthin gegangen. Sie war gefangen in der Traurigkeit, so wie wir ja oft in den Gedanken der Trauer gefangen sind. Wo der Tod sein letztes Wort gesprochen hat, da bleiben für uns nur noch die Tränen. Wo der Tod sein Recht geltend gemacht hat, da hilft nichts mehr, und sei es noch so gut gemeint. Da haben unsere Hände keine Kraft mehr. Was wir noch tun können, ist Totenpflege.

Marie Magdalena vor dem Grab das ist kein Glaubensheld, kein tapferer Mensch, der sich mit aller Kraft seiner Seele dagegen wendet und auflehnt und sagt: es muss doch weitergehen. Es darf doch nicht zu Ende sein mit Jesus. In ihrem Herzen ist vor dem Grab kein Platz für die Worte Jesu, die seine Auferstehung angesagt hatten. Da ist kein Platz für den Gedanken, dass Gott vielleicht doch noch Wun-der tun könnte. Alles, was sie noch will, ist ihren Herren beweinen und Abschied nehmen.

Wie viele unter uns sind in solchen Gedanken gefangen: in Gedanken des Todes, in den Ängsten, die in dieser Welt übermächtig werden wollen. Da bleibt nichts mehr als sich damit abzufinden: der Tod hat das letzte Wort und wo er sein Recht geltend macht, da muss das Leben weichen. Da können wir allenfalls noch Totenklage treiben. Ist das nicht Angst, die bis heute Menschen umtreibt, es gehe zu auf den Tod, sei es ihr Tod als eines einzelnen Menschen, sei es der Tod der Menschheit in einem Wahnsinnsgeschehen, das Ende aller Dinge, nach dem es keinen neuen Tag mehr gibt.

Wir begegnen dieser Angst in der Bibel. Wir begegnen der Hoffnungslosigkeit, die darin liegt, in der Angst und der Hoffnungslosigkeit der Maria Magdalena am Morgen des 3. Tages. Aber wie Maria Magdalena müssen auch wir nicht in der Angst und der Hoffnungslosigkeit bleiben: Da ist etwas geschehen, dass Maria Magdalena verwandelt hat, das seitdem Menschen verwandelt hat und das bis heute nicht aufgehört hat, Menschen zu verwandeln.

Da ist geschehen, dass Jesus auferstanden ist. Da ist geschehen, dass an einer Stelle die Gewalt des Todes schon zerbrochen ist. Da ist ge-schehen, dass ein Grab seinen Raub hergeben musste, dass in einem Grab die Ketten gesprengt worden sind.

Aber - höre ich: das sind doch nur Worte. Das gibt es nicht. Tod ist Tod. Da geschieht eben nichts mehr. Das können wir nicht denken. Das mochten sich Leute einbilden, die mehr Phantasie hatten als wir, die mehr Glauben hatten als wir, die mehr Einbildungskraft hatten als wir.

Schauen wir genau hin: Wenn es nach Maria Magdalena gegangen wäre, dann würde auch sie gesagt haben: Tod ist Tod. Sie steht vor einem leeren Grab und es sag ihr nichts. Sie kommt gar nicht auf die Idee: er ist auferstanden. Sie denkt in ganz andere Richtung: Er ist weggenommen die Leiche ist umgebettet worden. Noch im Grab lassen sie ihm keine Ruhe. Das tut ihr weh. So weit geht der Hass der Feinde, dass sie ihn noch hier verfolgen. So weit geht der Zugriff des Staates, dass er noch hier von jedem Gärtner einfach weggeschleppt werden kann, wenn sie ihn schon nicht mehr leben lassen wollten, können sie ihn dann nicht im Tod wenigstens in Ruhe lassen.

Maria Magdalena ist meilenweit entfernt von jedem Gedanken an Auferstehung, von jedem Gedanken an ein Wunder. Und auf bloße Worte hin und wären es Worte eines Engels, glaubt sie nicht. Da müssen bessere Argumente kommen, wenn einer den Tod besiegt glauben soll. Da muss sich schon mehr zeigen, wenn einer das glauben soll, dass die letzte Macht dieser Welt entmachtet ist und dass alle Todesmächte dieser Welt unter dem Zeichen der Niederlage ihren Kampf führen.

Und nun erzählt uns Johannes, was Maria verwandelt hat: da steht einer vor ihr, den sie kennen müsste und doch nicht kennt, den sie so oft gesehen hat und nun doch nicht sieht: weil ihre Augen blind sind vor Traurigkeit, weil ihr Herz gefangen ist in den dunklen Gedanken des Todes. Und dem, der da vor ihr steht, dem ruft sie all die Fragen entgegen und in den Fragen all die Not, die ihr der Tod macht. Und er antwortet nicht, wie wir es vielleicht erwarten mit einer Erklärung, mit einem Hinweis, mit einem Appell. Er sagt nur eines: Maria!

Da fällt es wie Schuppen von ihren Augen. Da erkennt sie ihn. An ihrem Namen erkennt sie ihn. Da steht er, der mich kennt, mit den Lasten, die mich zu Boden drücken, mit den Ängsten, die mir die Luft abschnüren, mit den Hoffnungslosigkeiten, die mir alles dunkel machen. Und er kennt mich und nennt mich bei meinem Namen. Daran erkennt sie ihn denn sie hat es ja schon einmal erlebt: wie er sie beim Namen gerufen hat und alle Angst dann weichen musste, wie er sie beim Namen gerufen hat und alle bösen Mächte sie frei geben mussten. Am Namen, den er ruft, werden ihr die Augen aufgetan. Jetzt weiß Maria: der da vor mir steht, das ist Jesus. Der da vor mir steht, das ist der, den ich bei den Toten suchte. Aber er lebt.

Darf ich das einmal so sagen: ich bin froh, dass uns die Bibel diese Geschichte erzählt, weil sie uns zeigt, wo wir frei werden von der Beugung unter den Tod. Da, wo wir uns aufmachen und in großer Einsamkeit und wohl auch in Traurigkeit und den Weg gehen zu Jesus. Da, wo wir ihn suchen, sei es bei den Toten und damit am falschen Platz , wo wir ihn suchen und ihm all die Not, die uns der Tod macht, entgegen schreien, da werden wir erleben, wie er zu uns tritt.

Und das möchte ich auch sagen: um zu hören, wie er unseren Namen sagt, um zu hören, wie er sich uns zuwendet, dazu muss es still sein. Dazu darf es keine laute Unruhe in uns und um uns geben. Dazu müssen wir wohl all der Betriebsamkeit unseres Alltags für einen Augenblick adieu sagen. Da, wo einer, eine von uns sich aufmacht und still wird und alles eigene Wollen aus der Hand gibt, da wird Jesus sich zu erkennen geben im Anruf des Namens.

Ostern war damals keine Sache des großen Haufens. Ostern war damals keine Sache der großen Massenbewegung. Und Ostern ist auch heute keine Sache der großen Massen und Mengen: Der auferstandene Herr sucht immer den Einzelnen und wo es zur Begegnung kommen soll, da muss alles andere dahinter zurücktreten. Da kann man sich auch Jesu nicht bemächtigen, ihn anrühren und für sich vereinnahmen. Stille halten müssen wir und hören und dürfen dann glauben: Sein Weg ist der Weg zum Vater. Auf diesen Weg will er auch uns ziehen. Dazu begegnet er Menschen, dass sie aus der stillen Begegnung mit ihm entdecken inmitten ihrer, unserer Welt: Der Tod ist besiegt, denn der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden!

Verfasser: Pfarrer Paul-Ulrich Lenz

Am Litzenau 17, 63679 Schotten


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