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Auferstehung - geöffnete Augen

von Peter Wagner (Fehl-Ritzhausen)

Predigtdatum : 16.04.2017
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Osternacht
Textstelle : Matthäus 28,1-10
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Wochenspruch:
"Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle." (Offenbarung 1, 18)

Psalm: 118, 14 - 24 (EG 747)


Lesungen
Reihe I: Markus 16, 1 - 8

Reihe II: 1. Korinther 15, 1 - 11

Reihe III: Matthäus 28, 1 - 10

Reihe IV: 1. Samuel 2, 1 - 2.6 - 8 a

Reihe V: Johannes 20, 11 - 18

Reihe VI 1. Korinther 15, 19 - 28


Liedvorschläge
Eingangslied: EG 116 1 - 5 Er ist erstanden, Halleluja
Wochenlied: EG 106 1 - 5 Erschienen ist der herrlich Tag
Predigtlied: EG 552 1 - 5 Einer ist unser Leben
Schlusslied: EG 99 Christ ist erstanden

Predigttext 28, 1 - 10
Jesu Auferstehung

Als aber der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria von Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Seine Gestalt war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee. Die Wachen aber erschraken vor Furcht vor ihm und wurden, als wären sie tot.
Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht die Stätte, wo er gelegen hat; und geht ei-lends hin und sagt seinen Jüngern, dass er auferstanden ist von den Toten. Und siehe er wird vor euch hingehen nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt. Und sie gingen eilends weg vom Grab mit Furcht und großer Freude und liefen, um es seinen Jüngern zu verkündigen.
Und siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid ge-grüßt! Und sie traten zu ihm und umfassten seine Füße und fielen vor ihm nieder. Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen: Dort werdet ihr mich sehen.“

Liebe Gemeinde,

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus – Amen

„Schatz, wo ist denn die Butter?“ „Im Kühlschrank!“ Stille – „Ich seh’ aber keine!“ „Unten im Fach.“ „Nö!“ „Warte, ich zeig dir, wo sie ist!“ - und mit einem Griff ist die Butter zur Hand! „Ah, da war sie, ich hab sie einfach übersehen!“

So kann’s gehen: Tunnelblick! Man sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Vielleicht sind auch die Gedanken noch ganz woanders. Die Folge: Man sieht und sieht doch nicht, übersieht das, worum es geht. Und es braucht jemanden, der einen ‚drauf stößt’, der einem die Augen öffnet, damit man sieht!

Liebe Gemeinde, die Kühlschrankszene wird ja gerne den Männern zugeschrieben. Frauen hingegen sollen solch ein Erlebnis manchmal vorm prall gefüllten Kleiderschrank ha-ben: „Schatz, ich hab ja gar nichts anzuziehen!“

Darüber hinaus gibt es viele Begebenheiten im Leben, in de-nen Frauen und Männern, Kindern und Erwachsenen erst einmal die Augen geöffnet werden müssen, wo man drauf gestoßen werden muss auf das, was da vor Augen liegt.

Zwei Frauen ist das so ergangen – auf dem Weg zum Fried-hof: sie hatten ihren Lebensinhalt verloren: Jesus! Nicht einfach gestorben, nein, grausam hingerichtet. Wie ein Ver-brecher gekreuzigt! Das hat gesessen. Die Bilder waren noch im Kopf und vor Augen. Sie begeben sich in aller Herr-gottsfrühe, bei Tagesanbruch, auf den Weg, um nach dem Grab zu sehen und zu realisieren: Es ist kein böser Traum, aus dem wir gleich erwachen. Jesus ist tot!

Wer von Ihnen schon einmal einen geliebten Menschen ver-loren hat kann sich in die Frauen hineinversetzen. Der weiß: es ist gut, dort zu sein, wo der Mensch ruht, ihm so noch mal nahe zu sein, zu sehen, dass das Grab in Ordnung ist und vielleicht eine Blume niederzulegen. Trauer braucht Zeit!

Und dann ein Erdbeben! Gewaltige Erschütterung: Der Boden droht unter den Füßen verloren zu gehen. Erschüttert waren die Frauen, ja! Der Halt war nach Karfreitag weg! Schon an jenem Tag bebte die Erde. Doch dieses Beben jetzt weist in eine ganz andere Richtung: Es ist auch eine Erschütterung. Ja, da wird’s alle Beteiligten wieder von den Füßen und vom Hocker reißen - doch diesmal vor Freude! Denn Gottes Engel greift ein, öffnet das Grab. Ja, auch hier Entsetzen: Bei den Wächtern, die erstarren und wohl auch bei den Frauen. Geblendet dürften sie gewesen sein angesichts der Gestalt wie ein Blitz und dem schneeweißen Gewand. Sie sehen’s und sehen’s doch nicht. Sie können nicht begreifen, was da vor sich geht. Schockstarre - auch bei Ihnen.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, liebe Gemeinde. Ich habe den Eindruck, dass erst der Engel diese Schockstarre wieder lösen kann. Er ergreift die Initiative: „Fürchtet euch nicht!“ hören die Frauen. Das tut doch gut, wenn einer sagt: „Hab keine Angst!“- oder? Denn angst und bange kann einem schon werden in dieser Welt, die von Hass, Terror und Ge-walt geschüttelt wird, wo Menschenleben nichts mehr zählen und Millionen ihre Heimat verlieren. „Fürchtet euch nicht!“ Gott will nicht, dass Menschen aus lauter Furcht und Angst seine Liebe zu dieser Welt und seinen Menschen nicht mehr sehen. Er öffnet die Augen für das, was an Ostern geschieht: Dem Tod muss Angst und Bange werden, weil er seine endgültige Macht verloren hat. Wie stark sich auch Mächte und Gewalten, die Leben bedrohen, gebärden, sie haben auf Dauer ausgespielt! Die Frauen lädt der Engel ein: „Kommt her und seht, die Stätte, wo er gelegen hat.“ Jesus lebt! Schaut’s euch an! Über-seht es nicht! Lasst euch die Augen öffnen für Gottes Handeln mitten in der Welt! Erkennt Gottes Gegenwart in seiner Schöpfung! Das ist nicht nur den Frauen damals gesagt, das gilt auch euch und mir heute! Macht die Augen auf, seht und erkennt wo Gott heute handelt: durch Menschen, die nicht abstumpfen angesichts des Leides in dieser Welt. Wo Menschen offen bleiben für Flüchtlinge und dort helfen, wo sie helfen können, wo Not gesehen wird, da ist Gott mittendrin dabei! Wo ich Menschen auch Fehler und Schwächen zugestehe ohne sie darauf festzunageln, wo ich die Dinge deutlich beim Namen nenne ohne über einem Menschen den Stab zu brechen und ihn in eine Schublade zu stecken, da wird Auferstehung erlebbar! Auferstehen aus den Tunnelblicken, die nur die einfachen Lösungen sehen in der Flüchtlingsfrage oder bei anderen Problemen; auferstehen aus den nostalgischen Blicken in die gute alte Zeit; der Blick ins leere Grab, das Hören der Auferstehungsbotschaft, die Mut und Kraft gibt, das ist angesagt!

Wenn sich Leben von einem Moment auf den anderen positiv verändert und etwas geschieht, was man kaum glauben kann, dann ist das mit den unterschiedlichsten Emotionen verbunden – wie bei den beiden Frauen.

Furcht angesichts dessen, was da geschehen ist: Kann ich mir überhaupt trauen? Bilde ich mir das alles ein, habe ich das nur geträumt? Oder Furcht vor der Reaktion der ande-ren auf den Bericht. Die Frage heute wie damals: Werden wir ernst genommen? - Wie bitte? Auferstehung? Ist wohl
ein Witz! Tot ist tot! Typisch Frauen- kaum lässt man sie fünf Minuten allein, kommt bei dem Geschwätz nix gutes raus! Und Männern, die das mit der Auferstehung glauben, ist doch eh nicht mehr zu helfen! Aber da ist auch Freude:
Freude, dass das Leben nicht in einer Sackgasse endet. Freude über neue Lebensperspektiven, über die Auferste-hung aus Angst, Trauer und Hoffnungslosigkeit – nicht nur damals, sondern auch heute. Eine Beziehung, die wider Er-warten doch eine schwere Krise überstanden hat; Versöh-nung zwischen Menschen, die in aussichtslosen Konflikten gebunden waren; Freude, darin den Auferstandenen am Werk zu sehen.

Liebe Gemeinde,
wer sich angesichts der Auferstehung die Augen öffnen lässt, der sieht mehr als die Butter im Kühlfach oder die Klamotten im Kleiderschrank. Der sieht und findet Leben bei Gott für sich und seine Mitmenschen!

Übrigens: der kann auch fröhlich sein und lachen angesichts eines untrüglichen ‚Beweises’ der Auferstehung Jesu: Der hatte schon immer einen guten Draht zu den Frauen und er wusste: Wenn sie zuerst von seiner Auferstehung erfahren, dann wird diese frohe Botschaft sehr schnell unter die Leute kommen ...!

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christo Jesu, unserem Herrn!
Amen


Verfasser: Pfarrer Peter Wagner
Kirchweg 3, 56472 Fehl-Ritzhausen

Herausgegeben vom

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