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Das Friedensreich des Messias

von Klaus Herrmann (64297 Darmstadt)

Predigtdatum : 26.12.2008
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Christfest 2. Feiertag
Textstelle : Johannes 1,1-5.(6-8).9-14
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Wochenspruch:

Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.
(Johannes 1, 14)

Psalm: 96 ( EG 738 )

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 11, 1 – 9
Epistel:
Hebräer 1, 1 – 3( 4 – 6 )
Evangelium:
Johannes 1, 1 – 5 ( 6 – 8 ) 9 – 14
Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 35
Nun singet und seid froh
Wochenlied:
EG 27
Lobt Gott, ihr Christen, alle gleich
Predigtlied:
EG 41
Jauchzet, ihr Himmel
Schlusslied:
EG 44
O du fröhliche

Kurze Hinführung:
Vers 14 ist das Ziel und der Schwerpunkt dieses Bibelwortes. Darum stelle ich ihn betont an den Anfang der Predigt, bleibt doch nach meinen Erfahrungen der Anfang am besten im Gedächtnis haften. Das Wort: Das ist der Christus, der Messias, der Sohn Gottes, der bei Gott von Anfang an war. Vers 17 wird sein Name ausdrücklich genannt. Das Wort ist Leben und Licht (4), Aber er wird abgewiesen (5b, 10c, 11b). Aber einige nehmen ihn auf (12), Das geschieht nicht durch eigenen Willen, nicht durch menschliches Zutun, sondern durch Gottes neuschaffendes Wirken (13).
Die Verse 6-8 stören den Zusammenhang und wirken wie ein späterer Einschub. Darum lasse ich sie weg, zumal Johannes der Täufer ja am 3. Advent Thema des Predigttextes war.

1 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. 2 Dasselbe war im Anfang bei Gott. 3 Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. 4 In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. 5 Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht ergriffen.
9 Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen. 10 Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht; aber die Welt erkannte ihn nicht. 11 Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. 12 Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, 13 die nicht aus dem Blut noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind.
14 Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

Liebe Gemeinde!
„Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ Welch ein Wort! Darin wird das Wunder des Weihnachtsfests eindrucksvoll beschrieben: „Das Wort ward Fleisch.“ Aber wer vermag es, dieses Wort zu fassen? Ein Leben reicht nicht aus, dieses Geheimnis zu begreifen. Der menschliche Geist, und sei er noch so gebildet, kann es nicht verstehen. Und doch: Schon ein Kind, ja, jeder Mensch darf es glaubend erfassen, wenn nur Gott ihm die Augen öffnet, wenn er – wie es hier heißt – „von Gott geboren“ ist: Gott kam in diese unsre Welt. Das Wort ward Fleisch. Ein Kind wird geboren, zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt und an einem ganz bestimmten Ort, vor etwa 2000 Jahren in Bethlehem im jüdischen Land. Ein Kind, schwach und arm; und in ihm strahlt auf die Herrlichkeit Gottes. „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“
Unsere schönen alten Weihnachtslieder – und auch die neuen! – versuchen, dieses Wunder zu beschreiben und weiterzutragen von einer Generation zu anderen, damit es zu jeder Zeit neu geglaubt und gesungen wird: „Er kommt aus seines Vaters Schoß und wird ein Kindlein klein“, „Er wechselt mit uns wunderlich: Fleisch und Blut nimmt er an und gibt uns in seins Vaters Reich die klare Gottheit dran.“ So singen wir es, und wir spüren und teilen sogar das große Wundern, das die Botschaft von der Geburt Jesu durch die Jahrhunderte hindurch begleitete. „Unsers Herzens Wonne liegt in der Krippen bloß und leucht doch wie die Sonne in seiner Mutter Schoß. Du bist A und O, du bist A und O.“ A und O: der Anfang und das Ende. Er war schon am Anfang da, und er wird auch am Ende da sein, für uns Menschen da sein. So redet der Evangelist Johannes von dem großen Wunder des Christfestes, und so sei es noch einmal gesagt, weil man es gar nicht genug hören und in sein Herz hineinnehmen kann: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“
Mit diesem Wort spannt Johannes einen großen Bogen durch die Zeit, vom Anfang an. „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.“ Damit werden wir an den ersten Vers der Bibel erinnert: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Jesus Christus war schon vor Beginn der Zeiten bei Gott, ja er ist Gott. Johannes spricht vom „Wort“. Und was bedeutet dieses Wort? Dass er damit Jesus Christus meint, ist ganz klar. Wenige Verse weiter sagt er es auch ausdrücklich.
Wort – das zeigt uns: Gott ist ein Gott, der zu uns Menschen redet, der sich uns zeigt, der sich uns offenbart. Gott kommt zu uns. Das sagt uns die Bibel vom ersten bis zum letzten Wort: Gott ist kein Gott, der unbeteiligt irgendwo über den Wolken thront, er ist auch nicht irgendein – oder besser: das – Grundprinzip, das hinter allen Naturgesetzen waltet, nein, er hat diese Welt, er hat mich geschaffen. Er spricht zu den Menschen, zu seinem Volk Israel, er spricht durch Jesus Christus zu allen Völkern, und – nehmen wir es ganz persönlich – auch zu uns. Er will uns in unseren ganz persönlichen und gegenwärtigen Problemen zusagen: Ich lasse dich nicht allein. Und damit wir es auch ganz gewiss glauben können, hat er uns ein Zeichen gegeben: das Kind in der Krippe. Er kommt zu uns. Darum wird uns hier gesagt: „Am Anfang war das Wort. Und Gott war das Wort.“
„In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis.“ Leben und Licht, das gehört ganz eng zusammen. Darum sehnen wir uns nach Licht. Das spüren wir besonders jetzt, in dieser dunklen Zeit. Darum zünden wir nicht nur gerne Kerzen an, sondern hängen auch Lichterketten in die Straßen und an die Häuser. Und wenn wir durch unsere Städte und Dörfer gehen, bleiben wir wohl oftmals staunend stehen und freuen uns an dem Lichterglanz. Wie viel größer müsste die Freude sein, wenn uns das Licht Gottes scheint, wenn wir das Wort hören, das uns Leben und Gnade schenkt durch Jesus Christus! Aber: „Das Licht scheint in der Finsternis, aber die Finsternis hat's nicht ergriffen.“ Denkt man dem nach, dann kann man es kaum begreifen – und weiß doch: Genau so ist es.
Und nochmals wird das Unbegreifliche betont: „Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht; aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ Gott kommt zu uns, er lebt mit uns, er offenbart sich uns, er geht den Menschenweg von der Geburt bis zum Tod, von der Krippe bis zum Kreuz und zeigt uns: Ich liebe euch, ich bin bei euch – und wir Menschen glauben ihm nicht. Geht es nicht oft auch uns so, dass wir denken und sagen: Wir möchten gern richtig glauben, aber es fällt uns schwer? In einem Kind in der Krippe soll das Wort zu uns kommen? In diesem Jesus von Nazareth soll uns Gottes Liebe begegnen? Wer vermag das wirklich zu fassen? Darum haben wir gar keinen Grund, überheblich zu werden, als Glaubende auf die Zweifler herabzusehen. Wir können nur demütig immer wieder bitten: Herr, öffne uns die Augen, damit sie dein Licht sehen, öffne uns die Ohren, damit sie dein Wort erfassen, öffne unser Herz, damit wir glauben!
Damit wir zu denen gehören, von denen es hier heißt: „Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.“ Solche Menschen leben aus der Kraft Gottes, aus der Gnade Gottes, aus dem Geist Gottes. Das haben sie sich nicht selbst erdacht oder erarbeitet; Gott hat es ihnen, hat es uns ins Herz gelegt. Er allein ist der, der uns den Glauben schenken kann, der uns das Beten stets neu lehrt, der uns gnädig ist, damit wir es glauben können: Gott vergibt uns alle Schuld, Gott liebt uns, jeden Tag neu. Das Kind in der Krippe, Jesus Christus, hat es uns offenbart. Von wem sonst sollten wir es denn erfahren! Er allein zeigt uns die Wahrheit Gottes. Darum ist es so wichtig, auf ihn zu hören und sein Wort anzunehmen.
Dann werden wir das Licht sehen, wo vorher Dunkelheit war. Wir können neu hoffen, wo wir zuvor verzweifelt waren. Wir werden glauben: wir leben, leben mit Gott, auch durch das Sterben, durch den Tod hindurch, ja, wir bekennen: Das Kind, arm im Stall in Bethlehem geboren, ist der Christus, unser Heiland und Retter. „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.“
Amen.

Verfasser: Pfarrer i.R. Klaus Herrmann, Schillerstraße 4, 64297 Darmstadt

Klaus Herrmann gehört zu jener Generation von Pfarrern, die noch gelernt haben, Bibelworte „frei“, d.h. ohne den ständigen Blick auf ein Manuskript, zu predigen. Sorgsam vorbereitet, kann er die Hörerinnen und Hörer so klar und konzentriert ansprechen, dass sie spüren: Dieser Prediger unterredet sich mit mir. Ich danke ihm sehr, dass er einmal gegen seine sonstige Praxis eine Predigt wortwörtlich aufgeschrieben und diesen Predigtvorschlag verfasst hat (Anm. des Hrsg.).

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