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Das Geheimnis der Herkunft

von Friedrich von Biela (Salzwedel)

Predigtdatum : 24.12.2016
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Heiligabend (Christvesper)
Textstelle : Johannes 3,16-21
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Wochenspruch:
"Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit." (Johannes 1, 14 a)

Psalm: 2

Lesungen
Reihe I: Lukas 2, 1 - 14 (15 - 20)

Reihe II: Titus 2, 11 - 14

Reihe III: Joh 3, 16 – 12

Reihe IV: Jesaja 9, 1 - 6

Reihe V: Johannes 7, 28 - 29

Reihe VI 1. Timotheus 3, 16

Liedvorschläge
Eingangslied: EG 45 Herbei, o ihr Gläub’gen
Wochenlied: EG 23 Gelobet seist du, Jesu Christ
Predigtlied: EG 47 Freu dich, Erd und Sternenzelt
Schlusslied: EG 44 O du fröhliche


Predigttext Johannes 3, 16 - 21
Also hat Gott die Welt geliebt

„Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern, dass die Welt durch ihn gerettet werde.
Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; war aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, dass seine Werke in Gott getan sind.“

Liebe Gemeinde,

schön, dass Sie da sind! Deshalb ist nämlich Weihnachten geworden. Deshalb die Geburt im Stall von Bethlehem. Damit Sie heute hier sind. Extra für Sie, für Dich!

Gott hatte da einen richtig guten Einfall. Ein Baby gucken ja alle gern an. Und die Geschichte von dem armen, hilflosen Baby bewegt die Leute. Da hat er gedacht: »Wenn ich den Leuten nicht als mächtiger großer Herr oder als tattriger Greis mit Rauschebart begegne, sondern als Baby – dann haben sie keine Angst vor mir. Und Angst haben, das sollen Sie nicht!« Das war und ist Gott das Wichtigste, dass wir keine Angst vor ihm haben. Er wünscht sich, dass wir uns an ihm und über ihn freuen. Und so ein kleines, süßes Baby löst eben viel Freude aus.

Deshalb also: Schön, dass Sie da sind und wir die Freude über Jesus miteinander teilen können.

Nun ist es ja so, dass die Freude über die Geburt Jesu in den Familien manchmal ein kleines bisschen () in den Hintergrund rückt: Es ist dann mehr die Freude über die Geschenke oder, bei den Älteren, die Freude über die Freude an den Geschenken. Aber Freude soll es immer noch sein. Strahlende Kinderaugen im Lichterschein am Heiligen Abend – so soll Weihnachten sein. Weihnachten, ein Fest der Freude. So soll es sein!

Für manche, vielleicht sogar viele, ist es nicht so. Da ist Einsamkeit bei denen, die heute allein bleiben. Angst bei denen, die auf der Flucht sind. Trauer bei denen, die an verstorbene Angehörige denken. Sie alle sehnen sich nach Freude, wenigstens ein bisschen, wenigstens heute.

Menschen, die sonst nichts zu lachen haben, sollen sich freuen können. Das war damals schon der Plan Gottes. Vorhin haben wir von den Engeln gehört, die zu den Hirten kommen. Und der Engel sagt zu ihnen: »Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude!« Und am Ende kommen die Hirten dann tatsächlich ganz fröhlich und begeistert wieder nach Hause.

Aber was ist nun eigentlich der Grund für diese Freude oder doch die Sehnsucht danach – damals und auch heute noch?
Der Engel sagte weiter: »Euch ist heute der Heiland geboren!« Der Heiland? Bis jetzt haben wir uns ja über das süße Kind gefreut, und jetzt – so ein seltsames Wort?

Das Wunder des Lebens können wir ja in jedem Kind bestaunen. Aber dieses Baby ist, sagt der Engel, »der Heiland«. Der, der Zerbrochenes heil macht und Menschen heilen kann – der, der den Menschen das Heil bringt. Das ist nämlich das, was Gott für uns will: dass unser Leben heil wird. Er will für mich da sein, egal was passiert. Ob ich reich bin oder arm, krank oder gesund, er hat mich lieb. Ob ich Weihnachten in meiner glücklichen Familie feiere oder nachher allein zuhause sitze, Gott ist mit dabei.

Glauben Sie das?
Oder denken Sie jetzt vielleicht: »Ja, so was muss man sich in der Kirche eben anhören. Wenn der wüsste … – Gott passt nun wirklich nicht zu mir – und ich nicht zu ihm!«

Oder können Sie sich’s einfach nicht vorstellen? Glauben Sie, dass Gott weit weg ist und sich sowieso nicht für Sie interessiert? Und wenn doch, dann kommen Sie jedenfalls nicht in den Himmel? Eher schon in die Hölle? Schon wieder Angst?

Nein! Gott will keine Angst! Gott will seine Liebe verschenken und er sehnt sich danach, dass Sie dieses Geschenk annehmen! Wirklich!

Immer und immer wieder wird das in der Bibel bekräftigt – manchmal allerdings mit Worten, die selbst schon wieder Angst machen: Da ist vom Gericht die Rede, von Sünde und Schuld, manchmal sogar von der Hölle. Und deshalb ist da immer wieder Angst. Und die Christen haben oft genug diese Angst benutzt, um andere gefügig zu machen, machen das auch heute noch manchmal. Dabei will Gott doch nur, dass wir ihm vertrauen. Glauben heißt ja genau das: Gott vertrauen, sich ihm anvertrauen.

Wenn wir jetzt so weit sind, können wir den Bibeltext aus dem Johannesevangelium vielleicht so hören, dass er uns heute die Weihnachtsbotschaft bringt. Das ist ein Abschnitt aus einem Gespräch, in dem Jesus erklärt, warum er Mensch geworden ist.

Ich lese aus der neuen Übersetzung der Basis-Bibel:

16So sehr hat Gott diese Welt geliebt: Er hat seinen einzigen Sohn hergegeben, damit keiner verloren geht, der an ihn glaubt. Sondern damit er das ewige Leben erhält.
17Gott hat den Sohn nicht in diese Welt gesandt, damit er sie verurteilt. Vielmehr soll er diese Welt retten.
18Wer an ihn glaubt, wird nicht verurteilt. Wer aber nicht glaubt, ist schon verurteilt. Denn er hat nicht an den göttlichen Auftrag von Gottes einzigem Sohn geglaubt.
19So geschieht die Verurteilung: Das Licht ist in diese Welt gekommen. Aber die Menschen liebten die Dunkelheit mehr als das Licht. Denn ihr ganzes Tun war böse.
20 Jeder, der Schlechtes tut, hasst das Licht. Er tritt nicht ins Licht, damit seine Taten nicht herauskommen.
21 Aber wer das Richtige tut, tritt ins Licht. Seine Taten sollen bekannt werden, denn sie sind mit Gottes Hilfe vollbracht worden.

Das war jetzt ganz schön viel Text – und es kommen keine Engel und keine Hirten vor, kein Stall und auch keine Könige.

Aber ein bisschen weihnachtlich ist er schon: »Das Licht ist in die Welt gekommen« heißt es da. Das erinnert uns an die Lichter am Weihnachtsbaum, an die vielen Lichter, die die Welt zu Weihnachten in ein besonderes Licht setzen.
Ja, auch so kann man Weihnachten beschreiben: Da kommt ein Licht in die Welt, das vorher so nicht da war. Ein Licht, das für alle Menschen leuchtet. Das die Welt ein Stückchen heller macht. Dabei bringt es allerdings auch manches an den Tag, was sonst im Finstern bleibt. So erklärt Jesus, wie das mit dem Gericht bei Gott ist. Gott will, dass alle Menschen im Licht seiner Liebe leben können. Aber manche finden die Dunkelheit gut. Sie wollen nicht, dass ihr Tun ans Licht kommt – und müssen deshalb im Dunkeln bleiben. Nicht, weil Gott das so will, sondern weil sie sich gegen ihn entschieden haben.

Und das ist dann doch wirklich Weihnachten: Alle anderen, alle, die das Licht nicht scheuen, sind umgeben vom Licht der Liebe Gottes. Sie können sich einfach freuen an dem Kind in der Krippe und darauf vertrauen, dass dieser Jesus auch für sie da ist!

Und wer sich nicht traut? Wer Angst hat, dass da Dinge ans Licht kommen, die peinlich sind oder sonst keiner wissen sollte? Auch für ihn scheint das Licht – das Weihnachtslicht! Nicht das grelle Licht der Öffentlichkeit, nicht das Licht im Verhörraum – sondern das Licht der Liebe Gottes. Dieses Licht stellt nicht bloß. Es macht keine Angst. Es lädt ein und wärmt – weil es Liebe ist!

»O du fröhliche, o du selige,
Gnaden bringende Weihnachtszeit.
Welt ging verloren, Christ ist geboren:
Freue, freue dich, o Christenheit!«

So gern und so oft wird dieses Lied gesungen – von der Freude der Weihnachtszeit. Und dieses Lied beschreibt genau das: Die Welt ging verloren, sie versank in der Dunkelheit – und dann: Christ ist geboren und bringt Licht und neue Hoffnung. Freue dich, o Christenheit!

Kann die Predigt hier zu Ende sein? Ende gut, alles gut?
Nein, damit es wirklich Weihnachten werden kann, müssen wir uns noch einmal umschauen in der Welt. Wir sehen Maria und Josef, die ihr Kind im Stall bekommen mussten, weil die Menschen in Betlehem keinen Platz für sie hatten. Wir sehen heute Menschen in Not, die sich nach einem sicheren Ort zum Leben sehnen. Wir sehen, dass die Dunkelheit von Gewalt und Krieg auch heute Menschen in Angst und Schrecken versetzt. Wir sehen Menschen, die mitten unter uns einsam sind.

Wo ist es denn da, das Licht, das die Finsternis hell macht? Der fröhliche Jubel der Himmlischen Heerscharen – muss er nicht verstummen beim Blick in unsere Welt? Oder schauen wir einfach nicht hin, wenigstens heute Abend, und freuen uns einfach an Lichterglanz und frommen Liedern?
Im Bibeltext heißt es:

»Gott hat den Sohn nicht in diese Welt gesandt,
damit er sie verurteilt. Vielmehr soll er diese Welt retten.«
Gott also will, dass Jesus die Welt rettet. Zu Lebzeiten ist ihm das nicht gelungen. Die Welt hat ihn das Leben gekostet. Einsamkeit, Folter, Angst und Tod. Er hat das alles erleiden müssen. Aber Gott hat es nicht dabei gelassen. Das mit Jesus, das war kein gescheitertes Experiment. Jesus wurde auferweckt und hat so die Macht von Finsternis und Tod durchbrochen – unglaublich, aber wahr. Wenn wir Weihnachten feiern, dann ist das mit im Blick. Das Licht Gottes scheint sogar in die Finsternis des Todes. So bringt Gott Licht in unsere Dunkelheit. Wenn ich einsam bin, wenn ich traurig bin, wenn ich Angst habe – sein Licht scheint! Und wenn es mich dann erreicht, macht es Mut, gibt Kraft und Trost.

Dieses Licht können wir Menschen untereinander weitergeben. Wenn wir uns für Frieden einsetzen. Wenn wir nicht nur an uns selbst, sondern auch an andere denken. Und dann auch etwas tun. »Wer das Richtige tut, tritt ins Licht.« sagt der Bibeltext. So will Gott die Welt verändern. Indem er uns zutraut, dass wir das Richtige tun.
Aber müsste er nicht mehr tun: Mal ordentlich aufräumen auf der Welt, die Bösen entmachten und bestrafen und so? Mal zeigen, wer der Herr der Welt ist? So dass es keiner mehr wagt, Hass und Unfrieden zu stiften? Das wär doch mal ein Weihnachtsgeschenk, oder?

Nein! Gott will keine Angst! Gott will nicht, dass wir vor ihm und seiner Strafe zittern. Deshalb kommt er nicht als donnernder Held, der die Bösen vernichtet. Sondern als Baby. Schwach und hilflos. Damit wir uns nicht vor ihm fürchten. Sondern uns an ihm freuen. Und ihn liebhaben. Und merken: So wie dieses Kind in der Krippe, so sind die anderen Menschen auch. Schwach und klein. Sie brauchen uns. Sie kommen nicht allein klar. Sie brauchen Liebe und nicht Hass. Frieden und nicht Krieg.

Wo die Angst regiert, zeigen wir uns oft von unserer dunkelsten Seite. Deshalb will Gott nicht, dass wir vor ihm Angst haben. Deshalb lacht uns das Jesuskind in der Krippe an.

Ja, unsere Welt ist oft dunkel – aber sein Licht leuchtet schon in ihr. Nicht ein Licht, viele Lichter. Ein ganzes Lichtermeer von Liebe, die Menschen einander zeigen. So will Gott die Welt hell machen.

Und deshalb können wir uns heute freuen – an den Lichtern des Weihnachtsbaumes. An unseren Lieben, wenn wir das Glück haben, sie um uns zu haben. An unseren Geschenken. An den schönen Liedern.
Und immer wieder und vor allem: An der bedingungslosen Liebe Gottes. - Schön, dass Sie da sind! Amen.


Eingangsgebet
Gott, nun ist es Heiligabend geworden.
Lange haben wir uns darauf vorbereitet, nun ist er da.
Wir bitten dich:
Lass die Unruhe der Vorbereitungen nun zur Ruhe kommen.
Lass uns ankommen bei dir.
Lass uns die Freude spüren,
die durch die Geburt Jesu in unser Leben kommt.
Leite du uns an diesem Abend.
Amen.


Fürbittengebet
Guter, barmherziger Gott,
du bist Mensch unter Menschen geworden.
du hast durch Jesus unsere Welt wärmer
und unser Leben heller gemacht.
Darum soll es für alle Weihnachten werden.
Wir bitten dich für die Menschen,
die einsam und allein sind - gerade in diesen Tagen.
Gib ihnen Menschen, die ihre Herzen
für sie offenhalten und ihnen zuhören.
Wir bitten dich für die Menschen,
die nichts mehr vom Leben erwarten,
die verbittert und verzweifelt sind.
Berühre ihr Herz mit einem Zeichen,
das Zuversicht und Hoffnung weckt.
Wir bitten dich für die Menschen,
die müde und abgespannt sind - auch in diesen
Tagen.
Hilf ihnen zur Ruhe und Gelassenheit,
zum Atemholen und zur Besinnung.
Wir bitten dich für die Menschen,
die Angst vor der Zukunft haben.
Lass uns das Wort hören, das die Angst besiegt,
das uns Hoffnung gibt im Leben
und auch noch im Sterben.
Wir bitten dich für die Menschen,
für die heute kein Frieden ist,
Menschen in zerstörten Städten,
in Zeltlagern, auf der Flucht.
Mögen die Machthaber ihre Grenzen erkennen
und die Gewalttäter zur Einsicht kommen.
Wir bitten dich für die Menschen,
die noch hungern müssen,
obwohl die Güter der Erde
für alles ausreichen könnten.
Zeige uns unsere Verantwortung,
dass wir mit unseren Möglichkeiten
für Gerechtigkeit sorgen.

Du bist Mensch unter Menschen geworden,
um uns ganz nahe zu sein.
Lass die Freude darüber mitgehen, dass wir sie teilen
mit unsern Mitmenschen nah und fern.
Bleibe bei uns in den kommenden Tagen
und im kommenden Jahr.
Amen.

Verfasser: Pfarrer Friedrich von Biela
An der Marienkirche 4, 29410 Salzwedel

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