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Das Geheimnis der Herkunft

von Matthias Sens (39112 Magdeburg)

Predigtdatum : 24.12.2007
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Heiligabend (Christnacht)
Textstelle : Kolosser 2,3-10
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Wochenspruch:
Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.
(Johannes 1, 14)

Psalm: 2 oder 96 (EG 738)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 9, 1 – 6
Epistel:
Titus 2, 11 – 14
Evangelium:
Lukas 2, 1 – 14 (15 – 20)

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 39,1.3.7
Kommt und lasst uns Christus ehren
Wochenlied:
EG 23
Gelobet seist du, Jesus Christ
Predigtlied:
EG 56
Weil Gott in tiefster Nacht erschienen
Schlusslied:
EG 44
O du fröhliche

[Das Geheimnis Gottes, das Christus ist,] 3 in welchem verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.
4 Ich sage das, damit euch niemand betrüge mit verführerischen Reden. 5 Denn obwohl ich leiblich abwesend bin, so bin ich doch im Geist bei euch und freue mich, wenn ich eure Ordnung und euren festen Glauben an Christus sehe. 6 Wie ihr nun den Herrn Christus Jesus angenommen habt, so lebt auch in ihm 7 und seid in ihm verwurzelt und gegründet und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und seid reichlich dankbar.
8 Seht zu, dass euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf die Lehre von Menschen und auf die Mächte der Welt und nicht auf Christus. 9 Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, 10 und an dieser Fülle habt ihr teil in ihm, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist.

Vorbemerkung des Herausgebers:
Der Predigttext beginnt mitten in einem Satz, ohne das Subjekt zu nennen. Wird er vor der Predigt gelesen, sollte er so eingeleitet werden, dass die Hörerinnen und Hörer verstehen, von wem da die Rede ist.

Liebe Gemeinde!
Das Geheimnis von Weihnachten ist groß. Das hören wir in diesen Versen aus der Bibel heute am Heiligen Abend. Was hat es mit dem Geheimnis von Weihnachten auf sich? Was sagt uns Weihnachten über das Geheimnis unseres Glaubens?
Weihnachten und Geheimnis – das passt schon auf den ersten Blick gut zusammen. Denn Weihnachten geht es geheimnisvoll zu. So kennen wir es aus unseren Familien: Das Wohnzimmer verwandelt sich auf wunderbare Weise in die Weihnachtsstube, die einen ganz eigenen Glanz ausstrahlt. Alle in der Familie haben kleine oder größere Geheimnisse für das gegenseitige Beschenken. So heimlich wie möglich wurde alles besorgt und hergerichtet. Und dann ist am Heiligen Abend das Warten endlich zu ende. Die Tür zur Weihnachtsstube geht auf und der ganze Glanz ist da. Die Geheimnisse werden gelüftet. Alles wird gezeigt und angesehen. Die Augen leuchten, und es gibt viel Freude.
Das ist auf geheimnisvolle Weise jedes Jahr wieder schön. Aber es ist noch nicht das große Geheimnis von Weihnachten.
Auch in der Kirche ist es Weihnachten geheimnisvoll. Alles ist so schön geschmückt. Die Kerzen verbreiten ein freundliches Licht. Wir hören die alten tröstlichen Worte der Bibel. Die vertrauten Lieder werden gesungen. Viele Leute sind da. Es ist erstaunlich: Selbst in einer kalten Kirche wird einem warm ums Herz.
Wir hören von Engeln und Menschen, und wie sie sich auf wunderbare Weise begegnen. Engel sind immer voller Geheimnisse. Und nie sonst haben wir so viel mit Engeln zu tun wie zu Weihnachten. Die Engel machen Weihnachten besonders geheimnisvoll. Aber auch sie, wie überhaupt das ganze himmlische Flair von Weihnachten, sind nicht das eigentliche Geheimnis. Sie zeigen nur, dass das Geheimnis wirklich groß sein muss.
Wir kommen dem Geheimnis von Weihnachten näher, wenn wir auf das schauen, was wir heute feiern: Ein Kind wird geboren. Hinter der Geburt eines Kindes verbirgt sich das ganze Geheimnis.
Eine Geburt ist immer etwas ganz Wunderbares und Geheimnisvolles. Ein ganz neuer Mensch entsteht. Staunend und voll Bewunderung sehen wir auf die zarten Glieder und auf den ganzen kleinen neuen Menschen. Und jedes Baby ist das schönste und erstaunlichste von allen. Das ist bis heute so geblieben, auch wenn wir ganz anders als früher das Wachsen und Werden schon lange vor der Geburt beobachten und begleiten können und medizinisch vieles im Griff haben. Immer, wenn ein Kind geboren wird, entfaltet sich ganz neu das Geheimnis des Lebens. Und dann schauen wir auf den neuen Erdenbürger und sind gespannt, was einmal aus ihm werden wird. Viele Erwartungen und Hoffnungen steigen in uns auf. Wir schauen mit Liebe auf das Kind und empfinden es als ein Geschenk. Ja, dankbar nehmen wir teil am Geheimnis des Lebens und der Liebe, bei jeder Geburt. Und damit sind wir wirklich schon ziemlich nah dran am Geheimnis von Weihnachten. Denn um ein Leben, das ganz aus der Liebe heraus entsteht, geht es auch zu Weihnachten.
Das große, das eigentliche Geheimnis von Weihnachten entdecken wir, wenn wir darauf schauen, wessen Geburtstag wir heute feiern: Jesus wird geboren, der Sohn von Maria und Josef. Er selbst, dieses Kind in der Krippe, ist das große Geheimnis. Wenn wir dem Geheimnis von Weihnachten auf die Spur kommen wollen, müssen wir fragen, was es mit diesem Kind auf sich hat.
Jesus ist die Verkörperung einer ganz großen Liebe. Na klar, möchten vielleicht manche jetzt sagen, Maria und Josef haben sich bestimmt sehr lieb gehabt. Richtig, haben sie. Aber es geht noch um mehr. Bei dem Geheimnis, das Jesus umgibt, geht es noch um eine ganz andere Liebe. Es geht um die Liebe Gottes zu uns. Die ist das Entscheidende. Maria bringt dieses Kind zur Welt, weil Gott uns liebt. Gottes Liebe ist der eigentliche Grund dafür, dass Jesus geboren wird. Also ist Jesus viel mehr als der Sohn von Joseph und Maria. Er ist vor allem Gottes eigener Sohn. In diesem kleinen Menschenkind Jesus kommt Gott selbst mit seiner ganzen Liebe zur Welt. Das ist das Geheimnis von Weihnachten, und dieses Geheimnis ist wirklich groß. Es ist das größte Geheimnis, das man sich vorstellen kann. Gott kommt als Kind zur Welt.

Liebe Gemeinde,
was macht man mit einem Geheimnis?
Erstens: Man versucht, es zu ergründen. Wir können das Geheimnis von Weihnachten nicht erklären, aber wir sollen immer wieder darüber nachdenken und versuchen, es wenigstens ein bisschen zu verstehen: Gott will, dass Jesus seine Liebe zu uns verkörpert. Es soll sichtbar werden, wie lieb Gott uns hat. Mitten unter uns, auf unserer Erde, als Mensch unter Menschen, soll Gottes Liebe leben. Ein Mensch mit Fleisch und Blut muss deshalb dieser Gottessohn sein, so wie alle anderen auch. Er wird geboren und wächst heran und hat seine eigene Lebensgeschichte. Er steht mit beiden Beinen im Leben. Nichts Menschliches ist ihm fremd. Er ist Mensch wie wir, damit Gottes Liebe auch wirklich zu uns kommen kann, damit sie uns auch wirklich erreicht.
Weil er Gottes Liebe verkörpern soll, ist Jesus aber auch ganz anders als wir. Dass er von Gott kommt, bestimmt sein ganzes Leben. Er wird nur deshalb geboren, weil Gott es will. Er ist ganz und gar von Gottes Geist durchdrungen. Er ist ganz von Gottes Kraft erfüllt. Er ist wie Gott selbst. Er geht wie ein Engel durchs Leben, rein und ganz ohne Schuld. Er ist gerecht und liebevoll wie kein zweiter. An ihm ist nichts Unmenschliches. Er ist wahrhaft menschlich. Und gerade darin ist er geradezu göttlich.
So kommt in Jesus beides zusammen: Himmel und Erde, Gottes Ewigkeit und unsere menschliche Geschichte, die Ehre Gottes in der Höhe und der Frieden auf Erden, wie es die Engel in der Weihnachtsgeschichte singen. Jesus verbindet das in seinem eigenen Leben miteinander, ganz menschlich und wahrhaft göttlich. So öffnet dieses Gottes- und Menschenkind Jesus, das zu Weihnachten geboren wird, für uns die Tür zur ewigen Liebe Gottes. Gottes Frieden, Gottes Gerechtigkeit, sein Leben und seine Liebe kommen für uns zum Greifen nahe. Gottes Heil kommt zur Welt.
An dem gerade geborenen Säugling Jesus konnte man das alles wohl noch nicht erkennen, auch wenn die Geschichten der Bibel über seine Geburt schon voller Geheimnisse sind. Aber wir haben ja die ganze Lebensgeschichte dieses Kindes vor Augen bis hin zum Tod am Kreuz und vor allem bis hin zu der wunderbaren und überwältigenden Botschaft von seiner Auferstehung, von dem Sieg des neuen Lebens, das Gott ihm schenkt, dem Sieg des Lebens über den Tod. Das feiern wir jedes Jahr zu Ostern, aber daran müssen wir heute schon denken. Das Geheimnis von Weihnachten schließt Ostern schon mit ein. Ja, Jesus lebt mit uns, und er ist aufgenommen in Gottes Herrlichkeit. Damit auch wir mit ihm leben. Das ist das Geheimnis, das es immer neu zu ergründen gilt.

Liebe Gemeinde,
was macht man noch mit einem Geheimnis?
Zweitens: Man glaubt fest daran. Und man lebt damit. Dann entfaltet es immer wieder seine geheimnisvollen Kräfte. Wir vertrauen auf das Geheimnis von Jesus und wir leben mit ihm. Dadurch werden wir Gottes Liebe auch in unserem Leben immer wieder entdecken. Wir erfahren seine Kraft in den vielen kleinen Dingen, die uns Freude machen und die uns am Leben erhalten. In der Dankbarkeit, die wir in uns spüren für das Leben, das uns geschenkt ist. Oder wenn wir nach schweren Zeiten wieder Tritt fassen. Wenn wir nach Trauer und Leid wieder getröstet werden und Frieden finden. Wenn wir in ausweglosen Situationen wieder Hoffnung schöpfen. Wenn wir untereinander Liebe empfangen und Liebe schenken. Wenn wir Vergebung erfahren, wo wir schuldig geworden sind. Und wenn in uns, mitten in unserem Leben, die Hoffnung wächst auf Gottes Ewigkeit, auf das Leben ganz bei ihm, auf seine Herrlichkeit.
Alles das geschieht immer wieder, und da kommt Gottes Liebe auch bei uns an, da kommt sie auch in uns und in unserem Leben zur Welt.
Auch in unserer Gesellschaft und für unsere Erde dürfen wir darauf vertrauen, dass Gottes Liebe und sein Frieden immer wieder zum Tragen kommen, manchmal nur ganz verborgen, manchmal so, dass wir es deutlicher sehen: Überall dort, wo Menschen und wo Völker aufeinander zu gehen und nach Wegen der Versöhnung suchen. Überall dort, wo etwas für Gerechtigkeit getan wird. Überall dort, wo den Armen geholfen wird. Ja, das alles ist möglich, auch wenn es oft gar nicht danach aussieht. Jesus hat es gezeigt und andere auch, die ihm nachgeeifert haben. Es ist Gottes Geheimnis in unserer Geschichte, dass immer wieder neues, gutes Leben wachsen kann. Die Liebe kommt immer wieder zu Kräften. Gottes Geist zeigt immer wieder neue Wege. Darauf vertrauen wir, und daran können wir unsere Wege und unser Tun ausrichten.

Liebe Gemeinde,
was macht man noch mit einem Geheimnis?
Drittens: Man plaudert es aus. Man gibt es weiter. Gottes Geheimnis muss verkündet werden. Die Engel fangen damit an. Sie posaunen es geradezu hinaus. Die Hirten hören es und werden erst einmal gar nicht fertig darüber. Aber dann gehen sie los und als sie im Stall von Bethlehem ankommen, breiten sie alles aus, was ihnen über Jesus gesagt worden war. Sie sind die ersten, die das Geheimnis weitersagen, damit es überall aufgenommen und bewahrt und weiter gegeben wird.
Die Bibel erzählt, wie später noch weise Männern aus dem Morgenland in den Stall von Bethlehem kommen. Wir kennen sie auch als die heiligen drei Könige. Sie haben von dem Geheimnis Wind bekommen und stehen nun vor Jesus als Vertreter der Völker der Welt. Zu allen diesen Völkern soll die Kunde von Jesus, dem Gottessohn, kommen. Alle sollen Anteil bekommen an dem Geheimnis des göttlichen Lebens, das in Jesus erschienen ist.
Wir alle sollen das unsere dazu tun, dass das Geheimnis von Gottes Liebe weiter gesagt wird, in unseren Familien, in unserer Nachbarschaft, bei denen, die vielleicht noch gar nichts davon wissen. Und wenn uns die Worte dazu fehlen, dann können wir die Lieder zu Hilfe nehmen, die von diesem Geheimnis singen. Mit unseren guten alten Weihnachtslieder können wir die Botschaft weiter tragen: „Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund... Christ, der Retter, ist da.“ Oder: „Das Blümlein, das ich meine, das duftet uns so süß. Mit seinem hellen Scheine vertreibt’s die Finsternis. Wahr' Mensch und wahrer Gott, hilft uns aus allem Leide, rettet von Sünd’ und Tod.“
Und es gibt natürlich noch eine andere ganz große Möglichkeit, die wir alle haben: Wir können untereinander und andern gegenüber ganz praktisch etwas von Gottes Liebe zeigen: durch unser eigenes liebevolles Handeln, wenn wir freundlich auf andere zugehen, wenn wir helfen, wo wir können, wenn wir unser eigenes Leben von Gottes Liebe bestimmen lassen.

Liebe Gemeinde,
was macht man noch mit einem Geheimnis?
Viertens und letztens: Man bewahrt es und freut sich daran. So wie es von Maria erzählt wird: „Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.“ Auch wir halten das Geheimnis ganz fest in unseren Herzen. Wir nehmen es mit und hüten es. Wir achten darauf, dass es nicht untergeht, wenn dann der Alltag wieder kommt und uns mit Beschlag belegt. Dann lauschen wir immer wieder hinein in unser Herz und holen das Geheimnis wieder hervor und freuen uns daran.
Jetzt aber feiern wir erst einmal. Heute am Heiligen Abend und morgen und übermorgen feiern wir ausgiebig den Geburtstag von Jesus. Da soll es so richtig Weihnachten werden bei uns. Gott kommt zu uns. Im warmen Licht der Kerzen spüren wir etwas von seiner Freundlichkeit. Mit den vertrauten Liedern klingt etwas vom himmlischen Lobgesang in unseren Ohren. Und das fröhliche Fest, das wir feiern, macht uns bewusst, wie herrlich es ist, wenn wir Gottes Liebe erfahren. Ja, möge Weihnachten auch in diesem Jahr für uns alle ein Fest sein, bei dem sich Himmel und Erde berühren und die Herrlichkeit Gottes in unserem Leben aufleuchtet, weil Jesus geboren ist. Amen.

Lieder bei der Verlesung der Weihnachtsgeschichte:
nach Lukas 2, 1-7 EG 30, 1-3 Es ist ein Ros entsprungen
nach Lukas 2, 8-14 EG 24, 1-3+6 Vom Himmel hoch
nach Lukas 2, 15-20 EG 46 Stille Nacht, heilige Nacht
Predigtlied: EG 23, 1-4 Gelobet seist du, Jesu Christ oder: EG 56 Weil Gott in tiefster Nacht erschienen


Verfasser: Propst Dr. Matthias Sens, Hesekielstraße 1, 39112 Magdeburg

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