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Das große Abendmahl

von Anke Andrea Rheinheimer (Nünschweiler)

Predigtdatum : 18.06.2023
Lesereihe : V
Predigttag im Kirchenjahr : 2. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Lukas 14,(15)16-24
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Wochenspruch: "Christus spricht: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken." (Matthäus 11,28)

Psalm: 36,6-10 (EG 719)

Predigtreihen

Reihe I: Jesaja 55,1-5
Reihe II: Matthäus 11,25-30
Reihe III: 1. Korinther 14,1-12(23-25)
Reihe IV: Jona 3,1-10
Reihe V: Lukas 14,(15)16-24
Reihe VI: Epheser 2,(11-16)17-22

Liedvorschläge

Wochenlieder: EG 213 Kommt her, ihr seid geladen, EG 225 Komm, sag es allen weiter
Predigtlied: EG 229 Kommt mit Gaben und Lobgesang, KG 205 Wir sind eingeladen zum Leben

KG = Kindergesangbuch

Predigttext: Lukas 14,(15)16-24

(15 Da aber einer das hörte, der mit zu Tisch saß, sprach er zu Jesus: Selig ist, der das Brot isst im Reich Gottes!)

16 Er aber sprach zu ihm: Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl und lud viele dazu ein. 17 Und er sandte seinen Knecht aus zur Stunde des Abendmahls, den Geladenen zu sagen: Kommt, denn es ist schon bereit! 18 Da fingen sie alle an, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft und muss hinausgehen und ihn besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. 19 Und ein andrer sprach: Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft und ich gehe jetzt hin, sie zu besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. 20 Wieder ein andrer sprach: Ich habe eine Frau geheiratet; darum kann ich nicht kommen. 21 Und der Knecht kam zurück und sagte das seinem Herrn. Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen und Verkrüppelten und Blinden und Lahmen herein. 22 Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da. 23 Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde. 24 Denn ich sage euch: Keiner der Männer, die eingeladen waren, wird mein Abendmahl schmecken.

Predigt

Liebe Gemeinde,

„Wir sind eingeladen zum Leben, unser Gastgeber ist Gott, ja Gott! Seine Liebe will er uns geben, ist das nicht ein Angebot?
1. Wir danken Gott und wir klatschen und freuen uns, wir danken Gott und wir klatschen und freuen uns, wir danken Gott und wir klatschen und freuen uns, denn Gott lädt uns ein
2.Wir danken Gott, und wir schnipsen und freuen uns...
3. Wir danken Gott und wir stampfen und freuen uns...
4. Wir danken Gott und wir schreien und freuen uns...
5. Wir danken Gott und wir flüstern und freuen uns...
(Text und Melodie: Kurt Trautwein)

Vielleicht kennen sie dieses schwungvolle Kinderlied von Kurt Trautwein aus dem Ev. Kindergesangbuch. „Wir sind eingeladen zum Leben“ – einem Leben mit Gott, aus Gott und bei Gott, in Gottes Nähe, aus seiner Kraft und seinem Segen. Unter dieser großen Verheißung steht unser christlicher Glaube.

Christenleute sind Hoffnungsleute, hat der alte Württemberger Theologe Blumhardt gesagt. Und ja, wir dürfen erlöst aussehen und uns ebenso fühlen, so dass Friedrichs Nietzsches Diktum nicht auf uns zutrifft: „Die Christen müssten mir erlöster aussehen. Bessere Lieder müssten sie mir singen, wenn ich an ihren Erlöser glauben sollte.“ Die frohe Botschaft ist also unser Geschenk und unser Auftrag. Wie schön wäre es, wenn es uns gelingen würde, die Freude, die Gott uns schenkt, auszustrahlen, weiterzugeben und andere damit anzustecken!

Im Gleichnis vom großen Abendmahl, unserem Predigttext, lehnen die drei Eingeladenen Gottes Einladung ab. Alle drei haben eine Ausrede, um die Einladung zu dem festlichen Mahl nicht anzunehmen. Der erste verweist auf den Acker, den er gekauft hat und erst noch begutachten muss. Der zweite auf das Ochsengespann, dass er erworben hat und um das er sich kümmern muss. Der dritte im Bunde ist frisch verheiratet und will die Zeit lieber mit seiner Liebsten verbringen.

„Tut mir leid, keine Zeit“ – eine Absage, schnell und achtlos dahingesagt, manchmal später bereut. Wer kennt das nicht? Wenn wir ehrlich sind: haben wir nicht auch manchmal Ausreden parat, wenn es darum geht, uns einladen zu lassen – im Alltag von anderen Menschen, denen wir eine Abfuhr erteilen?

[Parkplatz für ein persönliches Beispiel.]

Aber auch im Glauben, wenn es darum geht, uns auf das Wagnis des Glaubens einzulassen und darauf, ihn konkret, mitten im Alltag der Welt zu leben? Da kann sich auch bei uns das Berufliche, das Geschäftliche und der Alltag unseres Privatlebens vordrängeln.

Ich befürchte, dass wir Gott und seiner Einladung nicht immer die erste Priorität einräumen. – Vielleicht aus Angst, anderweitig etwas zu verpassen? Oder aus Bequemlichkeit? Aus Ignoranz und Gottvergessenheit im Alltag?

[Parkplatz für eigene Beispiele.]

Was man im Glauben gewinnt, kann man aber nur erfahren, wenn man sich darauf einlässt. Es gibt mehr als unser Alltagsleben mit seinen Routinen. Glaube kann Erfüllung, Heil, festen Seelengrund schenken. Glaube ist dabei keine theoretische Sache, auch nichts Mechanisches wie heruntergeleierte Gebete. Glaube ist etwas, was in der Tiefe unserer Seele passiert, dem wir ihm Raum geben. Dann erleben wir die Feier des Lebens bei Gott. Dann ist Gott unser Fels, auf dem wir ruhen; unsere feste Burg, die uns Sicherheit und inneren Halt gibt.

Gott lädt uns ein zum Fest des Lebens. Gemeint sind alle. Jeder ist eingeladen.

Wohl dem, der die Einladung annimmt! Alle, die Sehnsucht haben, auch alle, denen ihre Last manchmal schwer wird, sind willkommen. So wie es im Wochenspruch heißt: Jesus Christus spricht "Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken." (Mt 11,28). Die christliche Gemeinde ist die Gemeinschaft des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung. Die Farbe der Hoffnung, des Wachsens und Reifens ist grün. Und grün ist heute auch die liturgische Farbe des Behangs am Altar, des sog. Paraments.

Plastisch und deutlich greifbar wird das im kirchlichen Gemeindeleben im Sakrament des Abendmahls. Am Tisch des Herrn, beim Abendmahl ist jeder willkommen, so wie er ist. Das Abendmahl sagt uns Vergebung zu und Versöhnung. Gott lässt uns sehen und schmecken, wie freundlich er ist. Wir teilen Brot und Wein, die symbolischen Gaben des Lebens, die wir mit Jesus in Verbindung bringen dürfen. Das Abendmahl ist das große Versöhnungsmahl schon hier in dieser Welt und zugleich Geschmack der himmlischen Welt. Es versichert uns leiblich, wie nah Gott uns in Jesus Christus gekommen ist und immer wieder kommt. Das hören wir im sog. Brotwort und im Kelchwort zum Abendmahl, wenn Jesus spricht: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird.“ Und: „Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ Während ich beim Abendmahl also mit den anderen um den Altar stehe, mache ich mir bewusst: Diese Einladung gilt mir persönlich. Gott sucht meine Gemeinschaft. Jesu Lebenshingabe zeigt mir wie groß seine Liebe zu uns Menschen ist. Und auch mir ganz persönlich, so wie ich bin, gilt die Zusage seiner Vergebung.

Ganz wichtig beim Abendmahl ist [mir] die Gemeinschaft. Wir stehen nebeneinander, Alt und Jung, klein und groß, gesund oder gesundheitlich angeschlagen, froh oder gerade traurig. Und in diesem Moment sind wir alle miteinander und mit Gott verbunden. Das tut gut! Das gibt Kraft. Da ist eine andere Wirklichkeit, von der ich Teil sein darf. Gottes Wirklichkeit, die er mich schmecken und fühlen lässt.

Und diese Wirklichkeit Gottes möchte ich immer wieder in meinem Leben entdecken, mich von ihr erfüllen lassen. Ich möchte Gottes Einladung zu einem erfüllten Leben mit ihm annehmen, mitten im Alltag der Welt.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mich dann eine Freude erfüllt, die das eigene Leben verwandeln kann. Nicht, dass dann alles gut und schön und leicht wird im Leben. Nein, das ganz sicher nicht! Aber die Haltung, die ich geerdet im Glauben zum Leben einnehme – sie verwandelt mich, im Glück ebenso wie im Unglück. Je mehr Gott in meinem Herzen ankommt, desto mehr werde ich selbst eine andere: eine die ihr ganzes Leben vor ihn bringt. Eine, die sich im Glück freut und dankbar ist. Aber auch eine, die im Unglück vor Gott steht, eine, die klagt und bittet, die ihn um die Kraft bittet, das Unabwendbare hinzunehmen, es zu tragen und unter seiner Last als Mensch nicht zu zerbrechen, bis ich dann schließlich sagen kann: „Gott, du mutest mir zu, dies zu tragen, aber du wirst mir auch die Kraft dazu schenken!“ Mit dieser Zustimmung wird dem, was mich bedrückt, die scheinbar schicksalhafte Sog-Kraft genommen. Dann kann auch die Verbitterung weichen, und vielleicht kann ich auch wieder neu Freude an dem finden, was mir an Schönem geblieben ist – oder gerade jetzt wieder neu aufscheint.

Das ist die Freude, die mir der Glaube schenken kann, zu dem ich von Gott eingeladen bin. Ich darf leben im festen Vertrauen darauf, das Gott Ja zu mir sagt. So kann ich mich selbst annehmen – und die Menschen um mich herum; ich kann in echter Mitmenschlichkeit anderen verbunden sein; ich brauche bei unabwendbarem Leid und angesichts des Sterben Müssens nicht zu verbittern. Ich kann alles Schwere und jedes Unglück ernst nehmen, ebenso wie das vordergründige Glück. Aber ich bin mir auch bewusst, dass es immer nur ein Vorletztes ist; ich brauche es nicht allzu ernst zu nehmen.

So wünsche ich uns allen etwas von der Leichtigkeit im Glauben, die das Kinderlied von Kurt Trautwein ausstrahlt. Mögen wir Gottes Einladung annehmen, immer wieder auf’s neue - offen wie ein Kind, beherzt und ohne Furcht:

„Wir sind eingeladen zum Leben, unser Gastgeber ist Gott, ja Gott! Seine Liebe will er uns geben, ist das nicht ein Angebot?
Wir danken Gott und wir klatschen und freuen uns, … denn Gott lädt uns ein."

AMEN

Verfasserin: Pfarrerin Anke Andrea Rheinheimer, Prot. Pfarramt Nünschweiler


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