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Das Lamm Gottes

von Johanna Bartels (39638 Lindstedt)

Predigtdatum : 06.04.2003
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Lätare
Textstelle : Markus 10,35-45
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Wochenspruch:

Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele. (Matthäus 20,28)

Psalm: 43 (EG 724)

Lesungen

Altes Testament:
1. Mose 22,1-13
Epistel:
Hebräer 5,7-9
Evangelium:
Markus 10,35-45

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 452, 1.2.5
Er weckt mich alle Morgen
Wochenlied:
EG 76
O Mensch, bewein dein Sünde groß
Predigtlied:
EG 79
Wir danken dir, Herr Jesu Christ
Schlusslied:
EG 82,1.2.4.7.8
Wenn meine Sünd mich kränken

35 Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, gingen zu Jesus und sprachen: Meister, wir wollen, dass du für uns tust, um was wir dich bitten werden. 36 Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, dass ich für euch tue? 37 Sie sprachen zu ihm: Gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit.
38 Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder beuch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde? 39 Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde; 40 zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner Linken, das steht mir nicht zu, euch zu geben, sondern das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist.
41 Und als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes. 42 Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. 43 Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; 44 und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. 45 Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.

Exegetischer Vorspann:
Die aller Wahrscheinlichkeit nach aus zwei gesonderten Erzählteilen zusammengesetzte Textstelle bei Markus hat in ihrer Verklammerung dennoch eine Aussage gemeinsam: dass unser Dienen, wenn es denn echt ist, wie von selbst seinen Lohn hat und wir Menschen diesen nicht im Voraus mitplanen können. Denn wissen wir immer, ob wir mit unserem Wissen und Fühlen auf der richtigen Seite stehen? Von daher möchte ich die Infragestellung all dessen, was wir so zu leisten vermeinen, in den Vordergrund stellen und daneben dennoch den eindeutigen Auftrag Jesu, zu dienen an den Menschen und der Welt.
Wer sich an welchem Platz im Himmel finden wird, das ist von hier aus nicht zu entscheiden und festzulegen. Vielleicht treffen wir dort die wieder, die wir dort nie vermutet hätten oder gerade nicht die, die wir dort vermutet hättet und vielleicht uns selber so, wie wir uns nie selber gesehen und vermutet hätten. Nicht uns ist es gegeben, das zu entscheiden. Aber wir haben dennoch den Auftrag zum dienenden Handeln.
Auf Ausführungen zu der Bedeutung vom Trinken des Kelches und Teilhaben an der Taufe wird in der Predigt nicht direkt eingegangen.

Liebe Gemeinde!
Dass die Jünger so mit Jesus geredet haben, freut mich. Ehrlich, eigennützig, ein wenig naiv und vor allem so menschlich sprechen sie ihn an. Und er antwortet und verweist sie nicht in klügeres Nachdenken. Diese Bitte nach den nahen Plätzen in der himmlischen Herrlichkeit mag befremdlich wirken. Vielleicht waren die beiden Jünger ganz froh und dachten, dass sie von diesen Plätzen aus auch ganz viel für die Menschen hätten tun können. Wer sich so nahe bei Jesus befindet, der kann Gutes wirken, dem Bösen entgegentreten, kann das Ruder herumreißen, wenn ein Lebensboot in den Abgrund zu treiben droht oder kann Leben am seidenen Faden stabilisieren und retten.
Vielleicht war das der Hintergrund der Bitte, die Jesus zurückweist. Ihm steht es nicht an, diese Plätze zu vergeben. Es scheint so, als müssten diese verdient werden, als wäre dafür eine Leistung besonderer Güte nötig. Ein wenig sind wir hellhörig als Christen, die wir es in unseren Gedanken all zu gern hin und her bewegen, was nun christliches Handeln wäre. Was ist richtig zu tun oder nicht zu tun als Christ? Wer vermag das schon zu sagen! Auch leitende Persönlichkeiten unserer Kirche tun sich schwer, wenn sie zu Genmanipulation oder Rüstungsfragen Stellung nehmen sollen. Nicht nur jüngst, immer gibt es sehr komplizierte Fragen und unterschiedliche Meinungen darüber auch in der Kirche.
Jesus diskutiert mit den Jüngern nicht auf dieser Ebene. Wir wissen auch nicht, warum sich die anderen Jünger aufregen. Ob sie die Bitte als fehl am Platz fanden oder die Verwicklung Jesu in so ein langes Gespräch, was ja nur die beiden betraf. Vielleicht haben sie gar nicht so moralisch gedacht wie wir. Es legt sich wohl bei den meisten Hörern nahe, so zu denken:
* eine Vorrangstellung unter Christen gibt es nicht.
* wie können Jakobus und Johannes überhaupt so denken, sind das wahre Jünger?
* Und noch dazu im Himmel den Vorrang, da sollten wir doch alle gleich sein!
Jesus bringt das Gespräch auf eine ganz andere Bahn. Er schilt die Jünger nicht, sagt nichts Abfälliges über die Bitte. Er erklärt ihnen, klärt sie auf. Er geht auf die Frage und Bitte ein.
Seine Antwort ist ganz klar: Ihr fragt den Falschen. Ich kann es nicht sagen. Mir steht es nicht zu, solche Plätze zu vergeben. Aber diese Plätze gibt es, und sie werden vergeben. Sie werden an die vergeben, für die sie bereit gemacht worden sind.
Diese Plätze sind zu vergeben. Die erhalten vielleicht diejenigen, die am wenigsten damit rechnen oder vielleicht auch die, die auf sie spekulieren. Dann werden sie vergeben, dereinst, nicht schon jetzt und im Vorhinein. Wir Menschen können auf sie zuleben und zuarbeiten.
Ist das nun ein Ansporn, und dann sind nur zwei da und alle anderen sind weniger angesehen?
Dass wir so nicht denken sollen, macht uns der zweite Teil des Textes deutlich. Denn es gilt eigentlich nicht, erster und zweiter bei Gott zu sein und sich eine Stellung bei Jesus zu erarbeiten.
Es gilt vielmehr, mit allen, denen es wichtig ist, Jesus nachzufolgen, bereit zum Dienen zu sein. Dem nachzufolgen, was Jesus vorlebt, bedeutet, so wie er von sich wegzusehen auf den anderen Menschen hin.
Vielleicht stellt sich dann so eine Bitte gar nicht mehr in unseren Köpfen. Wenn ich meinem Nächsten zur Seite sein möchte und will, dass es ihm gut geht, warum sollte dann nicht er Jesus genauso nahe sein dürfen wie ich? Wenn ich als Mensch wirklich dem anderen Menschen diene, dann denke ich auch auf den anderen Menschen hin, dann komme ich gar nicht mehr in meinen Gedanken und Gefühlen zu solchen Gedanken, dass ich herrschen oder erster sein will.
So gibt Jesus letztendlich eine inhaltliche Antwort:
Wenn ihr Menschen so lebt in meiner Nachfolge, wenn ihr so dem anderen dient, dann löst ihr euer Denken und Fühlen vom Herrschen und von den Streitigkeiten nach dem Vorrang. Und dann ist die Chance am größten, das euch diese Plätze bereitet sind.
Und sollte es in Gottes Herrlichkeit wirklich ein Sitzen zur Rechten und zur Linken geben. Ist da nicht alles in Zeit und Raum so verändert, so dass wir uns wundern werden? Wird uns da so etwas überhaupt noch wichtig erscheinen?
Nicht zu beantwortende Fragen. Jesus hat uns darauf keine Antwort gegeben. Wir finden auch heute miteinander keine Antwort darauf.
Jesu Antwort ist: Wenn das auch deine Gedanken sind: gut zu sein, besser zu sein als andere, der erste sein zu wollen... Dann gehe doch hin und tue wie ich dir sage: Diene allen! Dann ist die Chance am größten, dass du erreichst, was du ersehnst.
Jesus macht es nicht schlecht, nach guten Ergebnissen zu streben. Er wertet es nicht ab, in einem gewissen Eifer auf der Welt nach dem Gottgefälligen zu suchen. Er geht uns die Richtung vor: Im Dienen aneinander werdet ihr es erreichen. Eine Lebensaufgabe für uns, die wir Jesu nachfolgen wollen.
Denn was „DIENEN“ bedeutet, das ist wieder so ein weites Feld wie die Frage nach dem, was für Christen richtig oder falsch ist. Es ist alles in seinen Überlegungen im Werden, im Fluss. Die Überlegungen darüber gehen einen Weg. Angestrengt werden wir miteinander diskutieren und überlegen, nach Worten und Meinungen ringen. So wird es auch in uns immer wieder DIE Frage sein, ob wir es im christlichen Sinn für die anderen richtig gemacht oder entschieden oder vorbereitet oder durchgeführt oder vorüberlegt oder durchdacht haben. Nie ist es allen recht zu machen.
Das bestätigt schon ein kleines Beispiel aus unserem Alltag, wenn wir versuchen, es unterschiedlichen Menschen mit der Raumtemperatur recht zu machen. Ist es der einen gerade recht, friert oder schwitzt der oder die andere. Da zu dienen ist häufig ein aussichtsloses Unterfangen. Dennoch, wenn Menschen miteinander wohnen oder arbeiten wollen, muss eine Lösung gefunden werden. Und zumeist ist es eine ganz einfache Lösung, die sich dann wie von selbst ergibt, wenn wir Menschen uns aufeinander einstellen, uns nicht übereinander erheben, miteinander wirklich Zeit haben.
Und das andere ist: Schön wäre es freilich, Jesus würde uns im Voraus schon die Plätze sichern, wenn wir uns redlich mühen. Die beiden Jünger, Jakobus und Johannes sind schon zu verstehen, die sie doch alles aufgegeben haben und Jesus nachfolgen.
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Wir hören heute: Es ist uns der Platz in Gottes Nähe bereitet!
Geben wir also den Weg nicht auf, geben wir nicht nach in der Intensität, verlassen wir die Richtung nicht, suchen wir weiter den Weg zum Heil und lassen wir uns von Jesus leiten, der uns nicht klein macht, wenn wir eine Bitte an ihn richten, die vielleicht nicht ganz überlegt war, sondern der uns zu einem guten Verständnis verhilft.
Und freuen wir uns auf den Jubel all derer in Gottes Herrlichkeit, denen der Platz bereitet ist. Gott wird uns mit seinem Wunder der Erlösung erwarten. „Einen neuen Himmel aber und eine neue Erde, worin Gerechtigkeit wohnt, erwarten wir nach seiner Verheißung... Wachset ....in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus. Sein ist die Ehre jetzt und auf den Tag der Ewigkeit.“ Amen.
(2.Petrus 3,13.18)

Verfasser/-in: Pfrn. Johanna Bartels, Kassiecker Str. 42, 39638 Lindstedt

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