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Den Versuchungen standhalten

von Martina Gutzler (Pirmasens)

Predigtdatum : 05.03.2017
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Invokavit
Textstelle : 1. Mose 3,1-19.(20-24)
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Wochenspruch:
"Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre." (1. Johannes 3, 8 b)

Psalm: 91, 1 - 4.11 - 12


Lesungen
Reihe I: Matthäus 4, 1 - 11

Reihe II: Hebräer 4, 14 - 16

Reihe III: 1. Mose 3, 1 – 19 (20 – 24)

Reihe IV: 2. Korinther 6, 1 - 10

Reihe V: Lukas 22, 31 - 34

Reihe VI Jakobus 1, 12 - 18


Liedvorschläge
Eingangslied: EG 452, 1 - 5 Er weckt mich alle Morgen
Wochenlied: EG 365, 1 - 3 Von Gott will ich nicht lassen
Predigtlied: EG 504, 1 – 6 EG 277 Himmel, Erde, Luft und Meer oder Herr, deine Güte reicht soweit der Himmel ist
Schlusslied: EG 240, 1- 3 Du hast uns, Herr, in dir verbunden


Predigttext 1. Mose 3, 1 – 24
Der Sündenfall

„Aber die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde, die Gott der HERR gemacht hatte, und sprach zu der Frau: Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten? Da sprach die Frau zu der Schlange: Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten; aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon, rühret sie auch nicht an, dass ihr nicht sterbet!
Da sprach die Schlange zur Frau: Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist. Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte.
Und sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon und er aß. Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.
Und sie hörten Gott den HERRN, wie er im Garten ging, als der Tag kühl geworden war. Und Adam versteckte sich mit seiner Frau vor dem Angesicht Gottes des HERRN unter den Bäumen im Garten. Und Gott der HERR rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du? Und er sprach: Ich hörte dich im Garten und fürchtete mich; denn ich bin nackt, darum ver-steckte ich mich.
Und er sprach: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du nicht gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot, du solltest nicht davon essen? Da sprach Adam: Die Frau, die du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum und ich aß. Da sprach Gott der HERR zur Frau: Warum hast du das getan? Die Frau sprach: Die Schlange betrog mich, sodass ich aß.
Da sprach Gott der HERR zu der Schlange: Weil du das ge-tan hast, seist du verflucht, verstoßen aus allem Vieh und allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauche sollst du kriechen und Erde fressen dein Leben lang. Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.
Und zur Frau sprach er: Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder ge-bären. Und dein Verlangen soll nach deinem Mann sein, aber er soll dein Herr sein.
Und zum Mann sprach er: Weil du gehorcht hast der Stimme deiner Frau und gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen -, verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.
Und Adam nannte seine Frau Eva; denn sie wurde die Mut-ter aller, die da leben.
Und Gott der HERR machte Adam und seiner Frau Röcke von Fellen und zog sie ihnen an. Und Gott der HERR sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, dass er nur nicht ausstre-cke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich!
Da wies ihn Gott der HERR aus dem Garten Eden, dass er die Erde bebaute, von der er genommen war.
Und er trieb den Menschen hinaus und ließ lagern vor dem Garten Eden die Cherubim mit dem flammenden, blitzenden Schwert, zu bewachen den Weg zu dem Baum des Lebens.“

Vorwort
Eine kurze Predigt über den Sündenfall, das ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Man könnte genauso einen mehrstündigen Vortag oder eine Vorlesung dazu halten und hätte doch nur die Oberfläche gestreift. Deswegen muss sich eine Predigt zwangsläufig auf eine Deutungsschneise beschränken.
Liebe Gemeinde,

unendlich viel ist über dieses kleine Stück Bibel am Anfang des Schöpfungsbuches geschrieben und gesagt worden.

Und was ist daraus nicht alles entstanden:
• Die Lehre von der Erbsünde, dass der Mensch vom ers-ten Moment an sich nie an Gottes Gebote hielt.
• Das kirchliche Misstrauen Frauen gegenüber, weil die neugierige Eva den braven Adam mit reingezogen hat in ihren Fehltritt.
• Und die Hoffnung, dass wir Menschen durch die rechte Umkehr wieder in den Himmel und zum Baum des Lebens finden ...

Auch mich haben die Geschehnisse im Garten Eden seit Kin-derbeinen an beschäftigt, Sie, liebe Gemeinde, vielleicht auch ...

Die Neugierde von Eva und Adam konnte ich als Kind noch verstehen. Wer ist nicht schon mal an Mutters Keksdose für Weihnachten gegangen, obwohl das verboten war, um zu mindestens mal zu probieren?
Was ich als Kind nicht verstehen konnte, war das Übertreten des Verbotes, wenn das den Tod bedeuten musste.
Also ich, Sie vielleicht auch, hätte die Früchte am Baum des Lebens hängen lassen.
Nur um mal zu wissen, wie der Apfel da schmeckt, dafür hätte ich mit Gott keinen Krach anzufangen, jedenfalls nicht als Grundschulkind.

Dass der Machtkampf zwischen Gott und den Menschen dann nicht mit deren Tod, sondern nur mit dem Rauswurf aus dem gemütlichen Paradies endete, fand ich als Kind wieder sehr tröstlich. Ich hätte mich denn doch gewundert, wenn nur wegen besonderer Äpfel das erste Todesurteil unserer menschlichen Geschichte vollzogen worden wäre.
(Parkplatz für eigene Gedanken, eigene Geschichte mit dem Sün-denfall ...)
Sie merken schon, es ist eine Geschichte, die mehr Fragen aufwirft als sie beantwortet und auf einer oberflächlichen Ebene überlegt man, warum sie in der Bibel gelandet ist. Hätten denn die Verfasser des Buches Genesis diese schräge und peinliche kleine Geschichte unserer Ureltern nicht einfach weg lassen können? Was wollten sie uns damit sagen?

Je intensiver man sich aber mit dem Sündenfall beschäftigt, desto mehr wird klar, diese Geschichte beschreibt unsere menschliche Grundveranlagung, unsere menschlichen Stär-ken und Schwächen:
Unsere Neugierde und unsere Bestreben, das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen, aber auch die Gefährdung unserer Beziehungen durch Verrat und Größenwahn.

Die Neugierde
Der Ausgangspunkt für all den Schlamassel, den Eva und Adam uns eingebrockt haben, ist ja ihre Neugierde.

Die beiden, Adam, was einfach Mensch heißt und Eva, seine Frau mit dem vielsagenden Namen Leben, wollen wissen, wie alles schmeckt im Paradies, von allem probieren, alles austesten. So wie es Kinder oder Jugendliche tun ... Denn das sind sie, Kinder oder Jugendliche im Garten Eden ...

Sie wollen ihre Welt kennenlernen. Und irgendwann in ihrer Entwicklung kommt der Punkt, an dem sie auch die letzte von Gott gesetzte Grenze im Paradies überschreiten müssen. Wenn’s nicht der Apfel gewesen wäre, dann wär’s was anderes gewesen, wird man als erfahrener Vater, als er-probte Mutter sagen müssen.

Das eigene Leben selbst in die Hand nehmen
Und wie in jeder guten menschlichen Entwicklung will jede und jeder, der erwachsen wird, irgendwann über den eige-nen Tellerrand hinausschauen und legt sich damit zwangs-läufig mit den Elternfiguren an.
So auch Adam und Eva ...
Vielleicht ist es gar nicht das Verbot, dass die beiden so lockt, sondern die Folgen, die die Schlange in Aussicht stellt: Zu sein wie Gott und Erkenntnis auf einer Ebene zu gewinnen, die Gott sich selbst vorbehalten hat.

Erkenntnis gewinnen oder wie heutige Jugendliche sagen, „endlich den Durchblick haben“, darum geht es bei den Äp-feln. Und wirklich, sobald der Apfel gegessen ist, erkennen die beiden Grenzüberschreiter eine Menge:

Dass sie nackt sind, dass sie Kleidung brauchen und dass sie etwas getan haben, was schwerwiegende Folgen hat. Die Erfahrung von Scham und Schuld tritt in ihr Leben und macht sie mit einem Schlag erwachsen.

Sie sind nicht mehr Gottes Kinder, die Objekte seiner Liebe, sondern sie sind eigenständige Wesen geworden mit einem persönlichen Willen, mit dem Bewusstsein, dass da eine Tat Konsequenzen hat und dass man als Mensch nicht alles auf einmal haben kann: Einen eigenen Willen, ein eigenes Leben haben und gleichzeitig naiv im Paradies leben, das geht nicht.

Alles wird für Adam und Eva nun mit einem Schlag sehr viel komplizierter: Die Beziehung zwischen Gott und den Men-schen, die Beziehung von Adam und Eva miteinander. Adam und Eva erleben zum ersten Mal Gottes Zorn und beide er-fahren, dass es trotz aller Ausreden keine Möglichkeit gibt, die Verantwortung für die eigene Tat irgendwo hin abzuwäl-zen.

Konflikt, Schmerzen, Arbeit, kurz der Kampf ums Überleben, das wird nun das tägliche menschliche Brot werden. Das verändert auch die Beziehung der Menschen zu den Tieren, Pflanzen und der Erde, auf der sie vorher miteinander fried-lich gelebt haben.

Die Menschen werden die Tiere außerhalb des Paradieses jagen, um zu überleben, sie werden sich die Erde untertan machen und eine Welt aufbauen, in der es richtig und falsch, gut und böse gibt. Es entsteht eine Welt, in der Menschen übereinander Recht sprechen wie Gott und doch nicht ewig leben werden, sondern mit dem Tod als Ende des irdischen Lebens fertig werden müssen.
Und, auch das Folge des Erwachsenwerdens, erst außerhalb des Paradieses werden Adam und Eva miteinander Kinder haben.

Der Sündenfall zeigt, und ich sage das ganz positiv, dass es für unsere Ureltern irgendwann im Paradies zu eng wurde. So eng und unerträglich langweilig, dass es gut war, dass sie gehen mussten, um ihr eigenes Leben jenseits des Para-dieses selbst in die Hand zu nehmen.

Das ist der Preis, den wir als Kinder von Adam und Eva zu zahlen haben, dass unser Leben kompliziert und konfliktreich ist und bleiben wird, dass die einfache Harmonie mit der Natur und miteinander, die unsere Urahnen hatten, für uns, die wir denken, urteilen, entscheiden und unsere Welt immer weiter erforschen, so für immer verloren ist.

Die Sehnsucht
Die Erinnerung, die die Geschichte vom Sündenfall für uns aufbewahrt, ist die Sehnsucht nach dem Leben ohne Brü-che, ohne Schmerzen, ohne Überlebenskampf ...

Durch jedes menschliche Herz zieht immer mal wieder diese leise Wehmut nach dem verlorenen Paradies, vor allem, wenn das eigene Leben voller moderner Hektik ist und die Verbindung mit der Natur gelitten hat.

Und es ist gut, diese Sehnsucht immer wieder zu spüren, am Sonntag, an den Feiertagen, in den Ferien und sich dadurch dem Rhythmus der Schöpfung wieder anzupassen und das eigene Leben vielleicht auch wieder langsamer und genussvoller zu führen.
(Parkplatz für eigene Paradieserfahrungen und –momente ...)

Und doch, es geht kein einfacher Weg ins Paradies zurück und wir als Menschen des 21. Jahrhunderts sind sicher nicht bereit, auf all das zu verzichten, was das Leben jenseits des Paradieses positiv ausmacht:
Eigenverantwortung, Neugierde, Fortschritt in Medizin und Wissenschaft.

Die Gefährdung
Weil es keinen einfachen Weg mehr zurück in die Urzeit gibt, ist es gut, sich die Warnung, die uns die Geschichte vom Sündenfall übermittelt, vor Augen zu halten.

Unsere menschliche Neugierde, unser Forscherdrang hat uns weit gebracht:
Wir heilen Krankheiten, an denen früher Generationen ge-storben sind, wir implantieren Organe, künstliche Gelenke, produzieren genveränderte Medikamente und vieles mehr. Wir haben das menschliche Genom entschlüsselt und nie-mand weiß, was die nächsten Jahrhunderte an diesem Punkt bringen werden.

So sehr die Neugierde eine Stärke von uns Menschen ist, sie verführt auch zu Konflikten und zur Verblendung als Ge-schöpf ...
Wir Menschen sind nicht Gott, wir haben die Schlüssel des Lebens nicht in der Hand, auch wenn wir das manchmal selbstherrlich meinen und gerne unsere biologischen Le-bensgrundlagen zu verbessern suchen.

Das, was uns die Geschichte vom Sündenfall lehrt, ist:
Gerade weil wir, die Kinder von Adam und Eva, vom Baum der Erkenntnis gegessen haben, müssen wir auch die Ver-antwortung vor Gott für das tragen, was wir tun. Gentech-nik, Eingriffe in die Umwelt, unbegrenztes Reisen bei be-grenzten Energievorräten, all das liegt in unserer Verant-wortung.

Wir können zwar versuchen uns raus zureden, wie es Adam und Eva versucht haben. Aber es wird uns nicht gelingen.
Wir müssen uns der Verantwortung stellen.
(Parkplatz für eigene Beispiele und Einschätzungen)

Wenn wir uns der Verantwortung stellen, nach Gottes Wei-sungen vernünftig handeln und weise entscheiden, dann werden wir eine Zukunft haben. So wie Adam und Eva, de-ren Zukunft begann, als sie das Paradies, aber nicht Gott verließen.

Dieses Leben jenseits des Paradieses ist unser menschliches Schicksal, sagt uns die Bibel und sie sagt auch, wir hatten und haben Gottes Begleitung und Segen mit im Gepäck!

Denn trotz der Warnung vor der menschlichen Selbstherr-lichkeit ist Gott mit uns mitgegangen in unsere Welt und hat uns nicht alleingelassen.

Es war Gottes Entscheidung, unseren Willen anzuerkennen und uns das Leben in eigener Verantwortung anzuvertrauen.

Und es ist unsere Entscheidung, Gott immer wieder Raum in unserem Leben zu geben, im Gottesdienst, im Gebet, in Momenten der Besinnung.
So kann Gott das Gegenüber sein und bleiben, das wir Men-schen brauchen, damit wir uns nicht verlieren in der Welt jenseits des Paradieses.

Amen.


Verfasserin: Pfarrerin Martina Gutzler
Erlenbrunner Straße 12, 66955 Pirmasens

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